Die BMW direkt nach dem Sturz im Dreck

#umfallera

Nachdem bei maedchenmotorrad eine Anleitung zum Hinfallen mit dem Motorrad erschien und sich der Griesgram auch beteiligt hat, denke ich, es ist angemessen, auch an der eher inoffiziellen Blogparade teilzunehmen.

Immerhin ist es ja so, dass der Sturz mit dem Motorrad meiner Meinung nach keine Schande ist. Ein Motorrad ist nun mal weniger stabil als ein Auto, wenn du die Maschine zu langsam bewegst, musst du dich eben aktiv darum kümmern, dass sie nicht umfällt. Und wenn dann noch zusätzliche Faktoren (abgelenkt sein, Schreck, Fahrbahnverhältnisse) dazu kommen, dann macht es halt „Klatsch“ und du liegst auf dem Asphalt. Der Sturz mit dem Motorrad gehört halt irgendwie zum zweirädrigen Leben dazu. Es kann jeden treffen und wer noch nie auf dem Asphalt lag, dem würde ich bescheinigen, dass er

  • noch nie in schwierigen Situationen war
  • nicht genug fährt
  • außerordentlich vom Glück begünstigt ist.

Möglich ist alles drei. Und sei ehrlich: Kennst du jemanden, der aktiv Motorrad fährt (und nicht nur selten, dass sich die Batterie nicht entlädt), der noch nie den Boden berührt hat? Also.

Und daher auch mein dämlichstes Erlebnis mit Bodenkontakt.

Der dämliche Sturz

Ich würde sagen, die dämlichsten Hinfaller sind die, die man sich selbst ausrechnen kann. Es sind die, von denen du von Vornherein wissen kannst, dass sie dir über kurz oder lang passieren. Es sind die, die du bei nüchterner Betrachtungsweise irgendwie selbst provoziert hast.

Und wenn ich nun in innere Klausur gehe, muss ich zugeben, dass ich einige meiner Hinfaller selbst verursacht habe. Mein unnötigster Sturz deshalb:

Juni 2013

Ich habe mir einige Tage gestohlen. Diese Zeit möchte ich ein wenig in den Alpen verbringen, vielleicht einige legendäre Pässe fahren und mich auch ein wenig auf Schotterpisten umtun.

Und am heutigen Tage habe ich mir die Assietta-Kammstraße ausgesucht. Kennst du sie? Ein wenig mehr als 30 km Schotterpiste auf über 2000m Höhe. Ein Traum zum Fahren. Und ich habe mich entschlossen, möglichst frühzeitig, bevor Horden von Enduristi unterwegs sind, den Weg zu beginnen.

Auf dem Campingplatz frühzeitig aufgewacht, schnell gefrühstückt, dann meinen Krempel gepackt und schnell los. Es ist voch immer Vormittags, als ich auf die Assietta einbiege. Praktisch nichts los. Gut für mich. Wäre nämlich sonst peinlich, ich muss mich nämlich erst einmal wieder im Schotter zurecht finden. Wer behauptet, das sei wie Fahrradfahren, der irrt. Motorrad auf Schotterpisten musst du lernen und regelmäßig üben, sonst vergisst du diese Fertigkeiten. Und so gehts mir auch auf den ersten Kilometern.

Es geht erst mal langsam voran. Immerhin bin ich noch ein wenig vorsichtig. Und die vollbeladene Maschine macht die Sache auch nicht einfacher. Aber ich finde mich rein. Es läuft.

Vom Regen der letzten Tage ist nichts mehr übrig außer großen Pfützen auf der Piste. Ich fahre vorsichtig, man weiß ja nie.

Nach einer Weile klappt es aber immer besser. Nur in den Kurven läuft es noch nicht so gut, ein wenig mit dem Hinterrad driften, das sollte schon sein. Klappt aber irgendwie nicht. Schnell finde ich heraus, was nicht passt. Blödes ABS. Kann ich aber ausschalten. Mache ich auch.

Inzwischen macht es schon mehr Spaß. War ich zu Beginn noch recht langsam unterwegs, läuft es nun immer besser. Viel besser. Ich bin zügig unterwegs. Und das Selbstvertrauen kommt auch immer mehr. Wozu mit leichten Sportenduros herumbrausen, ich kann das mit meiner F800GS mit vollem Reisegepäck genauso gut. Eigentlich noch viel besser.

Über den Schotter brummeln, in den Kurven driften, dann immer wieder durch die allgegenwärtigen Pfützen sauen, dass es rechts und links nur so spritzt. Ist egal, dass ich hinterher aussehe wie die Sau, macht einfach Spaß.

Und ich werde immer mutiger. Hat ja bisher alles geklappt. Vor allem das Durchfahren der Wasserlöcher macht ja unheimlich Spaß. Ist wahrscheinlich das Kind im Manne. So ähnlich wie kleine Kinder, die in ihren Gummistiefeln immer wieder ins Wasser patschen.

Tja, und dann ist es so weit. Ich brause um eine nette Kurve, vor mir wieder eine dieser Pfützen. Nochmal das Gas ordentlich auf, dann rein in die Pampe. Und da habe ich eine Erscheinung. Eigentlich ist es keine Erscheinung, sondern einfach nur mein Blick, der noch kurz auf die Pfütze vor mir fällt. Dort liegt nämlich ein Stein. Nicht mal ein besonders großer, höchstens so groß, wie ein kleiner Fußball. Nur liegt er direkt in meinem Weg. Also wirklich unmittelbar vor mir.

Und jetzt geht es blitzschnell. Ausweichen ist nicht. Einfach keine Zeit mehr. Drauf knallen ist aber auch keine Option. Das würde mein Vorderrad nicht aushalten. Mit Sicherheit nicht.

Schnelle Reaktion, Panikbremsung.

Die Maschine rutscht mir weg. Schön auf die Seite. Um genau zu sein auf die linke Seite. Aber irgendwie passiert kaum was. Das befürchtete Gefühl, schön mit den Lederklamotten über den Boden zu radieren, bleibt aus. Die Maschine verhakt sich irgendwie, dreht sich noch, es knallt, bleibt dann liegen. Ich drunter.

Ich fluche, rapple mich wieder auf, Bestandsaufnahme. Außer einigen Beulen und Schrammen ist alle ganz gut. Ich stelle auch die Maschine wieder auf, eigentlich auch nicht so schlimm. Passt auch. Und irgendwann fällt mir auf, dass die Silhouette der BMW doch nicht so ganz passt. Und da merke ich es erst. Mir ist der linke Seitenkoffer abhanden gekommen. Einfach weg.

Der Koffer fand sich dann einige Meter den Hang herab. Glatt abgerissen. Halterung verbogen.

War dann weniger schön. Mit Tape, Draht und einem Spanngurt dann dran gefrickelt und langsam (!) und wesentlich weniger selbstbewusst den Weg in die Zivilisation wieder angetreten.

Inzwischen ist der Koffer, der Kofferträger und mein Stolz wieder ganz. Immerhin habe ich eine kleine Lehre aus der Sache gezogen.

Die Moral von der Geschichte

Stürze gehören definitiv zum Motorrad. Wie könnte es anders sein.

Stürze, die ich aber absolut alleine durch grandiose Selbstüberschätzung der eigenen Fähigkeiten verursache, müssen nicht sein. Diese sind vermeidbar, indem ich einfach nachdenke und dann erst fahre.

Und dabei halt am besten nicht die Fahrbahn aus dem Blick verliere…