Früher war ja alles anders

Wie bist du zum Motorradfahren gekommen?

Bei mir fing die Sache schon im Jugendalter an. Mit 16 war jeder darauf bedacht, ein Leichtkraftrad zu besitzen. Und da das Geld recht knapp saß, hatte irgendwie keiner von uns eine neuere Maschine, alles nur alte Klapperkisten. Und wo alte Fahrzeuge herumstehen, musste auch regelmäßig gebastelt werden.

Das war bei mir im Hof. Es war ja immer irgendwas zu machen. Gegangen ist das nach dem Trial-and-Error-Prinzip, meist hat es ja sogar geklappt. Das notwendige Werkzeug habe ich mir immer von meinem Vater „geborgt“, bis er mir irgendwann mal denn Rost runter gemacht hat wegen der Unordnung, danach habe ich mir eine Stück für Stück eigenes Werkzeug zugelegt.

Und, da als Jugendlicher das Geld immer knapp saß, oder eher eben andere Dinge wichtiger waren, konnte ich mir natürlich nicht gerade Hightech-Werkzeug zulegen, sondern eher das, was beim Baumarkt grad auf dem Wühltisch lag.

Wozu braucht man teures Werkzeug?

Heutzutage ist es bei mir ein wenig anders. Ich muss inzwischen schon lange nicht mehr die Utensilien vom Wühltisch nehmen. Tatsächlich muss ich eigentlich kaum noch Werkzeuge zur Motorradwartung nehmen, immerhin habe ich ja schon das meiste. Und wenn ich schon mal darüber nachdenke, komme ich zu dem Schluss, dass noch recht viel von dem billigen Zeug bei mir in der Garage herumliegt.

Jetzt lese ich immer wieder, dass du, wenn du dir eine eigene kleine Werkzeugausstattung zusammenstellst, eher auf hohe Qualität achten solltest. Die Gründe sind dabei eigentlich immer die gleichen:

Das Arbeiten geht besser von der Hand

Würde ich sogar zustimmen. Ich merke auf jeden Fall recht schnell, ob ich hochwertige Werkzeuge in der Hand halte oder irgendeinen billigen China-Mist. Diesen Spruch, von wegen „es fühlt sich wertig an“ stimmt schon irgendwie. Und bessere Werkzeuge sind oft auch besser designt. Manches läuft einfach besser, wenn ich einen Knarrenschlüssel nutze, der mir gut in der Hand liegt. Ich rutsche nicht ab, alles passt exakt und damit verschwende ich keine Energie, mich über Werkzeug zu ärgern.

Hochwertiges Werkzeug lebt länger

Stimmt natürlich auch. Bestes Beispiel dafür sind meiner Meinung nach Schraubendreher. Da unterscheiden sich die Billig-Teile vom Wühltisch erheblich in der Lebensdauer. So ein schäbiger Kreuzschraubendreher ist nach häufigem Einsatz durchaus „rund gedreht“, dann kannst du ihn nur noch wegschmeißen.

Unfall- und Verletzungsgefahr

Passt auch. Mir ist schon mehr als einmal ein billiger Schlüssel schlichtweg abgerutscht, einfach deshalb, weil er nachgegeben hat. Nicht nur sind dann die entsprechenden Schrauben auch immer wieder futsch, wenn es dumm läuft, sondern ich selbst hole mir dann auch öfters mal Schrammen und Schnitte.

Auf einmal rutscht ein Schraubenschlüssel ab und ich fliege quasi hinterher, weil ich mein ganzes Gewicht darauf gelegt habe? Kam schon vor.

Weniger Schäden am Motorrad

Und auch dieser Punkt ist nicht von der Hand zu weisen. Wenn du mehrfach irgendwelche Schrauben vermurkst hast, weil du billige Schraubendreher nutzt, wenn du aus Geiz keinen ordentlichen Drehmomentschlüssel anschaffst und deine Ölablassschraube überdrehst, dann ist das mehr als nur lästig. Dann verursachst du nur durch zu billiges Werkzeug Schäden, die du vermeiden könntest.

Also nur teures Werkzeug anschaffen?

Zunächst ist festzustellen, dass du, wenn du regelmäßig am Motorrad herumschrauben möchtest in nicht nur viel (Quantität) sondern auch ordentliches (Qualität) Werkzeug benötigst. Das würde ich so sofort unterschreiben.

Du brauchst viel Werkzeug deshalb, weil es diverse Teile gibt, die mehrfach angeschafft werden müssen, die es dir leichter machen, wenn sie in verschiedenen Formen angeschafft sind und die alle möglichen Anforderungen genügen müssen.

