Motorradfahren im Herbst

Jedes Jahr ist es irgendwie das gleiche. Die Sommerferien sind vorbei, der September auch. Irgendwann lässt dann der Sommer nach, die Tage werden kürzer. Es wird ein wenig kühler, das Wetter unbeständiger und eh du dich richtig umschaust, sind gar keine Motorräder mehr auf der Straße. Innerhalb allerkürzester Zeit ist die Saison vorbei und keiner fährt mehr.

Das ist schade. Gerade der Herbst eignet sich meiner Meinung nach hervorragend dazu, noch eine kurze Wochenendtour zu unternehmen. Natürlich bist du ein wenig eher in Gefahr, dass der Wettergott nicht mitspielt, dass du locker mal ein komplettes Wochenende im Regen herum fährst, aber andererseits hat eine Motorradtour im Herbst auch gewaltige Vorteile:

1. Herbstfahrten zeigen dir wunderschöne Landschaften

Ich bin ein bekennender Fan des Sommers, gebe ich gerne zu. Und die schönsten Momente auf Motorradtouren habe ich auch im Sommer „gesammelt“. Aber auch die etwas graue Jahreszeit bietet ihre eigenen wunderschönen Eindrücke.

Bist du schon mal auf einer baumbestandenen Allee durch den „goldenen Oktober“ gefahren. Rechts und links von dir das Laub in allen Schattierungen? Oder warst du mal im Herbst am frühen Morgen unterwegs, ein wenig Morgennebel, der sich erst im Laufe des Vormittags lichtet?

Ich habe diese Momente schon gehabt. Morgens los, als es gerade heller wurde, gleich in Richtung Schwarzwald gefahren und dann oben, auf einer Anhöhe einfach eine Zigarettenpause eingelegt. Natürlich ist es recht „schattig“, feuchtkalt und, wenn du nicht ordentlich angezogen bist auch unangenehm, dafür entschädigen dich die Eindrücke.

Deshalb: Auch als bekennender Sommerfreund solltest du kurz die Strandliege vergessen und einfach mal einen Tag im Herbst mitnehmen.

2. Lass deine Fahrerfahrungen nicht verkümmern

Den ganzen Sommer hindurch warst du mit dem Motorrad unterwegs. Du hast, vielleicht sogar schon ohne es zu merken, erhebliche Erfahrungen gesammelt. Diese solltest du nicht einfach verschwinden lassen, nur weil es gerade ein wenig kühler wird bei der Fahrt.

Es ist doch jedes Jahr das selbe. Im Frühjahr wird dein Motorrad ausgemottet, du setzt dich drauf, fährst eine Runde und stellst dann fest, wie wackelig und übervorsichtig du dich verhältst. Mit dem Motorradfahren ist es anders als mit dem Fahrradfahren. Du kannst es eben doch verlernen, wenn du zu lange nicht fährst. Und ein Winterhalbjahr ist halt doch eine lange Zeit. Viele haben ihr Motorrad auch gar nicht im Winter angemeldet, vielleicht gehörst du ja auch zu denen, die am 31. Oktober das letzte Mal fahren dürfen?

Wenn du jedoch auch noch den Herbst mitnimmst, so lange es eben geht, dann nutzt du deinem fahrerischen Können und sorgst dafür, dass du im Frühjahr, wenn die Saison wieder losgeht, weniger Startschwierigkeiten hast.

Deshalb: Fahr so lange es geht in den Herbst hinein, damit du im nächsten Frühjahr nicht bei Null wieder anfangen musst.

3. Nutze die touristenfreie Zeit

Ob jetzt Strandpromenade, Museum oder auch nur Wanderparkplatz. Wenn du im Sommer als Motorradfahrer zu den klassischen Touristenzielen unterwegs bist, wirst du nie alleine sein. Eher das Gegenteil tritt ein. Du bist eingeklemmt zwischen Legionen von anderen Touristen, welche halt auch ein wenig Erholung und Zerstreuung suchen. Das nervt teilweise erheblich.

Jetzt im Herbst ist der größte Trubel rum. Du kannst hinfahren wohin du möchtest, dort ein wenig die Sehenswürdigkeiten konsumieren und musst keine Angst haben, von den Massen überrollt zu werden. Du willst vielleicht ein Schloss besichtigen oder die Führung auf den Vogtsbauernhöfen im Schwarzwald mitmachen? Kein Problem. Die Parkplätze sind leerer (auch wenn dich das als Motorradfahrer nicht so kümmert), die Schlangen vor den Eintrittskassen kürzer und allgemein herrscht mehr Luft zum atmen um dich herum.

