Die Sache mit der Warnweste
Inzwischen geht die Motorradsaison wieder los. Und damit sehe ich inzwischen auch wieder Motorradfahrer, die am Morgen zur Arbeit fahren. Und, wie mir auffällt, auch hin und wieder mit einer Warnweste über ihrer Motorradbekleidung.
Die Warnweste war hat ja vor zwei oder drei Jahren einen regelrechten Hype erlebt, gefühkt hat jeder zweite eine über seine Motorradsachen gezogen. Inzwischen hat das etwas nachgelassen, denke ich. Auch ich habe letztes Jahr im Herbst mal eine Weile damit herumexperimentiert. Und mir so meine Gedanken gemacht. Ich habe dann für mich beschlossen, in Zukunft darauf zu verzichten und die Dinger wieder weggepackt.
Warnwestenpflicht?
Zunächst einmal: Für dich als Motorradfahrer gibt es hier in Deutschland keine Mitführpflicht für Warnwesten. Im befreundeten Ausland sieht das aber schon ein wenig anders aus, Frankreich beispielsweise.
Überhaupt gibt es in einigen europäischen Ländern eine Mitführpflicht für Warnwesten, auch für Motorradfahrer. Gedacht ist die Geschichte vor allem für den Fall einer Fahrzeugpanne.
Aber mir geht es ja gar nicht um die Warnweste in einer Pannensituation, sondern eher um das Tragen der Warnweste während der Fahrt.
Warnweste während der Fahrt tragen
Sinn und Zweck
Der Grundgedanke ist eigentlich recht einfach. Motorradfahrer sind in aller Regel für andere Verkehrsteilnehmer schlecht zu erkennen, zumindest schlechter als Pkw. Und dies ist potentiell ein Unfallrisiko. Wenn du also auffällige Kleidung trägst, insbesondere Warnkleidung, wirst du also besser gesehen und hast ein geringeres Unfallrisiko. Eine einfache und bestechende Logik.
So nachvollziehbar dieser Gedanke auch ist, bin ich jetzt aber nicht so davon überzeugt. Bei schlechter Sicht wirst wahrscheinlich weniger du gesehen, als dein Motorrad, was ja immerhin Scheinwerfer und Rücklicht aufweist. Und bei guten Sichtverhältnissen weiß ich auch nicht, ob das zusätzliche bisschen Sichtbarkeit auf Grund der Warnweste tatsächlich ein Sicherheitsplus darstellt.
Immerhin habe ich mir mal die Mühe gemacht, ein wenig nachzuforschen, ob es irgendwo ein paar Statistiken gibt oder verlässliche Untersuchungen. Bislang habe ich nicht besonders viel Erfolg gehabt. Vielleicht kann mir ja mal jemand einen kleinen Hinweis geben.
Normen
Eine Warnweste, die du hier kaufst, muss einer bestimmten Norm entsprechen. Es handelt sich hierbei um die EN ISO 20471.
Auf jeden Fall sind die Regeln irgendwo gar nicht so kompliziert. Das Material muss waschbar sein, mehrere retroreflektierende Streifen aufweisen fluoreszieren.
Praktische Probleme
Nun habe ich mir letztes Jahr zunächst eine einfache billige Warnweste bei Amazon bestellt. Das Teil, in hübschem Gelb war recht weit geschnitten, ich konnte es ohne größere Probleme locker über meiner Textiljacke tragen. Die Weste hat im Großen und Ganzen auch recht gut funktioniert, hat auch nicht gestört, auch nicht geflattert bei schnellerer Fahrt und mich auch nicht eingeengt beim herumzirkeln in engeren Ecken.
Jedoch habe ich auch zwei Nachteile feststellen müssen.
Das erste Problem war hausgemacht. Ich habe einfach die erstbeste Warnweste gekauft für kleines Geld. Diese musste ich vorne mit einfachen Klettverschlüssen schließen. Das ganze hat bei mir dann ungefähr eine Woche lang gehalten, dann fingen die Klettverschlüsse an, sich in Wohlgefallen aufzulösen. Also merke: wenn du eine Warnweste zum Überziehen möchtest, die den regelmäßigen Gebrauch überleben soll, nicht das Billigmodell mit Klettverschluss, sondern die teurere Variante mit Reißverschluss.
