Es ist wieder Frühling

Das Wetter wird so langsam wieder besser, die Kälte und der Regen sind vorbei. Zeit, um die erste Tour des Jahres anzugehen. Gut, dass du deine Maschine zum Jahresende ordentlich eingemottet hast. Oder etwa nicht?

Nun, ich gebe gerne zu, dass ich es diesbezüglich ein wenig schleifen ließ. Ich hatte eigentlich vor, den gesamten Winter über beide Maschinen zu nutzen und sie gar nicht erst einzumotten. Aber irgendwie lief es ein wenig anders. Ich habe es nicht richtig hinbekommen, ausreichend zu fahren, beide Motorräder standen nun ewig herum. Daher ist es nun Zeit, die Motorräder wieder ordentlich für den Frühling aufzuwecken, ein Frühjahrescheck steht an.

Der Frühjahrescheck

Sobald die Motorradsaison beginnt, solltest du dir die Zeit nehmen, deine Maschine einem kleinen Check zu unterziehen. Wie ist der technische Zustand, ist etwas akut zu machen? Welche Wartungsarbeiten hast du schon im Spätjahr erledigt, was hast du aus Bequemlichkeit aufgeschoben?

Viele Arbeiten sind nämlich gar nicht notwendig, wenn du schon ein wenig up-to-Date bist, was die Wartungsliste angeht. Eine Kette wird sich nicht längen, während die Maschine in der Garage steht, auch das Motorenöl wird nicht verschwinden und die Bremsbeläge fahren sich auch nicht während der Standzeit runter. Aber wenn du halt im Herbst geschlampt hast, ist die Liste ein wenig länger.

Vorbereitung

Der erste Schritt ist recht einfach. Stell deine Maschine aus der Garage heraus. Denn egal, wie gut du guckst, im Halbdunkel einer Garage wirst du einfach nichts richtig erkennen können. Also schiebe deine Maschine raus in die Sonne.

Dann schau auf den Garagenboden. Irgendwelche Ölflecken auf dem Boden?

Als nächstes schnappe dir einen Schwamm, einen Eimer und viel Reiniger. Denn der wichtigste Schritt bei der Frühjahreswartung ist, dein Motorrad ordentlich zu reinigen. Und zwar von Hand. Du fragst dich wozu? Wenn du dein Motorrad mit dem Hochdruckreiniger säuberst, stellst du nicht sicher, dass du jedes einzelne Teil mal in der Hand hattest und von nahem betrachten kannst. Also wichtig: die Maschine von Hand säubern. Toller Nebeneffekt: Bastelarbeiten machen viel mehr Spaß, wenn du dir nicht bei jedem einzelnen Griff Ölschlamm an die Finger schmierst.

Während du die Maschine säuberst, kannst du dir gleich noch merken, wo du überall Rost an deinem Motorrad findest.

Dann geht es los, die ganze Maschine systematisch zu checken.

Von vorne nach hinten

Am besten fängst du ganz vorne an. Du schaust dir den Vorderreifen an. Mindestprofiltiefe passt? Stimmt der Reifendruck? Überprüfe dann auch gleich, wie der Reifen aussieht. Flanken porös, Reifen überaltert?

Wenn du eh gerade vorne bist, schau dir gleich noch die Bremsbeläge vorne an. Sind sie noch dick genug? Die meisten Bremsbeläge haben eine Rille in der Mitte, die anzeigt, wann Bremsbeläge abgenutzt sind.

Als nächstes schau dir noch die Gabel an. Hat sich Flugrost über den Winter gebildet? Leichten Flugrost bekommst du mit einem Lappen mit Öl weg. Schau dir auch die Gabelsimmerringe an. Rissig oder überaltert?

Dann wirf einen Blick auf den Scheinwerfer. Glas noch in Ordnung? Befindet sich Kondenswasser im Scheinwerfer? Wenn ja, Dichtung überprüfen.

Weiter am Motorrad. Du kommst zum Kühler. Ist der noch in Ordnung? Die Schläuche für die Kühlflüssigkeit sind noch dicht? Die Schlauchschellen sind noch in Ordnung oder verrottet? Ist genügend Kühlflüssigkeit im Ausgleichsbehälter? Wenn nein, scharf nachdenken. Kühlwasser verschwindet nicht einfach, es sollte sich um einen geschlossenen Kreislauf handeln.

