Reiseführer französische Alpen

Wenn das Internet nicht reicht

Ich bin naturgemäß ein Freund des Internets. Alle möglichen Informationen sind ohne Probleme praktisch sofort abrufbar, jede Menge Wissen steht jedem zur Verfügung, der nur lange genug mit Suchmaschinen herumspielt. Das Ende des klassischen Buchs ist also eingeleitet.

Oder eben auch nicht. Denn auch wenn im Netz irgendwie jede Information zu finden ist, bedeutet das nicht, dass ich keine Freude und keinen Nutzen aus einem ordentlichen Buch ziehen kann. Und in manchen Fällen ist es auch schlichtweg praktischer, in einem Buch zu blättern, als bei Google Unmengen an Suchergebnissen durchzuklicken.

Und eben aus diesem Grunde schwöre ich geradezu auf Reiseführer. Und als Motorradfahrer freue ich mich natürlich besonders über ordentliche Motorradreiseführer.

Passend dazu hatte ich an Pfingsten Gelegenheit, einige Tage mit dem Motorrad durch den Süden Frankreichs zu brummeln. Und da ich kein spezielles Ziel hatte und auch nichts ausschließen wollte, habe ich mir gleich noch einen Reiseführer in den Tankrucksack gelegt, in der Erwartung, dort einige Anregungen herauszuziehen.

Highlights-Verlag: „Französische Alpen“

Übersicht

Der Reiseführer meiner Wahl liegt nun schon seit einiger Zeit (mit seinen „Freunden) bei mir im Regal. Angeschafft habe ich ihn dazumal weil mir ein „Schwesterbuch“ des Highlight-Verlags recht gut gefallen.

Der Reiseführer kommt mit knapp hundert Seiten im Format DIN A4 her. Im Buch befinden sich Beschreibungen von insgesamt zehn Motorradtouren, ein allgemeiner Teil über „die Gegend“, einige Kartenausschnitte sowie einige Seiten mit Übernachtungstipps.

Format

Knapp einhundert Seiten und DIN A5 sind jetzt nicht gerade viel. Das Büchlein ist sogar recht dünn. Und das Format ist auch nicht gerade praktisch, mal eben in die Hosentasche stecken klappt nicht gerade.

Andererseits ist für mich als Motorradfahrer die Hosentasche auch nicht der bevorzugte Stauraum für einen Reiseführer, oder? Trotzdem, mag sein, dass es an meinem Tankrucksack liegt oder am Buch, irgendwie passt das Teil nicht besonders gut in den Tankrucksack.

Die Motorradtouren

Ausreichend Bilder, ordentliche Landschaften

Im Reiseführer sind neun Motorradtouren sowie eine Beschreibung der „Route des Grandes Alpes“ zu finden. Jede Motorradtour ist, in reiner Fahrtzeit gemessen, an einem Nachmittag locker zu bewältigen. Die Touren sind jeweils mit fünf bis sechs Seiten in fortlaufendem Fließtext beschrieben, also nicht als „Roadbook“ aufgemacht und lassen sich auch abseits vom Motorrad mal eben kurz durchlesen.

Im Text sind neben der Streckenbeschreibung auch noch die wichtigsten Touristenziele und der eine oder andere Einkehrtipp entlang der Strecke angegeben.

Weiterhin finden sich die wichtigsten „Highlights“ jeder Etappe nochmals ordentlich markiert.

Am Ende jeder Tourenbeschreibung folgt noch eine kurze Zusammenfassung über Fahrtzeit, Strecke und Schwierigkeitsgrad (passt normalerweise).

Die Tourenvorschläge sind einigermaßen ordentlich bebildert, manchmal sogar mit wirklich eindrucksvollen Aufnahmen.

Was mir hier ein wenig fehlt ist jedoch der Umfang der Tourenbeschreibung, da könnte definitiv noch mehr gehen. Auch die sonstigen touristischen Hinweise könnten ein wenig umfangreicher sein. Immerhin bekomme ich reine Tourenvorschläge wenn nötig auch per GPX-Download für das Navi aus dem Netz. Da wäre ein größerer Mehrwert schon passend.

