Post aus dem befreundeten Ausland…
Es ist ja jetzt noch keine zwei Monate her, da war mein Motorrad im schönen Frankreich unterwegs. Auch wenn die paar Tage nun wirklich als „durchwachsen“ zu bezeichnen waren und sich als Erholung kaum lohnten.
Quasi als Erinnerung habe ich aber mal wieder Post nach Hause bekommen. Irgendwie wurde mein Motorrad wohl ein wenig geblitzt auf dem Hinweg. Und nun kam ein Strafzettel.
Es ist ja sowieso mies. In Frankreich wird von hinten geblitzt, es besteht Halterhaftung. Dies bedeutet konkret, dass der Fahrzeughalter das Bußgeld zu übernehmen hat, wenn der Fahrer nicht zu ermitteln ist.
Das funktioniert dann so, dass ich im vorliegenden Fall ein Formular aus Frankreich erhalte, in dem ich angeben kann, wer zum fraglichen Zeitpunkt Fahrer des Fahrzeugs war, ob das Fahrzeug verkauft oder gestohlen ist oder irgendein anderes Problem vorliegt.
Jetzt gibt es bei Bußgeldbescheiden aus Frankreich ja gleich mehrere Möglichkeiten. Ich könnte sofort zahlen, erstmal offensiv zuwarten oder gar nicht zahlen. Alle diese Optionen haben ihre Vor- und Nachteile.
Sofort zahlen
Gerade bei französischen Strafzetteln ist es ja recht einfach. Wenn ich das Ticket erhalte und innerhalb der nächsten 20 Tage bezahlen möchte, gehe ich in den nächsten Tabac-Shop und kann dort den Betrag bezahlen, bekomme einen Stempel auf meinen Durchschlag und die Sache ist erledigt.
Vorteil: Strafzettel bezahlt, keinerlei Ärger mehr und so ist es recht günstig. Warte ich nämlich länger, wird der Bußgeldbescheid automatisch teurer.
Nachteil: kostet halt immer noch Geld.
Später zahlen
Auch eine Option. Ein Bußgeldbescheid geht ein, aus Frankreich. Erst mal nicht bezahlen, sondern zunächst abwarten, was passiert. Kann durchaus sein, dass von ausländischen Bußgeldbehörden dann nichts mehr kommt. So beispielsweise aus Italien, wie ich schon gehört habe. Kann klappen, muss aber nicht. Wird auf jeden Fall teurer, falls es dann doch zur Zahlung kommt. Nicht unbedingt mein Ding.
Gar nicht zahlen
Für mich Mittel der Wahl. Der Bußgeldbescheid basiert auf einer Halterfeststellung nach einem Verkehrsverstoß. Und eigentlich ist dann in Deutschland das Bundesamt für Justiz für das Beitreiben des ausländischen Bußgelds zuständig. Aber dies halt nur unter bestimmten Umständen:
- Der Bußgeldbescheid kommt auf Deutsch zu mir
kam tatsächlich. Zwar in Google-Übersetzer-Deutsch, aber das ist immerhin besser als auf Französisch. - Der Strafzettel muss rechtmäßig sein
Kann ich so bestimmt nicht prüfen. Ich würde jetzt aber einfach mal behaupten, dass auch französische Stellen ihre Messanlagen ordentlich eichen / justieren - Ich muss schuld sein an dem Verstoß
Meine Chance zum einhaken
Wieso bin ich nicht schuld an der Geschwindigkeitsüberschreitung?
Auch wenn es in Frankreich so ist, dass der Halter gegebenenfalls für begangene Verstöße haftet, gilt das hier bei uns definitiv nicht. Hier wird nur derjenige belangt, der auch den Verstoß begangen hat. Mein Motorrad wurde definitiv in Frankreich geblitzt. Da stimme ich den französischen Behörden zu. Nur muss dann, damit irgendeine deutsche Behörde (Bundesamt für Justiz) einen Bußgeldbescheid vollstreckt, der Fahrzeugführer eben auch bekannt sein. Alleine gegen den Halter den Strafzettel zu vollstrecken, obwohl dieser gar nicht schuld ist, klappt nicht.
Lösung für den Strafzettel:
Ein Brief nach Frankreich. An die dortige Behörde. Denn eigentlich bin ich ja gar nicht gefahren. Mit dem Motorrad war jemand ganz anderes unterwegs. Und zwar jemand, gegenüber dem ich ein Zeugnisverweigerungsrecht aufweise.
