Der Lärm auf dem Motorrad

Ich lese ja immer mal wieder alle möglichen Beiträge zum Thema Lärm und Motorrad. Meist geht es darum, dass Motorradfahrer an beliebten Strecken den Hahn aufdrehen und dadurch die Anwohner belästigen. Aber das Thema Lärm ist auch für den Motorradfahrer als solchen oft genug ein Problem. Du bist bestimmt schon nach einer langen Autobahnetappe von der Maschine gestiegen und hast festgestellt, dass deine Ohren klingeln. Dein Hörvermögen war eingeschränkt und selbst als du dich abends ins Bett gelegt hast, hat es noch in deinen Ohren gepfiffen.

Passiert. Mir passiert das vor allem nach längeren Autobahnetappen. Der Fahrtwind und das Dröhnen des Motors sorgen für eine Dauerhaft laute Beschallung meiner Gehörgänge, eine Motorradzeitschrift sprach in einem Artikel mal von etwa 100 Dezibel, die während flotter Autobahnfahrt auf die Ohren drücken. Das entspricht ungefähr der Lautstärke einer Motorsäge. Und das dann bei langen Strecken über Stunden hinweg. Die Windgeräusche spielen bei mir vor allem deshalb eine Rolle, weil mein Klapphelm (Nolan N90) doch insgesamt recht laut ist. Da merke ich ab etwa 100 km/h dann erheblich die Windgeräusche. Das ginge natürlich mit einem etwas „schnittigeren“ Helm (beispielsweise Schuberth C3) schon ein wenig stiller. Die Motorengeräusche sind bei mir jetzt eher kein Thema, ich habe ein recht leises Motorrad. Wer jetzt natürlich einen Sportauspuff montiert hat, mag dies auch noch als ordentliche Belastung empfinden.

So oder so, bei flotter Fahrt ist es halt laut unter dem Helm. Und da mich das ein wenig genervt habe, wollte ich mir diesen Sommer einen ordentlichen Gehörschutz besorgen.

Motorrad-Gehörschutz

Jetzt ist es so, dass ich mich mit dem Thema nicht unbedingt schon seit mehreren Jahren umfassend informiert habe. Ich bin da eher unbedarft an die Sache heran gegangen. Ich war tatsächlich ziemlich erstaunt darüber, dass ich nicht der erste war, der unter dem Motorradhelm einen Satz Ohrstöpsel tragen will. Die mögliche Auswahl ist schier unübersehbar. Von allgemeinen gut-schlafen-Ohrstöpseln über Produkte für den Baustellenbereich bis hin zu speziellen Motorradohrstöpseln ist schier alles am Markt vertreten. Und so habe ich mir einfach mal die Freiheit genommen, drei verschiedene Modelle auszuprobieren.

Ohropax

Ohropax

Die Ohropax-Ohrstöpsel. Kommen immerhin in einer 2er-Platikbox

Zuerst habe ich beim Thema Lärmschutz an den Klassiker gedacht. In die Ohren einfach ein Ohropax einstöpseln. Und da bin ich dann auch gleich zur Apotheke um die Ecke gegangen und habe mir ein Päckchen mit den Dingern besorgt.

Und dann, beim Ausprobieren, ging irgendwie der Ärger los.

Für den unbedarften: Bei Ohropax handelt es sich um „Bollen“ aus Parafin (Wachs). Die Teile liegen, in Watte gewickelt in einer kleinen Plastixbox. Du öffnest also die Plastikbox, fuzzelst die Watte druherum ab und dann knetest du den Ohrstöpsel zuerst ein wenig mit den Fingern herum. Das ist nötig, damit das Wachs ein wenig weich wird. Anschließend drückst du diesen Wachsklumpen in dein Ohr.

Vorteil: das weiche Wachs ist sehr anpassungsfähig und „verschmilzt“ praktisch mit deinem Gehörgang. In der Praxis war das aber nicht so ganz mein Ding. Bis ich diesen Wachsklumpen ordentlich im Ohr hatte, so dass er nicht herausfällt, musste ich schon recht ordentlich herumkneten und ausprobieren. Irgendwann habe ich die Dinger dann tatsächlich sicher in die Ohren gestöpselt, dann den Helm auf. Auch nicht so einfach. Konstruktionsbedingt schauen die Ohrstöpsel ein wenig raus. Dort lagen sie dann auf dem Helmpolster auf. Das sorgt dann dafür, dass die Teile weiter ins Ohr gedrückt werden (wird nach einer Weile unangenehm), gleichzeitig reiben sie ja am Helmpolster. Gab dann nach recht kurzer Zeit auch ein paar Flecken im Polster. Muss nicht sein.

Und der Lärmschutz? Na ja. Die Ohropax haben den Lärm definitiv gedämpft, aber auf eine eher unangenehme Art. Zu wenig vom Fahrtwind herausgenommen, aber dafür auch jede Art von Unterhaltung unmöglich gemacht.

