Die Krux mit dem Regen

Mein recht neues Navi Navgear Tourmate N4 ist futsch. Wobei… eigentlich ist es nicht kaputt, sondern nur ein wenig Wasser drin.

Was war passiert?

Gestern Mittag habe ich noch eine nette Runde durch den Schwarzwald gedreht. Leider musste ich feststellen, dass „wechselhaft“ durchaus auch Dauerregen bedeuten kann. Und Dauerregen ist Mist. Besonders dann, wenn die Technik schwächer ist, als der Mensch.

defektes Tourmate N4

Der dunkle Fleck auf dem Display ist Wasser, was unter dem Glas gesammelt ist.

Im vorliegenden Fall war es so, dass ich von der Motorradtour zurück gekommen bin und feststellen musste, dass mein eigentlich neues Motorradnavi einen Wasserschaden aufweist. Ein wenig bizarr. Das Wasser war irgendwie eingedrungen und befand sich zwischen dem eigentlichen Display und dem Glas darauf. Sah ganz lustig aus, insbesondere auch deshalb, weil sich diese „Wasserblase“ auch hin und her drücken ließ. Das Gerät selbst arbeitete dabei übrigens aber gar nicht schlecht, ohne besondere Probleme, ohne großartige Einschränkungen. Und das mit Wasser im Display.

Macht ja nichts, dachte ich mir. Bringst du direkt das Tourmate N4 direkt zurück zu PEARL, die Niederlassung ist ja gerade mal eine halbe Stunde weit weg.

Der Umtausch des Navi

Also los. Kurz zum „PEARL Factory Outlet“ gebrummelt, dort zum Kundenservice (immerhin kam ich gleich dran) und mein Tourmate N4 vorgezeigt. Einschließlich des Wassers unter dem Display. Das hat der Kundenservice noch nicht gesehen. Der Guteste begibt sich gleich nach hinten, berät sich mit einem Techniker, kehrt zurück und sagt mir: „keine Gewährleistung, da unsachgemäß verwendet“.

Aha. Unsachgemäß verwendet. Wie verwende ich ein Motorradnavi unsachgemäß? Er erklärt mir, dass das Tourmate N4 nach IP67 nur gegen Spritzwasser geschützt ist, höchstens gegen sehr kurzes Untertauchen bis 1m Wassertiefe. Ich lausche fasziniert. Und bin verblüfft.

Ich erkläre die Situation: Motorradtour… Starkregen… Wasser unter dem Displayglas. Ich war definitiv nicht tauchen und wüsste nicht, wie ich das Ding „unsachgemäß“ verwendet hätte. Hilft nix.

Ich möchte den Techniker sprechen. Der kommt tatsächlich. Und erklärt mir dann, ich hätte mein Navi unsachgemäß verwendet. Als ich ihn frage, wie das sein sollte, erklärt er mir, dass der Regen zu stark und zu dauerhaft war. Mein Fehler. Er hat zwar keine Ahnung vom Motorradnavi, geht aber grundsätzlich davon aus, dass die ganze Situation allein meine Schuld ist. Wie komme ich auch dazu, bei Regen (OH GOTT!) das Motorradnavi am Fahrzeug zu lassen…

Aha. Regen zu stark. Klar, ist ja so ähnlich, wie einen Tauchgang zu unternehmen.

Ich beschäftige mich nochmals mit dem Kundenservice. Inzwischen hat mein (immer noch sehr freundlicher, immerhin) Mitarbeiter Verstärkung erhalten. Ich erkläre seinen Kollegen nochmals das Problem. Immerhin habe ich ja nichts abartiges gemacht. Ich habe ein Motorradnavi trotz Regen verwendet. Schlimm, oder? Und jetzt ist Wasser in dem Teil. Das passt ja nicht.

Die drei grübeln gemeinsam. Währenddessen werde ich nochmals darauf hingewiesen, dass nur Spritzwasserschutz und Schutz gegen kurzes Untertauchen besteht.

Irgendwie drehen wir uns im Kreis. Ich erkläre (wieder einmal), dass ich bestimmt nicht mit dem Teil im Schwimmbad war und eben meine Reklamation darin besteht, dass eben doch kein ausreichender Spritzwasserschutz besteht… irgendwie ist mir klar, dass mir zwar alle helfen wollen und mein Problem auch verstehen, sie aber auch gebunden sind.

Außerdem bemerkt eine der inzwischen ja drei Serviceleuten, ich habe das Teil ja bestellt per Versand, hier sei ich aber im Store… wird immer wirrer.

Ich beschließe, die drei kurz mal zu erlösen, rufe beim Versandhaus beim Kundenservice an. Schildere mein Problem. Wieder. NavGear Tourmate N4 gekauft… Motorradtour… Regen… Wasser hinter der Scheibe. Der Servicemitarbeiter ist auch sehr höflich, berät sich mit einem Techniker. Ich warte in der Leitung.

