Scottoiler an meiner BMW F800GS

Wer gut schmiert, der gut fährt

Diese Weisheit ist schon recht alt, aber immer noch gültig. Zumindest für mich. Daher ist schon seit Urzeiten meine BMW mit einem Scottoiler ausgestattet. Wo jedoch bei meinen letzten Motorrädern der Scottoiler unauffällig und immer tadellos seinen Dienst verrichtete, benötigt er bei meiner BMW jedoch ein wenig mehr Aufmerksamkeit und öfter einige Streicheleinheiten. Und diese haben dafür gesorgt, dass ich mal wieder mit verölten Fingern in der Garage hocken musste. Und dies, nur „um mal schnell“ zu gucken, was denn nicht so funktioniert.

Wozu Scottoiler?

Zurück zum Anfang. Du weißt, um was es sich bei einem Scottoiler handelt? Nein, auch kein Problem.

Mein Motorradmotor nutzt für den Antrieb der Hinterachse eine Kette. Tun die meisten. Und eine Motorradkette hat es nicht einfach. Sie muss ständig massive Kräfte übertragen, ist ständig Dreck, Wasser und sonstigen Umwelteinflüssen ausgesetzt und erfährt nur wenig Pflege und Wartung. Aber eine Antriebskette ist halt auch nicht ewig haltbar. Und wenn nur wenig Pflege (in Form von Reinigung und Schmierung) aufgewandt wird, hast du deine Motorradkette nach 20.000 km verschlissen. Sie ist ungleichmäßig gedehnt, rasselt und verrichtet einfach nicht mehr unauffällig ihren Dienst.

Und hier setzt das Konzept Scottoiler ein. Anstatt dich nun zu zwingen, alle Woche lang mit der Dose Kettenspray auf dem Garagenboden zu hocken und Kettenpflege zu betreiben, sorgt das System für eine automatisierte regelmäßige Schmierung der Motorradkette mit Öl. Eine feine Sache.

Im Idealfall hast du dann eine Motorradkette, die dank ordentlicher und regelmäßiger Schmierung unauffällig und vor allem lange ihren Dienst verrichtet. Das schont den Geldbeutel (Kettensätze sind teuer) und die Nerven.

Und wo sind die Probleme?

Der Schlauch hält nicht

Ja. Hier ist (zumindest bei mir) der Hund begraben. Die Theorie ist ganz einfach. Es gibt einen Vorratsbehälter (mit Öl drin), an dem sitzt ein Ventil. So lange der Motor an der Maschine läuft, tropft aus dem Vorratsbehälter Öl in einen kleinen Schlauch, von dort gelangt das Öl schließlich auf die Antriebskette.

Scottoiler Förderschlauch: mit Kabelbinder befestigt

Scottoiler Förderschlauch: mit Kabelbinder befestigt

Bei mir gab es vor zwei Jahren die ersten Irritationen. Im Rahmen einer Kontrolle habe ich festgestellt, dass die Antriebskette ziemlich trocken, dafür aber die restliche Maschine ordentlich mit Öl versifft war. Ist recht ungewöhnlich. Eine kleine Nachschau ergab, dass der Förderschlauch, der das Öl vom Vorratsbehälter nach hinten transportieren sollte, an einer Stelle schlichtweg durchgescheuert war. Und zwar ist dieser Schlauch mit Kabelbindern am Rahmen des Motorrads befestigt. Und dort war ein schönes Loch reingescheuert im Laufe der Zeit. Dort trat dann natürlich Öl aus.

Der komplette Förderschlauch kostet mit dem Befestigungsmaterial etwa 15 Euro. Da ich von Natur aus geizig bin, war ich zunächst der Meinung, den Ölschlauch könnte ich flicken. Blöde Idee. Hast du schon mal versucht, einen Schlauch zu flicken, in dem Öl durchläuft? Nicht ganz einfach. Tape kannst du vergessen. Das Öl sifft innerhalb kürzester Zeit durch, der Kleber löst sich.

Also einen Schrumpfschlauch mal drüber gestülpt, hatte ich noch in diversen Größen und Längen im Elektrokasten herumliegen. Eigentlich keine blöde Idee, klappt aber auch nicht. Hält nicht dauerhaft dicht. Das Öl wird nach einer Weile unten wieder austreten. Zunächst als feiner Film, später, wenn der Schrumpfschlauch sich ein wenig weiter gelöst hat, immer mehr.

Nächste Idee: Schrumpfschlauch verkleben bzw. anvulkanisieren. Wie man auch einen Fahrradreifen flickt. Förderschlauch des Scottoilers angerauht und gereinigt, Schrumpfschlauch vorbereitet, diesen Vulkanisierkleber drauf, Schrumpfschlauch drüber ziehen. Passt, hält und sieht auch dicht aus. Nur kam, zumindest bei mir, etwas von dem Kleber in den Förderschlauch hinein. Der war dann halt wirklich dicht. Man könnte auch sagen verstopft. Na ja, immerhin war das einen Versuch wert.

Also neuer Förderschlauch her. Und Befestigungsmaterial. Und Sekundenkleber. Und Kabelbinder. Diesmal Den Schlauch wieder verlegt und gleich an den Stellen, die mit Kabelbindern am Rahmen befestigt sind, zwei Lagen Isolierband als „Schonbezug“ drüber. Hält bisher.

Das Öl kommt nicht

Und jetzt während der Winterpause musste ich feststellen, dass die Kette am Motorrad wieder trocken läuft. Diesmal aber ohne Öl am restlichen Motorrad. Es kam schlichtweg kein Öl mehr durch. Der Scottoiler selbst hat jedoch noch tadellos funktioniert, also war irgendwo im Schlauch (mal wieder) der Wurm drin. Jetzt empfiehlt die Herstellerfirma, mit einem dünnen Draht mal in das Ende des Schlauchs zu stochern, vielleicht ist dieser ja verstopft.

Erledigt, bringt… nichts.

Weiter geguckt. Irgendwo auf das Wort „Durchflussbegrenzer“ gestoßen. Dabei handelt es sich um ein poröses Gummikügelchen am Schlauchende, welches die Menge Öl, die über den Schlauch abgegeben wird, begrenzt. Und dieses Kügelchen kann sich zusetzen. Altersbedingt? Durch Schmutz? Auf Grund höherer Gewalt? Wer kann das sagen.

Motorradkette, geschmiert

Die Motorradkette ist nicht mehr trocken

Was ich jedoch sagen kann ist, dass ich inzwischen schon wieder schwarze Pfoten hatte, immer noch kein Öl austrat und ich das Wetter nutzen wollte, um endlich eine Runde zu fahren. Und die Arbeit, ein kleines Plastikkügelchen aus einem Gummischlauch zu pulen war mich schlichtweg zu doof. Ich habe mich daher für eine Abkürzung entschieden. Akkubohrschrauber, (sehr) dünner Bohrer und einfach mal von unten in den Förderschlauch gebohrt. Kurz ein Widerstand (der erwähnte Durchflussmengenbegrenzer), das hat es „zack“ gemacht“, ich war mit dem Bohrer durch, jetzt klappt das mit dem Kettenöl wieder.

Wie es mit dem Scottoiler weitergeht

Natürlich muss ich jetzt das ganze Teil nochmals neu einstellen. Auf jeden Fall bin ich gespannt, wie lange meine hochqualifizierte und fachlich absolut ordnungsgemäße Wartungsarbeit an dem Kettenschmiersystem noch hält. Ich darf gespannt sein.