Hauptuntersuchung: Mein Leben mit TÜV

Mit meinem Motorrad ist es immer dasselbe

Ein jeder Motorradfahrer kennt das: Alle zwei Jahre fährt man beim TÜV vor, um sich die begehrte Plakette zu holen. Der Termin kommt immer urplötzlich und unerwartet, eine Vorplanung ist eigentlich nicht möglich. Zumindest gefühlt. Da kann noch so oft ein Brief der Werkstatt des Vertrauen eintrudeln („Wir erinnern daran…“) oder ein Blick auf das Nummernschild gehen, man ist einfach immer wieder überrascht, wie schnell die zwei Jahre um sind. Ist jedenfalls bei mir so.

Und wie lief das heute bei mir ab? Eigentlich so wie immer. Als erstes kommt der gute Vorsatz, heute endlich mal diesen lästigen Termin wahrzunehmen. Dann stellt man sich die Frage: Bei der nächsten Inspektion / Reifenwechsel / Werkstattbesuch? Oder lieber gleich und persönlich bei einer Niederlassung in der Nähe? Beim TÜV oder DEKRA oder wo auch immer?

Die BMW wird gereinigt

Als erstes wird die Maschine mal abgedampfstrahlt

Ich habe mir heute ein Herz gefasst und bin direkt zu meiner hiesigen TÜV-Prüfstelle gefahren. Vorher noch kurz die Maschine mit Dampfstrahler gereinigt (jaja, eigentlich ist die beste Reinigung immer noch die mit dem Schwamm von Hand), man möchte ja einen guten Eindruck hinterlassen.

TÜV-Prüfstelle Emmendingen

Die TÜV-Prüfstelle ist gähnend leer

Danach gleich vorgefahren zur Prüfstelle. Dort der erste Augenöffner: keine Schlange von genervten Autofahrern, keine Wartezeiten, dafür ein freundlicher Empfang, eine Kaffeemaschine im Aufenthaltsraum und der Hinweis, ich könne gleich loslegen.

Sieht man selten, obwohl ich schon Geschichten darüber gehört habe (und für Legenden ohne Realitätsbezug gehalten habe). „Mein“ TÜV-Prüfer ist auch recht freundlich und scheint etwas von der Materie zu verstehen. Er schnappt sich die Maschine, dreht zwei Runden um das Gebäude und beginnt dann gleich mit dem Bremstest. Bremst nicht mal ins ABS hinein. Die BMW wird geschont.

Anschließend geht’s ans eingemachte. Nach nicht einmal einer Minute ist der Abgastest zufriedenstellend beendet (O-Ton: „da kommt ja fast frische Gebirgsluft raus“), dann nimmt er sich die restliche Technik vor.

Wo denn meine Reifenfreigabe ist? Na ja, ich fahre jetzt schon seit einiger Zeit die Heidenau-Reifen (siehe HIER), der Zettel mit der Reifenfreigabe, den ich mir vor gefühlten hundert Jahren ausgedruckt habe, existiert höchstens noch als Pappmachee. Macht nix, er glaubt es mir auch so. Dann wird er stutzig. Die Reifen (M+S) haben die Kennung „T“, sind also bis 190 km/h zugelassen, mein Motorrad hat aber eine bauartbedingte Höchstgeschwindigkeit von 204 km/h. Er stellt sofort fest, dass da ein Aufkleber hin muss. Dass ich bis auf ein einziges Mal, nachdem ich damals die Maschine gekauft habe, diese Geschwindigkeit noch nie ausgetestet habe, ist wurscht. Auch den fehlenden Aufkleber hat noch nie jemand bemängelt. Er nimmt sich sofort meines Problems an und pappt mir einen 160-km/h-Aufkleber auf die Maschine, die anderen Kleber sind leider aus. Inzwischen ist sein (zur Zeit auch unbeschäftigter) Kollege aufgetaucht, mit einem Lächeln im Gesicht fragt sich dieser, wie lange der Aufkleber wohl halten wird, bis er „verschwindet“.

Dann wird weiter geprüft. Der Sitz und die Spannung der Kette wird gecheckt, ich werde gleich darauf hingewiesen, da ein wenig nachzuspannen. Kann ich nicht tun (hab ich doch letzte Woche erledigt), außerdem passt die Kette. Man prüft Sitz und Kettenspannung am Motorrad nicht, solange es auf dem Hauptständer steht.

Anschließend wird das Lenkkopflager geprüft. Hier stellt mein TÜV-Prüfer ein leichtes Einrasten fest. Es sei noch nicht problematisch, allerdings müsse ich mir innerhalb der nächsten 5000-10000 km mal darüber Gedanken machen. Er erklärt mir auch gleich, warum, wieso, wie das Lenkkopflager zu prüfen ist und was für Probleme auftreten können. Nicht schlecht.

TÜV-Plakette, neuer Termin 07/2016

Vollbracht. Die neue TÜV-Plakette prangt auf der BMW

Schließlich sind meine inzwischen zwei TÜV-Prüfer zufrieden und mein Motorrad erhält eine niegelnagelneue Plakette, die nächste Hauptuntersuchung ist erst wieder im Juli 2018 fällig. Und auch dort wird der Termin mit Sicherheit wieder urplötzlich und völlig überraschend kommen. Bei der Verabschiedung wird mir nochmals nahe gelegt, die Maschine nicht schneller als 190 km/h zu fahren, wegen meiner Reifen. Auch wenn ich noch so sehr versichere, dass ich solche Geschwindigkeiten sowieso nie fahre. Mir glaubt wohl keiner.

Kosten für die Hauptuntersuchung am Motorrad: 64,90 €. Wozu für Motorräder noch eine Abgasuntersuchung (wird auch gleich bei der HU gemacht) vorgeschrieben ist, kann ich aber immer noch nicht ganz nachvollziehen.

Aber:

Die Prüfung war kompetent, der Technik-Check umfassend (im positiven Sinne), die Mitarbeiter freundlich und mit hilfreichen Tipps zur Hand. So stellt man sich das vor. Ich kann nicht von anderen TÜV-Stellen sprechen, aber die Niederlassung in Emmendingen kann ich nur weiterempfehlen.

Und noch in Richtung TÜV:

Ich verspreche, meine Geschwindigkeit an die Reifen anzupassen. Und ich verspreche auch, dass ich nicht aktiv das „herunterfallen“ des Winterreifenaufklebers unterstützen werden.

Weiterführendes zum Thema Hauptuntersuchung:  HIER