Tatonka Narvik 3, Typenschild

Mein Zelt wird alt…

Bei der letzten ausgedehnten Motorradtour mit meinem Junior musste ich feststellen, dass ein nächtlicher Regen genügt hat, den Zeltboden unter Wasser zu setzen. Hast du so was schon mal gehabt? Du liegst auf deiner (selbstaufblasenden) Isomatte, ein Stückchen deines Schlafsacks ist auf dem Zeltboden, von dort breitet sich ein nasses Gefühl aus. Das sorgt für ein wenig entspanntes Erwachen. So war es bei mir jedenfalls.

Zeit für mich, so langsam mal ein neues Zelt für meine Motorradtouren anzuschaffen. Nur habe ich bislang noch gar nicht meine Erfahrungen mit dem „Narvik“ von Tatonka beschrieben. Spätestens jetzt (bevor ich mir im Frühjahr was Neues anschaffe) sollte es so weit sein, dass ich was dazu schreibe.

Wie es zum Kauf kam

Ich habe das Tatonka Narvik 3 seit etwa sechs Jahren. Damals ist mein bisheriges Zelt, ein Jack Wolfskin Yellowstone 2, ein wenig undicht geworden, es haben sich bei Regen Wasserstropfen an den Nähten gebildet. Je mehr Regen, desto mehr Tropfen. Spätestens, wenn es so weit ist (finde ich jedenfalls), wird es Zeit für ein neues Zelt. Nähte abdichten, flicken, was auch immer: Es wird auf Dauer nicht reichen. Irgendwann ist das Material halt alt.

Auf jeden Fall habe ich mir dann damals die Zeit genommen, in den Campingladen um die Ecke zu gehen und mich dann mal ordentlich beraten zu lassen. Meine Anforderungen waren im wesentlichen nichts besonderes. Geräumig sollte mein Zelt sein, einfach aufzubauen (auch von einer Person bei Regen), robust sollte das Zelt sein, Platz wollte ich haben. Um genau zu sein suchte ich Platz für zwei Personen mit Motorradbekleidung. Warum mit Bekleidung? Lass mal deine Lederhose über Nacht auf dem nassen Gras im Vorzelt liegen, dann verstehst du meine Probleme.

Auf jeden Fall wurden mir dann gleich mehrere Modelle vorgeführt, das Narvik 3 von Tatonka hat auf mich einen ordentlichen Eindruck gemacht. Außerdem wollte ich auf jeden Fall mal ein Tunnelzelt im Dauereinsatz erleben. Also habe ich das Teil für damals bescheiden 280 € erworben.

Meine Eindrücke zu dem Zelt

Die Sonnenseiten

zelt tatonka narvik 3

Das Tatonka Narvik 3 in voller Pracht.

Es handelt sich zunächst mal um ein Tunnelzelt für bis zu drei Personen. Zumindest theoretisch. Es passen bequem zwei Personen mit leichtem Gepäck in das Zelt. Selbst ohne zusätzliches Gepäck wüsste ich aber nicht, wo ein dritter Schläfer dort Raum finden sollte. Insofern brauche ich auf jeden Fall für Touren zu zweit die Drei-Mann-Variante.

Da es sich um ein Tunnelzelt handelt, brauchst du auf jeden Fall ausreichend Heringe, um die ganze Geschichte zu stabilisieren. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass du im mindestens fünf Heringe irgendwie im Boden versenken musst, drunter geht definitiv gar nichts. Neun Heringe wären aber als Standard vorgesehen.

Bedingt durch die Tunnelform ist das Zelt recht hoch. Dies ist auf jeden Fall von Vorteil, du brauchst dich nicht besonders klein zu machen, sondern kannst ganz normal im Zelt sitzen, ohne mit dem Kopf an die Decke zu stoßen.

Die ganze Konstruktion ist wasserdicht, auch ein ordentlicher Regen schafft es nicht bis in das Zeltinnere.

Das Zelt weist eine Apside auf. Was eine Apside ist? Es handelt sich dabei um den Vorraum des Zeltes, gut geeignet, um beispielsweise die Motorradstiefel oder den Tankrucksack einigermaßen wettergeschützt unterzubringen. Du kommst gut in das Zelt hinein, musst dich nicht verrenken oder irgendwie besonders vorsichtig herumkriechen. Der Eingang ist groß genug.

Ein besonderes Schmankerl ist die Tatsache, dass Innen- und Außenzelt aneinander hängen. Das bedeutet, das Innenzelt ist lose eingehängt. Du steckst auf dem Campingplatz die Zeltstangen durch die Kanäle des Außenzelts, stellst die Konstruktion auf (mit Heringen), alles steht. Kein extra Gefummel mehr, um ein Innenzelt einzuhängen. Ist alles schon fertig.

Die Schattenseiten

Wo viel Licht, da viel Schatten…

Oder so.

Nicht falsch verstehen, ich war recht zufrieden mit dem Zelt, als ich es die letzten Jahre intensiv genutzt habe. Aber nachdem ich gesehen habe, was es sonst in der Mittelklasse bei Campingausrüstung so gibt, hat sich mein Eindruck ein wenig relativiert.

