Die bessere Alternative?

Meine Motorradjacke, zumindest die Sommerjacke, hat das Ende ihres erfüllten Lebens erreicht. Und in irgendeiner Art muss die jetzt ersetzt werden. Und da ich jetzt nicht unbedingt im Discounter-Segment nach Ersatz suchen möchte, stellt sich bei mir jetzt die Überlegung ein, ob ich vielleicht auch mal auf dem Gebrauchtmarkt für Motorradbekleidung schauen sollte. Die Frage, ob sich gebrauchte Motorradbekleidung für mich lohnen würde, habe ich mir mal durch den Kopf gehen lassen.

Grund genug, einige meiner Überlegungen mal strukturiert darzustellen.

Die Sache mit dem Geld

Motorradbekleidung kostet Geld. Je nach den eigenen Wünschen und persönlichen Anforderungen kostet Motorradbekleidung sogar einen Haufen Geld. Wenn du nicht gerade Motorradbekleidung aus dem Billigsegment der großen Anbieter auswählst, wo du für einen knappen Hunderter bereits eine ordentliche Textiljacke bekommst, wirst du ordentlich in die Tasche greifen müssen.

Jetzt ist eine Billigjacke für mich inzwischen keine Alternative mehr. Die Lebensdauer ist zu kurz beim täglichen Tragen, die Wasserdichtigkeit ist nach kurzer Zeit nicht mehr gewährleistet, auf Dauer muss ich halt mit allen möglichen Problemen rechnen. Und nach zwei Jahren kann ich dann eine solche Jacke direkt in den Container treten.

Auf dem Gebrauchtmarkt hingegen kann ich da schon erhebliche Beträge einsparen. Ein Blick auf Ebay-Kleinanzeigen und ich finde gleich mal einen ganzen Schwung in Frage kommender Jacken für mich. Und die Preise sind auch recht gut.

Natürlich gibt es immer wieder Leute, die für ihre fünf Jahre alte Motorradjacke noch fast den Neupreis erzielen möchten, die sind aber eher leicht auszusortieren. Für den eher schmaleren Geldbeutel sind durchaus einige interessante Angebote dabei. Da kann ich mich mit recht guten Produkten für wenige hundert Euro einkleiden. Und trage dann eben keine Polo-Hausmarke, sondern eher den Rukka-Fahreranzug. Zumindest in finanzieller Hinsicht ist also ein Gebrauchtkauf von Motorradbekleidung interessant.

Passform

Ein kleines Problem ist für mich das Anprobieren meiner zukünftigen Motorradjacke. Auch wenn ich normal gebaut bin und meine Motorradklamotten normalerweise einfach von der Stange kaufen kann, fühle ich mich immer wieder komisch dabei, eine Jacke für hunderte von Euro anzuschaffen, ohne diese ordentlich vorher anzuprobieren.

Jetzt ist das natürlich ein Problem bei jeder Art von Kauf aus dem Internet. Aber ob ich jetzt einen Pulli vom Otto-Versand bestelle, oder eine Motorradjacke für einen wesentlich höheren Betrag, ist schon ein kleiner Unterschied. Insbesondere auch deshalb, weil ich eben bei einer Motorradjacke schon aus Sicherheitsgründen viel mehr auf eine gute Passform und ein „richtiges“ Tragegefühl angewiesen bin. Sitzen alle Protektoren ordentlich? Drücken irgendwo Nähte oder Kanten wenn ich auf dem Motorrad sitze? Wichtige Punkte, die beachtet werden müssen.

Im Übrigen ist es beim Gebrauchtkauf dann eben nicht üblich, die Motorradjacke bei Nichtgefallen einfach wieder zurückzuschicken. Dann sitze ich eben auf dem Fehlkauf und darf ihn wieder irgendwie selbst wieder ins Ebay stellen.

Also ist es für mich zumindest eine Gefahr, dass ich eine Jacke „blind“ einfach mal auf dem Gebrauchtmarkt kaufe. Ist zwar bei allen Gebrauchtkäufen so, bei einem Satz Motorradbekleidung stellt sich das Problem aber besonders.

Design

Motorradbekleidung muss nicht unbedingt schön sein, sondern vor allem funktionell. Zumindest für mich. Jetzt gibt es dabei natürlich aber Grenzen. Wenn ich beispielsweise an meinen ersten Regenkombi denke, den ich vor Ewigkeiten angeschafft habe, der in wunderbarem Lila daherkommt und, da bin ich ganz offen, Augenkrebs verursachen kann, dann erreiche ich für mich schon eine Grenze. Ältere Motorradbekleidung ist nunmal, was das Design angeht, vielleicht nicht immer auf den Zeitgeschmack abgestimmt. Kannst du auch gut an den Bildern bei Ebay-Kleinanzeigen sehen.

Das muss aber nicht unbedingt schlecht sein, wenn du etwas besonderes suchst. Meine Frau zum Beispiel hat vor Ewigkeiten ihren Lederkombi passend zu ihrer GSX600F gekauft, im klassischen 80er-Jahre-Style. Da passt natürlich dann der Lederkombi besser zu ihrer Maschine, als wenn sie jetzt zu einem Händler um die Ecke gegangen wäre. Manche Sachen gibts halt einfach nicht mehr.

Oder du suchst ein besonderes Modell. Denk doch nur mal an den Film „Kill Bill“, als Uma Thurman mit dem kanariengelben Lederkombi aufgefahren ist. So was findest du neu halt nirgendwo mehr. Da hast du dann gar keine andere Wahl, als dich eben auf dem Gebrauchtmarkt nach speziell diesem Modell umzuschauen.