Das Zweite Problem konnte ich nicht lösen. Letzten Herbst war es noch recht warm. Eigentlich kein Problem, ich habe eine recht leichte Textiljacke mit ordentlicher Belüftung. Die hat aber versagt. Meine Warnweste hat mir ordentlichen Windschutz geboten. Das hat dafür gesorgt, dass ich schlichtweg nach ein wenig „Durchzug“ hecheln musste. Mir war es mit der Warnweste schlichtweg zu warm. Kann natürlich sein, dass das an meinen persönlichen Befindlichkeiten in Zusammenhang mit schlecht positionierten Belüftungsreißverschlüssen liegt, aber hat mir halt nicht gefallen.
Warnjacken
Nachdem meine Warnweste nach knapp drei Wochen komplett zerfleddert war und ich sie nicht mehr schließen konnte, habe ich mir von der Arbeit eine Warnjacke „geborgt“. Das war dann schon ein eher hochpreisiger Artikel. Aber hat sich definitiv nicht gelohnt. Auch wenn eine Warnjacke ordentlich weit geschnitten ist, war es dann doch ein ziemliches Gefummel, bis ich das Teil über meine Motorradbekleidung ziehen konnte. Und dann war es unbequem, einfach nicht weit genug geschnitten. Ich habe mich zu eingeengt gefühlt.
Was dazu kam, unter der Warnjacke war es ordentlich heiß, nach einer Weile hatte ich das Gefühl, in einer Plastiktüte vor mich hinzuköcheln. Es handelte sich um ein ähnliches Gefühl, wie einen einfachen Regenkombi zu tragen. Alles in allem also nicht angenehm.
Fazit
Ich bin kein Fan von Warnwesten über der Motorradbekleidung. Ob es tatsächlich ein Sicherheitsplus gibt, kann ich nicht beurteilen. Kann natürlich sein, ich warte jedoch noch auf eine belastbare Untersuchung.
Aber, das ist auch klar, schaden tun die Dinger bestimmt auch nicht. Für mich ganz persönlich ist eine Warnweste zu unpraktisch, aber jeder so, wie er denkt.
Empfehlen würde ich dir jedoch, dass du dir nicht unbedingt die billigste Warnweste kaufst, sondern ein ordentliches Modell mit einem Reißverschluss.
Das Tragen von Warnwesten beim Motorradfahren geht meiner Meinung nach total am eigentlichen Sinn der Warnweste vorbei. Nämlich vor irgendwas WARNEN.
Es gibt sogar Warnwesten-tragende-Motorradfahrer die während der Pinkelpause schon angesprochen wurden ob es irgendwo ein Problem oder Panne gäbe.
Etwas auffälligere Kleidung oder ein Helm in passenden Farben ist ebenfalls Zielführend. Sieh allerdings weniger cool aus, das tut die Warnweste aber auch nicht.
Eine Ausnahme ist vielleicht bei einer Kollonen-Fahrt der erste und letzte Fahrer. Dann aber mit angepasster Geschwindigkeit.
Ich denke, dass sich aus der Geschichte mit der Warnweste in Sachen Motorradbekleidung sowieso noch ein wenig mehr ergibt. Ohne dies belegen zu können, habe ich doch das Gefühl, dass immer mehr Motorradjacken inzwischen eher mit Reflexstreifen und ähnlichem ausgestattet sind. Ich schätze, das ist dann zumindest gefühlt ein Plus an SIcherheit.
Für Biker bringt eine Warnweste ganz sicher ein Mehr an Sicherheit. Nach mehreren Fahrten habe ich dann aber leider festgestellt, dass durch die Weste die Windgeräusche und Turbulenzen, an meinem sonst eher leisen C2 Helm, erheblich ansteigen. Zuerst wollte ich das nicht so recht glauben, aber ohne Warnweste fährt es sich für mich, vor Allem auf der Autobahn, erheblich angenehmer und ruhiger.
Habe so ein Teil mit Reissverschluss von Polo für etwa 15 Euronies. Da hat sich der Reissverschluss gleich bei der ersten Fahrt von der Jacke getrennt. Mit Nadel und Faden habe ich diesem Scheidungsversuch bereits mehrfach widersprochen. Jetzt habe ich festgestellt, dass die gesäumten Einfassungen sich auch nicht mehr zum Rest gehörig fühlen und es dem Reissverschluss gleich getan.
Ein weiteres Problem ist, dass es das Teil wohl nur in der Größe M gibt und es bei mir (etwa 1,90 Körpergröße) somit wie ein Sport-BH aussieht. Was mich aber der Sicherheit zuliebe nicht stört.
Das Problem mit der Winddurchlässigkeit im Sommer kenne ich auch. Kann aber damit leben.
