Wozu Teilkasko beim Motorrad?

Vor kurzem habe ich mich über die Vollkaskoversicherung beim Motorrad ausgelassen. Und bei den folgenden Kommentaren waren sich eigentlich alle einig, dass für das Motorrad eine Teilkaskoversicherung das Mittel der Wahl darstellt.

Grund genug, das einfach mal ein wenig zu analysieren.

Die Versicherungspflichten

Wenn du ein Kraftfahrzeug zulässt, muss dieses versichert sein. Und zwar Haftpflichtversichert. Die Kraftfahrzeughaftpflichtversicherung tritt ein für jeden Schaden, den du mit deinem Motorrad einem anderen Verkehrsteilnehmer zufügst. Dein eigenes Motorrad bleibt hier jedoch außen vor. Zerdepperst du deine Maschine, bleibst du vollständig auf dem Schaden sitzen. Wird die Maschine abgefackelt oder gestohlen, guckst du in die Röhre. Und hier tritt die Teilkaskoversicherung ein.

Zeit, um sich die Teilkasko ein wenig näher anzuschauen. Welche Ereignisse werden von einer Teilkaskoversicherung abgedeckt?

Leistungen der Teilkaskoversicherung

Grundsätzlich handelt es sich hierbei um eine freiwillige Geschichte. Während die klassische Haftpflichtversicherung für ein Motorrad ein verpflichtende Sache ist, ist der Abschluss einer Teilkasko freiwillig. Kostet mehr und wenn nie was passiert, ist das Geld flöten.

Nur wann tritt deine Teilkasko in Leistung?

Diebstahl

Die Teilkaskoversicherung ist zunächst mal in der Leistungspflicht, wenn deine Maschine gestohlen wird. Ist dein Motorrad weg, ersetzt die Versicherung den Zeitwert deiner Maschine. Sehr praktisch, gerade bei Motorrädern von jüngerem bis mittlerem Alter.

Nur stell dir jetzt nicht vor, dass du keinen finanziellen Aufwand nach einem Diebstahl hast. Wenn du genau hinschaust, wirst du feststellen, dass der Zeitwert irgendwie lächerlich gering ist. Du wirst immer draufzahlen.

Noch ein kleiner Nebeneffekt: Auch Diebstahlschäden werden von der Teilkasko übernommen. Beispiel: Stell dir vor, jemand bricht dein Lenkradschloss gewaltsam auf und will die Maschine wegschieben, überlegt es sich dann anders und lässt sie stehen, dann tritt die Teilkasko auch für das kaputte Lenkradschloss ein. Immer im Hinterkopf behalten.

Feuer

Ja. Du denkst jetzt natürlich, das kommt sowieso nicht besonders häufig vor. Stimmt auch, wenn du nicht gerade dein Auto in Berlin im passenden Viertel abstellst, wirst du mit brennenden Kraftfahrzeugen eher selten zu tun haben. Aber wenn es denn doch vorkommt, ist es schon ein wenig ärgerlich.

Und es muss ja nicht so sein, dass gleich die ganze Maschine abfackelt. Ich hatte mal eine Aprilia Pegaso. Eigentlich ein nettes Motorrad, aber meins war wohl ein Montagsmodell. Als ich dann mit Startschwierigkeiten ewig „herumgeorgelt“ habe, begann es aus dem Luftfilterkasten zu qualmen. Ein kurzer Blick, dann war ich erstaunt. Benzin ist aus dem Vergaser zurückgeschlagen, hat sich irgendwie im Luftfilter entzündet, ein ordentliches Loch war in den Luftfilterkasten gebrannt. Nicht schlimm, aber immerhin ärgerlich. Das alles der Teilkasko gemeldet, nach dem Ausfüllen eines ellenlangen Formulars wurde mir tatsächlich der Luftfilter ersetzt.

Glasbruch

Ja. Auch der spielt für dich eine Rolle. Du bist jetzt vielleicht der Meinung, dass die Glasschäden vor allem eine Rolle spielen bei der Windschutzscheibe deines Autos. Ist auch irgendwie richtig. Nur dich als Motorradfahrer betrifft das Thema auch.

Grundsätzlich spielt es nämlich keine Rolle, wie dein Glasschaden entstanden ist.

Ich selbst schon mal das Problem, dass ich auf Grund maßloser Selbstüberschätzung während der Fahrt von meiner V-Strom abgestiegen bin. Hinterher war die komplette Fahrzeugfront zerdeppert. Windschild, Scheinwerfer und ein Blinker waren total futsch. Bei der anschließenden Reparatur hat mein Suzuki-Händler diese „Glasposten“ gesondert aufgeführt, ich konnte diese Schäden bei der Versicherung einreichen und habe immerhin einen Teil der Sturzschäden zurück erhalten.

