Kandelgasthof im Nebel

Eine kurze Runde am Vormittag: 14.07.2016

Da in unseren Breiten ja eigentlich Sommer ist (sein sollte) und ich den heutigen Vormittag zu meiner freien Verfügung hatte, musste ich unbedingt mal wieder eine kleine Runde drehen. Hauptsache ich vermeide, dass meine Maschine Standschäden bekommt.

09.00 Uhr: Aus der Garage rollen

Ledersachen anziehen, noch kurz nen Kaffee in der Küche im vorbeigehen nehmen, dann gleich los. Na ja, die Temperaturen sind noch ein wenig verbesserungsfähig, das Bordthermometer der BMW zeigt bescheidene 15°C. Eine gewisse Grundfeuchtigkeit liegt auch noch in der Luft, hat ja auch geregnet diese Nacht.

Sogleich stellt sich die Frage, wohin ich eigentlich fahren soll, wie weit und wie lange. Lieber eine ausgedehnte Tagestour oder eher eine kleine Runde für zwischendurch? Ich beschließe, da ich letztens auf dem Schauinsland war, doch den anderen kleinen Berg in der Nähe zu besuchen. Der Kandel steht auf dem Programm.

09.15 Uhr: es gab schon bessere Zeiten zum Fahren

Routiniert lenke ich die BMW in Richtung Freiamt, kleinere Landstraßen kommen mir gerade recht. Die Straßen sind noch recht nass, eine eher gemächliche Gangart ist angesagt. Macht aber nix, habe sonst bis zur Mittagszeit nichts vor. Ich nehme mir vor, auf jeden Fall noch eine neue Ecke in meinem Landkreis kennenzulernen.

09.30 Uhr: Ziel steht nun endgültig fest

Meine Wahl fällt auf die Riesenmetropole Haslach-Simonswald. Durch Simonswald selbst bin ich schon gefühlte 100 mal gefahren, eine Abzweigung dort habe ich noch nicht ausprobiert.

Über Freiamt fahre ich nach Sexau, Denzlingen und schließlich ins Glottertal, vorbei an der ehemaligen „Schwarzwaldklinik“ (wer kennt die noch?) und hoch Richtung St. Peter. Mittendrin geht es links ab in Richtung Kandel. Die Straße ist immer noch nass, die Temperaturen fallen. Egal, ich war schon ewig nicht mehr auf dem Kandel. Ein Blick muss auf jeden Fall sein.

Die Temperaturen fallen weiter, etwa auf halber Höhe ist die Sicht jetzt auch dahin, Nebel zieht auf. Irgendwie hört jetzt doch ein wenig der Spaß auf. Mitte Juli und ich fröstle?

10.00 Uhr: ich genieße die Fernsicht auf dem Kandel

Kandel, Startrampe bei Nebelwetter

grandiose Fernsicht vom Kandel. Links im Bild die Rampe, von der Gleitschirmflieger starten.

Oben angekommen sehe ich… nichts. Die Sichtweite ist in den vergangenen 5 Kilometern auf etwa 25m gesunken, ist inzwischen anstrengend zu fahren, braucht ja hohe Konzentration. Außerdem gleicht es einem Blindflug, ich hoffe nur, dass mir kein Pkw entgegen kommt. Wenig Knautschzone am Motorrad.

Quasi als Ausgleich dafür ist die Temperatur auf bescheidene 7°C gefallen. Die Heizgriffe an der BMW sind auf Stufe 2, trotzdem zu wenig. Durch die Sommerbekleidung geht ein „erfrischender“ Wind, aller zugezogenen Reißverschlüsse zum Trotz. Eklig. Das Restaurant oben ist auch zu (na ja, um die Uhrzeit am Donnerstagmorgen eigentlich klar), der Biergarten sieht jetzt auch nicht sooo einladend aus, also nur kurz ne Zigarette rauchen und wieder runter vom Berg.

10.15 Uhr: die Krux mit der Abkürzung

Unten in Waldkirch angekommen, biege ich rechts ab. Ich möchte mich auf der alten Straße über Gutach nach Simonswald aufmachen. Klappt ganz gut, bis ich vor einer gesperrten Brücke stehe. Generalsanierung.

Da ich mich kategorisch weigere, umzudrehen, nehme ich einen streng geheimen Schleichweg. Über mehr oder weniger abenteuerliche Single-Track-Roads durchquere ich Metropolen wie Katzenmoos und Oberspitzenbach und mache nochmal gute 20 km, bis ich endlich wieder an der Brücke stehe.

Bei sonnigem, warmen Wetter zumindest eine sehr schöne Motorradstrecke, zur Zeit (mit einzelnen Traktoren und nasser Fahrbahn) eher suboptimal zu fahren. Und irgendwie habe ich das Gefühl, dass 20 km Umweg eigentlich nicht hätten sein müssen. Egal. Der Weg ist das Ziel.

10.45 Uhr: ein neues Dorf kennengelernt

Simonswald-Haslach, Dorfstraße

Die Straße nach Haslach-Simonswald. Eine echte Single-Track-Road

Ziel war ja unter anderem, eine für mich noch neue Ecke zu erkunden. Daher wende ich mich nun in Richtung Simonswald. Dort, oh Wunder, bemerke ich, dass tatsächlich noch Straßen links und rechts von der Hauptstraße abzweigen. Ich folge den Hinweisschildern (sind aber glaube ich eher für Wanderer und Radfahrer gedacht) und finde direkt heraus, dass Simonswald ein eigenes Freibad besitzt. Ziemlich klein zwar (ich glaube auf dem Parkplatz bringt man keine 10 Autos unter), aber immerhin. Anschließend folge ich dem kleinen Sträßchen in Richtung Haslach-Simonswald. Der Ortsteil eines Dorfes ist wirklich fernab vom Schuss. Genau zwei Straßen, eine „oben rum“ und eine „unten rum“, dann hat man glaube ich alles gesehen. Ich folge der Ortsdurchfahrt bis zu einem Wanderparkplatz, dann ist Sense. Weiter geht’s nicht ohne Sperrschilder oder Schranke.

Macht aber nichts. Ist lauschig hier, immerhin ist der Nebel weg. Eine kleine Zigarettenpause, dann geht’s wieder in Richtung Heimat.

11.45 Uhr: wieder daheim

Über Freiamt wieder nach Hause gebrummelt, das Motorrad in die Garage gestellt und zufrieden die Mini-Tour abgehakt. Und noch eine neue Ecke im Landkreis kennengelernt. Eigentlich eine gute Bilanz für eine kleine Vormittagsrunde. Klar, die Finger waren mal zwischendrin blau gefroren und meine Begeisterung ins Bodenlose gefallen, aber alles in allem war es doch nicht schlecht.

Und mal ehrlich, solche Fahrten bleiben einem doch eher im Gedächtnis als eine Standardtour am lauschigen Sommernachmittag, wo alles reibungslos klappt, oder?