Deshalb: Nutze die Zeit, wo eben nicht an jedem Ziel Horden von Touristen bereits jede Ecke füllen.

4. Besuch ein Zwiebelkuchenfest

Genau. Wo auch immer du herkommst, gibt es vielleicht keine schönen Feste im Spätjahr. Bei mir schon. Insbesondere Zwiebelkuchen und „Neuer“ (Federweißer auf Hochdeutsch) sind jetzt praktisch überall zu finden. In praktisch jedem Dorf um mich herum gibt es von Ende September bis weit in den November hinein Unmengen von Festen aller Art.

Was spricht denn dagegen, mit dem Motorrad eine kurze Tour zu wagen und dabei die Augen nach einschlägigen Plakaten offen zu halten?. Genau. Nichts. Wenn du unterwegs bist und auf einem Plakat bemerkst, dass gerade heute zwei Dörfer weiter ein Kürbissuppenfest (ja, gibt es wirklich) stattfindet, was läge da näher, als dort einfach mal einzukehren. Das Motorrad abstellen, über das Fest schlendern und etwas heißes in den Bauch bekommen, bevor du wieder losfährst, ist doch eine feine Sache. Nutze die Möglichkeit, heimische Feste mit einer Motorradtour im Herbst zu verbinden.

Deshalb: Bei der Herbsttour auch ein wenig die Augen offen halten. Vielleicht ergeb sich Ziele ja unterwegs.

5. Nutze die Nebensaison

Ich war im Sommer mal in Südfrankreich auf dem Campingplatz. Der Platz war wirklich angenehm. Gute Ausstattung, perfekte Lage am Strand. Nur waren die Preise auch knackig. Bei über 40 Euro pro Nacht nur für Zelt und zwei Personen muss man sich schon einige Fragen stellen. Als ich dann dieses Jahr in der Vorsaison unterwegs war und bei keinem Campingplatz mehr als zehn Euro liegen lassen musste, hat es bei mir nochmal kräftig „Klick“ gemacht. Die Preise in der Nebensaison sind einfach besser.

Was läge also näher, als dein Motorradwochenende im Spätjahr zu verbringen. Der Herbst bietet viele schöne Tage. Und wenn du dann ein Wellnesswochenende im Schwarzwald für bescheidene 100 € bekommen kannst, warum dies nicht nutzen? Lange Ausschlafen, Frühstücksbuffet, dann den Tag durch ein wenig Motorrad fahren, danach zurück und in die Sauna. Hört sich doch gut an. Und das alles zu einem recht günstigen Preis, wenn man bedenkt, was solche Späßchen in der Hauptsaison kosten.

Gerade in der Zeit zwischen Spätsommer und der Wintersportsaison kann es sich lohnen, ein Wochenende mit dem Motorrad wegzufahren und dabei gleich noch einen super Hotelaufenthalt mitzunehmen.

Deshalb: Vergleiche mal die Angebote für Unterkünfte in der Nebensaison. Du kannst damit eine tolle Motorradtour für kleines Geld planen.

Also jetzt nur noch im Herbst Motorrad fahren?

Hört sich schon so an, wenn man du bis hierher gelesen hast. War aber ganz bestimmt nicht Ziel dieses Artikels. Mir fiel halt auf, dass pünktlich zum Sommerende praktisch keine Motorräder mehr auf den Straßen unterwegs sind. Und das ist schade. Gerade der Herbst bietet so viel, dass es eigentlich komplett falsch ist, sein Motorrad so früh in die Garage zu stellen.

Natürlich gebe ich zu, dass im Herbst einiges anders und nicht so schön ist. Unstetes Wetter, teilweise schlechte Straßenverhältnisse, Kälte und was weiß ich noch alles machen die Motorradtour „kompliziert“. Und der Spruch „es gibt kein schlechtes Wetter, nur falsche Kleidung“ ist meiner Meinung nach auch falsch, manchmal ist das Wetter einfach nur Mist. Andererseits hast du im Herbst viele Möglichkeiten, die dir im Hochsommer verwehrt bleiben.

Daher denke ich, du solltest vor dem Einmotten deines Motorrads auf jeden Fall mal noch eine Motorradtour machen und offen sein für die Eindrücke.