Was definitiv fehlt: In jeder Tour die „Problempässe“ nochmal ordentlich darstellen. Immer mal wieder stehst du nämlich Anfang Juni vor einer Sperrtafel. Die französischen Alpenpässe sind nämlich teilweise recht hoch und erst spät im Jahr offen…

Karten im Buch

Eine nette Idee ist, dass die vorgestellten Motorradtouren jeweils auf einer Buchseite auf einem Ausschnitt einer (alten) RV-Reisekarte markiert sind. Man erinnere sich: Das waren damals (soweit ich mich erinnern kann) die ersten laminierten Landkarten speziell für Motorradfahrer, die man so bestellen konnte.

Die Karten im Buch sind nur mäßig

Aber auch wenn zu jeder Tour eine Landkarte im Buch ist, bedeutet dies nicht, dass diese auch ordentlich nutzbar ist. Tatsache ist, dass das Buchformat nicht ausreichend passt, um das Teil einfach in den Tankrucksack zu legen. Und „richtig Umknicken“ klappt zwar, aber dann ist halt das Buch spätestens nach der zweiten Tour futsch.

Was hinzu kommt: der jeweilige Kartenausschnitt im Buch ist meiner Meinung nach nicht von besonders hoher Qualität, was bedeutet, dass ein Blick darauf während der Fahrt, um sich an der Route entlang zu hangeln, einfach nicht gut genug klappt.

Also ganz klar: Ohne Stift und Block, wo du dir die wichtigsten Punkte der Tour notierst, kommst du nicht weiter.

Der touristische Teil

Und dann gibt es noch die sonstigen Informationen, die eben den Unterschied zum Tour herunterladen aus dem Netz ausmachen. Touristische Informationen über Übernachtungen, wichtigste Phrasen auf Französisch, Restaurants unterwegs, Campingplätze, Landesinformationen.

Die wichtigsten Phrasen auf Französisch sind schnell abgehandelt: auf einer Buchseite, quasi alibimäßig sind einige Sätze samt Übersetzung hingeklatscht. Hätte man sich sparen können.

Die Restaurants unterwegs sind jeweils in den einzelnen Touren erwähnt und ich kann sagen: passt. Wenn erwähnt ist, dass ein Café besonders gut zum Einkehren geeignet ist, dann passt das auch. Wenn ein Restaurant empfohlen wird, dann schmeckt es dort. Von daher: Klappt.

Was die Übernachtungstipps angeht: da kann ich mir leider kein abschließendes Urteil bilden. Das eine Mal, als ich in einem empfohlenen Hotel unterkommen wollte, war schlichtweg kein Zimmer mehr frei. Die empfohlenen Campingplätze wiederum sind jedoch wirklich gut gewählt, da gibt es nichts zu kritisieren.

Und was den allgemeinen Landesteil angeht: Den hätte man sich sparen können. Alles auf vier Seiten zu quetschen reicht nicht für eine Region wie die französischen Alpen…

Fazit

Ich bin ein Fan von klassischen Reiseführern. Papier ist immer besser als eine (abbrechende) Internetverbindung. Und der Reiseführer „französische Alpen“ ist zumindest klein genug, als dass ich ihn auch tatsächlich nutzen kann. Dazu noch ordentlich geschrieben, so dass er auch gut zu lesen ist, daher passt das schon.

Die einzelnen beschriebenen Motorradtouren sind gut zu fahren (obwohl die Fahrtzeiten schon recht optimistisch geschätzt sind).

Die einzelnen Kartenabschnitte gefallen mir jedoch gar nicht, da wäre eine Alternative besser.

Was den Preis angeht: 15 Euro sind meiner Meinung nach für ein nicht mal 100 Seiten starkes Buch doch ein wenig überzogen, das ginge auch halb so teuer, würde ich mal behaupten.

Alles in Allem: ordentlicher Reiseführer, kann man durchaus nutzen. Ich mache das und bin nicht unzufrieden.

Zusatz:

Die einzelnen Tourenvorschläge sind inzwischen auch herunterzuladen, direkt von der Seite des Verlags. Link zu den Touren