BMW mit Beiwagen

Motorradtour Süddeutschland, zweiter Teil

Tag 4, Montag, 1281 km

Wir lassen es wieder gemütlich angehen. Erst spät aufstehen, im Seitenkoffer war noch ein halber Fertigkuchen, den wir frühstücken, dann beladen wir wieder die Maschine. Heute wollen wir mal nach Tschechien. Mein Sohn hat noch nie einen Asia-Markt gesehen, da denke ich mir, wird er doch wieder was zu gucken haben.

Problem: wir sind halt doch noch recht weit von der Grenze weg. Daher Zustimmung des Kleinen einholen, dann rauf auf die Autobahn und mal ne Stunde lang Kilometer fressen. Klappt recht gut. Bei Bayreuth noch kurz tanken, dann auf in Richtung Osten. Unser Ziel ist der Grenzübergang Weiden in der Oberpfalz. Wieso Pfalz? Ist doch ganz wo anders. Aber egal. Wir wollen nach Osten und, was noch dazu kommt, wir wollen auch diese grässliche Bundesstraße vermeiden. Daher biege ich einfach mal in den Wald links der Bundesstraße ab und fahre nach Gefühl in Richtung Osten. Oder zumindest versuche ich das. Es sind nämlich eine ganze Menge Baustellen unterwegs. Nach recht kurzer Zeit haben wir komplett die Richtung verloren und gondeln durch den bayerischen Wald.

Ist aber nicht schlimm. Abseits von Bundesstraßen gibt es jede Menge tolle Motorradstrecken. So macht das Fahren wesentlich mehr Spaß, als auf der Bundesstraße stur geradeaus zu fahren.

Grenze zu Tschechien

die tschechische Grenze erwartet uns.

Gegen 13.00 Uhr passieren wir schließlich die tschechische Grenze. Rechts und links der Straße die „üblichen“ Schilder für alle möglichen mehr oder weniger dubiosen Nachtclubs, ein paar Tankstellen… aber einen Asia-Markt habe ich noch nicht gefunden. Sind die verschwunden?

Tatsächlich finde ich das, was von dem Asia-Markt hier im Ort übrig ist, nach einiger Zeit auf einem kleinen Parkplatz. Wo früher bestimmt 60 oder 70 Buden aufgestellt waren, sind jetzt nur noch ein kleines Dutzend übrig. Alle anderen sind weg. Ist also nichts mit einer kleinen Besichtigungstour für meinen Sohn.

Nichtsdestotrotz schlendern wir ein wenig durch die Buden, der Kleine verliebt sich sofort in eine Winkekatze. Nur mit größter Mühe kann ich ihn davon überzeugen, dass eine Winkekatze jetzt vielleicht nicht besonders geeignet zum Transport im Motorradkoffer ist. Er lässt sich schließlich erweichen, sich von mir eine stattdessen Mütze kaufen zu lassen.

Da sich die Idee mit dem Markt wohl damit erledigt hat, beschließen wir, wieder in Richtung Heimatland zu fahren, vorher vielleicht noch kurz irgendwo einkehren und was zu essen kaufen. Tatsächlich nutzen wir die Gelegenheit, um am Grenzübergang noch kurz das Tagesgericht (2 mal Rumpsteak mit Pommes und Salat… harhar) zu uns zu nehmen, ich gönne mir noch eine Stange Zigaretten. Wir nutzen die Gelegenheit, um mal weitere Ziele für uns abzustecken. Wo wollen wir jetzt noch hinfahren?

Der Kleine beschließt, dass es jetzt so langsam gut ist. Er hat irgendwie jetzt Heimweh (nach vier Tagen???). Ob wir denn morgen in Richtung Heimat fahren könnten. Nun gut, ich will niemanden zwingen, wir beschließen, so langsam wieder die Rinchtung heimatlicher Gefilde einzuschlagen. Danach geht’s wieder in Richtung Südwesten.

