Ein paar generelle Hinweise

Ich war dieses Jahr mit dem Motorrad auf Sardinien unterwegs. Und wie sich das gehört, habe ich mir vorher einen Reiseführer besorgt und einfach mal im Netz herumgestöbert. Und ja, wenn du nach Tipps zu einem Motorradurlaub auf Sardinien suchst, wirst du jede Menge Treffer erhalten.

Nur habe ich das Gefühl, dass hier in vielen Fällen der eine vom anderen einfach abschreibt. Denn vieles, von dem ich gelesen habe, stimmt nicht, nicht mehr oder nur noch bedingt.

Und damit dies dir nicht passiert, habe ich mir gedacht, einige (aus meiner Sicht) wichtige und oft falsch dargestellte Hinweise zum Motorradurlaub auf Sardinien zu geben.

Meine ganz persönliche Liste erhebt hierbei auf keinen Fall einen Anspruch auf Vollständigkeit. Hier geht es nur darum, einige Punkte, die in Reiseführern oder im Netz auftauchen, mal ein wenig zu beleuchten oder Fragen, die nirgends auftauchen, mal zu beantworten.

Sardinien ist eine Insel

Ja. wer hätte es gedacht.

Aber ganz ehrlich. Dadurch dass Sardinien eine Insel ist und du selbst sowie dein Motorrad eben dorthin müsst, stellt sich ein ganz spezielles Problem: du musst eine Fähre haben, um dorthin zu kommen. Einige Hinweise zum Thema Fähre habe ich an anderer Stelle schon gegeben.

Das wichtigste: Stell sicher, dass du auch tatsächlich nach Sardinien kommst, dass auch ein Platz für dich auf der Fähre vorhanden ist. Buche vor. Sonst stehst du unter Umständen am Fährterminal und musst dir ganz spontan eine andere Urlaubsgegend suchen…

Reisezeit

Sommer ist es trocken und warm. Deswegen sollte ja auch der Hochsommer die beste Reisezeit für uns Motorradfahrer sein, oder?

Falsch gedacht. Aus gleich mehreren Gründen. Wenn du im Hochsommer nach Sardinien gehst, wirst du Schwierigkeiten aller Art bekommen.

Zunächst ist es so, dass (gefühlt) ganz Italien im August in den Ferien ist und (gefühlt) ein großer Teil aller Bewohner nach Sardinien ziehen, um dort in Hotels, Campingplätze und Strände einzufallen. Und das wird dann ganz schnell zum Problem. Es fehlt nämlich schlichtweg an Platz. Campingplätze sind dann voll, Hotels ausgebucht und ohne genaue Vorplanung läuft dann gar nichts.

Ein weiteres Problem sind die Temperaturen. Ich gehe jetzt einfach mal davon aus, dass du als Motorradfahrer nicht gerade in T-Shirt und Shorts unterwegs bist. Das wird dann zum Problem. Im Hochsommer ist es durchaus normal, dass keinerlei Regenfälle herrschen und die Sonne mit über 35° herunter knallt.

Auch wenn sich stabile Temperaturen jetzt zunächst mal recht gut anhören, wird es dann schon wirklich eklig, in den Motorradsachen vor sich hin zu köcheln.

Extremfall wäre dann, den ganzen Tag auf dem Motorrad zu sitzen, sich einen Abzuschwitzen um dann am Abend keine Unterkunft zu finden.

Lösung für das Problem: einfach die Motorradtour in den Juni oder auf Ende September verlegen. Auch noch ordentlich warm, aber nicht so extrem, dass du dich zu Tode schwitzt. Und ein wenig mehr Platz hast du dann auch in Hotels und auf Campingplätzen. Von etwas besseren Übernachtungspreisen ganz zu schweigen.

Sardinien gehört zu Italien

In Reisehinweisen liest du immer wieder, dass Sardinien eigentlich nicht wirklich zu Italien gehört. Dass hier eine andere Mentalität herrscht, die Leute halb „autonom“ sind.

Das mag schon sein. Aber für alle praktischen Belange herrschen hier italienische Sitten und Gebräuche.

Sprache

Italienisch sprechen kann ich nicht. Habe es nie gelernt und auch nie das tiefere Bedürfnis danach verspürt. Aber ein Blick auf die Landkarte verrät: Frankreich (in Form von Korsika) liegt ja praktisch in Sichtweite.

Also ging ich davon aus, dass ich hier auch mit Französisch weiter kommen würde. Blöde Idee. Französisch interessiert hier niemanden. Wenn du kein Italienscih sprichst, versuche es mit Englisch. Oder eben gleich in Deutsch. Hat mich überrascht, klappt aber auch. Sardinien ist touristisch geprägt, hier sind viele Leute „multilingual“.

Verkehr

Ein Hinweis, der nicht oft genug gegeben werden kann: Hier wird „italienisch“ gefahren. Dies beinhaltet teilweise merkwürdige Sitten (aus zwei eingezeichneten Fahrspuren werden drei genutzte), teilweise auch eine wesentlich „ambitioniertere“ Fahrweise (aufpassen, dass du nicht an unmöglichen Stellen Gegenverkehr findest) und teilweise recht sportliches Überholen von Rollern und Motorrädern im innerstädtischen Verkehr.

Alles in allem würde ich dringend zu einer sehr defensiven Fahrweise raten. Die anderen Verkehrsteilnehmer tun das nicht unbedingt und als Motorradfahrer stehst du oft am falschen Ende der Nahrungskette.

Öffnungszeiten

Auch klassisch italienisch. Über den Mittag macht alles (!) dicht. Ob du jetzt zur Post möchtest, ein Museum besuchen oder beim Laden um die Ecke etwas einkaufen willst, alles egal. Hier wird kurz nach Mittag jeder einzelne Laden abgeschlossen, um dann irgendwann gegen halb fünf wieder die Pforten zu öffnen.

