Eine schnelle Reparatur

Diese Woche wollte ich mal wieder Hand an Schatzis Suzuki legen. Immerhin soll die Maschine ja verkauft werden, da ist es nur angemessen, wenn alles in ordnungsgemäßem Zustand ist. Eigentlich nur eine Kleinigkeit. Jedoch musste ich dazu die Seitenverkleidung abnehmen.

Und damit das ein wenig leichter geht, machte ich mich auf die Suche nach einem Innensechskantschlüssel mit T-Griff. Die müssten irgendwo in dem Regal liegen.

Etwa zwei Stunden später habe ich den Schlüssel immer noch nicht gefunden, die Garage sieht aber wüst aus…

Dazwischen hat sich noch meine Frau kurz dazu gesellt mit guten Ratschlägen und mein Vater ist vorbei gekommen mit einigen noch besseren Ideen.

Und ich habe mir drei Dinge vorgenommen:

1. Ich muss unbedingt mal meine Garage umräumen und ausmisten

2. Ich muss gleich mal ein paar Artikel zum Thema „Schrauben am Motorrad“ schreiben

3. Ich muss unbedingt die Innensechskantschlüssel mit T-Griff finden

Warum sollte ich am Motorrad selbst schrauben?

Ohne genaue Zahlen zu kennen, würde ich einfach mal behaupten, dass der Anteil von Motorradfahrern, die selbst an ihren Fahrzeugen herumschrauben, wesentlich höher ist, als der Anteil von Pkw-Besitzern, die selbst Wartungsarbeiten vornehmen können.

Also ist es schon fast üblich, als Motorradfahrer selbst herumzubasteln? Es sieht zumindest so aus.

Und es bringt doch einige Vorteile:

Geld

Wenn du selbst an deiner Maschine herumbastelst, sparst du bares Geld. Jedes Mal, wenn du selbst einen Ölwechsel durchführst, wenn die ohne Werkstatt deine Bremsbeläge wechselst oder du auch nur deine Kette nachspannst, kannst du dir selbst ausrechnen, wieviele Arbeitsstunden du einsparst, für die du keinen Mechaniker in der Werkstatt bezahlen musst.

Die versteckten Kosten tun ihr übriges, um das selber basteln noch attraktiver zu machen. Du verbaust nämlich bei deinen Wartungsarbeiten vor allem Teile, die du selbst besorgst, keine von der Werkstatt für teilweise schon überhöhte Preise beschafften Originalteile. Nur weil auf einem Bremsbelag „BMW“ drauf steht, ist er nämlich nicht automatisch besser als einer, auf dem „Brembo“ drauf steht.

Also auf jeden Fall ist hier eine ordentliche Ersparnis drin und in dieser Hinsicht lohnt es sich auf jeden Fall, selbst am Motorrad herumzubasteln.

Zeit

Ja, indem du selbst an deinem Motorrad die notwendigen Arbeiten erledigst, kannst du auch Zeit sparen. Ist ja auch recht klar: Einen Ölwechsel machst du in deiner eigenen Garage in einer halben Stunde, wenn alles glatt läuft. Bist du aber darauf angewiesen, dass das eine Fachwerkstatt für dich erledigt, am besten im Sommer, mitten in der Saison während der Urlaubszeit, kannst du davon ausgehen, erst mal ewig auf einen Termin warten zu müssen. Weil eben alle ausnahmslos während der Saison ihre Werkstatttermine wahrnehmen wollen.

Und wenn du eben deine Sachen selbst machst, bist du in dieser Hinsicht völlig unabhängig.

Unabhängigkeit / Pannensicherheit

Wenn du selbst alle Wartungsarbeiten an deiner Maschine erledigst, und es gut machst, kannst du zumindest von einem Fakt ausgehen. Die Teile, um die du dich selbst gekümmert hast, sind auf jeden Fall gemacht. Da fällt nichts mehr aus.

Klingt komisch? Ist aber so. Wäre nicht das erste Mal, dass du eine Inspektion machen lässt und hinterher funktioniert etwas nicht ganz so, wie es erwartet wird. Ist mir auch schon so gegangen.

