Vor der allerersten Fahrt

Nachdem ich mich letzte Woche bereits ein wenig zu den rechtlichen Rahmenbedingungen ausgelassen habe, die es bei der Mitnahme von Kindern auf dem Motorrad zu beachten gilt, habe ich mir gedacht, heute geht es an den kniffligeren Teil, den praktischen Erfordernissen.

Wer will denn Motorrad fahren?

Du möchtest also deinen Sohn / deine Tochter als Sozius auf dem Motorrad mitnehmen? Sehr gut. Die frühkindliche motorsportliche Erziehung ist wichtig. Nur solltest du dir bei der ganzen Geschichte überlegen, wer denn überhaupt möchte, dass dein Kind mit dir auf dem Motorrad fährt.

Möchte dein Kind, dass du es auf dem Motorrad mitnimmst. Oder ist es vielmehr so, dass du möchtest, dass dein Kind möchte…

Was ich damit sagen will: Versuch ganz objektiv an die Sache heranzugehen. Manche Kinder wollen das einfach nicht. Es wäre fatal, wenn du deinen Sohn / deine Tochter erst noch großartig dazu beschwatzen musst, nur mal auf den Gedanken zu kommen, mitzufahren.

Sei dir also sicher, dass dein Kind von selbst auf die Idee kommt, mal auf dem Motorrad mitzufahren.

Stell sicher, dass Junior groß genug ist

Ganz einfach. Um auf einem Motorrad mitfahren zu können, braucht dein Kind eine gewisse Mindestgröße. Dies deshalb, da Junior vom Soziusplatz aus auch ordentlich auf die Fußrasten kommen muss und noch dazu eine gewisse Mindestkörperkraft hat, um sich dann auch während der Fahrt auch bei ruckartigen Manövern entsprechend festhalten zu können.

Um dies alles sicherzustellen, lass deinen Sohn einfach mal selbsttätig auf das Motorrad sitzen. Er hat das mit Sicherheit schon hundertmal bei dir beobachtet, er sollte also wissen, wie es geht.

Beobachte dabei deinen Junior: Kommt er von alleine nach oben (nicht unbedingt normal bei manchen Ungetümen von Enduros)? Sitzt er dann ordentlich auf seinem Sitzplatz? Kommt er mit seinen Füßen auch auf die Fußrasten (und zwar richtig, nicht nur gerade so)? Und wie sieht es aus mit der Kraft? Reicht diese aus, damit dein Kind sich auch bei einem plötzlichen Fahrmanöver, also einem ordentlichen Ruck, noch an dir oder an den Haltegriffen am Motorrad festhalten kann?

Nur wenn die Größe und die Kraft passen, kannst du darüber nachdenken, dein Kind auf dem Motorrad mitzunehmen.

Stell sicher, dass dein Kind reif genug ist

Ist dein Sohn / deine Tochter auch auf dem notwendigen Entwicklungsstand, um auf dem Motorrad mitzufahren? Ich denke wir sind uns einig, dass es was anderes ist, auf einem Motorrad den Beifahrer zu spielen, als in einem Auto daneben zu sitzen.

Zum Motorradfahren gehört, auch als Beifahrer, ein gewisses Maß an „Mitdenken“. Das geht los vom Bewegungsablauf in Kurven, einer gewissen Furchtlosigkeit, wenn sich die Maschine das erste mal zur Seite neigt. Du musst deinem Kind die Situation erklären und es muss diese Dinge dann auch verstehen. Eine gewisse geistige Reife ist also unabdingbar.

Mach erst mal Trockenübungen auf dem Motorrad

Bevor du Junior auf dem Motorrad das erste Mal auf dem Motorrad durch den Schwarzwald (oder wohin auch immer) karrst, mach einfach mal ein paar Trockenübungen mit ihm auf dem Motorrad. Da müsst ihr nicht mal aus der Garage herausfahren.

Zeig ihm, wie er auf die Maschine am besten aufsitzen kann, wohin die Füße gehören, wie die beste Sitzposition ist. Er / sie sollte zunächst einfach mal wissen, wie es ist, auf dem Motorrad zu sitzen. Beobachte dabei (objektiv!), wie er sich anstellt, was er für ein Gesicht dabei macht.

Erkläre auch, schon bevor du das erste Mal losfährst, was du tust. Sonst wird einer von euch recht verblüfft sein, wenn es das allererste Mal mit höherer Geschwindigkeit um eine Kurve geht.

