Motorrad-Werkzeug: Die wichtigsten Teile

Du bist also zu der Entscheidung gelangt, dass du mal damit versuchen möchtest, dein Motorrad selbst zu warten, zu reparieren oder ganz allgemein zu schrauben. Aber du hast so etwas bislang noch nie gemacht und eigentlich bislang auch keine Ahnung? Und du hast keine Ahnung, was du alles an Werkzeugen zur Motorradwartung benötigst? Dem kann abgeholfen werden.

Nachdem ich mich in der letzten Woche darüber ausgelassen habe, ob das Selber-Schrauben sinnvoll ist und in welcher Preisklasse Werkzeug anzuschaffen sinnvoll ist, möchte ich mich nun ganz konkret zu den benötigten Werkzeugen äußern.

Spezielles Motorrad-Werkzeug?

Wenn du dir ein Werkzeugset anschaffen möchtest, um die wichtigsten Wartungsarbeiten durchzuführen, wirst du immer mal wieder den Rat bekommen, dein Werkzeug speziell auf deine Maschine abzustimmen, nur die Schlüsselgrößen und -arten anzuschaffen, die du auch benötigst.

Diese Idee ist Quatsch. Ein ordentliches Werkzeugset enthält eine Grundausstattung, mit denen du alle (angemessenen) Arbeiten durchführen kannst. Und wenn du bislang noch nichts an der Maschine gemacht hast, kannst du eher schlecht einschätzen, welche Werkzeuge du speziell für dein Motorrad benötigst. Daher bietet es sich schon von selbst an, einige Basics an Werkzeugen anzuschaffen.

Grundausrüstung

Schraubendreher

Egal, welches Motorrad du fährst, ohne ein paar Schraubendreher wirst du kaum etwas basteln können. Ich würde empfehlen mindestens zwei Schlitzschraubenzieher (5 mm und 8 mm) und zwei Kreuzschlitzschraubendreher (PH1 und PH2 reichen) anzuschaffen.

Bei Schraubendrehern würde ich übrigens ein wenig mehr Geld ausgeben, einfach weil es ziemlich nervig ist, wenn du erst eine Schraube vermurkst und dann feststellst, dass du keinen Ersatz zum austauschen hast.

Manche würden raten, Schraubendreher mit durchgehender (durch den Griff) Klinge zu kaufen, damit man dort auch ordentlich mit dem Hammer drauf schlagen kann, wenn nötig. Ich persönlich habe zwar (auch) solche, den Bedarf, mal mit dem Hammer drauf zu schlagen, kann ich aber eher an einer Hand abzählen.

Schraubenschlüssel

Egal, was für Spezialitäten an deiner Maschine verbaut sind, um klassische Schraubenschlüssel wirst du nicht drum herum kommen. Du benötigst auf jeden Fall einen Satz Gabelschlüssel in den gängigen Größen von 6mm bis 19mm. Damit solltest du den meisten Schrauben und Muttern an deiner Maschine ordentlich beikommen. Weiterhin solltest du noch schauen, welche „Sondergrößen“ du an deiner Maschine benötigst. Vielleicht ein 24er oder gar 32er Schlüssel für die Hinterachse? Die Teile kannst du dir dann einzeln im Baumarkt besorgen.

Wenn noch ein wenig Budget übrig ist, kauf dir doch gleich noch einen Ringschlüsselsatz dazu. Der ist vielleicht nicht so flexibel und universell einsetzbar wie ein Gabelschlüssel, ich persönlich finde aber, damit ist leichter zu arbeiten.

Wenn du einzelne Ratgeber dazu liest, wirst du immer wieder den Ratschlag mitbekommen, nur hochwertige Schraubenschlüssel anzuschaffen, weil sich die billigen Modelle leicht verbiegen. Ich muss dazu sagen, dass ich immer noch meinen allerersten Schraubenschlüssel besitze, ein günstiges Set vom Wühltisch. Da hat sich noch nie was verbogen…

Zangen

Am Motorrad gibt es jede Menge Gelegenheit, mit Zangen zu arbeiten. Du kommst teilweise gar nicht mehr drum herum. Aus diesem Grund ist ein Zangenset dringend notwendig.

Auf jeden Fall brauchst du eine Wasserpumpenzange. Als notdürftiger Ersatz für nicht passende Schraubenschlüssel, zum Gegenhalten und für alles sonst.

Weiterhin benötigst du eine Kombizange. Auch die hilft dir in allen Situationen weiter und erspart dir für den Anfang auch die Anschaffung eines Seitenschneiders.

Zu guter Letzt würde ich noch eine Spitzzange empfehlen. Einfach deshalb, weil du immer wieder kleine und kleinste Schrauben wegpfriemeln musst, Sicherungssplinte abziehen möchtest oder an schwer zugänglichen Stellen herumwursteln möchtest. Dort kann dir eine Spitzzange gute Dienste leisten.

Innensechskantschlüssel

Ein Inbusschlüsselsatz gehört auch in jede Werkzeugkiste. Auf solche Schrauben wirst du immer mal wieder stoßen. Kostet nicht viel und lohnt sich.

Hammer und mehr

Ja, einen Hammer gibts auch noch. Du brauchst für den Anfang nicht irgendeine Art Gummihammer oder so, sondern schlichtweg einen ordentlichen Schlosserhammer. Viele Probleme lassen sich damit schnell, einfach und endgültig lösen.

Und es fühlt sich auch gut an, wenn mal wieder bei den Reparaturen nichts klappt, zu wissen, dass du mit dem Hammer grausame Rache an deiner Maschine üben kannst, wenn sie jetzt nicht mitspielt.

