Wo ist der Sommer hin?
Die letzten Tage musste ich nochmal mit dem Motorrad raus. Eigentlich ungeplant, vor allem, da trotz langer zu fahrender Strecke kein Auto zur Verfügung stand. Ist aber normalerweise kein Problem, ich fahre ja ganz gerne mit dem Motorrad. Nur war das dann doch ekliger, als erwartet.
Irgendwie, als ich gerade nicht hingeschaut habe, war wohl Sommer. Und das, ohne, dass ich ihn bemerkt habe. Und nun ist der Sommer auf einmal vorbei.
Ich habe dies ganz deutlich bemerkt, als ich im dunkeln unterwegs war, begleitet von einem Wechsel von Nieselregen und Nebelbänken, als die Temperatur mal auf unter 5° C gefallen ist und ich ganz allgemein den Glauben verloren habe. Daher denke ich, dass jetzt der richtige Zeitpunkt ist, ein paar Gedanken zum Thema Motorradfahren im Herbst loszuwerden.
Die vier Probleme
Es ist kalt auf dem Motorrad
Klar geht jeder Sommer irgenwann einmal vorbei, auch die schöne Motorradsaison. Und der Herbst als Ende der „normalen“ Motorradsaison zeichnet sich dadurch aus, dass es eben doch recht schattig wird auf der Maschine. Und unterschätze es nicht. Lockere 10°-15°C sind vielleicht noch durchaus kein Problem, wenn du eine kleine Runde auf deiner Hausstrecke unterwegs bist. Wenn du aber längere Zeit auf deinem Motorrad sitzt, eine größere Tour fährst, dann ziehen dir diese eigentlich nicht besonders kalten Temperaturen die Energie aus. Du wirst unkonzentriert, verkrampfst, das Fahren wird anstatt locker von der Hand zu gehen, immer mühsamer und anstrengend.
Du merkst es: Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, wieder nach dem Innenfutter deiner Motorradjacke zu schauen. Ein innenfutter schadet nicht und hält dich auch bei kühlem Wetter warm. Vergiss auch nicht, gleich deine Sommerhandschuhe gegen das passende Wintermodell auszutauschen. Falls du eher der Lederkombi-Typ bist, wäre jetzt der richtige Zeitpunkt, eine Thermohose anzuschaffen. Auf jeden Fall irgendeine Schicht, um den kalten Wind und damit das Auskühlen zu verhindern.
Für „obenrum“ bin ich zwar durchaus ein Freund von Textiljacken, kann aber verstehen, wenn du bei deinem Lederkombi bleiben möchtest. Daher würde ich dir dringend empfehlen, irgendeine Art wasserdichte Jacke (Baubedarf) anzuschaffen. Macht die Fahrerei wesentlich angenehmer.
Falls du nur Sommerhandschuhe besitzt und keine für den Winter anschaffen möchtest, dann steck dir zumindest ein paar Unterziehhandschuhe ein. Die geben dir ein paar Grad „Reserve“ und du hast dann die schlimmsten Eiszapfen an den Fingern verhindert. Die Luxuslösung für dieses Problem ist übrigens ein Satz Heizgriffe. Die ersetzen ein Paar Winterhandschuhe zwar nicht vollständig, machen aber doch einiges wett.
Du kannst es ganz einfach zusammenfassen: Zieh dich warm genug an. Klar, du kannst alles mögliche (auch tiefe Temperaturen) aushalten, jedoch sollte es beim Motorradfahren nicht um die Leidensfähigkeit, sondern um den Spaß am Fahren gehen.
Es ist nass auf dem Motorrad
Herbst bedeutet Nebel und Regen. Nun ist Regen ja eigentlich nichts schlechtes, sorgt er doch immerhin dafür, dass wir in einer herrlich grünen Landschaft leben.
Aber auf dem Motorrad ist das eine zwiespältige Sache. Regen macht mir hier keinen Spass. Und ich wette, dir auch nicht.
Daher solltest du mal deine Motorradbekleidung auf Wasserdichtigkeit prüfen. Lederbekleidung nochmals zusätzlich einfetten, damit sich die Sachen nicht vollsaugen, Textilbekleidung musst du… na ja, die ist halt dicht oder auch nicht.
Trotzdem kannst du hier ein wenig nachhelfen. Fährst du ein wenig öfter als einmal pro Woche, kannst du deine Textilbekleidung vioelleicht nicht ordentlich trocknen. Und nass wird sie werden. Es mag sein, dass der Regenschauer zwar nicht im Moment durch deine Motorradjacke durchgeht, am nächsten Tag ist aber dein kompletter Satz Motorradbekleidung klamm und unangenehm anzuziehen. Dies liegt mitunter auch daran, dass sich die Oberfläche deiner Motorradbekleidung trotz Membran und Funktionstextilien mit Wasser vollsaugt. Dagegen kann ein Imprägnierspry helfen. Dadurch perlt der Regen dann eher ab, als in den Oberstoff einzuziehen.
