Wenn es dann kalt ist

Vor kurzem saß ich mit einigen Bekannten zusammen. Wir trauerten darüber, dass jetzt, wo es wieder bitterkalt wird, die Motorradsaison ziemlich vorbei ist. Zumindest für die Weicheier und Saisonfahrer.

Denn wir haben uns am Stammtisch darüber ausgelassen, wie wir uns auch bei den niedrigsten Temperaturen warm halten können, welche Art von Motorradbekleidung dafür am besten geeignet ist.

Und wir kamen, muss ich zugeben, auf einige erstaunlich verschiedene Ideen. Lag vielleicht auch daran, dass wir erstaunlich unterschiedliche Motorräder und Fahrgewohnheiten haben…

Wie halte ich mich warm auf dem Motorrad?

Der Textilkombi

Kennt jeder, haben auch die meisten. Ist auch meine bevorzugte Methode. Motorradbekleidung aus Cordura mit Membran und warmem Innenfutter. Trage ich noch am ehesten, wenn ich morgens mit dem Motorrad zur Arbeit fahre.

Hat jede Menge Vorteile. Es handelt sich dabei um „richtige“ Motorradbekleidung, sowohl Jacke als auch Hose sind winddicht, wasserdicht (gerade im Herbst wichtig) und atmungsaktiv. Protektoren sind serienmäßig drin. An- und Ausziehen ist so wie immer und das Fahrgefühl passt auch. Im Büro ziehe ich mich dann um, in den Motorradklamotten kann ich nämlich nicht arbeiten. Eigentlich die einfachste und beste Methode, um auch bei ungemütlichem Wetter Motorrad zu fahren.

Ich bin dabei nicht blind für die Nachteile. Bei aller Wasser- und Winddichtigkeit muss ich feststellen, dass ich morgens halt doch ein wenig fröstle. Dass ich an den wirklich kalten Tagen geradezu blau gefroren bin, wenn ich mal eine kleine Motorradtour unternehme.

Die „normale“ Textilbekleidung, auch wenn sie ordentlich gefüttert ist, ist halt eher eine „Mehrzweckgeschichte“, keine reine Winterbekleidung für Motorradfahrer. Also ist in jedem Fall noch eine zusätzliche Schicht nötig, damit es schön warm bleibt auf dem Motorrad.

Der Thermokombi

Ich habe mich schon mal über das Thema Thermokombi ausgelassen. Und ja, so ein Teil ist definitiv ausreichend warm für den Winter.

Für denjenigen der das alles noch nicht kennt:
Ein Thermokombi ist eigentlich wie ein Regenkombi ein Überzieher, im Gegensatz zum Regenkombi aber gefüttert. Und du trägst so ein Teil jetzt nicht über deinen normalen Motorradsachen, sondern eher über deine Alltagskleidung.

Ein Thermokombi ist mit Protektorentaschen ausgerüstet, so dass du zumindest ein Minimum an Sicherheit hast. Weiterhin ist solch ein Teil wasserdicht und winddicht, so dass du auch mal durch eher unangenehmes Wetter fahren kannst. Klingt eigentlich wie eine feine Sache? Ist es auch, irgendwie. Hat aber auch Nachteile.

Ein Thermokombi ist, was die Sicherheit angeht, nur mäßig, nicht ganz auf Augenhöhe mit „richtiger“ Motorradbekleidung. Zwar mit Protektorentaschen ausgestattet, ist das nur eine sehr begrenzte Sicherheit, die du hier bekommst. Der Kombi ist einfach nur beschichtetes Nylon, nicht besonders abriebfest, der Sitz des Anzugs ist nicht unbedingt optimal, so dass die Protektoren auch mal an unmöglichen Stellen sitzen.

Vorteil eines solchen Anzugs ist definitiv, dass es sich in Kombination mit deiner normalen Kleidung, die du drunter trägst als zusätzliche Schicht, um eine richtig warme Sache handelt. Auch tiefe Temperaturen sind mit dieser Art von Motorradbekleidung kein Problem.

Ich besitze selbst einen Thermokombi, nutze das Teil aber eher selten, dieses Jahr noch gar nicht. Ich finde die Kombination eher unbequem und ein wenig störrisch. Vorteil ist definitiv, dass du so ein Teil direkt drüber ziehen kannst, einfach vor der Fahrt (wohin auch immer) einen Thermokombi über deine Straßenkleidung ziehen, zur Arbeit (oder wohin auch immer) brummeln, dort das Teil ausziehen und irgendwo im Schrank verstauen. Nachteilig ist, dass du mit so einem Anzug unmöglich etwas anderes als reines Fahren erledigen kannst. Ist einfach zu klobig und unförmig.