Wenn du sowieso gerade am Einkaufen bist, besorge dir zu dem Hammer auch gleich noch einen Durchschlag (Splinttreiber auf Hochdeutsch). Brauchst du hin und wieder, um vielleicht deine Hinterachse auszutreiben oder (wie bei mir) den Haltebolzen beim Bremsbelagwechsel zu entfernen.

Steckschlüsselsatz

Nicht unbedingt und absolut notwendig, aber auf jeden Fall eine Bereicherung für jede Motorradwerkstatt. Du kannst jede Art von Schraube und Mutter auch ohne Steckschlüssel bearbeiten, aber mit einem ordentlichen Set bist du hier auf jeden Fall viel komfortabler unterwegs bei deinen Wartungsarbeiten.

Entgegen landläufiger Meinung bin ich auch hier der Meinung, dass der Steckschlüsselkasten nicht unbedingt die allerbeste Qualität haben muss, sondern vor allem sehr umfangreich sein sollte. Möglichst viele Größen von Stecknüssen, am besten noch einen Bitsatz dazu, am ehesten noch mit Knarrenschlüssel in ¼, 3/8 und ½ Zoll-Aufnahme. Dabei dann noch Stecknüsse für Torx, dann bist du für alle Eventualitäten gerüstet. Ganz klar: viel hilft viel.

Wenn sich dann irgendwann herausstellt, dass die Einzelteile sich so langsam auflösen, dann kauf tausche Einzelteile gegen hochwertige Materialien aus.

Messwerkzeuge

Ein Metermaß, Zollstock oder wie auch immer du das nennen willst, gehört in jeden Werkzeugkasten. Also auch in deinen.

Ein wenig weiter geht ein Messschieber (Schieblehre). Brauchst du vielleicht eher selten, aber wenn, dann ist das eine praktische Sache. Nebenbei: Ich bevorzuge dabei noch die klassische, mechanische Version, nicht die mit irgendwelchen mysteriösen Digitaldisplays.

Nette Kleinigkeiten

Die obige Liste stellt meines Erachtens die absolute Grundausstattung dar. Ohne das klappt keine Reparatur am Motorrad.

Jedoch gibt es durchaus noch einige Kleinigkeiten, die dir das Bastlerleben ein wenig erleichtern können. Sind keine Must-Haves, aber durchaus gut zu haben. Und die Kosten sind auch akzeptabel.

Engländer

Auch unter dem Namen Rollgabelschlüssel oder Einmaulschlüssel bekannt. Es handelt sich hierbei um einen verstellbaren Schraubenschlüssel. Ganz praktisch, wenn du keinen passenden Schraubenschlüssel zur Hand hast. Ist aber alles in allem keine dauerhafte Lösung, nur gut zum improvisieren. Gut zu haben und kostet nicht die Welt.

Drehmomentschlüssel

Für fast jede Schraube an deinem Motorrad ist ein passendes Anzugsdrehmoment (bedeutet: wie stark darf die Schraube festgezogen werden) vorgegeben. Und auch wenn manches nach Gefühl passt, gibt es Schrauben, die du vielleicht mit etwas mehr Präzision anziehen möchtest (Achsmutter?). Dazu brauchst du einen Drehmomentschlüssel.

Ich selbst brauche das Teil eigentlich nur sehr selten, deswegen habe ich mir die billige Version vom Baumarkt geholt. Reicht für mich. Hier kannst du übrigens ordentlich Geld liegen lassen, also überlege dir, ob du das brauchst.

T-Griff

Jetzt gehts vor allem um den Komfort. Mit einer T-Griff-Aufnahme und einem entsprechenden Bitset, kannst du dir das Leben schön einfach machen. Mit dem T-Griff und einem passenden Innensechskantbit kannst du deine Verkleidung am Motorrad wesentlich flotter und angenehmer wegschrauben, als wenn du versuchst, mit einem schäbigen Inbusschlüssel dort herumfummelst.

Ölfilterschlüssel

Eigentlich entbehrlich, und du bist durchaus in der Lage, den Ölfilter an deiner Maschine auch ohne Ölfilterschlüssel abzuschrauben, wenn alles so klappt, wie man es sich vorstellt. Das tut es aber nicht. Niemals.

Du kommst zwar ohne einen Ölfilterschlüssel aus, er wacht es aber definitiv einfacher.

Wenn du einen solchen kaufst, überlege bitte, ob er bei dir überhaupt passt. Die meisten Produkte aus dem Baumarkt sind vor allem für Pkw gemacht. Wenn du so einen Ölfilterschlüssel anschaffst, pass auf, ob du damit auch bei deiner Maschine beikommst.

Zusammenfassung

Meine bisherigen Erfahrungen zeigen, dass du mit der o.g. Werkzeugauswahl schon recht weit kommst. Du kommst mit diesem Grundset bis zu dem Punkt, wo du auf einmal Spezialwerkzeuge für dein Motorrad benötigst. Deren Anschaffung würde ich erst mal aufschieben, bis du sicher sein kannst, dass du sie wirklich brauchst.

Ich würde noch empfehlen, mit dem Werkzeug gleich ein paar leichte Arbeitshandschuhe (nicht die schweren aus Leder, sondern die feinen aus dem Mechanikerbereich) sowie einen kleinen Werkzeugwagen (am besten einen, der sich aufstocken lässt) zum Unterbringen der Einzelteile zu besorgen.

Wenn du alles oben genannte einigermaßen günstig und ordentlich anschaffst, wirst du irgendwo bei 200 bis 250 € liegen. Ich denke, das ist ein akzeptabler Preis für ein Werkzeugset. Einige Reparaturarbeiten, dann ist das Geld (vielleicht) als Ersparnis drin.