tourmate n4

Das Navi im Praxistest

Diesen Frühling habe ich mir ein neues Navigationssystem vom Typ Navgear Tourmate N4 gegönnt. Da ich besonders sparsam sein wollte, habe ich mir anstatt das klassische Markengerät, auf das alle schwören (entweder das Garmin oder das Pendant von TomTom) einfach mal überlesen und die Pearl-Variante eines Motorradnavigationssystems angeschafft.

Nach der Anschaffung war ich von verschiedenen Teilen das Navis nur mäßig begeistert, so war ich überzeugt, dass die Ladehalterung nicht einmal die erste Saison überlebt. Auch die Wasserdichtigkeit machte mir Sorgen, nachdem das erste Gerät in einem Regenschauer ein wenig Wasser zog (aber dann umgetauscht wurde).

Nun habe ich die Hälfte dieser Motorradsaison hinter mir, einen richtigen Motorradurlaub und einige kürzere Trips hinter mir. Zeit, mal zu dem Navi ein Resümee zu ziehen, quasi meine Erfahrungen im Langzeitbetrieb des Geräts mal widerzugeben.

Navigation

Das Navgear Tourmate N4 soll vor allem eines: es soll navigieren für mich. Mir den Weg weisen im unübersichtlichen großstädtischen Bereich, mitten in der Pampa die richtige Abzweigung anzeigen und ganz allgemein mich dorthin bringen, wo ich gerne hin möchte.

Und, ganz pauschal gesagt, das schafft das Navi ohne Probleme. Ich tippe ein Ziel ein, wähle die Art der von mir gewünschten Route und kurz darauf kann ich los fahren. Die Berechnung des Weges läuft einigermaßen zügig, unauffällig und fehlerfrei. Liegt mein Ziel in einem Bereich, den ich nicht befahren darf, wird mir das angezeigt.

Ich kann am Tourmate diverse Optionen der Streckenführung bestimmen (Autobahn, unbefestigte Wege, Maut vermeiden, etc.) sowie die Art der Routenführung (kurz, schnell, einfach, sparsam) auswählen. Wobei ich noch keinen Unterschied zwischen den Optionen „schnell“, „sparsam“ und „einfach“ feststellen konnte.

Es ist jedoch festzustellen, dass das Tourmate N4 recht kompromisslos die Routeneinstellungen verfolgt. Wenn ich „kurze Strecke“ anwähle, wird wirklich die aller kürzeste Strecke ausgewählt. Auch wenn ich dazu in Schrittgeschwindigkeit durch einen verkehrsberuhigten Bereich mitten in einer Großstadt rollen muss, anstatt die nur wenig längere Umfahrung zu nutzen. Hier gibt es keinen Kompromiss.

Fußgängertreppe

auch wenn ich von meinen Fahrkünsten eigentlich überzeugt bin, wollte ich nicht die vom Navi gewählte kürzeste Route über die Treppe nehmen.

Die Karten sind recht präzise, auch wenn ich manchmal durch Ecken gelotst werde, wo ich mir wirklich nicht passend vorkomme mit dem Motorrad (Treppen).

Sollte mal keine Stromversorgung zur Verfügung stehen, hält der eingebaute Akku etwa drei Stunden, je nachdem wie oft die Route neu berechnet werden muss.

Insgesamt habe ich also für den Bereich des Navigierens an sich nur wenig auszusetzen.

Montage

Ausgeliefert wurde das Tourmate N4 mit jeder Menge Halterungen. Eine Navihalterung für das Auto liegt genauso bei wie eine für das Motorrad. Die Motorradhalterung habe ich montiert. Und ich muss zugeben, ich hatte am Anfang nur mäßiges Vertrauen in die Motorradhalterung. Sie sieht recht „schwindlig“ und nicht gerade stabil aus. Aber, ich habe mich da geirrt, muss ich zugeben. Die Halterung, so schäbig sie aussieht, hat inzwischen einige tausend Kilometer durchgehalten und es hat sich keinerlei Ermüdungserscheinung daran gezeigt. Sieht zwar nicht so besonders toll aus, funktioniert aber.

Zu dem Navi wurde mir auch ein Stromversorgungskabel zur festen Montage an die Batterie geliefert. Das war jetzt nicht so ganz mein Ding (eine Sicherung war nämlich nicht dran), ich habe einfach einen Normstecker an das Kabel geschraubt und an meiner BMW eingestöpselt.

Taugt es für das Motorrad?