Was mir inzwischen auffällt, ist das schiere Packmaß meines Narvik 3. Klar, ein doppelwandiges Tunnelzelt für (theoretisch) drei (sehr kleine) Personen ist nunmal nicht so winzig zu verpacken. Aber andererseits ist das Packmaß schon satt groß. Meine 50-Liter-Gepäckrolle wird etwa zu zwei Dritteln mit dem Zelt gefüllt. Positiv fällt zwar auf, dass der „Zeltbeutel“ oder wie die Verpackung auch immer heißt, ausreichend dimensioniert wird (habe ich schon anders gesehen), nachteilig daran ist aber, dass das ganze Geschirr eben nicht so gut zu komprimieren ist. Der ganze Sack ist halt leider zu groß und voluminös.

Im gleichen Atemzug fällt auch das Gewicht auf. Auch wenn es für mich als Motorradfahrer jetzt nicht die große Bedeutung hat, wie als Backpacker, muss ich natürlich auch ein paar Dinge im Hinterkopf behalten. Das Zelt wiegt etwas mehr als drei Kilogramm, was gerade noch akzeptabel ist. Nur solltest du bedenken, dass du in ähnlicher Preisklasse Dreipersonenzelte mit der Hälfte des Gewichts finden kannst. Und es handelt sich dabei auch um ordentliche Markenprodukte.

Andererseits, sage ich auch ganz offen, ich habe das Zelt immer irgendwie transportiert bekommen, Gewicht und Packmaß sind also nicht das Maß aller Dinge.

Wenn es denn steht, stößt mir ein wenig die Belüftung auf. Ich hatte es mehr als einmal, dass nach einer Nacht innen ordentlich Wasser heruntergetropft ist. Das liegt nicht am Regen (wenn es des Nachts eben trocken bleibt), sondern am eigenen ausgeatmeten Kondenswasser. Eigentlich sollte genau das nicht passieren, dafür kauf man ja ein doppelwandiges Zelt, dass die Luft dazwischen ein wenig zirkulieren kann und das Kondenswasser mitnimmt. So dachte ich zumindest. Das Problem mit der Kondenshöhle ist jetzt nicht besonders tragisch, tritt es doch erst auf, wenn bei niedrigeren Temperaturen Windstille herrscht. Da ich sowieso zusehe, dass ich vor allem im Sommer (also bei warmen Temperaturen) unterwegs bin, ist das also nicht besonders problematisch. Sollte halt erwähnt werden.

Was sonst so auffällt: Zubehör

Das Zelt alleine ist nicht alles. Steht ja auch nicht alleine. Zu dem Zelt wurde mir ein passendes Reparaturset mitgeliefert (bislang noch nicht benutzt), bestehend aus Kleber, Flicken sowie eine Reparaturhülse für das Alugestänge. Alles recht ordentlich und wertig.

zeltheringe

der Sack mit Zeltheringen. Jetzt halt schon ramponiert.

Weiterhin wurde noch ein Sack mit Heringen zu dem Zelt mitgeliefert. Und die sind wirklich mal nicht schlecht. Während andere Zelte mit billigem Mist ausgeliefert werden, hat sich die Tatonka GmbH hier richtig reingehängt. Ordentliche V-Profil-Heringe, welche (zumindest zum größten Teil) auch noch nach Jahren benutzbar sind. So sollte es sein.

Ich habe mir für das Zelt auch gleich noch eine passende Bodenplane aus dem Outdoor-Geschäft mitgenommen, „Footprint“ genannt. Es handelt sich dabei einfach um eine weiße Gewebeplane (zum Schutz des Zeltbodens vor spitzen Steinen u.ä.), wie du sie auch im Baumarkt erhältst. Nur, dass sie dort nicht mal die Hälfte kostet. Und ich bin überzeugt davon, dass du die Baumarktplane besser selbst zuschneiden kannst. Der Footprint passt bei meinem Zelt irgendwie gar nicht richtig. Immer steht irgendwo ein wenig heraus. Echt lästig.

Fazit zum Tatonka Narvik 3

Jetzt hast du doch einige negative Punkte gelesen. Und die sind einfach so, dass lässt sich nicht beschönigen. Ich bin mit dem Zelt auf meinen Motorradtouren immer recht gut zurecht gekommen. Ein anderer mag sich über diese Dinge aufregen. Ist halt schon Geschmackssache. Mein nächstes Zelt wird auf jeden Fall mal wieder was anderes, auf jeden Fall kleiner und leichter. Gibts für ähnliches Geld.

Daher: wenn du irgendwo günstig an ein Narvik 3 heran kommst, nur zu, du kannst bedenkenlos zugreifen. Falls du aber das Zelt ohne Rabatte irgendeiner Art erwerben möchtest, würde ich mich nach einem anderen Modell umsehen. Da kannst du für ähnliches Geld mehr bekommen.