Probleme im Herbst?

Wenn du bisher aufmerksam gelesen hast, konntest du feststellen, dass ich gerne, eigentlich sogar sehr gerne, im Herbst mit dem Motorrad unterwegs bin. Du auch? Gehörst du zu denjenigen, die ihr Motorrad ab Oktober oder November abgemeldet und in der Garage stehen haben? Oder bist du auch ganz gerne im Herbst unterwegs?

Vielleicht bist du aber auch derjenige, dessen Motorrad zwar angemeldet ist, der aber im Herbst eher nicht fährt. Zu ungemütlich, zu aufwändig, zu gefährlich gar? Kann das sein? Überlegen wir mal.

Deine Herbstausfahrt

Du entschließt dich, trotz herbstlichem Wetter eine kleine Motorradtour zu unternehmen. Das Wetter ist vielleicht nicht optimal, aber es geht immerhin.

1. Traktoren und Co

Wenn du unterwegs bist, kommst du kaum an der Erkenntnis vorbei. Im Herbst wird geerntet, gepflügt, Wein gelesen. Und das bedeutet für dich, dass du eigentlich immer damit rechnen musst, dass vor dir ein Traktor, gerne auch mit einem oder zwei Anhängern auftaucht. Die sind natürlich grundsätzlich groß, die Beleuchtung ist nur mäßig, und sie tauchen natürlich immer auf Strecken auf, die auch du gerade mit dem Motorrad befahren möchtest. Und immer wieder musst du mit teilweise problematischen Überholmanövern vorbei kommen, nur um dann fünf Minuten später hinter dem nächsten Traktor herzugurken.

Also merke: wenn du im Herbst mit dem Motorrad unterwegs bist, achte auf landwirtschaftlichen Verkehr.

2. Die schmutzige Fahrbahn

Die oben bereits erwähnten Traktoren hinterlassen natürlich alles mögliche auf der Fahrbahn. Von Schmutz aus dem Feld über Mais, der sich so hoch im Anhänger auftürmt, dass er im nächsten Kreisverkehr auf einmal auf der Fahrbahn liegt bis hin zu irgendwelchem Siff, der aus dem Anhänger mit Trester hinten raus tropft ist alles dabei.

Aber auch die Umwelteinflüsse im Herbst spielen hier eine Rolle. Du findest den „goldenen Herbst“ schön? Klar, tut jeder. Nur wenn die Blätter so langsam gelb werden, bedeutet dies auch, dass sie fallen. Zunächst liegt rechts und links von der Fahrbahn natürlich das trockene Laub, je weiter der Herbst voran schreitet, spätestens im November dann wird aus dem gelegentlichen trockenen Laub dann schon eine durchgehende Schicht von nassem Laub. Das liegt dann eben nicht mehr nur rechts und links der Fahrbahn, sondern auch immer mal wieder in Kurven (natürlich vorzugsweise dort, wo du es erst spät erkennst). Nasses Laub ist die Pest. Hast du dich schon mal mit dem Motorrad durch einen Laubhaufen gewühlt? Probier es mal. Dort erkennst du es am besten. Nasses Laub wird glitschig wie Schmierseife. Gar kein guter Straßenbelag.

Also merke: Achte als Motorradfahrer im Herbst auf Fahrbahnverschmutzungen.

3. Wildtiere

Ich habe schon mal was zum Thema „Wildunfall“ veröffentlicht. Du hast es bereits gelesen? Dann ist ja gut. Wenn nicht, auch kein Problem.

Im Spätjahr geht es los mit den Wildtieren. Wildschweine, Rhe, Füchse, eigentlich die komplette Faune. Sie alle beginnen nun, sich auf den Weg zu machen. Wohin? Keine Ahnung, ich habe aber das Gefühl, dass all diese Tiere nur an der Straße darauf warten, dass du mit dem Motorrad vorbei kommst. Und dann erst springen sie auf die Fahrbahn.

Deshalb ist es gut, wenn du ein wenig vorbereitet bist. Vielleicht nicht mit Vollgas durch den Wald bläst, sondern einfach ein wenig bewusster und langsamer unterwegs bist und daran denkst, dass eben Wildtiere die Fahrbahn kreuzen können.

Also merke: Herbst ist Wildzeit. Aufpassen bei Fahrten in Waldnähe.

4. Der fehlende Grip

Straße frei? Keine Wildtiere und nirgends nasses Laub? Dann kannst du ja eigentlich doch zufahren. Oder auch nicht. Beim Kurvenfahren wirst du bemerken, dass es eben doch nicht so besonders gut klappt. Du hast das Gefühl, dass es im Sommer einfach geschmeidiger ging.

