Die Suzuki ist verkauft

Ich kann es immer noch nicht so ganz glauben. Die Suzuki meiner Frau ist endlich verkauft. Und ich habe dazu einige Erfahrungen sammeln können, die ich eigentlich gar nicht machen wollte. Denn ein Motorrad zu verkaufen, kann ganz schön anstrengend sein.

Natürlich war die Situation eine Besondere: Ein Motorrad von 30 Jahren, nicht nur günstig, sondern auch billig (ich wollte 700€), und die Maschine sollte jetzt auf jeden Fall weg. Eine Inzahlungnahme durch einen Händler schied aus, damit verblieb nur der Privatverkauf über Ebay-Kleinanzeigen und mobile.de.

Die wichtigste Erkenntnis, die ich gewonnen habe: Es hat schon einen Grund, warum „Automobilkaufmann“ ein richtiger Ausbildungsberuf ist und Leute damit ihr Geld verdienen. Umsonst will ich das nämlich nie wieder machen. Das schont nämlich definitiv meine Nerven.

Immerhin hatte ich Gelegenheit, in den vergangenen zwei Wochen jede Menge sehr bizarre Menschen kennenzulernen und sehr merkwürdige Erfahrungen zu sammeln. Nachdem das Motorrad nun endgültig verkauft ist, habe ich mal mein ganz persönliches Ranking der potentiellen Fahrzeugkäufer bzw. deren Verhalten zusammengestellt.

Die tollsten Erlebnisse beim Motorradverkauf

„Mache letzte Preis“

Das geht schon los, wenn du dein Motorrad inserierst. Klar, ich war mit der Suzuki nicht gerade im Hochpreissegment angesiedelt. Und auch klar, bei Ebay treiben sich nicht nur Diplomingeneure herum.

Aber einige der Nachrichten, die ich erhalten habe, waren dann schon sehr kurz angebunden. Da kommt dann Abends um 22.00 Uhr ein Anruf mit den Worten „Motorrad noch da? Mache letzte Preis 300?“.

Ja, ich habe durchaus verstanden, was der Anrufer wollte. Ist ja jetzt nicht so kompliziert. Nur passen mir gleich mehrere Dinge gar nicht. Wer mich anruft und nicht mal Zeit / Lust / Gelegenheit hat, mir einfach einen guten Tag zu wünschen, der wird eher nicht mit mir ins Geschäft kommen. Manche Dinge sind einfach grundlegend. In diesem Fall der „Tagesgruß“.

Und dann am Telefon das unschlagbare Angebot von weniger als der Hälfte des von mir angesetzten Betrags? Ist denn schon jemals irgendwer auf so was eingegangen? Ich kann es mir nicht vorstellen…

Merkwürdige Angebote

Ich finde ja, dass Bargeld die einzig wahre Möglichkeit ist, ein älteres Gebrauchtmotorrad zu verkaufen. Von daher wundern mich manche der Anrufe, die ich erhalte.

Ob ich denn eine Ratenzahlung vereinbaren würde? (Nein, wer 700€ nicht als Einmalzahlung aufbringen kann, wird wohl auch später Schwierigkeiten haben, den Rest abzustottern. Und eine Bank bin ich sowieso nicht).

Noch besser: Der Käufer hat ein Quad und würde dies gerne gegen die Suzuki eintauschen (tja, wenn ich ein Quad haben wollte UND wir noch in Zeiten des Warentausch leben würden…)

Die Sache mit der Pünktlichkeit

Ganz besonders liebe ich die Leute, die es nicht so ganz mit Terminen haben. Klar, man spricht sich ab, schreibt E-Mails oder telefoniert. Und dann sitze ich an meinem freien Nachmittag zu Hause und warte auf einen potentiellen Motorradkäufer. Und warte. Und warte immer weiter.

Klar, zu tun gibt es ums Haus immer was, langweilig wird mir nicht. Zwischendurch mal auf mein Handy geschaut… eine Stunde nach dem vereinbarten Termin kam eine SMS: „klappt heute nicht“.

Danke. Das hätte dir auch schon früher einfallen können. Dazu macht man ja Termine.

Und wenn schon die Besichtigung nicht klappt, wie soll das dann mit Bezahlung, Ummelden und Abholung funktionieren?

Besichtigung

Ja und dann gibt es ja den Ratschlag, dass du beim Gebrauchtfahrzeugkauf jemanden mitnimmst, der sich mit der Materie auskennt, oder zumindest, dass du selbst ein paar Kenntnisse hast.

Und dann besichtigt jemand die Suzuki und du merkst, dass er absolut keine Ahnung hat, wie das denn mit einem Motorrad so ist. „Können wir das Motorrad mal anmachen?“ Klar, ich reiche ihm den Schlüssel, ist ja alles perfekt eingestellt, die Maschine wird beim kleinsten Knopfdruck anspringen.