Ich habe inzwischen das Navi ausgepackt und als Ziel ganz klassisch meine Heimatanschrift eingetippt. Über kleinste Sträßchen werden wir nun in Richtung Heimat geleitet. Ärgerlich ist nur, dass wir durch Nürnberg durchnavigiert werden. Ich merke es zu spät, nun stehen wir voll im Berufsverkehr in einer Baustelle. Sehr ärgerlich. Als wir da endlich durch sind, bin ich mehr als nur gereizt. Im drückender Schwüle mit Schrittgeschwindigkeit durch eine Großstadt, macht einfach keinen Spaß. Junior hat für heute auch keine Lust mehr, und ist nur noch am rummeckern. So ist die Entscheidung recht leicht, als ich die ersten Hinweisschilder auf einen Campingplatz sehe. Wir sind uns beide schnell einig, hierher und keinen Meter weiter.

Und so gelangen wir zum Seecamping Langlau.

Ein riesiger Campingplatz, wirklich gewaltig. Habe ich in Deutschland noch nie so gesehen. Und rappelvoll. Alles belegt. Sie haben noch ein Plätzchen für uns. Als ich es sehe, will ich fast schon wieder umdrehen. Die „Zeltwiese“ ist in einzelne Parzellen aufgeteilt. Der Platz reicht für unser Zelt, für mehr aber auch nicht. Rechts von uns Zelte, links von uns Zelte. Wie die Rache der Ölsardinen. Und überall Leute. Es wuselt. Mag sein, dass der Campingplatz gute Bewertungen hat, mit gefällt er nicht.

Wir beschließen den Abend recht früh…

Tag 5, Dienstag, 1625 km

Zeltboden undicht

unser Zeltboden ist nicht so wasserdicht, wie ich das gerne hätte

Tja, das Motorrad auf diesen Campingplatz zu führen, war ein Fehler. Das sehe ich jetzt. War eine sehr ungemütliche Nacht. Im Zelt neben uns haben Jugendliche eine kleine Party gefeiert, das hat mich ein wenig den Schlaf gekostet. Und geregnet hats auch im Laufe der Nacht. Das Zelt ist zwar von oben dicht geblieben, aber irgendwie hat sich das Wasser, was auf der zusätzlichen Bodenplane stand, einen Weg durch den Zeltboden nach innen gezogen. Das War jetzt definitiv die Entscheidung. Unsere Schlafsäcke sind nass.

Nahezu wortlos stehen wir auf und packen in ungewohnter Einigkeit unseren Krempel zusammen. Auch Junior ist nicht mehr wirklich begeistert von dem Campingplatz und will nur noch weg. Nicht besser wird es dadurch, dass noch während wir unser Zelt abbauen und auf die BMW schnallen ein stetiger Regen einsetzt. Da klappt das Einpacken noch mal doppelt so gut…

Kennst du das, wenn du einfach nicht dazu kommst, dir deinen Regenkombi überzuziehen? In genau der Situation bin ich jetzt. Erst muss unser Zeug abgebaut sein, dann kann ich die Regenhose anziehen. Bis unsere Campingausrüstung ordentlich verstaut ist, hat es sich schon ordentlich eingeregnet.

Sowohl Junior als auch ich sind uns einig, wir verzichten erst mal auf ein Frühstück und sehen zu, dass wir die Regenfront durchqueren. Wir lassen ohne Wehmut den Campingplatz hinter uns und programmieren das Navi auf zu Hause.

Wir rollen auf die Bundesstraße und halten uns ganz allgemein in Richtung Stuttgart, ab da kenne ich mich wenigstens aus. Unter grauem Himmel bei leichtem Regen halten wir uns ganz grob in südwestliche Richtung. Da wir uns bisher noch kein Frühstück gegönnt haben, kommt uns eine kleine Bäckerei ein paar Ortschaften weiter gerade recht. Aber so wie es aussieht, sind tropfnasse Motorradfahrer vielleicht nicht unbedingt häufig gesehene Gäste. Die Verkäuferin guckt jedenfalls schon ein wenig erstaunt, als mein zehnjähriger (inzwischen geübt) für sich ein Schoki und ein süßes Teilchen, für seinen Vater einen Kaffee und eine Specklauge ordert.

