Anfängerfragen zum Motorrad #2

Der letzte Artikel mit drei einfachen Anfängerfragen ist jetzt knapp zwei Wochen her, tatsächlich war die Resonanz nicht schlecht, daher denke ich, da könnte ich doch nun den zweiten Teil veröffentlichen. Tatsächlich sind die drei vorgestellten Fragen heute wieder rein zufällig gewählt und ohne besonderen Schwerpunkt.

Noch mal die Idee hinter dieser Artikelserie: Fragen, deren Wissen von vielen eigentlich schon vorausgesetzt werden, die man sich aber nie so wirklich und konkret zu stellen traut. Solche Fragen greife ich hier auf und versuche, sie so kurz und einfach wie möglich zu beantworten.

Wen du der Meinung bist, eine ganz bestimmte Frage gehört hier in die nächste Version, gib mir bitte Bescheid, ist ja auch für mich einfacher, die Themenauswahl ein wenig besser vorgegeben zu bekommen. Auf jeden Fall ist ein wenig Feedback für mich auch angenehm.

Aber genug der Vorworte.

Was ist das Leistungsgewicht?

Lange Antwort:

Hast du schon einmal bei zwei Motorradfahrern mitgehört, die sich über die Leistung ihrer Maschinen unterhalten haben? Irgendwann ist dabei bestimmt auch mal das Wort „Leistungsgewicht“ gefallen. Und ob die zwei wussten von was sie reden, oder eher auch nicht (das Wort wird hin und wieder falsch verwendet), du solltest schon zumindest einigermaßen wissen, um was es bei dieser Angabe geht.

Das Leistungsgewicht ist eine Kenngröße, mit der sich Fahrzeuge und deren Leistungsfähigkeit vergleichen lassen. Zu diesem Zweck wird das Gewicht (in Kilogramm) durch die Leistung des Motorrads (in Kilowatt) geteilt. Als Ergebnis erhält man das Leistungsgewicht eines Fahrzeugs (nicht nur Motorrad).

Und was fängt man mit dieser Zahl an? Grundsätzlich

Beispiel:

Mein zweites Motorrad war eine Aprilia Pegaso. Diese hatte eine Leistung von 40 PS bei einem Gewicht von 200 kg. Die 40 Ps wandeln sich um in 29 kW. Nun ergibt unsere Rechnung: 200 kg Gewicht geteilt durch die 29 kW ergibt ein Leistungsgewicht von 6,89 kg/kW.

Mein Pkw (Ford Focus) hat bescheidene 1.390 kg Gewicht bei 85 kW. Dies macht dann ein Leistungsgewicht von etwa 16,3.

Und was fängt man jetzt mit diesen Zahlen an? Diese rein technische Zahl gibt einen Hinweis auf das theoretische Beschleunigungsvermögen eines Fahrzeugs. Auch wenn natürlich noch einige andere Faktoren eine Rolle dabei spielen, bekommt man hier schon mal einen Anhaltspunkt. Hier lässt sich also das (theoretische) Beschleunigungsvermögen eines Fahrzeugs vergleichen.

Kurze Antwort:

Das Leistungsgewicht ist eine Kennzahl, die sich aus dem Fahrzeuggewicht geteilt durch die Leistung in Kilowatt berechnet. Je kleiner diese Zahl, desto höher das Beschleunigungsvermögen eines Fahrzeugs.

Motorradreifen: Wann wechseln?

Lange Antwort:

Motorradreifen sind teuer. Sie sind deshalb teuer, weil ihre Haltbarkeit nur ein Bruchteil von der Haltbarkeit von Autoreifen beträgt. Deshalb ist es für Vielfahrer oft genug traurige Tatsache, dass zwei Sätze Reifen pro Saison fällig sind.

Aber wann ist denn ein Reifenwechsel notwendig?

Hier gibt es zwei Möglichkeiten. Entweder ist das Reifenprofil zu gering (der Reifen ist schlichtweg abgefahren), oder der Reifen ist einfach zu alt. Das dein Reifenprofil zu gering ist, wird wohl häufiger vorkommen. Zu gering ist die Profiltiefe am Motorradreifen, wenn in den Hauptprofilrillen eine Profiltiefe von weniger als 1,6 mm besteht.

