Ausblick von Gossel

Wieso der Thüringer Wald?

Ich denke, jeder wird zustimmen, wenn ich einfach mal behaupte, dass das Verhältnis eines Menschen zu seiner Bratwurst ein besonderes sind. Von daher verwundert es nicht, wenn ich das Bedürfnis nach meiner Lieblingsbratwurst empfinde.

Und die weltbeste Bratwurst ist zweifelsfrei eine echte Thüringer Rostbratwurst. Es handelt sich hierbei um eine absolute und unumstößliche Wahrheit. Und wenn ich also unbedingt eine solche Bratwurst haben muss, gibt es wohl keine andere Lösung, als auf das Motorrad zu sitzen und in den Thüringer Wald zu brausen.

Und genau das habe ich jetzt letzte Woche gemacht.

Die kurze Motorradtour zum Thüringer Wald

Tag 1

Weil das alles recht spontan war, habe ich ungeplant die Sache in die Hand genommen. Kurz den Tankrucksack auf das Motorrad geschnallt, lediglich gepackt mit einem Satz Klamotten zum Wechsel und einer Zahnbürste, kurz noch ne Landkarte eingesteckt und dann gleich auf dem schnellsten Weg gemacht.

Nach etwa fünf Stunden Anfahrt (dauert länger als in die Alpen zu kommen) komme ich in der Ortschaft Zella-Mehlis an. Von dort in Richtung Oberhof (übrigens eine klasse Motorradstrecke), dort wartet dann schon die meiner Meinung nach beste Imbissbude. Hier gönne ich mir gleich mal die gewünschte Bratwurst zusammen mit einer Waldmeister-Brause.

Endlich mal Zeit, sich über die Pläne für heute und morgen klar zu werden. Ich habe mir für alle Fälle eine Freizeitkarte besorgt und beschließe, für heute zumindest noch ein wenig Tourist zu spielen. Und da ich gerade in der Nähe bin, beschließe ich, gleich in Zella-Mehlis das dortige Meeresaquarium zu besichtigen. Ein wenig Naturkunde wird mir guttun.

Fisch

Manche Fische sehen einfach nur schlecht gelaunt aus…

Für die zwölf Euro Eintritt bekomme ich hier wirklich etwas geboten. Neben einigen „normalen“ Aquarien mit recht „netten“ Fischen, gibt es hier auch eine Riesenauswahl an echten Krokodilen sowie einigen Haien. Sehr spektakulär. Mein persönlicher Favorit: ein Streichel-Teich mit Koi-Karpfen. Eigentlich nur für Kinder gedacht, ich muss jedoch zugeben, dass ich eine Riesenfreude daran habe.

Ich bleibe, bis das Aquarium schließlich dicht macht und suche mir eine kleine, günstige Pension in nicht allzu großer Entfernung.

Tag 2

Ich stehe recht früh auf, will ja noch immerhin eine kleine Runde durch den Thüringer Wald fahren, bietet sich ja für eine ordentliche Motorradtour an, wenn ich schon mal hier bin. Das Wetter ist zum Motorradfahren eher suboptimal, immer mal wieder stehen graue Wolken am Himmel. Kühl ist es auch. Und das im August?

Auf jeden Fall eine kleine Runde durch möglichst kleine Sträßchen, daran mangelt es hier ja nicht. Da ich gestern schon das bisschen Touristenprogramm abgespult habe, was immer irgendwie sein muss, kann ich mich heute ein wenig auf das Fahren konzentrieren.

Ich stelle fest, dass ich als Motorradfahrer hier recht einsam unterwegs bin, irgendwie ist außer mir kein anderer mit dem Motorrad unterwegs. Klar, die Sommerferien sind schon wieder in einigen Bundesländern vorbei, aber immerhin haben noch genügend Leute Urlaub. Eigentlich müssten doch noch genügend andere Motorradfahrer hier herumfahren.

Macht ja nichts. Bleibt schon mehr Straße für mich übrig.

Routenbeschreibung

Ich habe Glück. Es ist recht einfach hier, praktisch jede Abzweigung ist ordentlich beschildert, im Nebel herumfahren muss nicht sein, auf ein Navi kann ich wenn nötig verzichten.

Ich fahre los in der schönen kleinen Ortschaft Gossel. Runter ins Tal, rechts abbiegen und dann weiter nach Crawinkel (toller Name). Dort einfach der Hauptstraße folgen, immer weiter durch den Wald durch. Oben an der Kreuzung angekommen geht es links ab.

