Mit dem Motorrad auf der Fähre
Ich bin ja jetzt schon mehrfach mit der Motorrad auf einer Fähre unterwegs gewesen. Und bei der letzten Fahrt habe ich mit anderen Motorradfahrern geschwatzt und nebenbei einfach mal die Augen offen gehalten. Und ich konnte dabei feststellen, dass es eigentlich allen so ähnlich geht, wie mir, als ich das erste Mal mein Motorrad auf eine Fähre gefahren habe. Wer das noch nie gemacht hat, hat wohl immer dieselben Fragen. Und daher ist es vielleicht am besten, ein paar Erfahrungen zum Thema zusammenzustellen.
Vorbuchen der Fähre
Grundsätzlich ist auf einer Fähre nach Sardinien, Korsika und Konsorten recht viel Platz. Und sogar während der Hauptsaison ist es eigentlich kein Problem, irgendwie mitzukommen. Also ist es jetzt nicht lebenswichtig, dass du weit im Voraus deine Fährüberfahrt buchst.
Andererseits hat das Vorbuchen der Fähre erhebliche Vorteile. So ist es oft günstiger, da du alle möglichen Sondertarife aussuchen kannst. Wenn du eine Nachtfähre nehmen möchtest, wirst du vielleicht eine Kabine wollen. Hier sind schon weniger Kapazitäten. Da könnte es sein, dass du als Nicht-Vorbucher in die Situation kommst, dass schlichtweg kein Schlafplatz für dich übrig ist und du dich eben irgendwo auf dem Gang niederlassen musst.
Fährterminal recherchieren
Du musst irgendwo auf die Fähre. Viele der Hafenstädte sind nicht gerade klein. Baustellen, Staus und Umleitungen sorgen oft genug dafür, dass du die Orientierung verlierst. Wenn du dann keine Ahnung hast, wo sich dein Fährterminal befindest, wo du einchecken kannst, dann wird es nicht gerade einfach. Beschilderungen sind immer so eine Sache, es hilft dir in einer Stadt wie Genua beispielsweise nur wenig, wenn du den Hafen suchst, der ist halt schlichtweg kilometerlang mit unmengen an Ein- und Ausfahrten, Passagier-, Fracht und eben auch Fährterminals.
Sich durchzufragen zu einer Adresse, die du bereits recherchiert hast, vereinfacht die Sache erheblich. Falls du ein Navi nutzt, brauchst du sowieso eine Adresse zum eintippen.
Also merke: vor Abfahrt einfach die Adresse des Terminals notieren.
Frühzeitig eintreffen
Die Fähre legt zum Zeitpunkt X ab. Und im Idealfall tut sie das dann auch wirklich. Da du als Motorradfahrer meist als erstes auf die Fähre rollst, solltest du also auch rechtzeitig vor Ort sein. MobyLines gibt 90 Minuten vor, die du mit deinem Motorrad vor dem Termin des Auslaufens dort sein musst, Corsica Ferries spricht von einer Stunde.
Ich persönlich würde sogar empfehlen, noch früher vor Ort zu sein. Das gibt dir Gelegenheit, dich noch kurz am Hafen umzuschauen, eventuelle Zollkontrollen noch in Ruhe mitmachen zu können und ganz allgemein noch Reserven zu haben.
Verpflegung besorgen
Die Überfahrt auf der Fähre dauert eine Weile. Und auch, wenn es Bordrestaurants und einen Imbiss an Bord gibt, brauchst du doch vielleicht einen Snack. Insbesondere dann, wenn du ein wenig mit deinem Budget haushalten möchtest, ist es am besten, das Bordrestaurant nur recht sparsam zu nutzen.
Daher bietet sich o.g. Vorschlag umso mehr an. Nutze die Zeit, die du zu früh am Fährhafen bist, um im Bereich des Hafens nach einem Supermarkt oder zumindest nach einem Laden zu suchen. Dort kannst du dich eindecken mit dem notwendigsten Proviant (Bier, Zigaretten, was auch immer). An Bord wirst du eher keinen Supermarkt finden. Und im Hafen ist die Wahrscheinlichkeit recht hoch, dass du irgendeine Art Laden findest.