Motorradreifen: Profiltiefenmessung am Hinterrad

Motorradreifen: Profiltiefenmessung am Hinterrad

Nur, wie soll man das messen? Und was ist die Hauptprofilrille? Die Hauptprofilrille ist heutzutage recht einfach zu finden. Hier hat dir die Industrie bereits ein wenig unter die Arme gegriffen. An jedem Motorradreifen findest du sogenannte TWIs (Thread Wear Indicator). Es handelt sich hierbei um kleine Erhöhungen in den Profilrillen, welche die Abnutzung des Reifens anzeigen. Die Idee ist, sobald der kleine Gummisteg in der Profilrille auf gleicher Höhe ist (also plan) wie das restliche Gummi drumherum, ist der Motorradreifen fällig. Gute Idee, passt aber nicht immer, da der TWI nicht immer genau 1,6mm hoch ist. Aber zumindest liegt er in der Hauptprofilrille. Dort wo ein TWI ist, kann man nachmessen, wie viel Restprofil tatsächlich übrig ist. Dazu nimmt man einen Messschieber (bei uns im Süden Schieblehre) und misst. Wer keine Schieblehre hat, nimmt einfach so ein Werbeteil, was es beim Reifenfritzen gibt. Reicht auch. Einfach messen, wenn die Profiltiefe unter 1,6mm ist, ist der Reifen fällig.

Die andere Möglichkeit, die einen zum Reifenwechsel zwingen könnte, ist das Reifenalter. Inzwischen gibt es durchaus Fahrer, die sind pro Jahr keine 1000 km mit ihrem Motorrad unterwegs. Bei einem langlebigen Tourenreifen kann es sein, dass dieser lockere zehn Jahre alt wird, bevor das Profil so weit abgenommen hat, dass ein Wechsel geboten wäre.

Dies ist aber ein Irrglaube. Wie alles andere auch, werden Motorradreifen älter. Und je älter sie werden, desto problematischer können sie werden. Motorradreifen bestehen aus Gummi, Gewebematten, manchmal Metallfäden und jeder Menge Chemie. Werden nun die Reifen älter, kann es sein, dass die Chemie (beispielsweise Weichmacher) sich verflüchtigt und nur bröseliges steinhartes Gummi übrig bleibt. Nun will ich nicht sagen, dass es unmöglich ist, damit zu fahren, ich habe es selbst schon bei einer Yamaha XJ600 getan, weil ich zu geizig war, die uralten Schlappen zu wechseln, so lange noch ein wenig Restprofil drauf war, aber ich gebe zu, dass die Fahreigenschaften (zumindest an meiner XJ600) sehr unter zu alten Reifen leiden. Die Gummimischung und damit auch die Haftfähigkeit des Reifens werden mit den Jahren nicht unbedingt besser.

Der ADAC rät, Autoreifen nach acht Jahren zu wechseln, Motorradreifen nach fünf bis sechs Jahren. Fünf Jahre sind meiner Meinung jetzt nicht unbedingt nötig, aber zehn Jahre sollte kein Reifensatz alt werden. Die Fahrsicherheit leidet, der Fahrspaß ebenso. Also rechtzeitig die Reifen wechseln, dann passt das.

Kurze Antwort:

Ein Reifenwechsel ist notwendig, wenn die Mindestprofiltiefe der Hauptprofilrillen unter 1,6mm fällt oder das Reifenalter sechs bis acht Jahre übersteigt.

Motorradbatterie: mit dem Auto überbrücken?

Lange Antwort:

Motorradbatterie überbrücken

Motorradbatterie überbrücken

Bist du auch schon mal im Frühjahr, als es endlich warm wurde, vor deiner Maschine gestanden, hast den Starter gedrückt und es kam… nichts? Irgendwie ist mir das schon oft passiert. Sei es, weil ich im Winter eben nicht mehr so viel fahre, sei es weil ich die Pflege von Motorradbatterien ein wenig vernachlässigt habe. Ist halt so. Oft genug ist die Motorradbatterie tot.

Die Frage, die ich schon hin und wieder gehört habe, lautet: Kann ich eine Motorradbatterie mit einer Autobatterie überbrücken? Und wenn ja, was ist zu beachten?

Nun habe ich schon von einem befreundeten Kfz-Mechaniker mal einen ausgezeichneten Kurzvortrag angehört, wie man ein Fahrzeug perfekt überbrückt. Welcher Pol als erstes verbunden werden sollte, ob das Licht ein- oder ausgeschaltet sein muss, Ob der Motor des „Spenderfahrzeugs“ laufen muss und alles mögliche sonst noch.

Nun mache ich mir bestimmt keine Freude, wenn ich sage: Alles wurscht. Mag sein, dass ich bislang nur Glück hatte, aber ich habe es mit einfach gemacht. Rotes Kabel an den Pluspol, schwarzes Kabel an den Minuspol, dann einfach ein wenig orgeln. Das wars. Keine langen Erklärungen, keine Probleme. Einfach anhängen und starten.

Kurze Antwort:

Natürlich kann man mit dem Auto ein Motorrad überbrücken. Rote Kabel an die Pluspole, schwarze Kabel an die Minuspole, danach starten. Ganz einfach.