Also alles in allem: Pass auf, dass du beim Gebrauchtkauf nicht gerade ein total unpassend aussehendes Set von Motorradbekleidung mitnimmst.

Sicherheitsstandards / Komfortfunktionen

Die Welt dreht sich weiter. Das Gilt auch für Motorradbekleidung. Und was vor zehn Jahren noch aktuell war, ist heute vielleicht eben schon veraltet. Protektoren waren früher entweder kaum oder gar nicht vorhanden, oder dann so dermaßen steinhart, dass du sie nach einer halben Stunde Fahrt gleich mal sehr schmerzhaft gespürt hast. Kein Vergleich zu heutigen Sicherheitseinrichtungen.

Wenn du eine alte Motorradjacke kaufst, musst du eben damit rechnen, auch alte Sicherheitsstandards gleich mitzukaufen. Und als Laie wirst du eher nicht in der Lage sein, zu beurteilen, ob die Motorradjacke, die jetzt in diesem Paket bei dir zu Hause eingetroffen ist, noch einigermaßen den heutigen Vorstellungen von Sicherheit auf dem Motorrad entspricht.

Während dies bei Lederklamotten vielleicht noch mit dem Auge erkennbar ist, wird es bei Textilbekleidung schon richtig schwer. Ist die Jacke noch überall wasserdicht? Sind alle Nähte noch ordentlich imprägniert? Wird die Jacke auch bei einem spontan auftretenden Wolkenbruch das Wasser abweisen? Solche Fragen kannst du beim Gebrauchtkauf eher schlecht beantworten.

Daher denke daran: Je älter die Motorradbekleidung ist, desto eher musst du damit rechnen, dass Sicherheit und Komfort eben nicht mehr den heutigen Anforderungen entspricht.

Haltbarkeit / Gewährleistung

Motorradbekleidung hat nur eine begrenzte Lebensdauer. Die mag je nach Beanspruchung und Machart variieren, aber irgendwann ist Schluss. Und wenn du eine gebrauchte Motorradjacke aus dem Internet bestellst, dann kann es gut sein, dass du eine Jacke bekommst, die das Ende ihrer Lebensdauer bereits erreicht at.

Da sind dann Reißverschlüsse schon ausgenudelt, Nähte lösen sich auf, Wasser dringt beim kleinsten Regen durch. Und wenn das eben ein Kauf von Privat war, dann siehst du recht alt aus. Du kannst da eben nichts mehr zurückschicken und bleibst auf dem frisch erworbenen Stück sitzen. Es gibt keine Gewährleistung beim Gebrauchtkauf von Privat.

Und auch, wenn du Motorradbekleidung mit Mängeln reparieren kannst (auch Textilbekleidung), wird sich immer die Frage stellen, ob sich dies wirtschaftlich noch lohnt.

Daher: sei dir bewusst, dass du am Ende eben eine Jacke erwirbst, die vielleicht schon ihr Lebensende erreicht hat…

Ausnahmen beim Gebrauchtkauf

Bei manchen Dingen geht ein Gebrauchtkauf auch von vorneherein nicht. Zumindest meiner Meinung nach. Helme, Handschuhe und auch Stiefel fallen meiner Meinung nach aus dem Raster heraus.

Bei einem Motorradhelm, der so oder so eine sehr begrenzte Lebensdauer hat und von dem du von außen eben nicht mal annähernd beurteilen kannst, ob er schon x Mal vom Tisch gefallen ist, ob er schon vorgeschädigt ist und einen Sturz noch ordentlich vertragen würde, ist schon aus Sicherheitsgründen von einem Gebrauchtkauf abzuraten. Und zwar rein aus den Sicherheitsaspekten heraus.

Bei Handschuhen und Stiefeln ist es meiner Meinung nach vor allem eine Sache der Hygiene. Wenn du mal im Sommer eine ordentliche Tour fährst, dir der Schweiß herunter läuft, die Handschuhe klebrig und „pappig“ sind, die Brühe in deinen Stiefel steht… das ist dir doch bestimmt auch schon passiert. Und wenn du dir dann überlegst, in diesen Siff von jemand anderem hereinzuschlüpfen… Brrr. Und da kannst du das Zeug waschen, so viel du willst, das Gefühl wird ja nicht besser bei so was. Würde ich auf jeden Fall nicht nehmen.

Merke daher: Helme auf keinen Fall gebraucht kaufen, Handschuhe und Stiefel nur dann, wenn du schmerzfrei bist.

Fazit

Das hört sich ja jetzt alles an, als ob ich auf keinen Fall gebrauchte Motorradbekleidung empfehlen würde. Ist aber nicht so. Schatzi hat einen älteren Lederkombi gebraucht gekauft, anschließend ihre Textiljacke auch über Ebay-Kleinanzeigen erworben. Und ist mit beidem wirklich zufrieden.

Andererseits hat sie auch andere Anforderungen an ihre Motorradbekleidung. Sie fährt wesentlich weniger als ich und auch nur bei gutem Wetter.

Ich bin halt Allwetterfahrer und auch fast täglich auf meinem Motorrad unterwegs. Da komme ich dann auch mit hochwertiger Gebrauchtkleidung nicht ganz zurecht. Da gebe ich dann lieber mehr Geld aus, um dann neue, mit Gewährleistung verkaufte Motorradbekleidung zu haben, die dann auch nachweislich länger lebt.