Ergebnis: Der Bußgeldbescheid mag zwar nochmals zu mir kommen, vielleicht sogar mit höherem Bußgeld. Aber das Bundesamt für Justiz kann wohl kaum gegen mich vollstrecken, wenn ich doch nur Halter und eben nicht Fahrer bei diesem Verstoß war.
Damit komme ich um die Vollstreckung des französischen Bußgeldbescheids bei uns herum. Natürlich regelt dies nicht die Situation in Frankreich, aber fürs Erste bin ich hier schon mal gut aufgehoben und kann mich beruhigt zurücklehnen.
Hinweis:
Kopie des Schreibens nach Frankreich aufheben.
Probleme mit meiner Lösung für den Bußgeldbescheid
Auch wenn ich so was schon mal hatte und es auch geklappt hat, bin ich seitdem nicht mehr in Frankreich einer Kontrolle unterzogen worden. Und auch wenn ich jetzt davon ausgehe, dass ich nicht im französischen Fahndungsbestand stehe (die haben glaube ich ganz andere Sorgen), habe ich doch immer ein etwas mulmiges Gefühl beim Fahren im benachbarten Ausland. Ich stelle mir immer vor, wie ich in eine Kontrolle gerate und dann auf einmal Unsummen abdrücken muss oder mir mein Motorrad abgenommen wird.
Ob sich diese meine Sorgen erledigen werden, kann ich nicht sagen.
Vielleicht kann mir da irgendwer weiter helfen. Wie ist das, stehe ich in irgendeinem Fahndungsbestand in Frankreich?
Jetzt mal ganz unsarkastisch und aus ehrlichem Interesse gefragt: Warum der Stress? Ich vertrete die Einstellung: Mache ich etwas nicht Regelkonformes und lasse mich dabei erwischen, dann stehe ich dazu. Bußgelder werden bezahlt, die fallen unter Betriebskosten, und gut ist. Warum der Aufwand mit „das müssen die mir erstmal nachweisen“, Paragraphenfuchserei, und am Ende dann die unterschwellige Angst vor weiteren Folgen? Warum tust Du Dir das an?
Grundsätzlich stimme ich dir voll zu. Nur habe ich speziell mit feanzösischen (und auch italienischen) Tickets tatsächlich meine Schwierigkeiten.
Da wird eine Geschwindigkeitsmessung auf einer schnurgeraden Straße durchgeführt, auf der mit Sicherheit noch nie ein Unfall wegen nicht angepasster Geschwindigkeit geschah, während auf „problematischen“ Streckenabschnitten gar nichts ist.
Natürlich meckere ich oft über die Kontrollen hierzulande, aber gefühlt würde ich jetzt einfach mal behaupten, dass sich die hiesigen Ordnungsbehörden dann doch eher bemühen an Unfallschwerpunkten oder ähnlichem aktiv zu werden und nicht einfach dort, wo am ehesten abkassiert werden kann.
Und dann noch Messungen von hinten und Halterhaftung? Das gibts halt nicht, entzieht sich meinem Rechtsverständnis (was mache ich denn, wenn meine Frau mit meinem Auto unterwegs ist? Sie ans Messer liefern?) und ist schlichtweg „unfair“. Wenn unsere Nachbarrepublik unbedingt mehr Verkehrssünder fangen will, so bin ich durchaus bereit, gelegentlich kontrolliert zu werden. Aber so wichtig scheint das dann nicht zu sein, dass für so was Personal aufgewandt wird.
In Österreich und der Schweiz sehe ich übrigens immer mal wieder Polizei bei Kontrollen, wurde dort auch schon beanstandet und habe (trotz der höheren Beträge) das Ticket anstandslos bezahlt.
Ok, da habe ich in der Tat unseren Nachbarn immer ein anderes, kulturelles Grundverständnis unterstellt als wir es in Deutschland pflegen. Bei uns wird an Gefahrenstellen (echten oder vermeintlichen) und heimlich geblitzt. In anderen Ländern ist das anders: Geblitzt wird überall und ständig, aber meist mit Ansage. Es soll jeder wissen, dass permanent kontrolliert wird, auch und gerade an schnurgeraden Strecken und auf Autobahnen und alle paar Kilometer. Damit vollkommen klar ist: Rasen ist völlig sinnlos, auch wenn es ginge. An Gefahrenpunkten wird dagegen selten geblitzt, weil die Leute das schon selbst merken werden, dass es da gefährlich ist. Das fällt in eine ähnliche Kategorie wie der französische Humor, dass auf extrem kurvigen und schlechten Streckenabschnitten kein Tempolimit verhängt wird. Erlaubt ist Tempo hundert, und wer versucht das zu fahren, wird schon merken was er davon hat 🙂
Das Beklagen über die Halterhaftung finde ich aber schon mild skurril. Wie oft kommt es denn vor, dass man nicht weiß, wer mit dem eigenen Fahrzeug unterwegs ist? Und ja, von dieser Person würde ich mir das Geld für den Strafzettel wiederholen oder – bei extremem Verstößen – angeben wer gefahren ist. Das hat mit „ans Messer liefern“ nichts zu tun, sondern ist halt das Recht, in das man einwilligt sich zu halten, wenn man woanders unterwegs ist. Ist ja nicht so, dass Deutsche auf ausländischen Straßen mit einer StVO-Blase um sich herum unterwegs sind.