Motorrad auf der Fähre abstellen
Irgendwann wirst du auf die Fähre gewunken, das Einfahren beginnt. Idealerweise noch bevor die Pkw und Lkw an Bord fahren. Wenn du deine Maschine im Bauch der Fähre nach den Weisungen des Personals abstellen soll, dann ausreichend gegen Abrollen und Umfallen gesichert. Das bedeutet auf dem Seitenständer mit eingelegtem ersten Gang.
Das Verzurren des Motorrads übernimmt das Bordpersonal. Hier solltest du bedenken, dass die einzelnen Mitarbeiter jetzt nicht unbedingt schlaflose Nächte haben, wenn der Lack deines Motorrads zerkratzt wird. Deswegen bietet es sich an, noch ein wenig bei deiner Maschine zu warten und in dieser Zeit einfach ein Geschirrhandtuch oder ähnliches bereits unterzulegen, an der Stelle, wo das Befestigungsseil drüber läuft. Der Lack deines Motorrads wird dir danken.
Gepäck mitnehmen
Du wirst den Tag oder die Nacht auf der Fähre verbringen. Hier wirst du keinen Zugang zu den Parkdecks haben. Wenn du also irgendwas in die Passagierbereiche mitnehmen möchtest, musst du das jetzt tun, später gibt es keine Gelegenheit mehr. Ob das nun dein Handgepäck mit Zahnbürste und MP3-Player ist oder dein Lieblingsschlafanzug, pack es gleich zusammen. Du hast keine Chance mehr, zu deiner Maschine zu gelangen während der Überfahrt.
Idealerweise ist schon dein „Bordpäckchen“ vorgerichtet.
Wo schläfst du?
Wenn du eine Nachtfähre nutzt, musst du irgendwo schlafen. Hier gibt es gleich mehrere Optionen. Du kannst eine Kabine nutzen, was natürlich die bequemste Variante darstellt. Du kannst dir einen Liegesessel buchen (geht von der Bequemlichkeit), oder auch gar nichts.
Bei Nutzung einer Kabine ist ja klar, kommst du am einfachsten weg. Liegesessel ist auch nicht problematisch. Meist im Bauch des Schiffs gelegen, kannst du dich dort auch recht gut entspannen, wenn es dir nichts ausmacht, mit zig anderen Leuten in einem großen Raum zu liegen.
Wenn du gar nichts gebucht hast, bleibt dir halt das restliche Schiff. Ob jetzt in einem Flur, im auf dem Boden des Bordrestaurants oder auch bei warmem Wetter an Deck, egal wo du dich ausbreitest, ein wenig Bequemlichkeit für die Nacht musst du dir selbst besorgen. Dies bedeutet im Idealfall dann die Mitnahme von Schlafsack und Isomatte, damit du dirch irgendwo ausstrecken kannst. Einfach im Sitz zurücklehnen und dort die Nacht verbringen, ist schlichtweg nicht besonders bequem.
Frühstück / Abendessen auf der Fähre
Egal ob jetzt Tag- oder Nachtfähre im Mittelmeer, du bekommst Hunger. Wenn du jetzt überlegst, eine ordentliche Mahlzeit oder ein ordentliches Frühstück zu dir zu nehmen, denke bitte daran, was du dir gönnst. Das Bordrestaurant hat (zumindest meiner Meinung nach) die Qualität und Preisgestaltung einer Autobahnraststätte. Da bleibt noch Raum für Verbesserung.
Daher ist es vielleicht zu überlegen, das Frühstück an Bord eher ein wenig kleiner zu gestalten und dafür dann an Land für weniger Geld bessere und frischere Croissants zu nehmen.
Die Fähre verlassen
Irgendwann kommt Fähre im Zielhafen an. Rechtzeitig vorher wird über Durchsagen darauf aufmerksam gemacht. Du kannst dir Zeit lassen. Wenn du an dein Motorrad zurück kehrst, würde ich empfehlen, einfach mal einen genaueren Blick auf die Maschine zu werfen. Sind auf einmal Schäden vorhanden? Hat sich beim Verzurren irgendwas verhakt und ist abgerissen worden? Irgendwo neue Kratzer? Wenn ja, ist jetzt (und nur jetzt) der geeignete Zeitpunkt, dies dem Personal mitzuteilen. Später wird es nahezu unmöglich, da noch irgendwelche Ansprüche durchzusetzen.
Deshalb empfohlen: Einfach einen kritischen Blick auf die eigene Maschine werfen.