Du siehst nichts
Als ich gestern nach Hause gefahren bin, war ich auf einer kleinen Landstraße hinter einem Lkw unterwegs. Und der hat vor mir ordentlich Wasser aufgewirbelt. War nicht schön. Insbesondere deshalb, weil von der Straße eben nicht nur Wasser, sondern eine ekelhafte braune Brühe aufgewirbelt wurde, die sich wie ein ekliger undurchsichtiger Film über meine Maschine, über mich und auch über mein Helmvisier gelegt hat. Dazu kam dann noch, dass ich die tiefstehende Sonne halbschräg vor mir hatte: kurzum, ich habe schlichtweg nichts mehr gesehen.
Und nichts zu sehen ist eines der Hauptprobleme im Herbst. Die Sonne steht tiefer, scheint dir (gefühlt) eigentlich ständig ins Gesicht. Straßendreck wird aufgewirbelt und legt sich über dein Helmvisier. Und wenn gerade keine Sonne in dein Gesicht scheint, ist es dunkel und neblig.
Alles in allem kannst du also nicht so besonders gut sehen und, was noch dazu kommt, du wirst auch nicht so gut gesehen.
Um selbst besser sehen zu können, putz auf jeden Fall mal dein Helmvisier ordentlich. Du wirst bemerken, die Welt sieht ganz anders aus, wenn mal der monatealte Straßendreck weggewischt ist. Und wenn du sowieso gerade bei deinem Helmvisier beschäftigt bist, schau mal, ob es insgesamt noch etwas taugt. Die werden ja mit den Jahren nicht besser. Und wenn du im Dunkel durch dein total zerkratztes Helmvisier nur noch Schlieren erkennen kannst, ist es vielleicht Zeit für einen Austausch.
Und wenn du sowieso gerade deine Sicht verbessern möchtest, check doch einfach mal deine Beleuchtung am Motorrad. Gehen alle Lampen noch? Ist vielleicht der Scheinwerfer noch verschmutzt? Sauber wischen kann auch hier Wunder wirken.
Mist auf der Straße
Die Straßenverhältnisse sind im Herbst nicht optimal. Je nach Wetterlage ein ständiger Wechsel zwischen nasser und trockener Fahrbahn? Ja, das kann ich durchaus noch für in Ordnung befinden. Aber dann noch das nasse Laub? Das geht gar nicht. Und doch musst du damit rechnen.
Hast du schon mal probiert auf einer geschlossenen fechten Laubdecke zu bremsen? Solltest du mal (vorsichtig) ausprobieren. Die ganze Sache fühlt sich an, als wärst du auf einer Schicht Schmierseife unterwegs. Du wirst Probleme haben, deine Maschine ordentlich und „normal“ zum Stehen zu bekommen, wenn du auf deiner Lieblingsstrecke auf einmal mitten in der Kurve Unmengen an feuchtem Laub auf der Straße liegen hast. Plane hier also entsprechend vor.
Und was liegt sonst noch auf der Straße? Genau. Der natürliche Freßfeind des Motorradfahrers ist der Landwirt. Und die haben jetzt die ganze Zeit gewartet und uns in Sicherheit gewiegt. Und jetzt, gegen Ende der Motorradsaison kommen sie alle raus. Wenn die sonstigen Verhältnisse sowieso schon schlecht sind, biegen sie mit ihren Treckern von den Feldern auf die Straße ab. und dann hast du so ein Geschoss vor dir, mit verdreckten und teilweise beschädigten Beleuchtungseinrichtungen bei schlechter SIcht? Aber egal, du kannst ja ihre Hinterlassenschaften schon von größerer Entfernung auf der Straße ausmachen. Aus dem Bauch heraus würde ich jetzt behaupten, dass jeder Landwirt verpflichtet ist, möglichst viel von seinem Acker auf den Straßen zu verteilen. Und sie bemühen sich wirklich.
Pass also auf, wenn du durch ländliche Regionen brummelst, immer wieder wirst du halbe Felder auf der Straße finden, die von irgendwelchen Landmaschinen zurückgelassen wurden.
Fazit zum Motorradfahren im Herbst
Es geht. Es geht sogar sehr gut. Nur solltest du dich warm anziehen, auf Regen vorbereitet sein und vielleicht mal deine Maschine kurz durchchecken.
Und mein ganz persönlicher Ratschlag:
Tour beenden, bevor es finsterste Nacht wird und damit kalt und neblig.
Viel Spaß bei der nächsten Motorradtour in den Herbst.