Motorrad-Textiljacke

Wenn es mal stinkt in der Jacke

So langsam wird es Zeit, meine Winter-Motorradbekleidung in Richtung Schrank zu verlegen und die Sommerjacke wieder zu aktivieren. In meinem speziellen Fall: eine der Sommerjacken. Inzwischen habe ich ja zwei davon. Eine recht neue Textiljacke und eine eher alte, die so halb ausgemustert ist (aber immer noch bequem).

Und während ich eine (nämlich die neuere Jacke) davon ab jetzt wieder trage, ist die andere (das Vorgängermodell) schon ein wenig… schäbig. Also irgendwie nicht nur schäbig (weil total abgenutzt), sondern auch um ehrlich zu sein irgendwie eklig.

Und das ist ja auch kein Wunder. Im Sommer schwitze ich trotz bester Belüftung literweise Schweiß in die Jacke. Dann regnet es hin und wieder, ich rolle hinter einem Lkw her und durch die Gischt habe ich den kompletten Straßenschmutz an der Vorderseite der Motorradjacke hängen. Und zu guter Letzt kommt dann noch der allgegenwärtige Staub im Sommer, irgendwelche Insekten, die drauf klatschen und was mir sonst noch so alles in die Quere kommt. Also genügend Grund, dass die Textiljacke schon ein wenig schmutzig wirkt, oder?

Textiljacke säubern

Probleme mit der Wäsche

Nur, wie wäscht man denn nun eine Textil-Motorradjacke?

Einfach in die Waschmaschine werfen, 60° einstellen und ordentlich Waschmittel drauf tun? Ja. Funktioniert. Die Jacke wird definitiv sauber, das kann ich fast garantieren. Ist aber vielleicht nicht die optimalste Lösung, wenn du noch lange Freude an der Jacke haben willst. Bei mir ist das recht wurscht, ich nutze vor allem meine neue Sommer-Motorradjacke. Das bietet dabei dann auch die Gelegenheit, die alte Jacke ein wenig als Versuchsobjekt zu missbrauchen.

Motorrad-Textiljacken sind in aller Regel aus Nylon, einem Nylon-Verbundmaterial, manchmal mit Leder verstärkt und fast immer mit einer Klimamembran versehen. Und während das Cordura-Nylon absolut pflegeleicht ist und alles Mögliche an grober Behandlung verträgt, ist das bei der Klimamembrane schon etwas ganz anderes.

Eine Klimamembrande (Goretex, Sympatex, Shelltex oder wie sie alle heißen) ist eine hauchdünne Folie, aufgezogen auf einen Trägerstoff. Diese Membran ist in aller Regel recht empfindlich gegenüber mechanischer, chemischer und thermischer Belastung.

Werfe ich jetzt meine Motorradjacke ohne Rücksicht auf Verluste in die Waschmaschine, stelle die Temperatur auf einen ordentlichen Wert (wärmer=sauberer) und knalle dann noch viel (viel hilft viel) Waschmittel dazu, kann ich davon ausgehen, dass die Klimamembran der Motorradjacke bald irgendwie „anders“ funktioniert… nämlich gar nicht mehr.

Ergebnis: Die Beste aller Optionen ist es, zunächst darüber nachzudenken, ob die Motorradjacke auch tatsächlich einen „richtigen“ Waschgang benötigt.

Alternativen zur Maschinenwäsche

Die Motorradjacke ist schmutzig? Erst mal kein Problem. Einen guten Teil des Schmutzes, der von außen dran klebt, bekomme ich einfach mit Schwamm und, falls notwendig mit Seife ab. Das muss keine Spezialseife sein, hier genügt auch einfach ein wenig Neutralreiniger oder ähnliches. Einfach mit der Hand einreiben, kurz einwirken lassen, dann mit ein wenig klarem Wasser abspülen. Das klappt dann in aller Regel, Insektenverkrustungen oder ähnliches sind dann normalerweise schnell erledigt.

Ist der Schmutz ein wenig hartnäckiger, vielleicht so dunkle Streifen in der Nähe der Bündchen oder so, hilft die Taktik mit Seife und Wasser nur noch begrenzt. Da musst du ein wenig deutlicher werden gegenüber deinr verschmutzten Motorradjacke. Hier hilft dann auch wieder Wasser und Seife, diesmal aber dann mit der Unterstützung einer ordentlichen Wurzelbürste, sprich mit ein wenig mechanischer Unterstützung. Das Ganze dann mehrfach durchführen. Dies sorgt dann dafür, dass der Schmutz ordentlich aufgelöst wird, damit der dann mit Wasser abzuspülen ist.