Und wenn weniger unterwegs ausfällt, brauchst du auch weniger Pannen befürchten. Und selbst wenn, wärst du unterwegs (vielleicht) in der Lage, anfallende Probleme zu lösen. Du brauchst nicht auf den ADAC warten, du musst nicht am Ende der Welt nach einer Werkstatt suchen, sondern kannst dich einfach auf deine Motorradtour konzentrieren.

Gefühl der Beruhigung

Eine gewisse Gelassenheit geht direkt damit einher. Wenn du in der Lage bist, unterwegs auftretende technischen Probleme selbst zu beurteilen und zu lösen, kannst du mit wesentlich größerer Entspannung an die Sache herangehen. Du gewinnst Selbstsicherheit schon allein aus dem Wissen, dass du jedes Problem selbst lösen kann.

Wissen

Ja, auch einfach der Wissensgewinn als Selbstzweck ist nicht zu verachten. Indem du Übung bekommst, technische Probleme zu lösen, gewinnst du auf jeden Fall intime Kenntnisse über deine Maschine, erweiterst dein Wissen um technische Zusammenhänge und gewinnst auf jeden Fall mehr Handlungssicherheit.

Nebenbei lernst du auch dein eigenes Motorrad besser kennen, was dich vielleicht weiter bringt, wenn du mal nicht überschauen kannst, wie deine Maschine in einer bestimmten Situation reagieren wird.

Warum es sich nicht lohnt, selbst zu basteln

Ja, wenn das oben alles so stimmt, gibt es keinen Grund, nicht selbst alle anfallenden Arbeiten am Motorrad zu erledigen. Oder?

Es gibt natürlich auch Gründe, die dagegen sprechen, anfallende Wartungsaufgaben selbst zu übernehmen.

Geld

Eigentlich sparst du ja jede Menge Kohle mit dem Selbstschrauben, oder? ja. Aber auf den zweiten Blick solltest du auch bedenken, dass du auch einige Investitionen hast, bis es so weit ist, dass du selbst alle möglichen Arbeiten selbst erledigen kannst.

Natürlich brauchst du ausreichendes Werkzeug. Sowohl was die Quantität angeht (ausreichende Auswahl) als auch was die Qualität (Schlechtes Werkzeug kann schlechte Ergebnisse bringen) angeht. Und diese Kosten musst du natürlich tragen. Und ein ordentlicher Satz Werkzeuge, der nur die Grundlagen abdeckt, kostet auch schon ein ordentliches Sümmchen.

Du kannst einige Ölwechsel in der Werkstatt erledigen lassen, bis du die Kosten für eine mittelmäßige Werkstattausrüstung zusammen hast.

Platz

Weiterhin benötigst du ein Plätzchen, wo du deine Arbeiten durchführen kannst. Es hilft nichts, festzustellen, dass es ja schön wäre, den Ölwechsel selbst durchzuführen, wenn du das auf dem Gehweg vor deinem Haus während eines Regenschauers machen müsstest. Eine eigene Garage ist also notwendig.

Wenn schon nicht eine eigene Garage, dann zumindest vielleicht eine Mietwerkstatt oder zumindest den eigenen Hinterhof, wo du ein wenig deine Ruhe hast.

Zeit

Selber an Motorrädern herumschrauben kostet dich Zeit. Nicht nur die Zeit, die Arbeiten selbst durchzuführen, auch die Zeit, um sich die notwendigen Kenntnisse anzueignen. Es reicht ja in vielen Fällen nicht einfach aus, eine YouTube-Anleitung zum Ölwechsel anzuschauen und dann klappt das auch. In vielen Fällen klappt mal irgendwas nicht, beispielsweise (bei mir zuletzt passiert) geht der Ölfilter nicht ab und du musst irgendwie improvisieren. Da reichen dann auch keine Anleitungen aus dem Netz, da musst du halt selbst ein wenig herum probieren.

Und die Arbeiten als solches? Ja, selbst wenn du dich ausreichend auskennst, musst du immer noch erheblich Zeit aufwenden. Es hat schon seinen Grund, warum eine Ausbildung als Mechaniker drei Jahre dauert, hinterher kennt derjenige sich eben aus und erledigt die meisten Arbeiten, für die du eine Stunde brauchst in der Hälfte der Zeit.

