Wie es zu diesem Beitrag kommt

Na, kennt jeder noch diese Zeiten, als man selbst gerade in die Welt des Motorradfahrens hineingeschnuppert hat? Als man selbst noch absoluter Anfänger war? Als man anderen zugehört hat oder einen Testbericht las, von dem man das eine oder andere gar nicht verstand? Also ich kann mich noch an diese Zeiten erinnern.

Was mich als Neuling am Anfang stutzig gemacht hat, war mal ein Testbericht für ein Motorrad, in dem „das grauenhafte Lastwechselverhalten“ moniert wurde. Nur konnte ich damit damals nichts anfangen. Und ich wusste auch gerade niemanden, den ich danach fragen konnte.

Hier also der Versuch einer Erklärung des Begriffs Lastwechselverhalten.

Lastwechselverhalten: Wozu erklären?

Warum sollte man zu Thema „Lastwechselverhalten“ etwas wissen? Nun ja, dieses Phänomen beschreibt ein Problem, mit dem jeder Motorradfahrer mehr oder weniger bewusst immer mal wieder konfrontiert wird. Gerade Anfänger werden mit dem Begriff aber nur wenig anfangen können und ein Fahrverhalten zwar irgendwie bemerken, aber nie so richtig erklären können. Dieser Artikel schafft Abhilfe.

Der Lastwechsel

Bevor man zur Erklärung des Begriffs „Lastwechselverhalten“ kommt, sollte man zunächst wissen, was überhaupt mit dem Wort „Lastwechsel“ gemeint ist.

Eigentlich sind mit „Lastwechsel“ zwei Vorgänge gemeint. Am besten lässt sich dies mit einem kleinen Beispiel verdeutlichen:

Lastwechsel: ich gehe vom Gas

Ich fahre mit dem Motorrad geradeaus auf einer einsamen Straße. Meine Geschwindigkeit liegt bei 100 km/h, der Motor brummt zufrieden unter mir. Irgendwann gehe ich vom Gas, werde langsamer. Dies ist ein Lastwechsel. Der Motor, der gerade noch „gezogen“ hat, wird auf einmal in den Schiebebetrieb umgestellt, und wird anstatt von der Motorkraft von der Massenträgheit der Maschine angetrieben. Er bekommt keinen Sprit mehr und bremst mehr oder weniger stark ab. Hierbei ist die Stärke des Abbremsen, das „Bremsmoment“ (umgangssprachlich „Motorbremse“, obwohl dies eigentlich falsch ist) unmittelbar abhängig von der „Größe“ des Motors. Merke: Viel Motor bremst viel, wenig Motor bremst weniger.

Ich kann mich noch an meine 80er Moppeds erinnern, da ging man vom Gas und hat kaum Bremsmoment bemerkt, bei meiner BMW wird man da schon deutlich langsamer.

Lastwechsel: Ich gebe Gas

Bleiben wir bei meinem Beispiel. Ich werde nun ein wenig langsamer, schließlich gebe ich wieder Gas. Nun bin ich ein bisschen weniger feinfühlig als sonst und reiße einfach mal am Gasgriff. Was passiert?

Der Motor, gerade noch im Schiebebetrieb ohne Spritzufuhr und am Bremsen bekommt durch das Aufziehen des Gaszugs (und damit der Drosselklappen) plötzlich wieder Sprit und setzt schlagartig mit der Verbrennung ein, durch die ganze Maschine geht ein Ruck.

Bei meiner BMW habe ich vor kurzem die Kette nachgespannt. Bevor sie wieder die richtige Spannung hatte, hat man bei diesem gerade geschilderten „Ruck“ auch noch gleich mal die Kette scheppern und schlagen hören, war unangenehm.

Warum ist der Lastwechsel ein Problem?

Nun, jetzt wird es recht einfach. Der normale Motorradfahrer fährt ganz gerne Kurven. Gehört auf jeden Fall dazu. Er wird vor einer Kurve oder zu Kurvenbeginn das Gas zumachen, der Motor bremst. Sind wir hier schon in Schräglage, während gleichzeitig der Motor unsere Maschine weiter herunter bremst, werden wird nachkorrigieren müssen, sonst kippen wir ja ein wenig zu stark in die Kurve, wir werden ja schlagartig langsamer.

Umgekehrt ist es dann beim Kurvenausgang. Nimmt die Kurve ein Ende, ziehen wir am Gas. Der Lastwechsel setzt ein vom Schiebe- zum Lastbetrieb, durch die Maschine geht vielleicht gerade ein Schlag und wir müssen wieder unsere Linie korrigieren.

Diese Korrektur wird dabei umso größer, je heftiger (direkter) die Maschine wieder Gas annimmt und wie feinfühlig man am Gasgriff gezogen hat. Setzt die Leistung schlagartig ein, weil hier eine unsensible Gashand mit einem „giftigen“ Motorrad zusammentreffen, kommt man schon mal erheblich ins rotieren und muss sehr massiv korrigieren, damit man nicht auf einmal auf der falschen Fahrbahnseite fährt.

Wer dies mal näher beobachten möchte, der sollte sich einfach mal einen Parkplatz in der Nähe einer engen Kurve suchen, am besten einer Serpentine. Sobald eine Gruppe Motorradfahrer vorbei fährt, kann man dieses Phänomen bei dem einen oder anderen beobachten.

Und was ist jetzt das Lastwechselverhalten?

Das Lastwechselverhalten beschreibt das Verhalten des Motorrads bei eben dieser Änderung vom Zug- in den Schiebebetrieb und umgekehrt.

Je nach Motorrad, Motorbauweise, Antrieb und Wartungszustand fällt das Lastwechselverhalten mehr oder weniger auffällig (problematisch) oder unauffällig (gut für uns) aus.

Wie geht es weiter?

Das Lastwechselverhalten seines Motorrads kann man (in Grenzen) beeinflussen. Dies ist aber der Stoff für einen neuen Artikel.