Also Trockenübungen.

Besorge Schutzkleidung

Ich habe in dieser Hinsicht schon einiges gesehen. Kinder, die in Shorts, T-Shirt und Fahrradhelm mal eben von Papa eine Runde um den Block mitgenommen werden, Kinder, die in FlipFlops mit zum Baggersee fahren, es gibt ja eigentlich nichts, was es nicht gibt.

Jetzt habe ich schon immer über die Spezialisten gespottet, die sich sicher sind, „mir passiert das nicht“ oder „ist zu warm für einen Lederkombi“. Das mag ja sein, dass ich falsch liege, wenn ich dies als falschen Stolz oder gar Faulheit abtue.

Aber für eure Jüngsten sollte dies doch kein Argument sein, oder?

Sicherheitskleidung gehört auf jeden Fall zum Motorradfahren. Und vor allem für Kinder. Und damit meine ich nicht einen Helm. Der alleine reicht nicht.

Ich rede von Motorradbekleidung, bestehend aus Handschuhen, Jacke, hose, Stiefeln und natürlich noch einem Helm. Nierengurt und Halstuch gehören übrigens auch dazu.

Kinderbekleidung für das Motorrad ist insgesamt recht günstig. Ich habe keine Ahnung, ob das Zeug von Herstellern ein wenig subventioniert wird oder weniger Gewinn erzielt wird (Stichwort Nachwuchsförderung), du kannst also mit einem wesentlich geringeren Aufwand dein Sohn / deine Tochter einkleiden, als für dich selbst einzukaufen.

Weiterhin (und das wird mir jetzt einiges Stirnrunzeln einbringen) muss es ja nicht die teure Qualität sein, die du vielleicht bevorzugst. Eine gewisse „Basissicherheit“, mehr ist nicht nötig. Dein Junior fährt wesentlich seltener auf dem Motorrad, als du, somit miss die Ausrüstung jetzt nicht soooo ausgefeilt sein. Abriebfeste Kleidung mit Protektoren und ein passender Helm, dann passt das.

Also merke: bevor du mit deinem Junior beginnst, Motorrad zu fahren, besorge ihm die passende Kleidung.

Und noch die Luxusausrüstung

Jetzt hast du bereits mit deinem Kind gesprochen, wie es sich auf dem Motorrad zu verhalten hat, hast schon deinen Weg zum Ausrüstungshändler um die Ecke gefunden und Junior eingekleidet, und bist eigentlich bereit, loszufahren? Gut. Damit hast du die Basics erfüllt. Aber nach der Pflicht kommt ja noch die Kür. Wenn du wirklich noch ein wenig Zeit, Geld und Vorbereitungszeit übrig hast, wie wäre es, mit Junior während der Fahrt sprechen zu können?

Richtig. Ich rede von einem Helmkommunikationssystem. Und ich gebe zu, ich habe keines. Und ich hatte früher nicht mal die Idee dazu. Die stammt von einem Arbeitskollegen, mit dem ich hin und wieder über so was gesprochen habe.

Er hat sich für seine Tochter extra so was angeschafft und ist der Meinung, dass war die Beste aller Investitionen. Während der Fahrt mit Ihr zu sprechen, während sie hinter ihm auf dem Motorrad saß, habe das alles sehr vereinfacht, insbesondere auf längeren Touren, wo es der Kleinen auch mal langweilig wurde hinten drauf.

Ich gebe zu, dass kann ich jetzt nicht persönlich beurteilen, klingt aber sinnig.

Was ich aber auf jeden Fall beurteilen kann ist, dass du dir darüber bereits frühzeitig Gedanken machen solltest. Du musst nämlich einen geeigneten Helm anschaffen, der auch mit einem Kommunikationssystem ausgerüstet werden kann. Und das ist nicht immer bei jedem Helm der Fall…

Vorbereitungen abgeschlossen?

Ich komme mir schon ein wenig komisch vor. Die ganze Zeit getippt, Junior sitzt aber noch nicht mal auf der Maschine. Jede Menge Vorbereitungen, Zeit und Geld investiert, noch keinen Meter gefahren.

Mag vielleicht kleinlich klingen, aber ich würde dringend empfehlen, die von mir angesprochenen Punkte zumindest zu überdenken, bevor du deinen Sohn / deine Tochter das erste Mal auf ein Motorrad setzt.