Hinter dem Kühler kommt der Motor. Mach eine einfache Sichtkontrolle. Wenn dort überall Ölschlamm klebt, mach ihn sauber. Dass ein Motor ölig ist, kommt vor. Nur sollte nach einer Grundreinigung dann nicht in kürzester Zeit wieder alles vollgeölt sein. Wenn das der Fall ist, liegt vielleicht eine kleinere Undichtigkeit vor. Also im Auge behalten.

Nach dem Motor kannst du gleich noch den Luftfilter checken. Sieht er noch einigermaßen gut aus? Oder hast du nur noch ein schwarzes Brikett? Wenn ja, wäre es Zeit, mal über einen Wechsel nachzudenken. Falls du einen Schaumstoffluftfilter hast: die kann man auch mal einölen…

Und dann kommt schließlich das Hinterrad. Auch hier die gleiche Prüfung wie vorne. Profiltiefe, Zustand, Alter, Druck. Danach auch wieder die Bremsbeläge.

Und ganz hinten am Motorrad: Schau auf dein TÜV-Siegel. Ist die Hauptuntersuchung fällig? Wenn du mit den Wartungsarbeiten beim Frühjahrescheck durch bist, lohnt es sich vielleicht, gleich die HU zu erledigen.

Von oben nach unten

Zeit, kurz die Sitzbank abzunehmen. Darunter wirst du bei den meisten Maschinen Zugang zur Batterie bekommen. Die Batterie kurz prüfen: Stimmt der Füllstand? Taugt die Befestigung der Batterie noch etwas? Auch wenn du eine wartungsfreie Batterie am Motorrad hast, zumindest die Anschlüsse kurz überprüfen. Alles sitzt, nichts ist verrottet?

Dann wieder die Sitzbank drauf, endlich kannst du dich auf dein Motorrad setzen. Passen alle Bedienelemente noch? Sitzen Hebel und Bedieneinrichtungen noch? Funktionieren alle Schalter und Knöpfe? Auch gleich nach unten schauen: Sitzen Bremse und Schalthebel? Wenn nein, jetzt wäre der beste Zeitpunkt, um nachzustellen.

Wenn du sowieso gerade am Lenker warst, kannst du auch noch den Bremsflüssigkeitsbehälter anschauen. Wie viel Bremsflüssigkeit ist noch im Behälter? Wie bei der Kühlflüssigkeit handelt es sich um einen geschlossenen Kreislauf, Bremsflüssigkeit verschwindet nicht einfach. Falls der Flüssigkeitsstand im Behälter ein wenig abnimmt, kann das vorkommen mit der Zeit, wenn sich die Bremsbeläge abnutzen. Aber einfach verschwinden kann Bremsflüssigkeit nicht.

Weiter nach unten. Der Motor nochmal. Stimmt der Ölstand? Wann war der letzte Ölwechsel? Wie sieht das Öl aus? Schlammige, kohlrabenschwarze Pampe? Wann war der letzte Ölwechsel? Motorenöl ist auch nicht unbegrenzt haltbar, auch wenn du heutzutage nicht mehr zwischen Sommer- und Winterölen wechseln musst, kannst du das Motoröl nicht jahrelang nutzen. Also auch Öl beim Frühjahrescheck prüfen.

Wenn du eh gerade unten am Motorrad herum kriechst, wirf noch einen Blick auf die Kette. Stimmt die Kettenspannung? Muss die Kette gereinigt (wird überbewertet) und neu geölt werden? Auch Ritzel und Kettenrad verdienen einen Blick. Wenn sich die Zähne schon verformt haben (Haifischzähne), sind beide auch schon nahe an der Verschleißgrenze.

Das Motorrad geht an

Tja, nun bist du im Idealfall schon x-mal um dein Motorrad herumgelaufen, endlich kannst du die Maschine auch mal anmachen. Ja, genau.

Hör am besten einfach mal hin. Klingt der Motor „gesund“? Knirscht, klappert oder rappelt irgendwas?

Jetzt, wo die Maschine läuft, mach einen kompletten Lichtcheck. Funktionieren Fern- und Abblendlicht, das Standlicht, Blinker, Rücklicht und Bremslicht? Hast du Tagfahrlicht oder gar Nebelscheinwerfer?

Frühjahrescheck beendet?

Ja. Nachdem du (je nach Wartungsstau) den halben Nachmittag um dein Motorrad herumgekrochen bist, sollte dein Motorrad nun einigermaßen fit für den Frühling sein. Bevor du jetzt gleich losfährst, prüfe kurz noch deine persönliche Ausstattung, Helm und Schutzkleidung.