Mein Motorrad wird alt

Vor kurzem bin ich mit meiner BMW von der Arbeit nach Hause gefahren. Ein Blick auf den Tacho hat mir dann eine Erkenntnis beschert: Ja, meine Maschine ist nicht mehr neu. Das habe ich jetzt erkannt. Die 50.000 km wurden überschritten. Daher ist jetzt glaube ich die richtige Zeit gekommen, sich mal ein paar Gedanken zu der Maschine zu machen. Wie war das beim Kauf? Welche Probleme sind in den vergangenen Jahren aufgetaucht? Wird die F800GS noch eine Weile leben? Hat sie meine Anforderungen erfüllt?

50.000 km auf dem Tacho... eine lange Zeit

50.000 km auf dem Tacho… eine lange Zeit

Die Anschaffung: Meine Erwartungen

Vor sechs Jahren war meine Suzuki V-Strom in einer ähnlichen Situation. Fast 50.000 km, ähnliches Alter, alles mögliche mal damit gemacht. Und auch wenn ich nicht unzufrieden war mit meiner Suzuki, war mir klar, dass ich doch was anderes wollte. Daher bin ich damals auf die BMW F800GS umgestiegen. Warum?

Meine BMW ist eine Nummer größer, als die alte 650er. Ich wollte einfach keine kleine Einzylindermaschine mehr. Auch die Leistung der „Kleinen“ war mir nicht ausreichend. Im Gegensatz dazu war die 1200er GS mir aber dann gleich eine Nummer zu groß, zu schwer und -das gebe ich gerne zu- auch zu teuer. Ich konnte mir die Große GS schlichtweg nicht leisten. Und da ich in mehreren Testberichten davon las, dass die 800er GS durchaus ihre Qualitäten hat, habe ich mir diese Maschine angeschafft. Die Maschine war zu diesem Zeitpunkt ausgestattet mit Mäusekino (Bordcomputer) und dem BMW-Hauptständer.

Und dann habe ich die Maschine genutzt, um zur Arbeit zu fahren, kleine Tagestouren und mehrtägige Urlaubsfahrten, alleine und zu zweit zu erledigen. Und dabei habe ich sowohl positive als auch einige negative Erfahrungen sammeln können.

Die Probleme und Reparaturen

Der Hauptständer

Die Maschine wurde mit dem Original-Hauptständer ausgeliefert, keinem Zubehörteil. Damit hatte ich auch erwartet, dass er mir keine Probleme bereitet. Aber wie ist das so mit meinen Erwartungen? Na ja.

Du kennst das doch: Du wedelst auf deiner Hausstrecke entlang, dein Motorrad fliegt in jede Kurve, irgendwann bist du mit der Maschine in der Kurve so weit unten, dass die Fußrasten am Boden schleifen. Sollen sie auch. Warum sonst hättest du unterhalb der Fußrasten diese Angstnippel? Also alles gut.

Nicht so bei der BMW F800GS. Hier gibt es keine Angstnippel an den Fußrasten. Eigentlich dachte ich ursprünglich, das wäre ein gutes Zeichen, hohe Schräglagenfreiheit und so. Ist aber nicht so. Ich habe nie den Asphalt auch nur in die Nähe der Fußrasten gebracht, aber aus einem ganz anderen Grund. Dieser Grund ist der montierte Hauptständer.

Der Hauptständer setzt als erstes auf. Er setzt hart auf. Er setzt auch sehr früh auf. Bist du also in einer Kurve, drückst die Maschine weit genug hinunter, dann schrammelt eigentlich sofort der Hauptständer über den Asphalt. Dass er schrammelt, ist für mich normalerweise kein Problem. Das Problem ist, dass er nicht nachgibt. Ist in der besagten Kurve nun ein kleiner „Hubbel“, hebelt es mich gnadenlos aus, ein echtes Sicherheitsmanko. Also heißt es, immer aufzupassen und seine Schräglage nicht allzu groß zu wählen. Das schränkt den Fahrspaß ein wenig ein.