Ist richtig. Dein Gefühl trügt nicht. Bei den kalten Temperaturen, die hierzulande inzwischen herrschen, läuft es eben doch nicht so locker. Du kennst das aus den Ratgebern zum Thema Winterreifen beim Auto. So ähnlich ist es auch beim Motorrad. Motorradreifen brauchen natürlich auch eine gewisse Grundtemperatur, um ordentlich zu arbeiten. Wir sind hier zwar nicht auf der Rennstrecke, wo man die Reifen mittels Decke aufheizt, aber ein kleiner Gedanke an die Temperaturen sollte man sich vielleicht schon mal gönnen.

Der klassische Sportreifen hat bei knapp über null Grad nun mal weniger Haftung als bei 35 Grad. Wenn die Außentemperaturen nur knapp über dem Gefrierpunkt liegen, wird sich dein Reifen nicht so stark erwärmen, damit kann er weniger Haftung aufbauen und dies bedeutet für dich einfach ein bisschen weniger Schräglage.

Also merke: Bei niedrigen Temperaturen ist die Haftungsgrenze der Reifen etwas früher erreicht.

5. Das schlechte Wetter

gerade im Herbst lernt man als Motorradfahrer Regen aller Art kennen

gerade im Herbst lernt man als Motorradfahrer Regen aller Art kennen

„Es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung“. Du kennst den Spruch? Jeder kennt ihn. Ich kann dazu nur sagen: Totaler Schwachsinn. Natürlich kann das Wetter schlecht sein. Gerade im Herbst.

Rechne mal mit häufigem Regen. Regen ist blöd. Er beeinträchtigt deine Sicht. Er sorgt dafür, dann die Straße (mit dem Laub, siehe oben) schmierig wird und ganz allgemein, er durchnässt dich. Blöd, wenn man keine geeignete Kleidung dabei hat.

Auch ohne Regen ist der Herbst als Motorradfahrer nicht immer ganz angenehm. Kühle Temperaturen, ohne weitere Erschwernisse, können dir auch den Tag verderben. Wenn du mal einen ganzen Tag bei 15° nur im Sommerkombi, am besten noch mit den ganz leichten Handschuhen, gefahren bist, wirst du es merken. Die niedrigen Temperaturen „saugen dich aus“. Du wirst unkonzentriert, fängst hin und wieder an zu zittern und es macht halt einfach keinen Spaß, zu frieren. Deshalb auch immer mal noch dran denken, dass es kühl sein könnte, auch wenn man im ersten Moment nichts davon spürt.

Und immer wieder haben wir im Herbst den Nebel. Kommt immer wieder, vor allem früh morgens. Denke daran, auch der kann mehr als ein wenig nerven. Du siehst kaum noch aus deinem Helmvisier, du wirst feucht und klamm. Nicht die besten Voraussetzungen, um Motorrad zu fahren.

Also merke: Rechne als Motorradfahrer im Herbst mit schlechtem Wetter. Trage passende Kleidung.

6. Schlechte Sicht

Dich nervt, dass es im Herbst immer frühzeitig dunkel wird? Echt blöd, gute Sicht ist wichtig. Aber irgendwo bist du auch selbst schuld. Du bist den ganzen Sommer Motorrad gefahren, und nun raubt dir die tiefstehende Sonne die Sicht? Jedes entgegenkommende Auto blendet dich? Und dein Helmvisier ist ständig beschlagen weil alles immer feucht, kalt und neblig ist?

Das liegt jetzt weniger am Herbst, eher an dir. Du hast es versäumt, rechtzeitig dein Helmvisier zu reinigen und falls nötig auszutauschen. Wenn ein Visier am Motorradhelm zerkratzt ist, hilft nur austauschen. Wenn es schmutzig ist, rechtzeitig putzen (wer hätts gedenkt), wenn es beschlägt, kauf ein Pinlock-Visier oder Antibeschlagspray. Aber kümmere dich auf jeden Fall um gute Sicht.

Also merke: Prüfe hin und wieder deinen Motorradhelm

Fazit zur Herbstausfahrt

Hast du bis hierher mitgelesen? Wenn ja, dann fragst du bestimmt, warum du trotz aller Widrigkeiten nun doch im Herbst fahren solltest.

Ich verrate es: Weil du es kannst. Und musst. Im Herbst fahren ist halt ein wenig anders. Aber wer wird sich von einigen Wetterkapriolen, Traktorfahrern oder auch nur Bambi auf der Straße vom Motorradfahren abhalten lassen? Mit ein wenig Achtsamkeit steht einer schönen Motorradausfahrt im Herbst nichts entgegen.