Tag 7, 1870 km (immer noch)

kueste

Der freie Tag eignet sich hervorragend, ein wenig die Küste in der Nähe zu erkunden

Genug herumgefahren. Junior gefällt es auf dem Campingplatz, ich persönlich finde es hier auch nicht schlecht. Daher beschließen wir, mal einen Ruhetag einzulegen. Wir wollen nichts besichtigen, nichts erledigen, keine Touristenziele abklappern, einfach nur fauenzen.

Dies gelingt uns. Junior verschwindet die meiste Zeit, um am Strand herumzuwuseln oder mit anderen Kindern auf dem Campingplatz herum zu streunen. Mir passt das. Neben dem herumgammeln am Strand kann ich mich nur noch zum brutzeln in der Sonne aufraffen. Ich bin zufrieden…

Tag 8, 2151 km

Der Tag Rast hat uns beiden gut getan. Wir sind tiefenentspannt und begierig weiter zu kommen. Unsere (im Hotel) gewaschenen Klamotten sind getrocknet und wieder ordentlich verpackt, Vorräte haben wir auch gebunkert.

Zeit, wieder mal die Seite der Insel zu wechseln. Immerhin ist bald der Rückweg nach Hause eingeplant. Passt daher ganz gut.

Wir machen uns also wieder auf den Weg quer durch die Insel. Und ich muss feststellen, auch diesmal komme ich durch Gegenden, die ich bislang noch nicht besucht habe. Ist irgendwie komisch, ich fahre jetzt seit einer Woche kreuz und quer durch die Insel (und Sardinien ist ja jetzt wirklich nicht so gewaltig groß) und nutze jedes Mal neue tolle Motorradstrecken. Einfach Klasse.

Auch heute wieder stelle ich fest, dass im Inneren Sardiniens schon sehr extreme Temperaturen herrschen. Lockere 36° sind erreicht, als wir endlich mal ein Stückchen echten Wald entdecken. Korkeichen überall um uns herum, sieht auf jeden Fall sehr surrealistisch aus. Ein Korkeichenwald, die Straße die hindurch führt, trotzdem kein richtiger Schatten und eine Affenhitze. Wir schauen uns bei der ersten Rast ein wenig um und sind beide der Meinung, dass es vielleicht schön wäre, hier ein wenig herum zu wandern, aber eben halt nicht bei dieser Affenhitze.

Am Nachmittag endlich kommen wir wieder runter in Richtung Ostküste. Hier sind die Temperaturen wieder bei bescheidenen 30°. Also wirklich angenehm. Zeit, mal wieder mit der Landkarte zu hantieren. Junior will wieder an einen Badestrand. Vergessen alle Pläne, ein wenig Kultur mitzunehmen und irgend etwas zu besichtigen.

Mir solls recht sein. Ich bin zufrieden, wenn ich einfach irgendwo unser Zelt aufschlagen kann.

Wir einigen uns schließlich auf die Ortschaft „Sinsacola“, genauer gesagt an den Ortsteil Santa Lucia. Hier gibt es gleich zwei Campingplätze. Nachdem wir beide angefahren haben, entscheidet Junior sich (uns) für „Camping Selema“.

Turm bei SInsacola

DIe Ortschaft Santa Lucia nahe Sinsacole hat einen netten kleinen Turm als Wahrzeichen

Interessanter Platz. Strandzugang und Pool, stark besucht. Der Kleine ist innerhalb weniger Minuten nach Aufbau des Zelts in Richtung Pool verschwunden, ich schaue mir den eher übersichtlichen Laden an und gönne mir anschließend noch ein kühles Pils.

Ich stelle jedoch fest, dass der Campingplatz ein absolutes Alleinstellungsmerkmal besitzt. Das erste Mal, seit ich auf Sardinien angelangt bin, stoße ich auf gratis WLAN. Tatsächlich ist das hier wohl nicht so verbreitet. Ich bin recht entsetzt, als ich meine Emails abrufe (Ordner ist voll), meine WhatsApp dauernd tickern und schließlich auch mal die Urlaubsfotos vom Handy in die Cloud geladen werden und sich alle umstehenden darüber wundern, dass die Internetgeschwindigkeit total wegsackt. Ich halte wohlweislich die Klappe…

Immerhin nutze ich noch den Abend, um ein wenig die Ortschaft Santa Lucia zu erkunden. Wirklich sehr klein. Zwar kilometerweise Strand, aber nur zwanzig Häuser oder so. Und die Hälfte davon Bars oder Touristenkiosks. Und ein historischer Turm (mit grandioser Aussicht).

Den Abend beschließen wir nach einem leckeren Menü (Wildschweinwurst, eine heimische Spezialität), recht früh, Junior im Schlafsack, ich noch an der (recht günstigen) Bar des Campingplatzes.

