Wenn es draußen noch kalt ist…

…hilft bei mir vor allem eines. Schon mal mit dem Finger über die Landkarte fahren, schon mal an bessere Zeiten denken und hoffen, dass der Winter irgendwann vorbei ist.

Ich bin ja in der glücklichen Lage, meiner Frau pro Jahr ein bis zwei verlängerte Wochenenden abzuschwatzen, die ich für eine kleine Motorradtour nutzen darf. Davon eines für mich, eines, bei dem ich mit meinem „mittleren“ Junior ein paar Tage unterwegs bin. Und dies nutze ich auch jedes Jahr. Und wie sich in der Vergangenheit gezeigt hat, ist es für mich am besten, diese Zeit noch im Frühling, Mai und Juni, zu nehmen, anstatt in der Sommerzeit, während den großen Ferien in den klassischen Urlaubsmonaten loszufahren.

Und weil ich (wie fast jedes Jahr übrigens) bislang noch keine genaueren Pläne zur diesjährigen Frühjahrstour in der Schublade liegen habe, ist doch hier und jetzt die perfekte Gelegenheit, ein paar Ideen zu sammeln und aufzubereiten.

Wohin im Frühling mit dem Motorrad?

Die Anforderungen an „mein“ perfektes Motorradtourenziel sind eigentlich jedes Jahr gleich. Nicht allzuweit entfernt, ist klar. Ich habe nur einige Tage Zeit, da will ich natürlich nicht ein bis zwei Tage nur auf der Anfahrt Autobahnkilometer sammeln.

Auch wenn ich durchaus einsehe, dass die Anfahrt zu meinem Wunschziel am einfachsten über die Autobahn zu bewältigen ist, um dann in der passenden Gegend mit dem Motorradfahren zu beginnen, ist es mir natürlich lieber, die Anreise bereits zu einem Teil der Motorradtour zu machen.

Insofern bleibt festzustellen, dass für ein verlängertes Motorradwochenende Gegenden wie die Kroatische Adria (fast) und die spanische Meseta schlichtweg nicht in Frage kommen. Und mal kurz in die schottischen Highlands oder die Bretagne ist für mich ebenfalls unrealistisch. Einfach eine zu weite Anfahrt.

Die Alpen, bei mir wiederum quasi vor der Haustüre, fallen aus einem ganz anderen Grund heraus. Im Mai sind noch einige Alpenpässe schlichtweg gesperrt und, was noch hinzu kommt, unbefahrbar. Ich habe schon mal den Fehler begangen, die Sache mit den gesperrten Pässen nicht ganz ernst zu nehmen und bin dann buchstäblich in meterhohem Schnee gesteckt. Zusammenfassend: Alpen im Mai sind noch nicht so ganz sicher als Ziel für eine kleine Motorradtour.

Und dann eben immer die Sache mit dem Wetter. Ende April, Anfang Mai, manchmal noch bis in den Juni hinein besteht durchaus die Möglichkeit, dass ich richtig „eingesaut“ werde. Ich denke da auch an letztes Jahr, als ich praktisch nur im Regen bei Kälte unterwegs war. Während dies am Mittelmeer vielleicht weniger wahrscheinlich ist, können einige verregnete Tage in den Dolomiten dann doch echt ätzend sein.

Also wohin im Frühjahr?

Mögliche Ziele

Schwarzwald und Vogesen

Praktisch vor der Haustüre: einfach mal kreuz und quer durch den Schwarzwald touren. Gar keine große Reise, einfach einige Tage auf dem motorrad in Deutschlands schönster Motorradgegend verbringen. Im Mai muss ich mich nicht mehr mit Schnee und Eis herumärgern, brauche mir auch keine Sorgen wegen der Unterkunft zu machen und genieße einfach die schönsten und kurvigsten Landstraßen, die man sich vorstellen kann.

Und wenn ich vom Schwarzwald genug habe, quer über die Rheinebene und ich bin in einem knappen Stündchen schon mitten in den Vogesen. Und auch hier brauche ich mir keine Sorgen zu machen, dass mir die Motorradstraßen kurzfristig ausgehen könnten.

Also Schwarzwald und Vogesen bieten sich definitiv an für eine kleine Motorradtour im Frühling.

Bayerischer Wald

Auch ein Klassiker. Mit 450 Kilometern ist die Anfahrt für mich noch recht angenehm zu verkraften, insbesondere weil ich auf dem Weg quer durch die Republik auch die Anfahrt zum Teil der Tour machen kann.

Die Landschaft ist wunderschön, kleine Sträßchen mit ausreichend Kurven ziehen sich wunderbar hindurch. Wenn ich ein wenig auf die Tourenplanung achte, kann ich die meisten dicht befahrenen Straßen meiden und finde immer wieder Ecken, die es mit dem Motorrad zu erkunden lohnt.