Zusammenfassung
Das waren so die Fragen, die mich bei meiner ersten Fährüberfahrt beschäftigt haben (das war nach Korsika). Und irgendwie hatte ich keine Ahnung, wie das dann so ist und habe auch gar nicht daran gedacht, andere Motorradfahrer zu fragen. Vielleicht hilft dir diese kleine Zusammenfassung, einige Aha-Erlebnisse zu vermeiden.
meine Erfahrung von der Fahrt nach Schweden letzten Monat ist eher, dass man sich schwarz und grau wartet, bevor einer der Fährmitarbeiter zum sichern des Motorrades vorbei kommt. Es wird zwar am Ende (kurz vor oder bei der Abfahrt) sicherlich nochmal einer vorbei kommen und schauen ob die alle sicher stehen, aber gerade wenn man die Variante „Geld sparen und irgendwo auf dem Gang schlafen“ gewählt hat, hat man relativ schlechte Karten da noch ein schönes Plätzchen zu finden, wenn man dem noch über die Schulter schauen will, ob der das Moppet jetzt auch pfleglich behandelt.
Von den gut anderthalb Dutzend Motorradfahrern, die bei beiden Fährüberfahrten gesehen haben, hat jeder sein Bike selber gesichert. Und wenn man beim Nachbarn Probleme erkannt hat, wurde dem (auch ohne gemeinsame Sprache) auch noch geholfen…auch um sicher zu gehen, dass dessen fahrbarer Untersatz dann nicht auf den eigenen Liebling fällt.
Also irgendwie kann ich mich mit dem Gedanken nicht anfreunden, die Maschine selbst zu verzurren. Ich meine, immerhin ist es ja so, dass das Personal genau dafür sein Geld bekommt.
Nebenbei bemerkt: Das letzte Mal wurde meine Maschine mit einem lausigen Strick an einem Geländer angebunden, richtig verzurrt schien mir das zwar nicht, aber immerhin hat das ja immerhin das Personal gemacht. Wenn DIE Mist machen, sind sie ja auch dafür verantwortlich.
Hi, da wir 2019 das erste mal mit der Fähre nach Korsica fahren, war die Beschreibung ( Tips ) für mich sehr hilfreich. Wir fahren mit PKW u. Hänger inkl. GS1200. ( Altersgerecht )
Ich danke Ihnen für den interessanten Artikel. Das erste Mal auf der Fähre ist eh ein wenig ungewohnt. Das pegelt sich aber mit der Zeit ein.
Mit besten Grüßen,
Hannah
Ich danke Ihnen für den interessanten Artikel. Eine Fährenfahrt kann wirklich sehr viel Spaß machen. Kann ich nur jedem empfehlen.
Mit besten Grüßen
Jens
Vielen Dank für den informativen Beitrag. Hier kann man sich immer wieder nützliche Tipps und Infos holen.
Besten Dank!
[…] https://www. motorrad-tour-online. de/2017/08/04/motorrad-und-faehre-einige-tipps/ […]
Auch wenn der Blogbeitrag schon ein etwas älterer ist, vielleicht liest ihn doch noch der eine oder die andere. Also: ich war 2020 in Norwegen und meine Erfahrung mit Fähren war, dass dass der einzige Unterschied zwischen den Fährgesellschaften darin bestand, dass man sich seine Verzurrgurte selbst holen musste (sie hingen in einer langen Reihe nebeneinander irgendwo an einem Geländer o.ä.) oder ob man ein paar von einem Fährmitarbeiter in die Hand gedrückt bekam. Selber verzurren mussten wir so oder so.
Ein Fehler, der hier nicht besprochen wurde und den man aber machen kann, ist dieser: Motorrad auf den Seitenständer, erster Gang rein, Gurt links, Gurt rechts, alles schön und gut, und man löst sie dann hinterher in der falschen Reihenfolge, denn dann droht die Fuhre umzukippen. Also niemals den einen Verzurrgurt ganz lösen und dann den anderen, sondern Stück für Stück abwechselnd, wenn möglich. Und wg. der Reihenfolge: beim Lösen mit dem linken anfangen, weil das Moped auf dem Ständer eine Schräglage nach links hat. Der darauffolgende kurzfristige (bis man die Seiten gewechselt hat) Mehr-Zug nach rechts macht nichts. Andersherum wird es schnell blöd.