Alles in allem waren die Dinger für mich nichts. Unbequem zu tragen, den Helm innen verschmutzt (Paraffin geht nicht mehr raus) und nur mäßiger Lärmschutz. Das geht auch besser.

Schaumstoffohrstöpsel

Ohrstöpsel, Schaumstoff

Schaumstoffohrstöpsel, einfache Baumarktware. Hilft aber ordentlich

Nachdem die Ohropax für mich nichts waren, habe ich mich ein wenig anderweitig umgesehen. Für lärmintensive Sachen haben wir im Geschäft einen riesigen Spender für Schaumstoffohrstöpsel. Dort habe ich mir versuchsweise mal zwei Ohrstöpsel herausgelassen und mal ausprobiert.

Es handelt sich hierbei um Wegwerfprodukte. Die kann ich einen Tag lang tragen, dann sind diese Schaumstoffdinger fertig. Und auch wenn ich die am nächsten Tag durchaus noch nutzen könnte, wäre es für mich einfach zu unhygienisch.

Die Anwendung ist auch recht einfach: locker zwischen zwei Fingern klein rollen, ins Ohr schieben, nach sehr kurzer Zeit entfaltet sich der Schaumstoffohrstöpsel wieder. Und macht mein Ohr dicht.

Hier war der Praxistest schon ein ganzes Stück besser. Den Helm übergezogen, da hat schon mal nichts gestreift oder gedrückt, bin nirgends hängen geblieben. Eine Runde gefahren, der Lärmschutz war auch schon recht gut. Eine Unterhaltung mit dem Mitfahrer geht noch, Motoren- und Windgeräusch wird ordentlich gedämpft. Natürlich kannst du keine Wunder von den Dingern erwarten, bei 200 auf der Autobahn dröhnt es halt immer noch. Aber Windgeräusche sind schon weit runter gedämpft, das Motorengeräusch noch mehr. Und das alles von einem Wegwerfprodukt im Centbereich. Und bequem zu tragen sind die Teile auch noch.

Definitiv zu empfehlen.

Silikonohrstöpsel

Silikon-Ohrstöpsel

Ohrstöpsel aus Silikon. Funktionieren und kosten auch nicht die Welt

Eigentlich war ich mit der bisherigen Lösung ganz zufrieden. Die Schaumstoffohrstöpsel haben ihren Zweck erfüllt. Ur dann hatte ich mal die handvoll zu Hause aufgebraucht. Also wieder los zum Baumarkt. Und dort hat mir der freundliche Verkäufer mal zu den Teilen aus Silikon geraten. Vorteil: Sind keine Wegwerfprodukte, lassen sich einfach unter heißem Wasser mit ein wenig Seife abwaschen. Und werden somit auch nicht so schnell „verbraucht“.

Die Teile lassen sich auf jeden Fall leicht anziehen und passen sich dem Ohr auch recht gut an. Bei mir hat hier nichts gedrückt und nirgends was beim Auf- und Absetzen des Motorradhelms gestört. Schon mal ein guter Anfang. Beim Fahren konnte ich dann auch nichts schlechtes feststellen, die Teile dämpfen den Lärm einigermaßen ab, du bekommst definitiv weniger „Gepfeife“ vom Fahrtwind und auch das Motorengeräusch wird ordentlich weggefiltert. Insofern eigentlich ein ordentlicher Lärmschutz für insgesamt recht wenig Geld.

Was sonst noch an den Ohrstöpseln auffiel:

Was ich mehrfach gesehen habe, mir sogar bei einem Motorradfritzen empfohlen wurde, waren Gehörschützer aus Silikon. Zwei Ohrstöpsel, verbunden mit einer Schnur. Hat den Vorteil, dass du die Dinger nicht so schnell verlierst. Finde ich aber nicht so toll. Noch einen Bändel an mir hängen zu haben, eine Schnur, wo Zug drauf kommen kann und dir dann das Teil wieder aus den Ohren zieht, wenn du den Motorradhelm aufsetzt? Kann ich mir sparen. Und wenn ich mal einen Ohrstöpsel verliere, ist das halt so.

Und wenn du dir (egal welche) Ohrenschützer zulegst, besorg dir auch eine wie auch immer geartete Verpackung. Eine kleine Box, ein Tütchen, irgendwas. Die Teile sind verdammt fuzzelig, recht schnell verschwindet mal eines in irgendeiner Tasche. Und du bist dann am herum wühlen, um dieses winzige Ohrenstöpselchen wieder aus der Tasche des Lederkombis zu fischen.

Mein persönlicher Favorit:

Ich persönlich finde die Schaumstoff-Ohrstöpsel am besten. War gut im Lärmschutz, haben nirgends gedrückt und sich nicht wie ein Fremdkörper im Ohr angefühlt. Und der Lärmschutz war echt ok, da kann man nicht meckern. Sind halt Wegwerfprodukte, kosten dafür praktisch nichts. Ich habe mir jetzt einfach mal eine Packung in die Garage gestellt und immer ein paar in einem Tütchen in meiner Textiljacke.