Dazu noch eine ordentliche touristische Infrastruktur, ich will ja nicht am Wegesrand schlafen.

und dann noch die Möglichkeit, einen kleinen Abstecher über die bayerisch-tschechische Grenze zu unternehmen (Tschechien ist motorradtechnisch für mich „terra incognita“): Was will ich mehr. Definitiv in der engeren Auswahl für meine kleine Frühjahrstour.

Thüringer Wald

Für mich in den letzten Jahren regelmäßig eine kleine Motorradtour wert. Auch innerhalb eines guten halben Tages zu erreichen. Und auch hier gilt: ordentliche, motorradtaugliche Straßen durch tolle Landschaften mit Wald, einem netten „Mittelgebirge“ und genügend kleinen Sträßchen zu erkunden.

Besonderer Vorteil ist meiner Meinung nach die Tatsache, dass auch abseits vom eigentlichen Motorradfahren genügend Optionen bestehen, ein wenig „Kultur zu tanken“. Auch immer mal wieder eine tolle Abwechslung für mich.

Auch hier gilt: die Gegend ist touristisch gut erschlossen, über mangelnde Unterkünfte kann ich mich bestimmt nicht beklagen. Kleiner Vorteil: Gerade in den kleinen Dörfern sind die Zimmer noch wirklich günstig.

Sächsische Schweiz

Tja, hier liegt der Fall ein wenig anders. Ich gebe zu, ich war noch nie in der sächsischen Schweiz. Und schon gar nicht mit dem Motorrad. Andererseits habe ich schon hin und wieder recht positive Meldungen darüber gelesen, deshalb reizt mich die Vorstellung dort mal ein nettes Wochenende zu verbringen. Dies umso mehr, als dass ich eigentlich mit Schatzi dort mal ein Motorradwochenende gebucht hatte.

Dies fiel ins Wasser (Schatzis Höllenmaschine ist ihr beim Rangieren auf das Knie gefallen), die Buchung wurde storniert, die Tour selbst steht jedoch immer noch auf meiner To-Do-Liste. Mit lockeren 700 Kilometern ist die Anfahrt von mir zu Hause auch noch einigermaßen zu bewältigen, wobei ich mir noch überlegen müsste, ob ich das wirklich auf der Autobahn runter brettere.

So oder so, die sächische Schweiz bietet sich für mich auch mal an, ein verlängertes Wochenende auf dem Motorrad zu verleben.

Toskana

Wenn ich im Frühjahr mit dem Motorrad wegmöchte, dann doch vor allem dort hin, wo ich mit Wärme und behaglichen Temperaturen rechnen kann. Und da wäre doch die Toskana prädestiniert für mich, oder? Im mittleren bis nördlichen Italien gelegen, einigermaßen wettersicher und mit ordentlichen Motorradstraßen gesegnet.

Ich gebe zu, die Gegend kenne ich nur vom „durchfahren“ mit dem Auto. Irgendwie habe ich es in meiner Motorradkarriere bislang nie geschafft, dort einige Tage zu verbringen. An der Voraussetzungen der Gegend kann es nicht gelegen haben: ausreichend hügelig, mit ordentlichen und nicht allzu stark befahrenen Motorradstraßen gesegnet, immer wieder in einschlägigen Foren als motorradtauglich gelobt. Insofern beste Voraussetzungen. Aber jedes Mal, wenn ich die Toskana als mögliches Ziel für eine Motorradtour in Betracht gezogen habe, kamen mir noch bessere Ideen, die ich dann umgesetzt habe. Vielleicht ist es ja dieses Jahr anders.

Die Anreise ist mit 740 Kilometern noch zu packen, auch für ein verlängertes Wochenende. Aber hier muss ich ganz klar sagen, dass ich um Autobahngebolze kaum herum komme. Das wird sonst einfach zu kompliziert. Quer durch die Schweiz, über die Alpen und dann noch einmal durch ganz Norditalien? Keine Chance ohne Autobahn.

Provence und Côte d’Azur

Letztes Jahr ging mein Kurztripp dorthin ja ordentlich in die Hose, war blöd. Regen, Kälte und dann der plötzliche Heimweg waren ziemlich anstrengend. Aber andererseits muss dies ja nicht nochmals genau so passieren, oder?

Auf jeden Fall ist die Provence mitsamt der Mittelmeerküste definitiv wettersicherer als die heimischen Mittelgebirge. Dies spricht schon mal definitv für diese Region als Ziel einer Motorradtour. Und was die Landschaft und die Motorradstraßen angeht: Beides ist wohl über jeden Zweifel erhaben. Da wird es wohl keinen Widerspruch geben.

