Kandelrestaurant

Sonntagmorgens unterwegs

Endlich kann ich mal wieder regelmäßig fahren, ohne ständig mit einem Auge nach oben zu schielen, ob es gleich zum Wolkenbruch kommt. Fahren, ohne wie bei einer Arktisexpedition Schicht über Schicht anzuziehen. Fahren, ohne als einziger Motorradfahrer seit Wochen angestarrt zu werden, wie eine Kuriosität. Also die perfekte Situation für einen kleinen Vormittag mit dem Motorrad im mittleren Schwarzwald.

Hinzu kommt, dass ich mir dieses Jahr auch mal vorgenommen habe, einige Passknackerpunkte anzusammeln. Und von denen gibt es ja im Schwarzwald auch nicht gerade wenige.

Passende Gelegenheiten gab es für mich allerdings bislang wenige. Wenn ich denn mal endlich einen freien Tag hatte, war das Wetter einfach nicht passend (und doch: es GIBT schlechtes Wetter, nicht nur unpassende Kleidung) oder einfach zu viel anderes zu tun, um ohne Reue dem schönsten Hobby der Welt zu fröhnen. Deswegen mein Masterplan: Den Sonntagmorgen nutzen. Gar nicht erst lange herummachen, Luxusfrühstück genießen oder große Pläne machen, sondern einfach nach dem Aufstehen auf die Maschine setzen und losfahren.

Und ich muss sagen, es klappt.

Während sich zu anderen Zeiten an den üblichen Ecken die Motorradfahrer an Wochenenden im Dutzend herumdrücken, habe ich heute Morgen die Straßen für mich alleine. Praktisch kein Verkehr, keine Lkw, Traktoren oder Luftschnapper um diese Zeit unterwegs.

Hoch in den Schwarzwald

Die Straße zum Kandel hoch ist in furchtbarem Zustand… für Unmengen an Warnschildern hat das Geld aber noch gereicht…

Zunächst geht es für mich über Freiamt hoch zum Kandel. Vor kurzem hat mir noch ein Kollege erklärt, er könne dem Kandel mit dem Motorrad überhaupt nichts abgewinnen, ich für meinen Teil bin aber immer wieder zufrieden mit der Auffahrt von Norden. Oben dann geschaut, das dortige Cafe hat leider geschlossen (irgendwie klar um diese Zeit), immerhin entschädigt die tolle Aussicht während der ersten Zigarettenpause.

Kurz angemerkt: Die Straße den Berg hoch ist eine Frechheit. Ich erwarte ja nicht unbedingt feinsten Asphalt. Aber wenn ich so eine Buckelpiste vor mir habe, die eigentlich eine touristisch durchaus nicht unbedeutende Ecke erschließt, dann kann ich nur den Kopf schütteln. Für eine ordentliche Sanierung der Fahrbahn reicht das Geld wohl nicht, dafür aber für die gefühlt hundert Schilder mit „Straßenschäden“…

Anschließend geht es für mich gleich weiter, den Kandel herunter, das Glottertal dann wieder nach St. Peter hoch, weiter durch St. Märgen, dort (beim Thurner) wechsle ich auf die B500. Und bereits hier zahlt es sich aus, dass ich möglichst früh aufgebrochen bin. Nichts los, ich kann ordentlich aufdrehen… zumindest bis ich am „Backhof Helmle“ vorbeikomme. Hotel / Restaurant und eben auch Bäckerei, direkt an der B500 gelegen. Zeit für einen Kaffee und ein Hörnchen.

Während der Frühstückspause kurz nachgedacht. Die Richtung über den Feldberg stellt sich als immer weniger attraktiv dar. Immerhin kann ich schauen, wie während der dreiviertel Stunde, die ich schon hier sitze, der Verkehr zunimmt. Da wird es um Titisee und den Feldberg hoch einfach zu voll werden. Also kurzfristig umentscheiden. Ich kehre um, fahre zunächst mal auf der B500 nach Furtwangen. Dort, ziemlich am Ortseingang, halte ich mich nach rechts in das Linachtal. Wieder ein etwas kleineres, abgelegenes Sträßchen. Wenig Verkehr, genau so wie ich es mag.

Am Ende des Linachtals nach links Richtung Vöhrenbach, dort einfach nochmals links, wieder zurück in Richtung Furtwangen. Der Ausflugsverkehr nimmt jetzt nämlich erheblich zu.

Das Linachtal ist zwar fahrerisch nicht gerade spannend, entschädigt dafür mit Ruhe und schöner Aussicht

Durch Furtwangen hindurch, über Gütenbach geht es für mich so langsam wieder in das Simonswäldertal. Kurviges Geläuf, perfekte Landschaft, passend zum Motorradfahren.

Das Tal herunter und schon hat mich die eher triste Landstraße wieder. Ich gondle, eingeklemmt zwischen zwei Wohnwagengespannen und einem Reisebus mit öder Geschwindigkeit bei zunehmendem Verkehr vor mich hin.

Immerhin hat es heute doch noch eine Handvoll Passknacker-Nachweise gegeben. Immerhin etwas.

Es muss der Sonntag sein?

An Wochenenden durch den Schwarzwald zu fahren ist für mich eine zweischneidige Sache. Klar, der ganze Lkw-Verkehr fällt weg. Andererseits nimmt der Ausflugsverkehr in erschreckendem Maße zu.

backhof helmle

Der Backhof Helmle an der B500 ist der eigentliche Star der Sonntagmorgenrunde

Am heutigen Sonntag bin ich gegen 08.00 Uhr aus dem Haus. Die ersten anderthalb Stunden hatte ich dann die einschlägigen Motorradstrecken tatsächlich nahezu für mich alleine. Und das war auch gut so. Nach meiner Frühstückspause im Backhof Helmle (zu empfehlen!) hat allerdings der Touristenverkehr auf den größeren Routen doch soweit zugenommen, dass es einfach keinen Spaß mehr macht. Gefühlt lauert hinter jeden Kurve ein Wohnwagengespann, welches dann mit 30 km/h den Berg hoch keucht, ein Überholmanöver ist immer genau dann natürlich unmöglich. Das nimmt schon ein wenig den Schwung.

Für die nächste sonntägliche Ausfahrt mit dem Motorrad habe ich mir auf jeden Fall vorgenommen, noch früher aufzubrechen. Oder eben gleich unter der Woche zu fahren…