wild auf der fahrbahn

Manchmal wird man auch überrascht

Wildunfall mit dem Auto: Ein wenig Off-Topic, da nichts für das Motorrad. Aber eigentlich auch doch wieder…

Am Sonntag habe ich mit Frau und Jüngstem meine Schwiegerleute besucht. Und irgendwann war dann der Abend zu Ende. Wir haben uns dann ins Auto gesetzt und gleich auf den Heimweg gemacht. War ja auch schon später, dunkel und kalt.

Und während ich so (zum Glück recht gesittet) nach Hause brummle, springt auf einmal ein Reh vor das Auto. Ordentlich gebremst… Glück gehabt. Weiter gehts. Und dann kommt eben grad noch mal ein Reh.

Ergebnis: Schepper, Dengel, Knall.

Und da standen wir nun. Buchstäblich am Ende der Welt, Auto beschädigt, ein verletztes Reh liegt hinter meinem Auto auf der Fahrbahn und windet sich vor Schmerz.

Schatzi wurde gleich beauftragt, die Unfallstelle abzusichern und die Warnwesten herauszuholen, ich selbst habe mir das schwerverletzte Tier angeschaut und dann anschließend gleich die Polizei verständigt.

Und da gingen dann die Irritationen los. Erst mal dem (immerhin sehr bemühten Beamten) versucht, zu erklären, wo wir uns befinden; hat auch nur einige Minuten gedauert. Stelle ich mir auch nicht so einfach vor, immerhin sind bei dem in einer fernen Funkzentrale die für Einheimische bekannten „Landmarken“ eher schlecht zu erfassen. Und dann teilte er mir mit, dass gerade keine Streife verfügbar sei, wir müssten noch warten.

Aber das verletzte Tier… ja, er würde sich drum kümmern. Verbindung weg. Wir sprechen hier eben vom Ar… der Welt.

Also haben wir gewartet, so schnell wir eben können. Alle paar Minuten kam dann ein Auto vorbei, fast alle haben kurz angehalten und gefragt, ob wir Hilfe bräuchten.

Irgendwann habe ich dann einen der Vorbeikommenden gefragt, ob er Schatzi mit meinem Junior mitnehmen könnte, zurück zu ihren Eltern. Wir müssten ja nicht alle in der Kälte und Dunkelheit warten.

Das verletzte Reh hat immer noch regelmäßig geschrien.

Nach einer guten halben Stunde kam dann auch jemand, den ich schon für sehr passend hielt. Zwar keine Polizeistreife, sondern eher jemand, der wie ein Jäger aussah. Er hat das dann auch gleich so bestätigt.

Er sei gerade von der Polizei verständigt worden. Ist zwar hier vor Ort eigentlich gar nicht zuständig, aber immerhin leidet ein Tier, deswegen habe er sich gleich auf den Weg gemacht. Er stellt mit einem Blick die offenen Brüche am Hinterlauf fest und erlöst das Tier mit einem Schuss in den Kopf.

Und dann beginnt er, zu telefonieren. Er meint, er sei zwar nicht zuständig, aber will natürlich helfen, den passenden Jagdpächter für diese Gegend zu finden. Nicht schlecht. Und dann, nachdem er (gefühlt) irgendwie seinen ganzen Rufnummernspeicher am Telefon abtelefoniert hat, teilt er mir mit, jetzt sei der richtige Jagdpächter verständigt und unterwegs.

Eigentlich rechne ich jetzt damit, wieder alleine gelassen zu werden, ist aber nicht so. Er bleibt vor Ort, erklärt mir alles, hilft noch ein wenig und ist ganz einfach auch da.

Schließlich kommt der eigentliche Jagdpächter vor Ort. Auch gleich sehr bemüht. Kümmert sich um das getötete Wild, nimmt meine Daten mit für eine Wildunfallbescheinigung. Die brauche ich nämlich, wenn ich einen Wildunfall meiner Teilkaskoversicherung melden möchte.

Und während der gesamten Zeit, in der ich – zunächst alleine, später mit dem nicht zuständigen Jagdpächter, schließlich zu dritt mit dem eigentlich zuständigen Jagdpächter – vor Ort war, haben sich immer wieder vorbeifahrende Fahrzeugführer bemüht, anzuhalten und Hilfe anzubieten.

Fazit zum Wildunfall

Ein Reh anzufahren ist Mist. Der Schaden am Fahrzeug und der Aufwand mit Versicherung und Reparatur ist ebenfalls Mist.

Was ich aber vor Ort feststellen musste, hat mich überrascht.

Die verständigte Polizei konnte nicht ausreichend schnell vor Ort kommen, hat aber immerhin alle möglichen Jagdausübungsberechtigten „abtelefoniert“, bis jemand erklärt hat, er könnte vorbei kommen, um das Reh zu erlösen.

Der eigentlich nicht zuständige Jagdausübungsberechtigte kam auch am Sonntagabend vor Ort und hat sich darum gekümmert, dass das Tier nicht leiden muss und hat sich dann noch die Zeit genommen, bei mir zu bleiben, damit ich nicht alleine in der Pampa stehe.

Und von den vielleicht 25 vorbeikommenden Fahrzeugen in den knapp zwei Stunden hat fast jeder kurz angehalten und sich erkundigt, ob Hilfe notwendig sei. Und dies, obwohl immer wieder die Behauptung kommt, jeder würde nur an sich denken. Alles falsch.

Und sollte dies einer der Angesprochenen lesen: danke nochmals.