Wenn es dunkel wird
Ich brauche eine neue Glühbirne
Verschleiß gehört zum Motorradleben dazu. Damit kann und muss ich leben. Und deshalb hat es mich letzten Herbst auch nicht verwundert, als bei meiner Suzuki DR650 irgendwann mal der Hauptscheinwerfer dunkel wurde.
Ist ja auch klar, das Teil muss die ganze Zeit brennen, die Vibrationen an dem uralten Einzylinder sind mörderisch und die Glühbirne war, zumindest dem Aussehen nach, irgendwann im Jahre 1841 von Frederick de Moleyns (Erfinder der Glühlampe) persönlich hergestellt worden. Also alles in allem vielleicht nicht unbedingt das neueste und beste Modell. Und irgendwann eben auch mal kaputt.
Und jetzt bin ich, man möge es kaum glauben, doch irgendwie eine Art Energiesparer. Zuhause wird, sobald eine „normale“ Glühbirne ausfällt, diese durch eine LED ersetzt. Energiesparend, langlebig und hell. Alles, was ich mir wünsche. Und da hatte ich dann eben die glorreiche Idee, dass es so was auch für den Kraftfahrzeug-Bereich gibt. Die Möglichkeit, dass ich eine defekte Glühbirne durch ein passendes LED-Leuchtmittel ersetze.
Jetzt ist mir natürlich klar, dass diese Teile (zumindest bei uns) soweit ich sagen kann keine Straßenzulassung besitzen, aber das muss ja jetzt nicht unbedingt bedeuten, dass sie tatsächlich schlechter sind als das Original, oder?
LED bei Ebay kaufen?
Klar, komplette LED-Scheinwerfer gibt es natürlich zum nachrüsten. Aber einfach eine Glühlampe? Zwar noch nicht gesehen, muss es aber doch geben. Und gibt es. Beispielsweise bei Ebay für 16,99€ mit Versand. Und da ich ähnlich viel schon mal an einer Autobahnraststätte für eine defekte Scheinwerferbirne bezahlt habe, konnte ich gleich bedenkenlos zugreifen.
Was noch dazu festzustellen ist: eigentlich hätte ich stutzig werden müssen, wenn ein äußerst günstiges Produkt aus China zwar zu haben ist ein Markenprodukt wie beispielsweise von Osram oder Phillips gar nicht erste in den Suchergebnissen vorne auftaucht…
Aber gut. Die LED-Lampe ist dann auch recht schnell geliefert, nach knapp zwei Wochen liegt ein Zweierpack in einem gepolsterten Umschlag in meinem Briefkasten.
Schnell die „Birnen“ ausgepackt und die erste Überraschung. Da ist nicht der eigentliche „Leuchtkörper“ an der LED-Lampe, sondern dahinter noch ein recht ordentlicher Block mit Kühlrippen. Ach ja, LEDs mögen ja keine Wärme.
Die neue „LED-Birne“ einbauen
Nächster Schritt: Einen der gelieferten LED-Scheinwerfer in die Suzuki einbauen. Scheinwerfer hinten aufmachen, alte Birne raus, neue Birne rein… oder eben auch nicht. Hier gehts schon los.
Mag ja sein, dass das beim Pkw technisch anders gelöst ist, beim Motorrad (zumindest bei meiner Suzuki) passt das alles nicht so toll. Der ordentlich massive Kühlkörper an der LED ist im Weg. Ich bekomme die nicht ordentlich festgeklemmt. Alles Mist.
Also erst mal kurz rauchen… beruhigen… improvisieren. Die alte Glühlampe der Suzuki ist zum festklemmen mir einem Bügel. Kein Problem. Kurz mit der Spitzzange den Bügle angepasst. Ziemliche Fummelei. Aber geht irgendwie. Nicht schön, aber selten.
Ist aber nicht so ganz optimal. Bei meiner F800GS beispielsweise gibt es hinter dem Scheinwerfer eine Abdeckung für die Anschlüsse der Glühbirne. Die würde dann definitiv nicht mehr passen. Und selbst bei meiner Suzuki ist das nicht so ganz einfach. Der Kühlkörper (etwa ein daumenbreit steht er hinten heraus) kostet definitiv Platz, das Gefummel, die Kabel anzuklemmen wird dadurch nicht einfacher.
Aber immerhin ist die Retrofit-LED jetzt drin.
