Taugt der Benzinkocher Juwel im Motorradurlaub?

Vorüberlegungen zur Kocherwahl

Nachdem ich, wie wahrscheinlich die meisten Campinganfänger, die ersten paar Motorradtrips mit einem Gasköcherlein bestritten habe (welcher mir dann irgendwie nicht mehr gefiel), galt es irgendwann, etwas neues auszuprobieren. Also habe ich mir über eine Neuanschaffung Gedanken gemacht.

Mir kam gleich eine Idee. Campingkocher gibt es auch mit der Benzin als Brennstoff. Und da ich als Motorradfahrer sowieso einen Tank voller Benzin dabei habe, läge doch nichts näher, als sowohl Motorrad als auch Kocher mit dem gleichen Brennstoff zu betreiben. So dachte ich, naiv wie ich war.

Das Funktionsprinzip

Also einen Benzinkocher anschaffen. Das war grundsätzlich einmal der Masterplan. Nur welchen Benzinkocher. Da muss man ein paar Überlegungen anstellen zum grundsätzlichen Funktionsprinzip von Benzinkochern. Ich habe mir da dann auch gleich einige Modelle im Fachhandel angeschaut.

Ein Benzinkocher enthält entweder direkt oder in einer externen Flasche Benzin (ist logisch, oder?). Damit das Benzin aber, wie man es auch vom Gaskocher kennt, einigermaßen rußfrei und mit ein wenig Druck verbrennt, muss das alles unter Druck gesetzt und verdampft werden, bevor man ordentlich kochen kann.

Um das Benzin unter Druck zu setzen, sind zwei grundsätzlich verschiedene Herangehensweisen möglich. Die eine Hälfte der Modelle auf dem Markt nutzt einfach eine kleine Pumpe. Dadurch wird das Benzin im Tank durch mehrmaliges Pumpen unter Druck gesetzt, kann dann ausströmen und angezündet werden. Dann brennt das.

Die andere Hälfte der Benzinkocher funktioniert beim Anmachen ein wenig anders. Man macht sich einen kleinen physikalischen Trick zunutze. Benzin vergast und breitet sich aus, wenn es erwärmt wird. Hat man nun einen Kocher, wie später meinen „Juwel“ gibt es doch nichts einfacheres (sollte man meinen), als den Tank etwas zu erwärmen, dann entsteht im Tank Benzindampf, welcher auch gleich noch unter Druck steht. Dreht man nun das Rädchen auf, strömt dieser Benzindampf aus und kann wie bei einem Gaskocher angezündet werden, wo er mit blauer Flamme brennt.

Und wie erwärmt man nun den Tank? Ganz einfach, je nach Modell wird ein wenig Benzin oder, für die, die es bequemer haben wollen ein halber Würfel Esbit in einer Mulde an der Oberseite des Kochers angezündet. Dadurch erwärmt sich der Tank.

Das richtige Kochermodell für mich

Ich mag es einfach, günstig und robust. Das bedeutet, möglichst wenig bewegliche Teile. Auf eine Pumpe, die man im Bedarfsfall in tausend kleine Einzelteile, Dichtringe und Plastikteilchen zerlegen muss, wollte ich lieber verzichten.

Also blieb nur ein Modell ohne Pumpe. Neben einigen dubiosen Fernostmodellen blieb als einzige Version noch der Benzinkocher Juwel. Das Modell wurde nahezu baugleich auch in der DDR damals verkauft. Spricht für sich.

Vorteile des „Juwel“

Der Kocher funktioniert. Immer. Er tut die klaglos, auch unter widrigsten Bedingungen. Der Kocher machte niemals irgendwelche Anstalten zu versagen und zeigte sich bei allen Motorradtouren zuverlässig. Zudem hatte er natürlich alle Vorteile, die jeder Benzinkocher mitbringt:

Hohe Wärmeleistung, geringe „Heizkosten“, Benzin ist überall verfügbar, und wenn doch nicht, zieht man einfach den Schlauch vom Benzintank seines Motorrads ab. Außerdem ist der Kocher recht günstig. Kaputt gehen kann an dem Benzinkocher auch nichts, deshalb dachte ich, er wäre der perfekte Begleiter für mich bei Motorradreisen. Und so habe ich dann zugeschlagen und einen gekauft.

Nachteile des „Juwel“

Natürlich hat das Gerät auch einige Nachteile. Zunächst einmal hat er die gleichen Probleme, wie jeder Benzinkocher. Eine Nutzung im Innenraum ist strikt verboten. Neben den „Abgasen“ (man kennt es ja vom Auto) haben Benzinkocher, insbesondere der „Juwel“ noch ein anderes Problem. Beim Anmachen, selbst wenn man eigentlich alles richtig zu machen glaubt, kann es durchaus passieren, dass man in eine Stichflamme blickt. Und wir reden hier von einer ordentlichen Stichflamme. Augenbrauen sind weg, eine Zeltplane (Tarp) über dem Kocher fängt Feuer, solche Sachen halt. Das passiert über kurz oder lang.

Ein weiterer Nachteil des Juwel-Benzinkochers ist seine Geräuschentwicklung. Je nach Tagesform des Kochers weckt man damit den halben Zeltplatz auf. Gefühlt macht das Teil so viel Krach wie mein Motorrad mit durchgerostetem Auspuff.

Und dann noch die Standfestigkeit. Irgendwie fehlen dem Teil ordentliche Füße. Immer muss man darauf achten, ob man beim Rühren im Topf gleich den ganzen Kocher umreißt.

Der fehlende Windschutz, den andere schon bemängelt haben, ist für mich eher kein Problem. Dann sucht man sich einfach ein etwas windgeschütztes Fleckchen, dann passt das. Auch das vergleichsweise hohe Gewicht stört einen als Motorradfahrer nicht. Immerhin schleppt ja die Maschine alles. Und ob die ein Pfund mehr oder weniger bewegt, ist mir letztendlich wurscht.

Und wie war das mit dem Brennstoff?

Ja, da war doch was. Man betreibt einen Benzinkocher am besten mit Waschbenzin (Feuerzeugbenzin). Der Kocher funktioniert jedoch grundsätzlich auch mit Normal bleifrei. Das geht definitiv, ich habs getestet. Aber er stinkt dann noch mehr und rußt einem die Töpfe voll. Ich habe das dann nach einer Tankfüllung wieder gelassen, war mir zu blöd.

Fazit

Taugt der Benzinkocher Juwel nun für Motorradfahrer? Eindeutig ja. Ich habe ihn lange Zeit in Gebrauch gehabt und es nicht bereut. Aber irgendwann bin ich dann auf einen Spirituskocher umgestiegen. Dies nur aus einem Grund: es war bequemer. Benzinkocher sind sehr unbequem zu benutzen. Wem das nichts ausmacht, dem kann ich den Benzinkocher Juwel uneingeschränkt empfehlen.