BMW G310GS

Beim Frühlingsfest

Heute Nachmittag war ich beim Frühlingsfest bei meinem BMW-Händler. Zur Saisoneröffnung. Wobei ich das schon fast bizarr finde anlässlich der Tatsache, dass draußen noch oder eher wieder Schnee liegt. Ist nur wenig Saisoneröffnung dabei.

Und die Veranstaltung als solches beim Motorradhändler? Nur mäßig besucht. Macht einfach wenig Spaß, bei Temperaturen um den Gefrierpunkt noch Motorräder anzuschauen.

Was mir aber aufgefallen ist: Bei meinem BMW-Fritzen stehen mehr von den neuen BMW G310 im Verkaufsraum, als die F800GS. Entweder handelt es sich bei diesen Maschinen um Ladenhüter, die einfach nicht weggehen, oder die Maschinen sind bereits in ordentlichen Mengen ausgeliefert worden in Erwartung häufiger Verkäufe.

Die Rolle des Motorrads

Es sind recht viele Motorräder im gesamtdeutschen Bestand vorhanden. Und es werden nicht weniger. Trotzdem werden Motorräder meiner Meinung nach immer mehr zum „Lifestyle“-Produkt. Früher als einfaches, günstiges und praktisches Fortbewegungsmittel genutzt, handelt es sich beim Motorrad heutzutage immer mehr um ein reines Hobbygerät.

Dies merke ich schon daran, wie ich im Kollegenkreis manchmal angeschaut werde, wenn ich sage, dass ich regelmäßig, also auch bei schlechtem Wetter, mit dem Motorrad ins Geschäft fahre. Dort herrscht doch in manchen Bereichen Unverständnis darüber, dass ich eben mit dem Motorrad und nicht im bequemen Auto zur Arbeit komme.

Jetzt mag dies daran liegen, dass sich die Gesellschaft in den letzten Jahrzehnten immer mehr geändert hat, dass eben das Auto das Motorrad in Punkto Fortbewegung schlichtweg verdrängt hat.

Es könnte natürlich auch daran liegen, dass die Motorräder, die du so kaufen kannst einfach nicht mehr als praktisches Fortbewegungsmittel taugen. Die vorhandenen Maschinen sind sportlich, fast für die Rennstrecke gemacht. Oder sie sind fernreisetauglich, so dass du damit bis in den afrikanischen Busch fahren könntest. Oder sie sind verchromt, mit Lederfransen behängt und unfahrbar, brauchen dafür aber einen Parkplatz so groß wie ein Mittelklassewagen.

Also insgesamt nur wenig praktisch und alltagstauglich, oder?

Es gibt mehr kleine Motorräder

G310GS

Die kleinste BMW

Die Hersteller haben dies inzwischen (vermute ich mal) ebenfalls erkannt. Während in den 80ern noch fast jeder Hersteller eine 250er im Angebot hatte, waren es vor ein paar Jahren nur noch ein paar ausgesuchte Modelle. Wettbewerbsenduros, Kleinserienfahrzeuge, Nischenprodukte.

Dies hat sich in den letzten drei oder vier Jahren geändert. Auf einmal hat jeder Hersteller eine „kleine“ Maschine im Angebot. Sogar mein BMW-Händler. Und das finde ich gut.

Und am Beispiel der G310GS speziell muss ich jetzt einfach mal sagen, dass ich das Motorrad gefällig finde. Klar, hin und wieder lese ich eher verhaltene Bewertungen zu genau diesem Moped, sie sei kein leichtes voll geländegängiges Motorrad, kein richtiger Crosser.

Ich finde, diese Kritik geht am Ziel vorbei. Bei den meisten „kleinen“ Mopeds, die in den letzten Jahren herausgekommen sind, ist ja wahrscheinlich nicht unbedingt das Ziel gewesen, ein Fahrzeug für einen Spezialzweck auf den Markt zu bringen, sondern eher eines, dass den Wunsch nach einem etwas einfacheren, günstigeren und sparsameren Gefährt befriedigt. Und das ist den meisten Herstellern gelungen.

Ninja 400

Die Kawasaki Ninja 400

Es gibt ja nur wenig bis gar nichts, was beispielsweise eine 400er Ninja besser kann, als das nächstgrößere 600er Modell, oder nicht? Trotzdem halte ich es für eine klasse Idee. Die Maschine ist ein wenig einfacher aufgebaut, hat weniger Leistung und ist vor allem eines: günstiger.

Kleiner gleich billiger?

Und ich denke, dies muss der erste Schritt sein, wieder mehr Motorräder zu verbreiten, die aus praktischen Gründen gefahren werden und nicht nur als Hobby genutzt werden.

Dies hat schon bei Autoherstellern geklappt, als ein französischer Fahrzeughersteller seine Technik der letzten Generation in rumänischen Autos recycelte. Und inzwischen fahren bei uns jede Menge Dacias herum. Und die sehen nicht besonders hübsch aus (zumindest meiner Meinung nach), sind aber günstig und werden deshalb gekauft.

Und wenn es also über den Preis geht, dass mehr Motorräder unter das Volk gebracht werden, warum nicht. Die nächste Überlegung wäre dann natürlich, dass es auch über den Preis gehen kann, dass das Motorrad auch häufiger benutzt wird. Nicht nur als Hobbyobjekt, sondern auch im täglichen Gebrauch. Wenn es erheblich günstiger wird, ein Motorrad für den Weg zur Arbeit zu benutzen, anstatt eines Pkw, werden es auch einige Leute tun.

Motorradfahren muss wieder praktisch werden

Wenn mehr Leute wieder Motorrad fahren, weil kleine Maschinen günstiger in der Anschaffung werden und sparsamer im Unterhalt sind, wird sich der Motorradbestand wandeln. Die „Dickschiffe“ werden im Vergleich zu den kleineren Maschinen an Bedeutung verlieren. Die Reiseenduros, welche dich bis nach Asien bringen könnten, werden von kleineren verdrängt. Die Supersportler mit Leistungen von über 200 PS werden von einer 250er oder 400er Klasse wieder „auf den Boden zurückgeholt“.

Vielleicht ist das dann die Lösung für das Problem, dass Motorräder im teurer, aufwändiger im Unterhalt und bei Anwohnern von Motorradstrecken immer unbeliebter werden. Downsizing.