Aber jetzt zu behaupten, dass nur teures Werkzeug seinen Zweck erfüllt, ist schlichtweg falsch.

Ich habe definitiv mit billigstem China-Werkzeug begonnen, habe damit mehrfach früher meine Mopeds zerlegt (auch wenn nach dem Zusammenbau immer ein paar Schrauben übrig waren) und hatte keine Probleme. Du musst also nicht direkt zu nächsten Würth-Vertretung rennen und das Beste für Geld zu kaufende anschaffen. Das wäre nämlich unnütz.

„Wer billig, kauft, kauft zwei mal“

Ja. Richtig. Aber es gibt jede Menge Teile, die du eben auch mehrfach benötigst. Warum also nicht zunächst einen einfachen Schraubenschlüsselsatz vom Wühltisch nehmen? Und irgendwann, wenn du mehr Geld auszugeben bereit bist, einen weiteren, eher hochwertigen Satz Schraubenschlüssel dazu kaufen.

Und dann gibt es noch die Fälle, wo du eben gar keine hochwertigen Werkzeuge brauchst. Auch die Billigteile erfüllen ihren Zweck vollständig. Manche Utensilien holst du ja sowieso nur einmal im Jahrzehnt aus deinem Werkzeugkoffer, um damit dann was am Motorrad zu richten. Und ganz ehrlich, lohnt es sich dann genau dort besonders große Summen zu investieren, nur um dann beispielsweise eine Fühlerlehre vom Markenhersteller zu besitzen? Ich denke doch nicht.

Werkzeug einkaufen leicht gemacht

Das führt mich zu einem Punkt, bei dem ich mir fast sicher bin, dass Widerspruch von Seiten aller passionierten Schrauber geben wird.

Wenn du noch wenig Ahnung davon hast, ob du überhaupt selbst irgendwelche Wartungsarbeiten an deinem Motorrad vornehmen sollst, kaufe dir ein einfaches, günstiges Werkzeugset. Irgendein Pauschalpaket, wo für kleines Geld ein ausreichender Grundstock vorhanden ist. Motorradfahren ist auch schon ohne zusätzliche Anschaffungen kein billiges Hobby, da muss nicht noch für teures Geld eine kleine Werkstatt eingerichtet werden.

Und dann fang an mit den Arbeiten, die dir vorschweben.

Irgendwann wirst du an den Punkt kommen, wo dein Grundstock an Werkzeug nicht mehr ausreicht. Weder in Sachen Qualität, noch in Sachen Quantität. Du wirst genervt sein, dass die Kreuzschraube am Bremsflüssigkeitsbehälter vermurkst ist, du wirst feststellen, dass der Knarrenschlüssel nicht mehr ordentlich funktioniert und von innen her klappert, du wirst feststellen, dass du neben dem normalen Innensechskantschlüssel auch die mit T-Griff haben möchtest. Alles kein Problem.

Das sind dann die Teile, die du vielleicht in etwas höherwertigerer Ausführung anschaffen solltest. Die Werkzeuge, die du nämlich nach einiger Zeit „verschlissen“ hast, sind ja auch die, die du tatsächlich benutzt.

Im Gegenzug gibt es aber auch jede Menge Teile in deinem Sortiment, die du noch nie in der Hand gehalten hast. Wie oft brauchst du denn die ganz kleinen Kreuzschraubendreher? Die sehen noch aus wie neu. Wozu also austauschen? Wie häufig brauchst du denn einen 16mm Innensechskantschlüssel tatsächlich zur Hand nimmst?

Fazit

Um mich ein wenig aus dem Fenster zu lehnen:

Es ist definitiv nicht nötig, dass du von Anfang an gleich hochwertiges Werkzeug in rauen Mengen anschaffst, wenn du beginnst, am Motorrad zu basteln. Das ist herausgeschmissenes Geld. Erst mal musst du dir selbst klar werden, welche Arbeiten du selbst übernehmen möchtest und was du dazu benötigst. Und dazu reicht definitiv ein Werkzeugset vom Baumarkt.

Und dann kannst du es selbsttätig erweitern.

Ersetze nach und nach die Teile, von denen du siehst, dass sie sich auf Grund billiger Machart mit der Zeit verabschieden und der Rest kann so bleiben, wie es ist.

Und wenn du mal auf Grund billigstem Werkzeug eine Schraube vermurkst, dann ersetze sie einfach. Ist ja auch kein Beinbruch.