Fazit: Das Thema „passive Sicherheit beim Moppedfahren ist den Zubehörherstellern offensichtlich noch nicht so angekommen, daher wohl die etwas minderwertigen Lösungsversuche. Bin aber zuversichtlich, dass sich das in den nächsten Jahren ändern wird.
Ganz klar: Eine Warnwest sieht nicht“toll „. aus!
Nachdem ich einige Male im täglichen Berufsverkehr fast über den Haufen gefahren worden wäre
hab ich mir mal probeweise ein billige 1EUR-Warnweste übergezogen….
Der Unterschied war so frappierend zu merken ,das ich seit dem NIE Wieder ohne zur Arbeit fahre!
Das billige Ding leuchtete zwar unschlagbar gut,aber die Klettverschlüsse griffen irgendwie auch meine Textiljacke an…
Also besorgte ich mir eine (viel zu)teure(25EUR) Weste mit Reissverschluss. Die leuchtet zwar nicht ganz so gut wie die billige aber mit Reissverschluss ist`s besser.
-Bei kälte hat man merklich ein Schicht mehr an und man schont auch die Jacke vor Dreck und Licht!
-Man muss regelmässig waschen!
-Die „Leuchtkaft“ lässt auch dadurch natürlich allmählich nach…
Bei Wärme behindert die Weste merklich die Luftzirkulation ich fahre dann immer mit aufgezogenen Reissverschluss.
Der Schwachpunkt der Westen ist eindeutigt der Reissverschluss!! Der von der „Teuren“ hielt 2 Jahre,der vor der neueren „Lidl-Weste“ hielt nur 1 Monat!!!
Am Wochenende fahre ich aber auch „ohne“ wegen der besseren Lüftung…
Das mit der Belüftung ist (zumindest diesen Sommer) auf jeden Fall ein Totschlag-Argument. Wobei ich jetzt einfach mal behaupte, den „Peak“ haben die Warnwesten jetzt schon wieder überschritten, kommt mir so vor, als würden inzwischen schon wieder weniger Motorradfahrer damit unterwegs sein (ist aber nur aus dem Bauch heraus).
Ich denke, dass sich mittelfristig die Warnweste verabschieden wird und dafür die „normale“ Motorradbekleidung mehr und mehr mit Reflektoren ausgestattet sein wird.
Klasse Artikel, hab mir jetzt auch eine Weste gekauft. Hab sogar eine mit Meshgewebe für den Sommer gefunden. Bald geht die Saison ja wieder los, viel Spass wenn es soweit ist. Ein treuer Leser
Hallo. Toller Beitrag. Aber soll ich mir eine Weste kaufen? Bin nach dem Lesen so schlau wie vorher. (nicht böse gemeint)
Ich bin Fahranfänger und mein Bauchgefühl sagt mir, ich sollte mir eine Weste mit Reißverschluss zulegen. Wenn es vielleicht nicht den anderen Verkehrsteilnehmern hilft, ich fühle mich damit aber besser und etwas sicherer. Hatte bei der Fahrschule auch so ein Teil über der Kleidung. Also reine Gewohnheit. Wie es mit der Luftzirkulation sein wird, wird sich zeigen. Wenn ich vom Zweirad absteige, werde ich sie jedenfalls ins Helmfach packen. Und erst vor der Weiterfahrt wieder überstreifen.
Meine Textilklamotten haben bereits Reflektoren. Aber mehr kann sicherlich nicht schaden.
Viel hilft bekanntlich viel. 🙂
In diesem Sinne
frohes cruisen.
Na ja, wenn du jetzt schon noch von deinen Fahrschulzeiten aus entsprechend das Tragen einer Weste gewohnt bist, warum dann nicht eine einfache Warnweste kaufen und mal schauen, wie sich das auf Dauer (also mehr als die vorgegebenen Pflichtstunden) für dich anfühlt. Und wenn es für dich angenehm zum Tragen ist, warum denn nicht eine Weste drüber ziehen.
Du hast es ja schon gesagt: Mehr kann nicht schaden.
Hallo,
Gelbe Westen sind Signalwesten. Als Pannen/Warnweste gilt nur die rote. Gelbe Signalwesten sind sogar bei Sonne im Rücken noch von einen Autofahrer zu erkennen der das Licht vom Motorrad in nicht erkennt.
Mittlerweile werden Motorrad Jacken mit gelben Aufsetzer versehen. Nicht aber mit Roten Warnfarben.