Wo ist das Licht?
Noch ein kurzer Check, dann „Es werde Licht“. Und ja, es funktioniert.
Als ich dann am Morgen auf die Suzuki steige, um zur Arbeit zu fahren, erwartet mich eine Überraschung. Klar, ich habe durchaus erwartet, dass meine neue Lampe ein etwas anderes Licht bietet als bisher. Aber nicht so.
Anstatt heller oder schärfer gebündelt zu leuchten, bietet mein neues LED-Leuchtmittel genau das Gegenteil. Das erzeugte Licht ist dunkler, weniger scharf abgegrenzt und „funzelt“ irgendwie in alle möglichen Richtungen. Klar, nach vorne gibt es auch noch ausreichend Licht. Aber eben weniger. Dafür ist der Bereich rechts und links vom Motorrad auch noch ausgeleuchtet. So kann ich auf keinen Fall im Dunkeln ins Geschäft fahren. Dazu reicht das Licht, was nach vorn abgegeben wird, einfach nicht aus.
Ergebnis: ich schnappe mir die BMW und fahre mit der ins Geschäft.
Abend: Ein kleiner Versuch. Kurz noch in den Baumarkt und eine „normale“ Halogenbirne besorgt. Dann das Motorrad im dunkeln vor die Garage gestellt und mal ganz akribisch beobachtet, wohin und wie der Scheinwerfer sein Licht loslässt. Anschließend die LED ausgebaut, die Halogenlampe eingebaut (ziemliche Fummelei, der Haltebügel musste zurückgebogen werden), nochmals Licht an und akribisch geprüft.
Ergebnis:
Mit der klassischen Halogenlampe im Scheinwerfer habe ich einen ordentlichen ge.bündelten Lichtstrahl, geeignet für die morgendliche Fahrt zur Arbeit.
Mit der Retrofit-LED sieht es anders aus. Der Scheinwerfer leuchtet weniger weit voraus, das Licht ist trübe und weniger fokussiert. Weiterhin gibt es mehr „Streulicht“. Der Bereich seitwärts ist viel mehr ausgeleuchtet.
Fazit zur Retrofit-LED-Lampe am Motorrad
Ich bin wieder zurückgekehrt zur normalen Halogenbeleuchtung. Die LED habe ich (nach kurzem Email-Kontakt) an den Verkäufer zurück gesandt, tatsächlich sind mir die 16,99 Euro auch bald wieder zurückgebucht worden. Hier kann ich also nicht meckern.
Festzustellen bleibt aber, dass es durchaus Gründe gibt, warum noch „normale“ Halogenlampen (H4) am Motorrad vorgegeben sind. Das Licht der LED ist einfach schlechter, nicht ausreichend weit reichend und meiner Meinung nach ganz allgemein nicht so gut.
Ich schätze, wenn ich irgendwann mal die Gelegenheit habe, einen kompletten Nachrüst-Scheinwerfer auszutesten, wäre das etwas anderes, aber so wie es jetzt aussieht, werden Retrofit-LED-Leuchtmittel sich nicht durchsetzen.
Retrofit-LED is bad and you should feel bad!
Es gibt keine legalen Retrofit-LED-Leuchtmittel und die Physik lässt sich nicht vergackeiern. Es gibt keinen Brennpunkt bei den Ramsch-LED-Funzeln und daher kann der Reflektor für klassische Halogen-Leuchtmittel auch gar nicht funktionieren.
Ergo: Es konnte nichts werden und wurde auch nichts.
Bei Nachrüstscheinwerfern ebenfalls aufpassen. Verlockend günstige Angebote bei iBäh haben häufig gefälschte E-Kennzeichnungen. Kannst dich mit Google zur F 800 R und R 1200 GS diesbezüglich austoben.
Hallo!
Welche H4 LED hast du denn getestet?
Kein Bild, kein Link… nichts!
Für 16,99€ incl. Versand gibt´s keine brauchbaren LED´s. Die kosten eher so 25€ und haben 4 Cree Chips und einen aktiven Lüfter!
Die neuste Generation hat einen praktischen Kunststoffring als Halter, der wird zuerst mit dem Metallbügel befestigt, die Birne durch den Gummi-Pömpel geschoben und eingeklickt!
