Voller Campingplatz

Wenn ich meinen Urlaub plane…

Bei mir im Geschäft ist es jedes Jahr dasselbe. Zum Jahresanfang wird eine verbindliche Urlaubsplanung für die klassischen Haupturlaubszeiten vorgelegt, hin und her verhandelt, so lange, bis zumindest Ostern, Pfingsten und die Sommerferien abgedeckt sind. Und dann stellt sich die Frage, soll ich oder soll ich nicht während der Hauptsaison in den Motorradaurlaub starten.

Und es klappt fast immer. Nicht schlecht, oder? Nur dieses Jahr ergibt ein Blick auf den Urlaubsplan, dass tatsächlich sogar innerhalb der Sommerferien ein ganzer Block noch zur Verfügung steht. Drei Wochen, wo ich ganz locker noch irgendwo einen kleinen Motorradurlaub einschieben könnte.

Bereits letztes Jahr gab es mal so eine Lücke. Eine Lücke, die noch dadurch verbessert hat, dass sich Schatzi mit dem Kleinen sowieso einige Tage gegönnt hat.

Letztes Jahr habe ich dann die Gelegenheit genutzt, mir in den Sommerferien noch einige Tage auf dem Motorrad zu stehlen, für eine ordentliche Sommertour.

Ich habe mich seit Jahren mehr oder weniger erfolgreich dagegen gestemmt, während der Sommerferien eine Mehrtagestour mit dem Motorrad zu unternehmen. Und zwar aus gutem Grund, würde ich sagen.

In der Nebensaison

Mit dem Motorrad habe ich hin und wieder meinen Sohn geschnappt, um mit ihm einige Tage zu verbringen. Mit schulpflichtigen Kindern ist es dann schlecht möglich, außerhalb der Schulferien den Motorradurlaub anzugehen. Aber in den Sommerferien?

Ich habe es immer vorgezogen, meine längeren Motorradtouren außerhalb der Sommerferien zu planen. Klar, wer an Pfingsten unterwegs ist, hat auch einige Nachteile. Das Wetter ist irgendwie weniger stabil, auch ein wenig kühler. Das merke ich dann, wenn ich im Mai auf die Idee komme, mit dem Motorrad die Alpen unter die Räder zu nehmen. Da bist du dann unterwegs und stellst fest, dass einige Alpenpässe noch gesperrt sind. Die offenen hohen Pässe in den Alpen weisen noch rechts und links der Straße teilweise ordentliche Schneefelder auf, es ist kalt und unangenehm da oben.

Und das „restliche“ Wetter? Auf jeden Fall weniger stabil. Mehr als einmal, eigentlich sogar in schöner Regelmäßigkeit, fahre ich mit dem Motorrad unter bedecktem, grauen Himmel daher, muss mir mit meiner Wetter-App die angenehmsten Ecken heraussuchen und immer meine Regenhose bereit halten.

Mal kurz an einem Strand anhalten ist zwar recht einfach, überall Platz um mich herum, dafür sind Seen oder das Meer noch zu kühl, um mehr als eine kleine Runde zu planschen.

Dann komme ich zu einem Campingplatz und muss feststellen, dass in der Vorsaison zwar der Platz als solcher geöffnet hat, der dortige Einkaufsladen jedoch nicht und die „Gastronomie“ ebenfalls nur ganz rudimentär ausgestattet ist. Nicht nur einmal habe ich gehört, dass es leider nur eine Portion Pommes gibt, weil noch nicht „richtig“ geöffnet ist.

Und dann noch die Tatsache, dass auf den einzelnen Campingplätzen bei gähnender Leere kaum eine Möglichkeit besteht, irgendwo mal kurz ein wenig Anschluss zu finden, kaum andere Motorradfahrer da sind, mit denen man gemütlich am Abend noch ein Bier trinken kann. Alles irgendwie blöd.

In den Sommerferien

Ganz anders sieht es dann aus, wenn ich mich (wie beispielsweise letztes Jahr) voll in der Hauptsaison mit dem Motorrad auf den Weg mache.