Das Navi ist mit einem 4,3 Zoll großen Display ausgestattet. Das bedeutet, es ist ausreichend groß, um ohne Probleme alles darzustellen. Ein Problem ergibt sich bei Sonnenschein. Das Display ist nicht entspiegelt und auch nicht so dermaßen hell und kontrastreich, dass bei direkter Sonneneinstrahlung praktisch nichts mehr erkennbar ist. Das ist ein echtes Manko, habe ich schon besser gesehen.

Aber beim Motorradfahren gibt es nicht nur die blendende Sonne, sondern auch ekligen Regen. Das Navi ist wasserdicht, sollte es zumindest sein. Auch wenn ich das Navi mal zurückgehen ließ, weil sich unter dem Display Wasser angesammelt hat, ist das bei meinem Austauschgerät jetzt nicht mehr der Fall. Alles hält dicht. Ich kann das mit gutem Gewissen sagen, es hat in rauen Mengen bereits auf mein Navi geregnet, inzwischen hält alles dicht.

Display des Navi

Das Display ist ausreichend groß

Dicht auch deshalb, weil praktisch keine beweglichen Teile existieren. Das Gerät wird über ein Touch-Display gesteuert, welches sich auch mit Motorradhandschuhen einigermaßen bedienen lässt. Die Menüführung ist teilweise ein wenig fummelig, das scrollen mit dem Display manchmal ein wenig problematisch, aber ansonsten funktioniert die Technik.

Das Navi verfügt über eine Bluetooth-Schnittstelle, so dass es mit einem Headset verbunden werden kann. So was habe ich leider nicht, konnte das also noch nicht selbst ausprobieren.

Ein kleines, spezielles Motorrad-Manko: Ich kann bei der Routenplanung am Gerät (also die „einfache“ Planung a la „fahre von A nach B) keine speziellen Motorrad-Optionen wie „besonders kurvige Streckenführung“ oder ähnliches anwählen. Das gibts hier halt schlichtweg nicht.

Zusammenfassend würde ich also sagen, dass das Tourmate N4 durchaus als für den Motorradbetrieb geeignet scheint.

Bedienkomfort

Auf Eingaben reagiert das Gerät akzeptabel. Nicht zu empfindlich (habe ja schon gehört, dass bei manchen Navis Regentropfen ausreichen würden, um etwas zu bewirken), nicht zu grob. Passt eigentlich. Nur, wie oben erwähnt muss ich mich immer wieder durch Menüs „durch scrollen“, was mit einer Wischgeste zu machen ist. Das Problem ist halt, dass die Wischgeste oft genug zu einem Tastendruck auf dem Bildschirm wird und ich dann eben im falschen Menü lande. Da hätten es einfache Pfeile auch getan schätze ich.

Dafür lässt sich die Technik, also vor allem das Display auch noch gut mit Handschuhen bedienen, ein echter Pluspunkt.

Was jedoch (zumindest mich) erheblich stört ist, dass sich der ganz einfache Ein/Aus-Schalter mit Handschuhen schlichtweg nicht bedienen lässt. Das Knöpflein ist so dermaßen winzig und auch noch in der Halterung des Tourmates so tief eingebunden, dass da mit Handschuhen schlichtweg nichts zu machen ist. Erwische ich es oder nicht? Einfach nur Glückssache… Das muss auf jeden Fall besser gehen.

Routen laden, POIs

Was inzwischen eigentlich jedes Navigationssystem kann, schafft auch das Tourmate N4. Ich kann diverse Routen und auch POIs (Ziele) auf dem Navi speichern, oder auch aus dem Internet herunterladen und übertragen. Passendes Format vorausgesetzt lässt sich Route und POI-Sammlung einfach vom PC in das richtige Verzeichnis schieben und dann ist da alles verfügbar.

Zusätzlich wird dem Navi auch noch passende Software mitgeliefert, durch die ich Zugriff auf diverse Sammlungen von POIs habe. Eigentlich eine nette Sache, doch die wirklich interessanten Dinge kosten dann natürlich auch Geld.

Zu beachten ist dabei, dass ich vorgefertigte Routen zwar vom PC auf mein Navi ziehen kann, die Erstellung von umfangreichen Routen ist auf dem Gerät selbst aber nur schwer bis gar nicht möglich. Dazu ist es schlichtweg zu klein und zu unkomfortabel für meinen Geschmack. Ob sich dies jedoch ändern lässt, wage ich zu bezweifeln. Dazu ist dann halt schon der heimische PC nötig.