Tag 9, 2265 km

Unser letzter Tag auf Sardinien bricht heran. Ja. Der Urlaub neigt sich dem Ende zu. Daher lassen wir es heute auch recht gemütlich angehen. Nur wenig Programm noch am heutigen Tag.

Wir sind ja immer noch (oder schon wieder) auf der Suche nach einem Postamt, haben noch eine Hand voll Postkarten für zu Hause im Tankrucksack. Es passt daher, dass wir schließlich nach Olbia aufbrechen. Irgendwo in dieser Stadt sollte es ja eine Post geben.

Wir wühlen uns also durch die Innenstadt, fragen uns durch und stehen schließlich vor der hiesigen Hauptpost. Einen Briefmarkenautomaten gibt es nicht, also müssen wir rein. Junior wartet derweil kurz beim Motorrad.

Und dann muss ich staunen. Der Zugang zur Post geht nur durch eine Art Schleuse (komisch). Anstellen an einen der zehn besetzten Schalter ist nicht, um meine Briefmarken zu kaufen, muss ich eine Nummer ziehen… und warten. Und noch mehr warten… Und zuschauen, wie die Mitarbeiter ein Schwätzchen halten und ganz allgemein die Ruhe weghaben. Die haben ja Zeit. Dazu muss ich noch sagen, dass in der Post ja eigentlich nicht sooo viel los ist. Aber irgendwann komme ich auch dran. Und bekomme auch meine Briefmarken. Und bin wieder erstaunt. Ja Briefmarken bekomme ich hier, aber die Postkarten kann ich hier nicht aufgeben. Entweder an dem anderen Schalter (!) oder an einem öffentlichen Briefkasten. Ich flüchte umgehend.

Nachdem ich meinem Sohn wieder ein wenig gut zugeredet habe (er musste doch recht lange warten), beschließen wir, unser letztes Ausflugsziel der Insel zu besuchen. Das archäologische Museum in Olbia. Noch etwas für die Kultur tun.

Also noch kurz durch den innerstädtischen Verkehr gewühlt und zum Museum. Wo wir dann auch prompt feststellen, dass auch dieses über die Mittagszeit zu hat. Bis 17.00 Uhr geht hier gar nichts.

Kriegsrat halten: Laut Reiseführer (habe ich erst jetzt herausgezogen) kann man zwar doch einige Sehenswürdigkeiten besichtigen, die haben aber alle zu über den Nachmittag. Um fünf geht es erst weiter.

Und wieder mal eine Lektion gelernt. Alles hat dicht am Mittag.

Wir suchen uns also in Hafennähe eine kleine Bar und gönnen uns Sncks und kühle Getränke. Immerhin kommt am Abend unsere Fähre. Daher brechen wir bald auf und bewegen uns in Richtung Hafen. Wir haben ja eh kein Programm mehr.

Und ich stelle fest: der Hafen von Olbia ist auf jeden Fall wesentlich übersichtlicher als in Genua. Passt für uns. Und auch das Hafengebäude mit den ganzen Schaltern bietet noch etwas, was wir inzwischen schmerzlich missen. Eine Klimaanlage und ein kleines Snack-Restaurant.

parkplatz faehre

Parkplatz vor der Fähre: nur eine Handvoll Autos aber Unmengen von Motorrädern. Wo waren die alle in der letzten Woche?

Und während wir noch warten, füllt sich die ecke mit Motorradfahrern. Unmengen von Motorradfahrern. Wo die alle während unseres Urlaubs abgeblieben sind?

Recht pünktlich können wir auf unsere Fähre rollen, diesmal sind wir auf das Verzurren der Maschine vorbereitet, unser Handgepäck für oben bereits vorgerichtet.

Ich merke auch, dass Junior hier keine Berührungsängste mehr hat. Sobald wir in der Lounge einen Platz ergattert haben, macht er sich auf die Suche nach… ja was eigentlich? Auf jeden Fall ist er unterwegs und macht Dinge, die eben Kinder so machen.

Zum Abendessen halten wir uns diesmal fern vom Self-Service-Restaurant und versuchen uns an der bordeigenen Pizzaria. Schmackhaft. Und da ein langer Heimweg vor uns liegt, schleichen wir uns recht schnell in Richtung Schlafsessel davon.

Tag 10, 2820 km

Nach einer recht geruhsamen Nacht und einem kleinen Frühstück gelangt unsere Fähre gegen 09.00 Uhr nach Genua. Superschnell geht auch das Auschecken vonstatten, alles läuft wie geschmiert.