Dort findet sich auch gleich ein netter Imbiss (Wegscheide). Parkplatz ist direkt gegenüber. Eigentlich ganz nett, ich bin aber schon viel zu früh unterwegs, hat noch nicht offen.

straße durch den wald

Im Bereich Oberhof gibt es einige wunderschöne kleine Sträßchen

Ich fahre weiter, an Oberhof vorbei und biege dann links ab. Hier kann ich dann der Straße durch den Wald weiter folgen (an der nächsten größeren Kreuzung rechts halten, Beschilderung Schmiedefeld). Bevor ich nach Schmiedefeld komme, links abbiegen und der Landstraße bis nach Illmenau folgen. Von hier halte ich mich auf der B88 in Richtung Schwarzatal (Beschilderung beachten), dieser Abschnitt ist nur mäßig interessant. Kurz vor Königssee biege ich rechts ab und folge dem kleinen Sträßchen immer weiter geradeaus, bis ich nach Allendorf nach Schwarzburg komme. Immer noch kein Imbiss geöffnet. Die Lage wird so langsam kritisch.

Bei Bad Blankenburg biege ich wieder links auf die B88 ab, folge dieser bis Rottenbach, dort geht es links dann wieder auf eine kleinere Landstraße, durch solche „Großstädte“ wie Gösselbronn, bis ich an die B87 komme. Dort links abbiegen (zu viel Verkehr, gefällt mir nicht), dann gleich wieder rechts die Bundesstraße verlassen (Beschilderung „Traßdorf), die Autobahn queren, dann links auf die K2. Ab hier stehen dann Schilder mit „Talsperre“. Diesen folgen.

Für eine Pause an der Talsperre nehme ich mir noch Zeit, kurze Zigarette reicht aber. Dann weiter nach Martinroda (auch eine Art Metropole), von dort einfach der Beschilderung bis nach Arnstadt folgen. Hier wird es dann noch mal wuselig, weil mir ab hier keine Schilder mehr weiter helfen. Ich halte mich also immer weiter geradeaus, bis ich zur ersten richtig großen Kreuzung komme, dort geht es nach rechts. Kurz aus der Ortschaft heraus, dann bin ich mit meinem Motorrad wieder im Jonastal auf dem Weg zurück nach Gossel.

Aber es ist ja noch Zeit übrig

Tja. Die kleine Motorradtour durch den Thüringer Wald hat ja eigentlich nur den Vormittag durch gedauert. Was bleibt also noch zu tun?

Ich entschließe mich, nochmals ein wenig Tourist zu spielen. Also nochmals die Freizeitkarte herausgeholt. Ich habe jetzt noch ein wenig Lust auf Geschichte.

buchenwald eingangstor

Ab hier ist es wirklich unheimlich. In Buchenwald läuft es mir eiskalt den Rücken herunter

Weimar bietet sich an, oder? Ich entschließe mich für schwer verdauliches, die Gedenkstätte Buchenwald. Hier verbringe ich den Nachmittag in dem recht umfangreichen Gelände, mache eine hervorragende Führung mit, liefere gleich noch eine Spende ab (immerhin ist das alles hier gratis von ehrenamtlichen Mitarbeitern organisiert). Kurz vor Schließung nehme ich noch im dortigen Imbiss ein leckeres Mahl (Fleisch, Klöße, Rotkraut) ein.

Währenddessen gilt es, zu überlegen, ob ich noch eine Nacht dran hänge oder gleich nach Hause brummle. Ich entscheide mich schließlich (ich möchte den Wochenendausgang ja nicht voll ausnutzen) für den direkten Heimweg, pfeife die gut 500 km auf der Autobahn noch am gleichen Abend zurück. Hätte ich mir ersparen sollen, sechs Stunden und wirklich kühles Wetter sind nun mal nicht gerade optimal.

Als Motorradfahrer im Thüringer Wald

Was mir recht deutlich aufgefallen ist: Es waren nur wenige Motorräder unterwegs. Auffallend wenige. Natürlich war das Wetter nicht optimal, dafür aber immer noch in vielen Teilen der Republik Sommerferien.

Rein gefühlsmäßig würde ich behaupten, dass die Gegend noch ein wenig stiefmütterlich behandelt wird, was ich gar nicht verstehe. Ein schönes Motorradrevier in der Mitte von Deutschland? Mit ausreichenden Unterkünften, vielen Sehenswürdigkeiten und tollen Straßen? Sollte doch perfekt sein. Aber ich bin hier recht alleine…

Was ich festhalten muss: Im Thüringer Wald kannst du auch als Ortsfremder definitiv drei bis vier Tage mit dem Motorrad verbringen und dabei immer neue Straßen erkunden. Wer hier mehr Zeit verbringen möchte, sollte sich da schon ein wenig auskennen, von den wirklich kleinen Straßen musst du ja auch was wissen.

Mit den Unterkünften sieht es hier hervorragend aus. Praktisch jede kleine Ortschaft hat ein Gasthaus mit Pension oder Ferienwohnungen. Wenn du außerhalb von Oberhof (Wintersportzentrum) oder Eisenach (zur Zeit Lutherjahr) eine Unterkunft suchst, wirst du schnell und auch sehr günstig fündig. Also auf jeden Fall zu empfehlen.

Fazit

Ein Kurztrip lohnt allemal, und ich werde beim nächsten Mal, wenn ich wieder Hunger auf eine Rostbratwurst verspüre, gleich wieder losfahren.