Nun habe ich das Problem, dass ich ganz gerne auch mal zu zweit unterwegs bin, im Urlaub auch gerne mal mit Gepäck. Die Maschine geht also noch ein wenig mehr in Richtung Straßenbelag. Und dann setzt der Hauptständer sehr früh auf, schon bei nur wenig Schräglage. Dies verändert den Fahrspaß erheblich zum Schlechteren. Wenn ich in einer Kurve nur schlotternd und ohne Schräglage herumkomme, ist das ein echtes Manko.

Das hört sich nun vielleicht für dich ein wenig übertrieben an, ist aber ein echtes Problem. Mein BMW-Händler wusste (außer wegmontieren) bislang auch keine Lösung für diese Problematik, in diversen Foren gab es auch nichts dazu.

Wenn du eine Lösung für das Problem parat hast, ich warte atemlos darauf.

Das Lenkkopflager

Wenn du ein wenig hier im Blog mitgelesen hast, weißt du, dass ich vor kurzem beim TÜV mit der BMW war. Hier wurde von dem Prüfer festgestellt, dass mein Lenkkopflager verschlissen war. In der Mittelstellung ist das Teil ein wenig „eingerastet“. Bislang noch kein Sicherheitsproblem, aber lästig war es allemal.

Bei der letzten Inspektion habe ich das dann austauschen lassen. Die neue Werkstatt meines Vertrauen ist recht klein aber gut. Ich konnte das alte Lenkkopflager mal anschauen (habe leider kein Foto gemacht), tatsächlich haben sich in die Lagerschale kleine Rillen eingearbeitet.

Nun bin ich dahingehend kein Experte, gebe ich gerne zu. Aber 50.000 km sind für ein modernes Kraftfahrzeug jetzt nicht allzu viel. Wenn nun bereits hier ein Lagerschaden auftritt, ist das meiner Meinung nach schon ein wenig früh. Immerhin habe ich die Maschine ja nicht extrem beansprucht. Meine Ausfahrten ins Gelände sind eher selten und dann auch recht human, ich führe keine Afrika-Expeditionen durch, ich fahre nicht ständig unter Volllast. Also eigentlich insgesamt recht schonend für die Fahrzeugtechnik. Warum also gibt so ein Teil nach?

Kühlung

Diesen Sommer habe ich eine kleine Ausfahrt gemacht. Am Ende der Ausfahrt musste ich feststellen, dass die Motortemperatur recht hoch war, am oberen Anschlag um genau zu sein. Einen Augenblick später stellte die Maschine ganz ab.

War überraschend.

Ein kleiner Blick ergab dann, dass kein Tropfen Kühlwasser mehr im Ausgleichsbehälter war. Ziemlich blöd. Und gefährlich für den Motor. Ein Hitzschlag im Motor kann schnell mal den Tod für die Maschine bedeuten.

Also zu meiner Werkstatt, das Problem geschildert, Reparatur angeleiert. Ging auch recht schnell. Kühlsystem gereinigt, alle Schlauchschellen nachgezogen (dann war dicht), Flüssigkeit nachgefüllt und den (nach dem Hitzschlag defekten) Temperatursensor ausgetauscht. Keine gewaltige Reparatur, aber immerhin lästig genug. Immerhin im Sommer ein paar Tage keine BMW gehabt.

Wobei ich in dem Fall nicht so kleinlich bin. Dass ein Schlauch oder eine Schlauchschelle nachgibt, kann durchaus mal sein.

Bodenfreiheit

Die Bodenfreiheit ist auch ein kleines Problem. Jetzt nicht in Zusammenhang mit dem Hauptständer, sondern insgesamt. Wenn du auf die Unterseite der Maschine blickst, wirst du sehen, dass ein kleiner Motorschutz aus Kunststoff angebracht ist. Hielt ich erst für einen Witz, ist aber keiner. Tatsächlich notwendig. Bei meinen eher seltenen Geländeeinlagen bin ich schon mehrfach mit dem Fahrzeug aufgesessen, der Motorschutz ist entsprechend verschrammt.