Bis zu dem Punkt, wo wir dann aus der Fähre raus sind. Hier stauen sich die Fahrzeuge. Der Grund ist auch schnell gefunden. Eine zweite Fähre ist kurz vor uns angekommen, die Fahrzeuge von hier werden als erstes abgefertigt, wir kommen schlichtweg nicht vom Parkplatz herunter. Einfach zu voll und zu dicht. Die Sache mit dem Durchschlängeln geht auch nur begrenzt, mein Motorrad ist, voll bekoffert, etwas zu breit. Also warten. Und warten… 30° bei angenehmem Sonnenschein, dabei 40 Minuten stehen.

Endlich geht es heraus aus dem Hafengebiet und der Weg bis zur Autobahn ist auch schnell gefunden. Die Autobahn Genua heraus ist übrigens, ganz pauschal gesagt, eigentlich eine ganz nette Motorradstrecke. Hier freie Fahrt mit einem ordentlich motorisierten Motorrad, wäre auf jeden Fall mal einen Versuch wert. Würde bestimmt Laune machen.

Aber es kommt doch anders. Von Genua aus in Richtung Norden muss ich drei verschiedene Mautstationen passieren. Und an jeder einzelnen erwartet mich ein ellenlanger Stau. Selbst, als ich soweit als möglich mit dem Motorrad durch wusele, komme ich auf etwa 20 Minuten Wartezeit vor jeder einzelnen Mautstelle. Und dabei bin ich außerhalb von Berufsverkehr und Urlaubsende unterwegs. Ist wohl normal hier. Und extrem lästig. Einfach zu warm für Staus.

Aber endlich ist die schweizer Grenze in Sicht. Keine Mautstellen mehr. Nochmal durch den Stau wühlen, dann bin ich auf der eidgenössischen Seite, und auf einmal herrscht freie Fahrt. Was eine Autobahn ohne Mautstationen alles ausmacht…

Wir rollen locker bis zu den Alpen. Und stehen dann auf einmal vor dem Gotthardtunnel. Es ist ja das erste Mal, dass ich unter dem Berg durchfahren möchte. Und bin doch erstaunt. Natürlich (wie sollte es anders sein) ein kleiner Stau. Das liegt daran, dass nur eine begrenzte Anzahl von Fahrzeugen in den Tunnel einfahren darf. Wusste ich bislang auch nicht. Da die Autobahn hier etwas breiter ist, kann ich ganz bequem bis nach vorne durchbrummeln. Passt.

Und als ich dann schließlich bei grüner Ampel in den Tunnel einfahre, erlebe ich eine Überraschung. Während auf Sardinien im Inselinneren doch recht knackige Temperaturen herrschten, die auch locker mal 36°C erreichten, habe ich mir eigentlich vorgestellt, in einem Tunnel unterhalb der Alpen wäre es angenehm kühl. Stattdessen erleben wir hier den Temperaturrekord unseres Urlaubs. Mitten im Tunnel misst der Bordcomputer meiner BMW 38,5°C, da ist es draußen mit lockeren 30°C dann vergleichsweise doch recht kühl, oder?

Wir rollen weiter durch die Schweiz, freuen uns über gutes Vorankommen und stoßen gegen halb sechs endlich wieder auf die deutsche Grenze bei Weil am Rhein. Junior ist auch gleich der Meinung, wir müssten (anstatt die letzte dreiviertel Stunde noch nach Hause zu fahren) noch kurz beim hiesigen Burgerking einkehren. Gesagt, getan.

Grenzschild

Endlich wieder heimischen Boden unter den Füßen

Nach Ende unseres Fastfood-Mahls treten wir gestärkt unseren restlichen Heimweg an. Gegen 19.30 Uhr haben wir es endlich nach Hause geschafft und können nur noch verschwitzt unter die Dusche kriechen, platt nach knapp 3000 km auf Sardinien.

Fazit zum Motorradurlaub Sardinien

Wir waren eine gute Woche unterwegs, kreuz und quer durch Sardinien. Und auch wenn ich auf der Fähre jeweils recht viele Motorradfahrer gesehen habe, auf der Insel war es mit dem Motorradverkehr doch recht übersichtlich.

Wir haben im Voraus einige Pläne gemacht, manche konnten wir sogar tatsächlich umsetzen. Womit ich nicht gerechnet habe war, dass die gesamte Insel am Nachmittag quasi geschlossen hat. Überhaupt ist Sardinien (zumindest an den Küsten) touristisch erheblich erschlossen. Im Hinterland dagegen suchst du dir den Wolf, wenn du irgendwo einen Campingplatz möchtest.

Alles in Allem war es schöner Urlaub, ich würde jedem Motorradfahrer empfehlen, den Urlaub mal in Sardinien zu verbringen.