Zum Thema Hirn einschalten! Wenn du in Frankreich mit 100 Km/h geblitzt werden 10 Km/h an Toleranzwert abgezogen. Wenn du in Frankreich mit 99 geblitzt wirst werden dir nur 5 Km/h an Toleranz abgezogen, und eine Straffe von 45 €uronen werden fällig. In Frankenreich nur 100 Km/h fahren.
Also war ich eigentlich zu langsam 😀
Und schon wieder was gelernt, danke für den Hinweis.
hallo,
du schreibst, dass du der französischen Behörde geschrieben hast, dass du nicht der Fahrer warst. Wie genau hast du das formuliert? Habe nämlich auch einen bekommen über 375€ für einen Zeitraum, zu dem ich nicht in F war, da bei meiner Mutter, die im Sterben lag. Ich will denen jetzt mal schreiben, nur wie formuliere ich das am Besten? Danke für deine Mühe.
Lieben Gruß
Jutta
Ich habe einfach ein formloses Schreiben aufgesetzt, a la „war zum Zeitpunkt des Verstoßes nicht Führer des Fahrzeugs“. Danach die Formblätter, die wahrscheinlich auch bei dir eingetroffen sind, hinten dran getackert, abgeschickt.
Seitdem war Ruhe. Wobei ich auch noch gespannt abwarte, ob nochmals was kommt.
Gruß
Guten Morgen,
vielen Dank für deine schnelle Antwort. Hast du auf deutsch geschrieben oder französisch :o)). Dann werde ich das auch so machen!
Lieben Gruß
Jutta
ach ja noch was. Ich glaube aber, dass du damit nicht aus dem französischen System bist. D.h. solltest du wieder nach F einreisen und in eine Kontrolle kommen, könnte diese alte Sache nochmal neu aufgerollt werden, da in F ja die Halterhaftung gilt? Verjährung ist ja erst nach 2 Jahren, wenn überhaupt. Ist ja auch mein Problem, da ich oft nach Frankreich fahre, habe ich da so meine Bedenken. War zwar noch nie in einer Kontrolle, aber wie’s der Teufel will!
Antwort habe ich auf Deutsch verfasst (bin ja immerhin auch so angeschrieben worden).
Dass ich vielleicht im französischen Fahndungsbestand stehe? Ja, könnte sein. Da fehlen mir ehrlich gesagt jetzt die Erfahrungswerte…
habe jetzt nochmal von dir alles durchgelesen und sah, dass du dich das auch gefragt hast. Hab in verschiedenen Berichten gelesen, wo einige ihre Erfahrungen berichteten, dass sie auch nicht gezahlt haben, auch wieder nach F gefahren sind, ohne Probleme. Aber wär schon ein ungutes Gefühl jedes Mal wenn man die Polizei dort sieht. Alles Gute wünsch ich dir und danke für Deine Antworten!
LG, Jutta
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Hallo Fensterladen,
wie ist die Sache mit dem Bescheid eigentlich ausgegangen? Kam noch einmal etwas oder ist die Angelegenheit zwischenzeitlich für Dich erledigt? Habe auch ein Ticket bekommen. Man kann auf der Homepage von http://www.antai.fr den aktuellen Sachstand (auch auf Deutsch) einsehen, wenn man die nötigen Daten eingeben hat. Mich würde interessieren, was da bei Ihrer Ordnungswidrigkeit angeben wird. Bei mir steht, dass der Vorgang in Bearbeitung ist.
Also bei mir haben sich die Strafzettel in Schall und Rauch aufgelöst. Wie das allerdings ist, wenn ich in Frankreich mal in einer Kontrolle stehe, davon will ich lieber nichts wissen.