Für mich ist ein Thermokombi nur ein Geheimrezept für Fahrten an wirklich kalten Tagen. Als „normale“ Motorradbekleidung halte ich das nicht unbedingt für besonders praktisch.

Lederkombi plus

Ja, da war ich dann selbst ein wenig überrascht, als das ins Gespräch kam.

Vielleicht zu Erklärung: Einer aus unserem Grüppchen schwört auf Leder. Gehört einfach für ihn zum Motorrad. Textil gibts nicht, alles Mist.

Kann man so sehen, muss aber nicht.

Ich für meinen Teil habe auch einen Lederkombi. Das Teil passt mir sogar noch. Aber ich gebe gerne zu, dass der Einsatzbereich eines Lederkombis nicht so breit ist, wie bei Motorradbekleidung aus Textil.

In Herbst und Winter musst du im Lederkombi halt frieren, da kommst du nicht vorbei. Da hilft keine lange Unterwäsche, das ist einfach so. Ein Lederkombi ist meiner Meinung einfach nichts für die kalte Jahreszeit. Und da habe ich noch nicht mal was von einem kleinen herbstlichen Regenschauer gesagt. Da bist du in Leder halt auch noch angeschmiert. Du kannst imprägnieren so viel du willst, bringt alles nichts. Wenn es regnet und du bist auf dem Motorrad im Leder unterwegs, wirst du nass.

Und da habe ich dann die (meiner Meinung nach bizarre) Lösung für den Lederfetischisten gehört. Wobei ich auch zugeben muss, dass ich das noch nicht selbst ausprobieren konnte. Ich muss mich da auf das Urteil eines Dritten verlassen.

Man nehme dazu seinen ganz normalen Lederkombi, wie man ihn halt zum Motorradfahren immer trägt. Dann wird eine gefütterte Regenhose übergezogen. Ja, so was gibts für kleines Geld, ich habe selbst mal vor gefühlten hundert Jahren eine angeschafft. Für obenrum nimmst du dann einen alten Bundeswehrparka. Ja. Mehr nicht. Einen alten olivgrünen Bundeswehrparka mit Teddyfutter. Ist irgendwie das Gegenteil von Motorradbekleidung.

In der Kombination mit dem Lederkombi soll dieses Ensemble auf jeden Fall geeignet sein für tiefe Temperaturen. Und das hört sich auch irgendwie sinnig an. Kein Wind mehr, der an deinem Lederkombi zerrt und dich auskühlt, stattdessen noch eine zusätzliche isolierende Schicht, die wärmt. Ein wirklicher Vorteil ist meiner Meinung nach die hohe Sicherheit. Du hast deine „normalen“ Motorradsachen an, und man kann über Motorradbekleidung aus Leder sagen, was man will, aber die Protektoren sitzen ja immer ordentlich. Und den Vorteil gibst du nicht aus der Hand.

Andererseits kann ich mir nicht vorstellen, dass ausgerechnet diese Kombination wirklich praktisch ist. Du ziehst einen Lederkombi an, danach noch eine Schicht Bekleidung drüber, damit du dich warm halten kannst.

Und wasserdicht macht es die Kombination auch nicht gerade. So sicher das alles sein mag, glaube ich nicht, dass du deinen Oberkörper wirklich wasserdicht bekommst. Warm vielleicht, aber trocken?

Ich gebe gerne zu, dass ich diese Idee noch nicht selbst ausprobiert habe, kann daher nur einige Gedanken dazu bringen. Andererseits habe ich die erstaunlich motivierte Zusicherung, diese Zusammenstellung von Motorradbekleidung sei wirklich annehmbar im Winter.

Zusammenfassung

Es gibt mehrere Optionen, wie du dich auf dem Motorrad im Winter warm halten kannst. Für mich (und wahrscheinlich die meisten anderen) ist einfach ein Satz ordentlicher Textilbekleidung das Mittel der Wahl.

Aber ich gebe gerne zu, dass es durchaus noch andere Lösungen zum Motorradfahren im Winter geben mag.