All dies hilft natürlich nur, wenn es um begrenzte Bereiche mit Schmutz auf der Außenseite geht. Wenn durch regelmäßiges Schwitzen die gesamte Textiljacke eine Wäsche benötigt, sieht das dann natürlich anders aus. Dann ist die schonendste Variante einfach die Handwäsche.

Lauwarmes Wasser mit wenig (Fein-)Waschmittel in eine Waschschüssel, Jacke einlegen, einwirken lassen. Nach zwei Stunden bis einer Nacht die Jacke herausnehmen, gut ausspülen. Ergebnis: eine wesentliche Verbesserung. Nachteil: ist natürlich immer noch nicht so gut wie eine „richtige“ Wäsche.

Letzter Ausweg: Waschmaschine

Hilft das alles nichts, die Jacke wird nicht richtig sauber, muffelt vielleicht noch, ist angegraut… da bleibt dann tatsächlich nur die Waschmaschine.

Die gute Nachricht: für die Reinigung einer Textil-Motorradjacke in der Waschmaschine braucst du kein Spezialwaschmittel.

Die schlechte Nachricht: Jede (und wirklich jede) Maschinenwäsche sorgt durch mechanische und chemische Belastung dafür, dass sich die Lebensdauer der Klimamembran in deiner Motorradjacke verringert.

Glaubst du nicht? Probier es aus. Motorradjacke in die Waschmaschine, durchtrocknen, anziehen, mit dem Gartenschlauch „wässern“. Dringt Wasser ein? Wenn nicht, versuche es einfach nochmal. Je nach Qualität deiner Motorradjacke garantiere ich dir, dass spätestens beim fünften bis zehnten Mal das erste Mal irgendwo ein Wassereinbruch auftritt. Wahrscheinlich an einer sowieso schon ordentlich belasteten Stelle an der Jacke, wo dann einfach die Mechanische Belastung durch die Maschinenwäsche zu viel war und nun die Klimamembran nachgegeben hat.

Falls also wirklich eine Maschinenwäsche ansteht: Die Jacke „abrüsten“. Die Protektoren müssen raus.

Protektoren Motorradjacke
Die Protektoren heraus- und am Ende wieder hineinzufummeln ist glaube ich das größte Problem bei der Aktion.

Hat gleich drei Gründe:

Zunächst einmal wird dadurch die mechanische Belastung geringer, es gibt gleich mal weniger Stellen, wo die Teile am Jackenstoff scheuern.

Weiterhin lässt sich die Jacke viel besser trocknen. An den Protektoren sammeln sich sonst (kein besseres Wort dafür:) Wassertaschen, die Jacke bleibt an dieser Stelle ewig feucht.

Und zu guter Letzt ist es auch nicht gerade gut für die Protektoren, wenn sie in der Waschmaschine herumgewirbelt werden… die werden davon nicht besser.

Danach ist es ganz einfach. Protektoren sind raus? Dann die Jacke auf links drehen, in die Waschmaschine, fertig.

Am besten nutzt du nun Feinwaschmittel und keinen Weichspüler (der setzt die Poren der Membran angeblich zu). Alternativ ein „normales“ Waschmittel. Danach den Schonwaschgang einlegen, die Temperatur am besten nicht über 30° einstellen, dann kann es losgehen.

Nach zwei Stunden dann die Jacke aus der Maschine nehmen und zum trocknen hängen. Hierbei ist es recht wurscht, ob du die Jacke vor einer Heizung trocknest, in die Sonne legst oder einfach „schonend“ auf dem Wäscheständer drapierst. Vollkommen egal: Nylon ist ein „totes“ Material, das verzieht sich nicht durch das Schnelltrocknen. Nur auf einen Wäschetrockner würde ich verzichten. Hohe Temperaturen sind eben nicht gut für deine Klimamembran in der Motorradjacke.

Ergebnis der Maschinenwäsche

Vorher oder Nachher?
Schmutzig oder sauber?

Meine Motorradjacke ist sauber. Definitiv. Zwar nicht mehr wie neu, aber immerhin. Und sie riecht gut.

Die Wasserdichtigkeit war schon vorher nicht mehr gegeben, Abnutzung, Stürze und Unachtsamkeit haben die Klimamembran schon im Vorfeld zerstört. Aber immerhin ist die Jacke wieder sauber.

Die Protektoren wieder in die Jacke zu pfriemeln ist schon weniger toll… irgendwie bekomme ich sie nie so ordentlich rein, wie sie ursprünglich waren.

Aber auf jeden Fall ist es möglich, mit dem entsprechenden Fingerspitzengefühl eine Textil-Motorradjacke in der Waschmaschine sauber zu bekommen.