Die bedeutet für dich ganz praktisch, dass du, wenn du eine „Mittagspause“ einlegen willst, oft vor verschlossenen Türen stehen wirst. Mal kurz was zu trinken besorgen am Kiosk? Vergiss es. Plane ein, dass du entweder den Nachmittag in einer Bar sitzt oder eben dein kleines Pausenvesper dabei hast.

Sardinien ist touristisch erschlossen

Die Insel lebt zu großen Teilen vom Tourismus. Auch wenn ich dann immer mal wieder das Bedauern über den Verlust des „typisch einheimischen Sardiniens“ gehört habe, ist es für uns als Touristen doch durchaus von Vorteil, wenn sich eine touristische Infrastruktur herausgebildet hat.

Nahezu die gesamte Küste der Insel ist touristisch erschlossen. Unterkünfte, Campingplätze, Restaurants: alles vorhanden. Du musst dir keine Sorgen machen, plötzlich keine Unterkunft zu finden, so lange du dich in der Nähe der Küste aufhältst.

Im Hinterland sieht das ein wenig anders aus. Campingplätze sind da praktisch nicht vorhanden, bei Hotels und Pensionen sieht es ähnlich aus. Hier kann es durchaus sein, dass du am Ende der Welt hockst und dir dann überlegen musst, wie du deinen Weg zurück zur Küste findest, weil nirgends in der näheren Umgebung ein ordentliches Hotel geöffnet hat.

Also: Unterkünfte und alles, was du als Touri brauchst findest du am ehesten entlang der Küste.

Die Straßen

Ich habe jetzt mehrfach schon gelesen, dass die Straßen auf der Insel für uns als Motorradfahrer zum Besten gehören, dass man finden kann: kurvig, ordentlicher Grip und in gutem Zustand.

Und dann bin ich am ersten Urlaubstag auf dem Asphalt gelegen mit dem Motorrad.

Klar, mein eigener Fehler. Aber es zeigt, dass eben die Straßen doch nicht in so tollen Zustand sind, wie beschrieben. Im Gegenteil. Während natürlich die klassisch touristischen Straßen in einem sehr guten sind, sieht es im Hinterland ein wenig anders aus. Gerade die kleinen Sträßchen, die für mich als Motorradfahrer wirklich interessant sind, weisen teilweise doch erhebliche Mängel auf, was die Instandhaltung angeht. Der eigentlich raue Asphalt ist oft rissig und (sehr oft) poliert und damit glatt.

Also aufpassen, die Straßen sind durchaus von gemischter Qualität.

Tankstellen

Das Konzept von großen Tank- und Rastanlagen mit Shop und Kioskbetrieb ist in Italien und damit auch Sardinien eher weniger verbreitet. Meistens handelt es sich um eher kleine Anlagen mit wenigen Zapfsäulen, die entweder gar nicht oder nur zu sehr begrenzten Öffnungszeiten (bedenke die Mittagspause, siehe oben) mit Personal besetzt sind. Stattdessen findest du vor allem Automatentankstellen.

Dies führt gleich zum nächsten Problem. Viele dieser Automatentankstellen nehmen keine Karten. Ob nun Kredikartensymbole, Maestro- oder EC-Karten abgebildet sind, grad egal. Interessiert nicht. Praktisch hilft nur Bargeld. Daher mein Rat: Nimm genügend kleine Scheine mit. Es bringt nichts, wenn du deine Maschine mit zehn Litern Sprit betanken musst und dafür einen 50-€-Schein einsetzt. Rausgeld gibt es nämlich nicht, sondern nur eine Quittung, die du dann irgendwie einlösen musst.

Also merke: Bargeld in ausreichend kleiner Stückelung mitführen.

Trockenheit

Es gibt schon einen Grund, warum im Altertum auf Sardinien Brunnenheiligtümer errichtet wurden. Sardinien ist nämlich recht warm. Und recht trocken. Irgendwo ein plätscherndes Bächlein zu finden oder eine blubbernde kühle Quelle wird recht schwer. Es gibt halt echt nicht so viele Möglichkeiten, sich in der Tageshitze zu erfrischen.

Daher solltest du auf jeden Fall etwas zu trinken mit dir führen. Und zwar in ausreichender Menge. Dies auch deshalb, weil zur Mittagszeit eben auch die Geschäfte geschlossen haben.

Reiseplanung

Viele der Sehenswürdigkeiten der Insel und auch ganz einfach die schönen Strände lassen sich in Motorradbekleidung nicht sonderlich gut beackern. Mach dir deshalb Gedanken, ob du nicht das Besichtigen von Sehenswürdigkeiten vom Motorradfahren trennen möchtest. Es macht halt einfach keinen Spass bei über 30°C in den Motorradklamotten eine Ausgrabungsstätte zu besichtigen.

Und fahren ohne Motorradbekleidung kommt (zumindest für mich) auch nicht in Frage.

Von daher: Ist vielleicht sinnvoll, Motorradfahren und touristische Aktivitäten voneinander zu trennen.

Fazit

Es steht nicht alles in Reiseführern. Und manchmal sogar ziemlicher Mist. Von daher will ich eben auch meine Meinung dazu loslassen. Falls dir noch irgendwetwas dazu einfällt, was ich noch nicht erwähnt habe, nur zu. Ich werde den Artikel dann gerne ergänzen.

Und noch ein allerletzter Tipp für die Praxis: Es ist auf kleineren italienischen durchaus normal, dass es kein Toilettenpapier auf dem stillen Örtchen gibt. Musst du selbst mitbringen 😀