Also du siehst, auch Glasbruch ist bei der Teilkaskoversicherung für Motorradfahrer gar nicht so unwichtig.

Wildunfall

Ja, von Wildunfällen hab ich schon mal was geschrieben. Hier tritt auch deine Teilkaskoversicherung ein. Vor allem deshalb, weil ein Zusammenstoß mit einem Wildtier eigentlich immer einen Sturz zur Folge hat und oft auch die komplette Federgabel verbogen ist. Und Wildunfälle kommen bei Motorradfahrern auch immer mal wieder vor. Vor allem auch deshalb, weil wir als Motorradfahrer ja auch diese kleinen, durch Wälder führenden Sträßchen geradezu suchen und deshalb mehr dort unterwegs sind, wo die Wahrscheinlichkeit für Wild auf der Straße auch höher sind.

Dabei solltest du bedenken, dass die ganze Sache mit dem Wildunfall knifflig sein kann. In den meisten Basistarifen der Teilkaskoversicherung sind nämlich nur Wildschäden mit Wild im Sinne des Bundesjagdgesetzes aufgeführt. Und das ist teilweise eine recht kurze Liste. Die meisten Unternehmen haben noch einen erweiterten Tierschadensschutz im Angebot, wo dann auch Tierunfälle mit allen möglichen anderen Tieren versichert sind. Wenn du auf dem Asphalt entlang schlitterst, weil du mit einem Schaf kollidiert bist, wirst du vielleicht nächstes Mal die paar Euro mehr investieren, um auch gegen Unfallschäden mit solchen Tieren geschützt zu sein.

Marderschäden

Ja, ist auch drin bei der Teilkasko für das Motorrad. Die direkten(!) Marderschäden sind auch bei der Versicherung drin. Nur habe ich bislang noch von keinem Fall gehört, bei dem sich ein Marder mit den Leitungen an einem Motorrad beschäftigt hätte.

Falls du einen solchen Fall kennst, gib bitte Bescheid. Ich lasse mich gerne eines Besseren belehren.

Unwetterschäden

Hier wird es wieder interessant. Vor allem dann, wenn du deine Maschine regelmäßig außerhalb der Garage abstellst, besteht immer wieder die Gefahr, dass ein Unwetter über dein Motorrad hinwegzieht. Und wenn dann ordentliche Hagelbrocken vom Himmel fallen, ist halt die Verkleidung oder Anbauteile schnell mal verbogen.

Das ganze ist mir 2006 passiert, als ich meine damalige Maschine (V-Strom wieder, leidgeprüfte Maschine) im schönen Villingen-Schwenningen abgestellt hatte. Und dann kam ein Unwetter. Hinterher durfte ich feststellen, dass die ganze Maschine zerdeppert war. Der Hagel hat die komplette Kunststoffverkleidung zerdeppert, sogar die Blinker haben schlichtweg gefehlt.

Tatsächlich hat die Versicherung reagiert, ein Sachverständiger kam vorbei, die Schäden wurden bezahlt. War aber immerhin ein ordentlicher Aufwand.

Also merke: je weniger Garage, desto mehr Unwetterversicherung notwendig.

Selbstbeteiligung oder nicht?

Bei Voll- und Teilkaskoversicherung stellt sich immer die Frage, ob eine Selbstbeteiligung gewünscht ist. Selbstbeteiligung bedeutet, dass du dich bei jedem Kaskoschaden mit der Höhe der vereinbarten Selbstbeteiligung beteiligst.

Beispiel: Du hast eine Selbstbeteiligung von 150 € vereinbart. Dein Motorrad im Wert von 1000€ wird gestohlen, die Teilkaskoversicherung tritt ein. Hier erhältst du jedoch dann nur 850€, weil du für die „ersten“ 150€ selbst eintreten musst.

Ich habe mein Motorrad teilkaskoversichert. Und zwar ohne Selbstbeteiligung. Der Aufpreis ist nur marginal. Zu bedenken ist, dass ich meine Teilkaskoversicherung schon mehrfach in Anspruch genommen habe, da haben sich mit den Jahren für jeden Schadenfall die 150€ Selbstbehalt summiert. Insofern hat es sich für mich bislang gelohnt, auf die Selbstbeteiligung an meiner Teilkaskoversicherung zu verzichten.

Und für wen lohnt jetzt eine Teilkasko?

Definitiv lohnt sich die Teilkaskoversicherung meiner Meinung nach für jeden Motorradfahrer. Auch wenn die Kosten, je nach Typ- und Regionalklasse genauso teuer sein können, wie die vorgeschriebene Haftpflichtversicherung bin ich der Meinung, dass sich die Teilkaskoversicherung für jeden Motorradhalter lohnt.

Stell dir nur mal vor, wie du dich ärgerst, wenn dein Motorrad irgendwann mal weg ist und keiner auch nur einen Cent bezahlt…