Motorradunfälle – Statistische Daten

Wie komme ich dazu, so etwas zu veröffentlichen?

In den letzten beiden Jahren ist es mir stärker aufgefallen… ich komme immer wieder an Unfallstellen vorbei, bei denen neben der Straße ein mehr oder weniger zerdeppertes Motorrad liegt. Manchmal befinden sich mehr oder weniger ramponierte Fahrer dabei, manchmal auch gleich ein Rettungswagen.

Nachdem ich dies mal ganz pauschal im Kollegenkreis angesprochen habe, meinte einer, dass die Motorradfahrer an den Unfällen sowieso meist schuld seien. Grund genug, der Sache mal auf den Grund zu gehen und einige Statistiken zu wälzen.

Wo liegen die Probleme bei den Statistiken zu Motorradunfällen?

Nun, im Hinblick auf Verkehrsunfallzahlen gibt es unzählige Statistiken. Da herrscht also kein Mangel. Das Problem ist dabei jedoch jedoch, was diese aussagen. Ein kleines Beispiel aus meinen eigenen Erfahrungen:

Eine kleine Motorradtour, kurz nicht aufgepasst, auf einmal liege ich auf dem Boden. Motorrad beschädigt, ich selbst mehr oder weniger ramponiert (diverse Schrammen und den Knöchel verstaucht). Also, was passiert: Das zerdepperte Motorrad nach Hause gebracht, ich selbst kurz beim Arzt und anschließend nach Hause.

Was kann man erkennen? Ich hatte ganz klar einen Unfall. Bei dem gab es sowohl Sach- als auch Personenschaden (ich selbst). Der Unfall taucht jedoch in keiner Statistik auf. Eine polizeiliche Unfallaufnahme fand nicht statt, eine Versicherung war auch nicht involviert. Somit gab es keine statistische Erfassung des Unfalls, er existiert praktisch nicht.

Und welche Statistiken nimmt man nun?

Praktischerweise kommen eigentlich nur zwei Arten von Statistiken in Frage, wenn man was zum Thema Motorradunfälle herausfinden möchte. Zunächst einmal auf Basis der Versicherungswirtschaft (ein Unfall wird ja recht oft reguliert durch die Versicherung). Oder man bedient sich der polizeilichen Unfallstatistik. Diese bietet den Vorteil, dass sie wirklich umfassend aufgeschlüsselt und gleichzeitig gut verfügbar ist. Ich habe mich also dabei auf diese Daten gestützt, die Zahlen stammen aus den polizeilichen Unfallstatistiken aus dem Jahr 2008, sind also einigermaßen aktuell.

Zu den Zahlen:

Im genannten Zeitraum waren in ca. 7 Millionen Kraftfahrzeuge gesamt angemeldet. Von diesen waren ca. 530.000 Motorräder (=7,5%).

Im Bezugszeitraum ereigneten sich 256.000 polizeilich erfasste Verkehrsunfälle. Von diesen wiederum waren 8.100 unter Beteiligung von Zweiradfahrern, also auch Roller und Mofafahrern (=3,1%).

Bei diesen 8100 Unfällen mit Zweiradfahrern waren bei 2500 die Zweiradfahrer hauptsächlich für den Verkehrsunfall verantwortlich (=25% Unfallverursacher).

Insgesamt sind bei allen Kraftfahrzeugunfällen 49000 Menschen zu Schaden gekommen(=19% Risiko, verletzt zu werden bei einem Unfall), 551 davon getötet worden. Auf die Zweiradunfällen entfallen dabei 7400 Verletzte (91% Verletzungsrisiko), 114 davon tödlich.

Und was sagt uns dies nun?

Als Motorradfahrer wird man nur halb so oft in einen Unfall verwickelt (3,1% Unfallrisiko bezogen auf den Fahrzeugbestand) wie als „normaler“ Verkehrsteilnehmer (7,5% bezogen auf den Fahrzeugbestand).

Bei diesen Unfällen sind wir nur in einem Viertel der Fälle hauptschuldig.

Dies alles bringt uns aber recht wenig. Bezogen auf die Unfallhäufigkeit haben wir im Vergleich zu anderen Verkehrsteilnehmern ein 4-Mal so großes Risiko, bei dem Unfall verletzt zu werden, das Risiko, bei einem solchen Unfall tödlich zu verunglücken ist ebenfalls entsprechend viel größer.

Und warum kann man dies nun nicht einfach so hinnehmen?

Wie oben bereits erwähnt, sind die Statistiken nicht unbedingt aussagekräftig. Das man bei fast jedem Motorradunfall verletzt wird, liegt zwar auf der Hand, bei vielen dieser Verletzungen handelt es sich jedoch um einfache blaue Flecken oder Schrammen. Die kommen halt automatisch, wenn man mit der Maschine umfällt.

Weiterhin wird ja nicht jeder Unfall mit Motorrädern polizeilich aufgenommen, gerade im Bereich der allein beteiligten Hinfaller kommt es ja überwiegend nicht zu einer Serie von Verwünschungen, die Maschine wird aufgehoben und weiter geht’s. Da wird dann gar nichts polizeilich aufgenommen und findet somit auch nicht seinen Weg in die Statistik. Daher sollten diese Zahlen mit Vorsicht genossen werden.

Auf jeden Fall werde ich mir bei Gelegenheit nochmal die Unfallstatistik anschauen und mal sehen, was man sonst noch herausholen kann.