Die Zeiten ändern sich

(65.000 km)

metzeler_tourance Geschwindigkeitsindex

Auf das „V“ kommt es hier an. Der Reifen hat einen ausreichend hohen Geschwindigkeitsindex

Auf eine Enduro gehören keine Straßenreifen. Definitiv nicht. Das war schon immer meine Meinung, das wird sich wohl auch dauerhaft nicht ändern. Auf eine Enduro, selbst auf eine schwere Reiseenduro gehören Motorradreifen, die zumindest den Anschein erwecken, man könnte sofort und auf der Stelle losbrummeln und mal so nebenbei bei einer Afrikadurchquerung Freiheit und Abenteuer erleben. Und das geht halt nur mit „grober“ Bereifung.

Aber erstens kommt es anders, zweitens als man denkt.

Dieses Jahr nämlich hat sich eine kleine aber nicht ganz unwichtige Änderung in den Vorschriften zur Bereifung ergeben. Die meisten eher „groben“ Reifen, und damit meine ich nicht einmal die „reinen“ Stollenreifen, haben sich mehr oder weniger von den Reiseenduros verabschiedet. Die sind eben für meine F800GS einfach zu langsam, der Geschwindigkeitsindex passt nicht mehr. Und dies lässt sich auch nicht mehr mit einem „M+S“- Aufdruck auf dem Reifen beheben.

Und übrig bleiben dann nur noch Motorradreifen, die irgendwie kaum noch etwas vom ursprünglichen Enduro-Gedanken in sich tragen.

Metzeler Tourance Next

Ich bin mit meiner F800GS normalerweise auf der Straße unterwegs. Das gilt wohl für die meisten Reiseenduros. Das höchste der Gefühle ist für mich mal ein Waldweg, eine Schotterpiste in den Alpen oder eine Wiese auf einem Truppenübungsplatz. Meine bisherigen Motorradreifen von Heidenau waren, wenn schon keine echten Reifen fürs Gelände, zumindest so weit für mich perfekt. Ordentlich auf der Straße, für meine geradezu bescheidenen Geländewünsche mehr als ausreichend.

Aber weil eben nur noch Motorradreifen zulässig sind, die nichts mehr mit Schotter und Sand zu tun haben, war ich dieses Jahr nach meiner Pfingsttour doch ein wenig ratlos. Die alten Reifen waren fällig, welche also als nächstes aufziehen.

Die Standards von Pirelli und Bridgestone habe ich bereits ausprobiert, nun war Metzeler an der Reihe. Und zwar mit dem „Tourance Next“.

Daher schnell einen Termin bei Pneuhage um die Ecke vereinbart, das Motorrad hingestellt und offensiv zugewartet. Nach gut anderthalb Stunden die Rechnung beglichen (ziemlich genau 300 € inklusive zweier Schläuche) und gleich mal herumprobiert.

Klar, die ersten Kilometer musste ich schon ein wenig vorsichtiger herangehen, Motorradreifen wollen ja eingefahren werden. Aber nach den ersten 100 Kilometern war dann schon einiges recht klar.

Die Reifen sind ja zunächst mal reine Straßenreifen. Dies bedeutet, dass ein Problem, welches bei eher grober Bereifung regelmäßig auftritt, hier gar kein Thema ist. Ich meine nämlich dieses Wackeln, Ruckeln, Pendeln – nenn es, wie du willst -, welches bei hohem Tempo häufig auftritt, wenn du grobstollige Bereifung aufgezogen hast. Am schlimmsten war es mal, als ich noch eine Pegaso hatte, die grobstollig bereift war. Das hat dann den morgendlichen Weg zur Arbeit auf der Autobahn unnötig unbequem gemacht. Aber hier und jetzt: der Tourance Next ist absolut laufruhig und stabil, keinerlei herumgewackel.

In die Kurven fällt die BMW recht unspektakulär, ohne größeren Kraftaufwand und recht einfach. Kein größerer Einsatz ist hier erforderlich. Die Maschine ist mir dem Reifen weder kippelig, noch „stur“, sondern einfach schön neutral. Ist vielleicht jetzt nicht jedermanns Sache, viele wollen ja einen Reifen, der praktisch sofort wegkippt, für mich ist diese „Neutralität“, gepaart mit einer Portion Gutmütigkeit jedoch absolut perfekt. Von daher habe ich gar nichts zu meckern.

Was ich auch gleich austesten durfte: Leider bin ich bereits am Tag nach der erfolgten Reifenmontage bereits in ein ordentliches Gewitter im Schwarzwald geraten. Alles klatschnass, einschließlich mir selbst. Und auch auf der Straße stand genügend Wasser. Hier war ich dann doch überrascht. Keinerlei Probleme, ordentliche Haftungsreserven, kein bisschen Unsicherheit. Wer bei Regenwetter unterwegs ist (bei meinem Glück also ich), kann sich über den Metzeler freuen.

Alles in allem denke ich, dass ich mit meinem neuen Reifensatz doch recht viel Freude haben werde. Die Optik gefällt mir natürlich nicht (klar, auf eine Enduro passen halt keine Straßenreifen), aber irgendwann werde ich mich dann wohl auch daran gewöhnen. Nur mit gelegentlichen Schotterpassagen muss ich mich jetzt halt ein wenig zurückhalten.

Was die Haltbarkeit angeht, kann ich natürlich noch nicht wirklich viel dazu sagen. Mein letzter Satz Motorradreifen hat sagenhafte 15.000 km gehalten, was meiner Meinung nach schon wirklich beeindruckend ist. Wie sich meine jetzige Reifenpaarung verhält, ob dieser Wert auch nur annähernd erreicht werden kann, wer weiß das schon?