Für uns sieht auf jeden Fall die Welt schon ein wenig besser aus. Mit vollem Bauch ist es halt ein anderes Reisefeeling. Wir brechen auf jeden auf jeden Fall trotz Nieselregen besserer Laune auf.

Unterwegs kommen wir durch die Ortschaft Oettingen, ich nutze gleich die Gelegenheit, meinem Sohn die Geschichte mit Deutschlands größter Brauerei zu erklären.

Als wir dann kurz vor Stuttgart sind, die Bundesstraße ist schon fast autobahnähnlich ausgebaut, erwischt un dann der Platschregen richtig. Innerhalb von Minuten sind wir trotz eigentlich wasserdichter Bekleidung ziemlich durchnässt. Wir erreichen Stuttgart, durchqueren innerhalb von 20 Minuten die Stadt und… es hört auf, zu regnen. Glück gehabt.

Bei der nächsten Pause beschließen wir, den restlichen Heimweg auf der Autobahn zurückzulegen. Zwar hat der Regen aufgehört, nun ist es aber schwül warm. Wir wollen jetzt einfach nur noch nach Hause und dort den Tag beenden. Eine Dusche wäre dazu auch nicht schlecht…

Daher geht’s ab auf die A8, wir machen Kilometer. Zumindest bis wir in den Großraum Pforzheim kommen. Dort erwartet uns ein Stau. Ein richtig langer Stau. Und ein recht „enger“ Stau. Ein Durchschlängeln ist fast nicht möglich. Wir stehen. Immerhin regnet es nicht. Wenigstens kann ich während der Standzeit gemütlich meine Regenhose ausziehen und eine Zigarette rauchen. Danach reichts mir dann aber. Ich bin zwar nicht ungeduldig, aber ich habe halt auch keine Zeit zu verschwenden. Ich drücke mich mit Schrittgeschwindigkeit an den stehenden Autos durch bin ich kurz vor Pforzheim die „Schwarzausfahrt“ erreiche. Dort geht’s runter von der Bahn.

Wir sind irgendwie auf der Verbindungsstraße zwischen Pforzheim und Calw. Endlich mal wieder eine schöne Motorradstrecke. Wenig befahren und kurvig geht es durch den Wald. Schließlich fahre ich den Schildern hinterher, bis ich bei Karlsruhe wieder auf die A5 einschwenke. Von dort dann innerhalb einer Stunde nach Hause, abrüsten, duschen. Tour vorbei.

Fazit

Ich war jetzt fünf Tage mit meinem zehnjährigen Sohn in Süddeutschland mit dem Motorrad unterwegs. Während ich letztes Jahr vor allem ihn bestimmen ließ, was und wie wir das gemacht haben, habe ich dieses Jahr ein wenig regulierend eingegriffen. Anstatt auf seine Vorschläge zu warten, habe ich jetzt einfach mal „gemacht“. Da ich zugesehen habe, dass wir jeden Tag irgendwie einen kleinen Programmpunkt abseits vom Motorradfahren angehen, hat es auch dem Kleinen ordentlich Spaß gemacht.

Was mir leider etwas sauer aufgestoßen ist, war die Tatsache, dass der Campingplatz Langlau einfach viel zu voll war. Wir haben uns, rechts und links von Zelten, eher wie Ölsardinen gefühlt. Lauschig war das nicht gerade.

Andererseits habe ich auch mit dem Campingplatz Meyersgrund bei Illmenau einen neuen Top-Campingplatz entdeckt, den ich einfach nicht als Geheimtipp behandeln kann, sondern das auch mal bekannt machen muss.

Alles in allem würde ich den Kurzurlaub mit meinem Sohn als Erfolg betrachten.