Kurz mal in Avignon oder Aix-en-Provence vorbei schauen, noch ein wenig durch die innenstadt schlendern und dort am Straßenrand in einem Cafe sitzen? Unbezahlbar.

Die gesamte Gegend ist touristisch ordentlich erschlossen, was für mich natürlich auch einen Vorteil darstellt. Keine Übernachtung am Straßenrand erforderlich, keine Verlängerung der Tagesetappe, bis ein ordentliches Hotel oder ein sauberer Campingplatz gefunden ist. Von daher: alles gut.

Auch meine geplante Reisezeit liegt ausreichend von den französischen Ferien entfernt. Denn der Süden Frankreichs ist in den Sommermonaten meiner Meinung nach hoffnungslos überfüllt und eher keine Reise wert. Aber zum Frühjahr hin? Perfekt.

Kommt also auch (nochmal) auf meine Liste.

Südtirol

Tja, und da sind sie doch, die Alpen. Wenn schon nicht der Alpenhauptkamm in der Schweiz, dann doch wenigstens Südtirol, vielleicht sogar die Dolomiten. Während die höheren Pässe in Frankreich und der Schweiz oftmals noch im Mai von der Wintersperre betroffen sind, gibt es in den Dolomiten doch immer wieder Möglichkeiten, offene Alpenpässe zu nutzen. Auch wenn es oben kalt werden dürfte.

Über die Landschaft und die Straßenführung brauche ich mir hier definitiv keine Gedanken zu machen, hier ist alles im grünen Bereich. Das einzige Manko, was mir bei den Dolomiten regelmäßig die Laune versaut ist die Tatsache, dass gefühlt überall noch eine gesonderte Maut erhoben wird. Klar, der Touri kanns ja zahlen…

Andererseits sind die Vorteile hier auch nicht zu verachten. Die gesamte Region ist perfekt für den Tourismus erschlossen. Die Wintersportler sind bereits abgezogen, die Sommertouristen noch nicht da. Bleibt mehr für mich. Natürlich ist das Wetter in den Alpen immer mal wieder ein Problem, denn „kühl“ ist in den Bergen halt mal eine andere Größe als bei mir zu Hause. Aber hier gibt es zur Not ja noch die Option, einen Schwenk nach Bozen oder Meran zu fahren, wo um diese Jahreszeit schon der Frühsommer ausgebrochen ist.

Die Entfernung ist auch noch ordentlich zu bewältigen, mit weniger als 600 Kilometern sieht das gar nicht mal so schlecht aus. Aber auch hier: Der Großteil der Anfahrt wird wohl über (mautpflichtige) Autobahnen erfolgen müssen…

Jura

Irgendwie noch ein echter Geheimtipp. Schweizer und fronzösischer Jura. Sehe ich eher selten in den einschlägigen Foren und Magazinen als mögliche Destination für Motorradtouren, für mich unverständlich. Wenig besiedelt, durchzogen von kleinen und kleinsten Sträßchen, perfekt geeignet zum Kurvenräubern. Alles was das Motorradfahrerherz braucht, findet sich hier.

Auf den Gedanken, doch hier mal einige Zeit mit dem Motorrad zu verbringen, bin ich gekommen, als ich auf dem Weg gen Süden eher zwangsweise einige Runden gedreht habe: Anfahrt über das Land und dann ordentlich verfahren. Und dabei dann entdeckt, dass hier eben auch genügend Landschaft auf ihre Entdeckung wartet.

Die Anfahrt ist mit bescheidenen 300 Kilometern relativ überschaubar, ist auch mal locker am Vormittag zu schaffen. Was ein wenig zum Problem wird: für mich als Motorradtouristen ist hier nur recht wenig erschlossen. Wenn ich abends am Ende der Welt stehe und noch ewig nach einem offenen Campingplatz suche, sinkt meine Laune natürlich ins bodenlose. Kann ich zwar durch ordentliche Planung vermeiden, so viel vorausplanen möchte ich aber eigentlich gar nicht.

Weiterer Nachteil: schweizer Preise. Eine kleines Zimmer in einer Pension, ein leckeres Abendessen und noch ein, zwei Bier? Wird schmerzhaft für den Geldbeutel. Ich will mich ja nicht in gewaltige Unkosten stürzen für ein Motorradwochenende.

Fazit

Tja, und wohin wende ich mich nun für meine Frühjahrstour mit dem Motorrad? Ich habe schlichtweg keine Ahnung. Denn ich muss zugeben: Noch während ich hier den Artikel verfasst habe, sind mir gleich noch eine ganze Ladung weiterer Ideen gekommen. Eigentlich genug Material für einen weiteren Artikel.

Fallen dir auch noch ein paar Ziele für Kurztripps ein?