Also musst du ganz deutlich sagen, dein Zeitaufwand ist eben auch nicht gerade gering, wenn du selbst dein Motorrad wartest. Und deine Freizeit zu opfern für irgendwelche Arbeiten, sollte auch nicht außer Acht gelassen werden.

Schäden

Selbst wenn du dich recht gut mit deiner Motorradtechnik auskennst und es kein Problem für dich ist, anfallende Arbeiten selbst zu erledigen, wird es immer mal wieder vorkommen, dass du was an der Maschine kaputt machst. Vielleicht nicht häufig, vielleicht sogar auch ohne größere Kosten, aber keiner kann mir erzählen, dass er fehlerfrei Arbeitest. Und wenn du Fehler machst bei der Wartung, wird es auch mal so sein, dass du was kaputt machst.

Das kann dann entweder teuer oder lästig, vielleicht sogar beides zusammen sein. Mal die Ölablassschraube zu stark angezogen und dabei überdreht? Auf einmal ist das Gewinde futsch, Öl tropft raus und du musst einen Gewindeeinsatz einbauen. Geht alles, kostet vielleicht ja nicht mal die Welt, ist aber auf jeden Fall eine Geschichte, die du dir ersparen kannst, wenn du deine Maschine einfach in die Werkstatt bringst. Dann liegt die Haftung nämlich dort.

Unfallgefahr

Auch dies sollte nicht zu klein eingeschätzt werden. Arbeiten an Bremsen, Fahrwerk oder Lenkung sind direkt sicherheitsrelevant. Baust du die Bremsbeläge falsch ein, montierst du die Räder nicht ordentlich oder machst sonst irgendwie Mist kann das durchaus Einfluss auf die Verkehrssicherheit deines Motorrads nehmen.

Auf jeden Fall musst du dir im Klaren sein, dass du durch falsch verstandenen Stolz, nicht zuzugeben, dass du überfordert bist bei manchen Arbeiten, durchaus auch die Sicherheit deines Motorrads riskierst.

Nerven

Ja, auch die kostet es dich, wenn du selbst an deiner Maschine herumbastelst. Du kommst nicht umhin, irgendwann genervt den Schraubenschlüssel durch die Garage werfen zu wollen. Manchmal klappt es eben einfach nicht so. Und je älter dein Motorrad ist, je mehr schon ein wenig daran gearbeitet wurde, umso häufiger hast du dann dieses Problem.

Natürlich gibt es immer eine Lösung für technische Schwierigkeiten. Aber wenn du dann zum Xten Mal feststellst, dass irgendeine Schraube festgerostet ist, irgendein Gummiteil rissig und brüchig geworden ist oder du einfach nicht an eine dämliche Mutter dran kommst, dann ist es durchaus verständlich, dass du irgendwann Frust schiebst.

Das alles kannst du natürlich vermeiden, wenn du dein Motorrad in eine Fachwerkstatt bringst. Soll der Mechaniker dort halt genervt sein, dafür wird er ja bezahlt.

Fazit zum selber schrauben

Wenn du die Sache objektiv, mit messbaren Zahlen angehst, kommst du kaum umhin, zuzugeben, dass das Selbermachen eher von Nachteil ist. Wozu Zeit, Geld und Energie aufwenden um sich Wissen und Werkzeug anzueignen und dann nochmals Zeit, um einen gewissen Stundenlohn in der Werkstatt einzusparen. Und wozu dann auch noch dreckige Pfoten bei jeder kleinen Wartungsarbeit auf sich nehmen?

Motorradfahren ist ja ein Hobby, bei dem es vor allem um das Erlebnis „Fahren“ geht (zumindest meiner Meinung nach). Und das reicht ja auch vielen.

Wieso also die Kuh kaufen, wenn du nur ein Glas Milch willst? Du brauchst kein bisschen technisches Verständnis, musst nicht wissen, wie du eine Zündung einstellst, nur um auf deiner Hausstrecke zu fahren.

Also eigentlich alles klar? Nein, so ist das auch nicht. Immerhin schraube ich ja selbst auch ein wenig an der Maschine herum. Dies deshalb, weil auch das Basteln als solches für mich ein eigenes Hobby darstellt.

Von daher habe ich keine Probleme mal einen Schraubenschlüssel zur Hand zu nehmen. Muss aber auf keinen Fall für jeden gelten.