Und während ich so warte, kommt eine Dame auf mich zu und verlangt, mein Navi (inzwischen wieder im Rucksack verstaut) zu sehen. Sie sei von PEARL.

Ich händige mein Navi aus. Sie geht damit zum Servicebereich… einige kurze Kommandos… einer der Mitarbeiter rennt nach hinten, bringt mir ein originalverpacktes neues Navi. Sehr merkwürdig.

mein nagelneues Navi Tourmate N4

mein nagelneues Navi Tourmate N4

Inzwischen meldet sich der Servicemitarbeiter am Telefon wieder: ich solle das Tourmate N4 einschicken, er müsse es erste einem Techniker geben, der prüft dann, ob eine unsachgemäße Verwendung vorliegt…

Aber inzwischen habe ich ja ein neues Gerät in der Hand. Aus dem Outlet Store. Ich danke der mir unbekannten Mitarbeiterin überschwänglich. Sie erklärt, mein Problem noch nie gehabt zu haben, die Geräte seien in dieser Hinsicht absolut unauffällig.

Schließlich verlasse ich nach etwa einer guten Stunde den Laden von PEARL. Mit einem neuen Navi. Das ist grundsätzlich gut. Aber erst nach langem hin und her, mit dem Vorwurf, ich hätte mein Navi „unsachgemäß“ behandelt.

Fazit zum PEARL-Service

Gemischt. Meinem Anliegen wurde entsprochen. Aber ob dies nur Glück zu verdanken war, ist mir schleierhaft. Ich denke nun mal, dass eben nicht ich in der Beweispflicht bin, wenn mir von einem Techniker vorgehalten wird, ein Schaden sei auf unsachgemäße Nutzung zurückzuführen.

Aber immerhin waren alle Beteiligten (bis auf diesen windigen Techniker) extrem freundlich und auf die Lösung des Problems bedacht.

Und falls ein PEARL-Mitarbeiter hier liest:

Ich habe ein Motorrad-Navigationsgerät des Typs Tourmate N4 erworben. Sogar auf der Verpackung steht noch, dass es sich um ein „Outdoor- und Motorradnavigationsgerät“ handelt. Von einem solchen Gerät erwarte ich, dass es die üblichen Verhältnisse im Motorradbetrieb eben „durchhält“.

Es ist ein Motorradnavi. Und auf einer Motorradtour kann es nun mal regnen. Und wenn ihr schon was als Motorradnavi bezeichnet, dann müsst ihr auch ein Produkt vorhalten, dass diese Art der Benutzung verträgt.

Verpackung mit Aufschrift

ich habe ein „wasserdichtes“ Navi

Und laut der Werbung habe ich ja ein „wasserdichtes“ Motorradnavi. So steht es zumindest dick auf der Verpackung. Dass da im Kleingedruckten noch die Schutzklasse erwähnt ist, muss mich jetzt wirklich nicht interessieren. Ein Motorradnavi muss das halt abkönnen.

Was muss es abkönnen? Richtig. Regen. Regen ist halt „Spritzwasser“. Schon allein kraft Definition. Ich habe das Navi nirgends untergetaucht und wenn ich halt Wasser unter der Displayscheibe habe, dann liegt das eben in den seltensten Fällen daran, dass ich unter Wasser navigieren wollte. Es liegt daran, dass der Spritzwasserschutz eben nicht ausreichend war. Aber das kann doch wirklich nicht mein Problem als Kunde sein.

Ach ja. Und dann noch die frohe Kunde von der „unsachgemäßen Verwendung“. Eine solche liegt vor, wenn das Tourmate N4 nicht bestimmungsgemäß oder nicht im Rahmen der „vorhersehbaren“ Verwendung eingesetzt ist. Ein Motorradnavigationsgerät, was mit Lenkeranbauteilen geliefert wird, ist schlichtweg zur Verwendung am Motorrad im Freien unter den hier bei uns in Mitteleuropa üblichen Bedingungen gedacht. Da kann mir auch kein windiger Techniker aus dem Lager erklären, ich habe das Gerät nicht sachgemäß eingesetzt.

Daher mein Vorschlag:

Auch wenn ich am Ende noch zufrieden war mit der Lösung, eher mal zurückrudern mit solchen Vorwürfen a la der Kunde sei schul an allem. Macht sich einfach nicht so gut, wenn der Kunde sich dies ganz anders sieht und keine übermäßige Beanspruchung zu verantworten hat.

Vorschlag an PEARL:

Wie wäre es, wenn ihr mir von der nächsten Generation des Tourmate ein Probeexemplar schickt, damit ich es einige Wochen auf Herz und Nieren prüfen kann. Dann würde vielleicht der nächste Mängelfall besser abgewickelt werden.

Falls ihr vom PEARL-Kundenservice dazu einen Vorschlag habt, könnt ihr euch auch im Kommentarfeld austoben.