Hält und wackelt nicht… das Licht ist auch klasse und man wird auch am Tag gut gesehen…
Ja, alle 2 Jahre muss man das Teil kurz mal ausbauen und bei einer Kontrolle sollte man eine normale H4 Ersatzbirne dabei haben… aber DAS Sollte mann eh immer.
Ganz ehrlich, ich finde es toll, wenn User Testberichte verfassen… dann sollten sie sich aber auch mit dem Thema gründlich auseinander gesetzt haben und nicht einfach irgendwelchen quatsch in die Welt posaunen…
H4 Retrofit´s funktionieren…
M.f.G Peter
Produktlinks zu Teilen, die ich als (zumindest für mich) untauglich beschieden habe, veröffentliche ich eher nicht. Wer will denn schon, dass dann durch mehr Backlinks ein Werbeeffekt eintritt?
Aber falls es dich interessiert: Bei Ebay recht weit vorne.
Sorry
»H4 Retrofit´s funktionieren…« …nicht. Jedenfalls nicht so wie man es haben will.
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»… das Licht ist auch klasse und man wird auch am Tag gut gesehen…«
Ich hoffe das ist kein Euphemismus für »es blendet wie das Licht von 1’000 Sonnen«.
Retrofit H4 kann nicht richtig funktionieren. Warum? Weil das Licht nicht aus einem Brennpunkt emittiert wird. Sondern i.d.R. aus einer Vielzahl von einzelnen Lichtquellen stammt. Genau das schreibst auch du, Peter: »4 Cree Chips«. Das kann nicht klappen. Was man bekommt ist eine Blendeinrichtung welche nicht die eigene Sicherheit steigert sondern massive Blendwirkung auf den Gegenverkehr hat.
Zulässig? Sowieso nicht. Aber das war ja schon zu lesen.
Wenn man den Effekt »man wird auch am Tag gut gesehen« haben will: Zulässige TFL installieren. Die machen genau das, sorgen aber nicht dafür das der Gegenverkehr blind wird (und evtl. einen Unfall produziert). Insbesondere dann wenn man in der Dämmerung oder in der Nacht fährt.
Aha, bei H4 kommt das Licht aus einem Brennpunkt. Ein Punkt, das ist etwas unendlich kleines, das keine räumliche Ausdehnung besitzt. Sowas Seltenes kommt auch in einer H4-Glühbirne nicht vor.
Nach X_fisch muss gefolgert werden: Das kann nicht klappen.
In der H4 befinden sich 2 zylinderförmig gewendelte Glühfäden, die geschätzt etwa 1mm Durchmesser und eine Länge von 3mm haben. Also kein Punkt, sondern angenähert ein Zylinder.
Zudem befinden sich 2 Wendeln in der H4-Birne. Das geht noch weniger mit einem einzigen Brennpunkt.
Die Retrofits versuchen die räumliche Geometrie der H4 nachzuahmen, was aber nicht gelingen kann, da die LED-Elemente und die notwendigen Halter dafür zuviel Raum beanspruchen.
Da mittlerweile LED-Retrofits mit Zulassung erschienen sind kann man aber vermuten, dass es zumindest einen funktionierenden Kompromiss oder eine andere Erklärung geben muss.
Hallo,
Danke für die Erfahrungen.
Bei mir ist die Birne zwar noch nicht kaputt, aber meine Bandit 600 leuchtet nachts – vor allem wenn man den ganzen Tag im Sommer unterwegs war und man dann doch im Dunkeln fährt – zu dunkel außerorts.
Gut bestätigt zu bekommen, dass es mit dem „einfachen“ Tausch des Leuchtkörpers nicht getan ist. Wenn es so einfach wäre (das Zusammenspiel von Leuchtkörper, Reflektor und Scheinwerferglas(-plastik), dann würde es viel mehr Anbieter geben in Deutschland.
Ich sehe auch nur die Chance, den kompketten Scheinwerfer auszutauschen, um ein besseres Licht zu bekommen bei älteren Motorräders aus dem H4-Zeitalter.
Meine Nachrüst LED von ebay (Chinaproduktion) leuchtet wesentlich dunkler als die Halogen. Einbau unkompliziert. Jedoch: Mit der neuen LED, sie ist nicht zugelassen, erlischt die Betriebserlaubnis. Bei einem Schadensfall, auch bei Fremdverschulden, keine Haftpflichtleistung und fahren ohne Zulassung. Für einige Marken gibt es Zulassungen. 99,– € bei Osram u.a.