Wer sich die Maschine also für regelmäßige Geländeausfahrten anschaffen will, sollte sich das noch mal überlegen. Versteh mich nicht falsch, die F800GS bringt schon die richtigen Voraussetzungen mit, aber direkt ab Händler würde ich es nicht bis an die Grenze treiben. Ein Fahrwerk, was durch Austauschfederelemente etwas härter wird sowie ein Motorschutz aus Aluminium sind meiner Meinung nach zwingende Voraussetzungen für regelmäßige Geländeausflüge,

Benzinpumpe

Ich war vor etwa zwei Jahren im Urlaub mit der Maschine. Wollte mir einfach ein paar freie Tage genehmigen und bin in Richtung Südtirol gefahren. Es war ordentlich heiß, die Temperaturen betrugen 35°C und mehr. Richtig eklig. Aber ich war ja in den Alpen, da wird auch hin und wieder kühler.

Und als ich dann in den warmen Gegenden ein wenig gefahren bin, machte die Maschine Mucken. Ein hustender und stockender Motor, als ob er nicht genug Benzin bekommt. Das ganze wurde so schlimm, dass ich eine Tagesetappe zur Mittagszeit unterbrechen musste und einen BMW-Händler in Meran aufsuchte.

Dem mit Händen und Füßen mein Problem geschildert (er sprach einigermaßen Deutsch), er prüfte, er kam sofort auf die Lösung. Die Benzinpumpe wird im Benzinbad gekühlt. Wird das Benzin zu warm, wird auch die Benzinpumpe zu warm. Wird die Pumpe zu warm, geht sie aus.

Er erklärte mir, ich könne auf eine neue Pumpe warten, die sei am nächsten Nachmittag da, oder immer wieder den Tank, sobald er halb leer sei, wieder auffüllen und ganz allgemein auf niedrigere Temperaturen hoffen.

Gesagt, getan. Die Temperaturen fielen (auf unter 30°C) und ich habe den Hinweis mit dem Tanken beachtet, nichts ist mehr ausgefallen. Daheim dann in die Werkstatt meines Vertrauens. Die erklärten, das sei ein Software-Problem, für etwa 30 Euronen wurde ein Update aufgespielt, seitdem ist Ruhe. Ich bin allerdings auch nicht mehr längere Zeit bei solch hohen Temperaturen unterwegs gewesen. Kann sein, dass mir der italienische Kfz‘ler Mist erzählt hat, kann sein, dass sich die Werkstatt zu Hause geirrt hat. Ich kann es nicht sagen.

Was ich aber auf jeden Fall sagen kann ist, dass es von vornherein nicht so weit kommen sollte. Eine Benzinpumpe ist kein Verschleißteil. Sie sollte nicht kaputt gehen. Und auch die Software sollte nicht ein Update benötigen, um einfach eine Motorradtour bei hohen Temperaturen durchzuführen. Nicht bei einem Motorrad, dass den Geruch von Freiheit und Abenteuer verströmt und zu einer Afrikaexpedition einlädt.

Fazit nach 50.000 km

Meine Erfahrungen mit der F800GS nach 50.000 zurückgelegten Kilometern? Insgesamt ein ordentliches Motorrad. Die Werkstattaufenthalte sind überschaubar, die Mängel ebenfalls. Das habe ich schon anders erlebt. Von daher, trotz der genannten Probleme würde ich wieder zugreifen.

Die Maschine hat mich meist zuverlässig und angenehm von A nach B gebracht, auch mit zwei Personen und viel Gepäck.

Das einzige Manko, was ich bislang nicht so ohne Weiteres verzeihen kann, ist die Sache mit dem früh aufsetzenden Hauptständer. Müsste ich mich noch mal entscheiden, würde ich die Maschine ohne Hauptständer nehmen und für Wartungsarbeiten einfach einen einfachen Motorradheber besorgen.