Haltbarkeit

Ein Motorrad-Navi ist teuer. Auch meine Pearl-Version ist nicht gerade billig. Insofern sollte das Tourmate N4 auch eine Weile halten. Ich gebe zu, mir mangelte es bei der Sache ein wenig an Vertrauen, insbesondere was die Fahrzeughalterung, die Lenkerbefestigung und die Verkabelung angeht Und irgendwie warte ich auch jetzt noch unbewusst darauf, dass die ganze Geschichte einfach von der Maschine abfällt. Aber ich habe mich da wohl ein wenig geirrt. Sowohl diverse kurze Touren als auch den Sommerurlaub auf Sardinien (mit teilweise wirklich bescheidenen Straßen) hat die Konstruktion einigermaßen überstanden, insofern gebe ich ganz gerne zu, wenn ich unrecht hatte mit meinen Befürchtungen.

Was ein wenig merkwürdig ist / war: Noch während meines Urlaubs zeigte das Gerät eine Fehlfunktion. Auf einmal wurden alle eingespeicherten (sowohl die „fest eingebauten“ als auch die von mir hinzugefügten) POIs nicht mehr angezeigt. Mag sein, dass lediglich ein Problem mit der Speicherkarte vorlag, immerhin hatte es eine wirkliche Affenhitze und Elektronik ist halt empfindlich, oder es handelt sich hier um einen Fehler.

Die Software des Tourmate N4

Was mich zum nächsten Punkt bringt. Der dann auch echt lästig sein kann. Die Software auf dem Gerät ist meiner Meinung nach noch nicht ausgereift. Immer mal wieder „hängt“ die Software, beispielsweise, wenn sich die Technik in den Ruhemodus geschaltet hat und wieder „aufwacht“. Auch kommen immer mal wieder kleinere Programmabstürze vor. Ist jetzt eigentlich nichts weltbewegendes, durch einfaches aus- und wieder einschalten ist die Sache behoben. Aber es ist schlichtweg lästig und sollte so nicht sein. Da wäre eine umfassende Testreihe vor der Markteinführung doch wirklich nicht schlecht gewesen. Insofern also ein dickes Minus. Das geht definitiv besser.

Ladebalken

oft genug sehe ich nach dem „aufwecken“ des Geräts nur den Ladebalken.

Zu bemerken ist noch die Sache mit den Kartenupdates. Immerhin steht und fällt ein Navigationssystem, ob nun Motorrad oder Auto, mit den beigefügten Landkarten. Bei TomTom und Garmin gibt es solche Updates ein Leben lang. Beim Navgear Tourmate N4 genau zwei Jahre lang. Dann bin ich auf mich alleine gestellt. Wie ich dann das mache, muss ich mir noch überlegen. Also auch noch ein Minus für die Kartenupdates, da ich immerhin vorhabe, mein Navi länger als zwei Jahre am Motorrad zu nutzen.

Verbindung zum PC

Tja, eigentlich sollte das Navi jetzt in allen wichtigen Punkten abgehandelt sein. Ist es aber nicht. Eine echte Frechheit ist nämlich die Verbindung vom Navi zum PC. Hier braucht der Rechner nämlich geschlagene fünf Minuten, um das Tourmate N4 zu erkennen. Und das liegt nicht am Rechner. Sowohl an meinem PC, an meinem Laptop als auch am Computer meiner Frau dauert es ebenso lange. Das geht halt mal gar nicht. Kurz vor der Tour noch schnell eine Route auf das Navi ziehen? Ja, klar. Wenn ich genug Zeit mitbringe, damit das Navi vom Computer erkannt wird…

Fazit zum Navgear Tourmate N4

Es ist nicht ganz einfach. Ein Motorradnavigationssystem muss spezielle Eigenschaften mitbringen, um „gut“ zu sein. Und im direkten Vergleich sind Markengeräte der beiden großen Mitbewerber definitiv besser. Klar, sie kosten auch doppelt so viel.

Das Tourmate N4 ist ein Motorradnavigationssystem, was genau eines macht: es navigiert. Mehr auch nicht.

Es leidet noch unter einigen Bugs und Kinderkrankheiten, funktioniert aber insgesamt recht ordentlich. Für jemanden wie mich, der eigentlich noch der klassische Landkartenliebhaber ist, eine gute Wahl. Für jemand anderen, der sich voll auf das Gerät verlassen möchte, eher nicht. Kommt halt auf deinen Typ an, ob das Gerät etwas für dich ist.