Ja, nur hat er keine Ahnung, wie das denn mit dem Motorrad anwerfen so ist. Zündschloss: ja, gefunden. Schlüssel wie beim Auto ganz rumdrehen, dann springt die Maschine an? Nein, dazu gibt es einen Anlasserknopf…

Schließlich ist die Maschine an, er ist begeistert, stellt fest „ist aber laut, oder?“. Nein, ist sie eigentlich nicht. Gehört so. Ist Original. War halt vor 30 Jahren so. „Ach so“. Ja, er kennt sich halt nicht aus. Hat den Motorradführerschein früher mal gemacht und noch nie eine Maschine besessen. Ja, das erklärt einiges.

Irgendwann stellt er fest, dass ihm die Maschine doch nicht zusagt, er sucht ein Motorrad, was „größer“ ist. Ob ich ihm da was wüsste. Immerhin habe ich ja auch so was (und zeigt auf meine F800GS in der Garage). Ich schicke ihn weiter zum Motorradfritzen meines Vertrauens…

Besichtigung die 2.

Tja, und dann gibt es noch die Profis.

Termin ausgemacht, kommt auch (gleich mit einem Transporter) und schaut sich die Maschine an. Nur kurz den Motor anmachen, dann stellt er fest:

Ja, da muss er noch jede Menge Arbeit reinhängen. Ventile klappern (stimmt nicht, Ventilspiel passt), Bremsen müssen „gemacht“ werden (Beläge und Bremsflüssigkeit wurden im Herbst erneuert), Kette hängt durch (ja, die vorgegebenen 2 cm) und überhaupt, alles kaputt (aha).

Er ist aber nicht so. Bevor ich den Hobel wegwerfe und verschrotte bietet er mir 350€. Und ich soll zügig drauf eingehen, wenn er ja jetzt eh schon da ist…

So ein Angebot bekomme ich natürlich nicht alle Tage, ein Glück, dass er das Entsorgen des Motorrads für mich übernehmen würde (hüstel). Ich lehne trotzdem dankend ab.

Probefahrt

Natürlich melden sich auch noch „Normalos“. Aber die Anzahl hält sich in Grenzen. Da kommt dann jemand vorbei und ist tatsächlich nach recht kurzer Besichtigung zum Kauf bereit. Er hat aber ein kleines Problem. Er kann das Motorrad nicht Probefahren. Er hat nämlich keinen Führerschein. Den macht er noch diesen Sommer, hat schon viele der Theoriestunden erledigt.

Aber er möchte das Motorrad trotzdem nehmen. Ob ich ihm die Maschine „zurücklegen“ könnte, er würde jetzt 50€ anzahlen und den Rest dann bei Abholung. Wird ja bald passieren, sind ja nur noch die Praxisstunden und dann noch die Prüfungen…

So nett (und normal) er ist, ich habe wenig Interesse, die Maschine noch ewig bei mir herumstehen zu lassen.

Probefahrt, die 2.

Und dann kommt am nächsten Tage einer, der macht einen etwas kompetenteren Eindruck. Klopft bereits im Telefongespräch die wichtigsten Daten ab, will die Suzuki besichtigen und erscheint (oh Wunder) auch pünktlich zum Termin.

Schnell ist die Technik abgehakt, fehlt noch die Probefahrt.

Er hat leider keine Motorradbekleidung und keinen Helm dabei. Ob ich ihm das mal kurz hätte.

Hmmm… eigentlich nicht. Ich verkaufe ein Motorrad und bin kein Verleih für Helme, Jacken, Hosen.

Aus dem möglichen Verkauf wird nichts.

Mag sein, dass ich da ein wenig eigen bin. Ich verleihe meine Motorradausrüstung nicht. Aber ist es denn nicht normal, zu einer Probefahrt seinen eigenen Helm mitzubringen?

Unseriöse Menschen

Und dann gibt es noch potentielle Käufer, die will ich einfach nur noch vom Hof haben. Sind recht schnell einverstanden mit allem, haben aber leider keinen Führerschein dabei (den ich für die Probefahrt gerne sehen möchte). Ich weigere mich. Aber macht ja nichts.

„Wir nehmen das Motorrad auch so. Wir nehmen die Maschine gleich mit, abmelden übernehmen wir“

Ähhh… nein. „Werde ich machen. Kleine Anzahlung, ich melde die Maschine ab, dann könnt ihr vorbeikommen, den Restbetrag übergeben und erhaltet die Maschine mitsamt allen Papieren. Ist aber kein Problem, kann ich alles gleich morgen erledigen. Wie wäre es mit einem Ausweis, dann mache ich den Kaufvertrag fertig“.

„Ohhh… Ausweis haben wir leider nicht dabei. Und der Kauf müsste schon noch heute abgewickelt werden.“

Also der nächste Termin, bei dem kein Motorrad den Besitzer wechselt.

Fazit

Ja, ich habe das Motorrad inzwischen verkauft bekommen. Sogar nach meinen Vorstellungen irgendwie. Aber ich war tatsächlich erstaunt, was für Leute anrufen / vorbeikommen und was diese für Vorstellungen mitbringen.

Liegt es daran, dass im untersten Preissegment unglaublich viele solcher Vögel unterwegs sind? Habe ich beim Inserat irgendetwas nicht deutlich genug geschildert? Keine Ahnung. Aber ich bin froh, dass jetzt keine schrägen Menschen mehr bei mir anklingeln.