Das Wetter ist im Hochsommer richtig stabil und warm, ich habe zwar meine Regenhose im Gepäck, kann sie aber normalerweise dort belassen. Ich muss mir kaum Gedanken machen, wo ich das stabilste Wetter finde um trocken zu bleiben und nicht zu frösteln. Das Gepäck kann ich dabei auf einige T-Shirts beschränken, der Schlafsack, so leicht er auch ist, ist sogar zu warm.

Dies erkaufe ich natürlich damit, dass Gott und die Welt eben auch mit mir gleichzeitig in den Sommerferien unterwegs ist. Auf Campingplätzen ist dann teilweise nicht mal mehr für mein kleines Campingzelt ein Plätzchen frei. Und wenn doch sind die Preise in der Hauptsaison halt mal glatt doppelt so hoch, wie vier Wochen zuvor. Das nimmt dann schon teilweise recht bizarre Ausmaße an, da ist es dann auch drin, dass ich für einen Zeltplatz mal bescheidene 58€ hinblättern sollte. Das war mir dann doch ein wenig zu viel und nicht mehr angemessen.

Die Gastronomie ist jedoch praktisch überall geöffnet, was aber auch notwendig ist, um die vorhandenen Menschenmassen irgendwie zu verköstigen. Dies geht dann soweit, dass ich schon mal komisch beäugt wurde, als ich nicht unmittelbar nach dem Essen meinen Platz geräumt habe und es (oh Schande) tatsächlich gewagt habe, noch gemütlich am Platz ein weiteres Bier zu konsumieren, anstatt ihn gleich frei zu machen für die nächste verschwitzte Urlauberfamilie, die sofort und gleich einen Tisch zum Essen suchte.

Und dann das Fahren als solches. Gerade in den Sommerferien sind zwar alle Alpenpässe tatsächlich geöffnet. Aber der Kurvenspaß ist dann doch irgendwie eingeschränkt, wenn ich mit dem Motorrad hinter einer ganzen Karawane von Wohnmobilen, Wohnwagen und anderen Sommerfrischlern hinterher schleiche. Was nützen mir die schönsten Bergstraßen, wenn ich so langsam um die Kurven schleichen muss, dass mir das Motorrad in der Kurve schier umkippt?

Tja, und irgendwo mal gemütlich ein Plätzchen an Strand oder Pool suchen? Auch nicht so leicht. Am Strand ist sowieso kaum noch Platz, am Pool sieht es ähnlich aus, oft genug ist aber auch so kein ruhiges Minütchen oder auch nur genug Raum, um einige Bahnen zu ziehen.

Und dann noch (Achtung, jetzt wird wirklich grantig) die Kinder. In den Sommermonaten muss ich eben damit rechnen, auf jedem Campingplatz Unmengen von Kindern zu begegnen. Und das ist auch gut so. Wann denn auch sonst. Nur wenn ich vor meinem Zelt sitze und Horden kleiner Leute durch mein Gepäck toben, mir mit dem Fußball mein Abendessen vom Kocher herunterschießen (!) und ich dann von den Eltern angemotzt werde, weil ich die „lieben Kleinen“ mal kurzzeitig anföhne, dann ist es vielleicht doch ein wenig zu hektisch auf dem Campingplatz.

Fazit

Ich habe letztes Jahr im direkten Vergleich Pfingsten und dann die Sommermonate eine mehrtägige Tour auf dem Motorrad erleben dürfen. Und ich muss zugeben, dass mir die Sommermonate zu hektisch sind. Viel zu viel los auf den Campingplätzen, Hotels und Pensionen auch überlaufen. Die Preise tun dann ihr Übriges, um mir die Urlaubszeit etwas anders zu wünschen.

Klar, in der Nebensaison ist teilweise zu wenig los, nicht alles geöffnet und auch nicht jede Strecke voll befahrbar. Aber es ist für mich auf jeden Fall angenehmer, über „zu wenig los“ zu grübeln, als dann im Hochsommer nicht mal mehr ein Plätzchen für mein Zelt auf dem Platz zu finden.