Junior ist fertig wegen der Hitze

Alpentour 2015

Oder: was passiert, wenn mein Sohn das Kommando übernimmt.

Die Idee hinter der Motorradtour

Mein kleiner Sohn hat zum Jahresanfang eine interessante Ansage gemacht: Er würde gerne mal wieder mit Papa einige Tage auf dem Motorrad wegfahren. Aber dies nur dann, wenn er dieses Mal bestimmen dürfe, wohin wir wann fahren. Der Vorschlag wurde von Schatzi mit einer gewissen Begeisterung aufgenommen… ist ja gut, möglichst früh die Kinder in solche Entscheidungen einzubinden.

Nun ja. Ich war nur mäßig begeistert. Es ist halt nun mal so, dass ich nicht erwarte, dass sich Junior intensiv mit den Zielen für Motorradtouren in Mitteleuropa so umfassend auskennt. Aber gut dachte ich mir, vielleicht ist da noch etwas zu lernen.

Vorbereitungen

Also gut. Zeitpunkt stand fest, nämlich die Sommerferien 2015. Ein wenig wegzufahren wäre auch nicht schlecht, egal wohin. Immerhin waren die Temperaturen schon bei über 30° C, es sollte warm bleiben und wärmer werden. Somit war die Aussicht, ein paar Tage runter ans Meer zu fahren, recht attraktiv.

Mein Sohn hatte sich aber auch schon seine Gedanken gemacht. Er hatte sich nämlich auch schon überlegt, dass es ein wenig warm wäre. Daher war er zu dem Entschluss gekommen, wir mögen doch in die Alpen fahren. Die französischen Alpen hatte er schon kennengelernt, also wollte er diesmal in die schweizer Alpen oder wenn möglich in Richtung Österreich.

Nun lag es an mir, eine genauere Ecke festzulegen, die unser Ziel werden könnte. Ich dachte mir, wenn schon Schweiz oder Österreich, dann könnte ich doch mal wieder in die Nähe von Samnaun fahren. Dort günstig Tanken, in der Nähe ein Campingplatz. Dort wollte ich dann weiter sehen.

Abfahrt, Tag 1

Wir haben bereits im Vorfeld das meiste gepackt, die Motorradkoffer enthalten sowieso immer die vorbereitete Campingausrüstung, so kann es am Morgen bald losgehen. Junior hat ja inzwischen Sommerferien, somit können wir unsere Tour auch an einem normalen Wochentag beginnen. Noch ein ordentliches Frühstück, dann geht’s los. Oder sollte es eigentlich.

Eine kleine Krise vor Abfahrt: Zwar hat Junior einen Satz Motorradbekleidung, irgendwie sind seine Handschuhe aber im letzten dreiviertel Jahr geschrumpft, seit er das letzte Mal mit mir auf dem Motorrad unterwegs war. Einfacher wird es nicht gerade dadurch, dass es sich bei seinen Handschuhen um, wie ich inzwischen herausgefunden habe, Murks handelt. Mein Sohn ist tapfer, er zwängt sich in die Handschuhe und los geht’s.

Als erstes ist Kilometerfressen angesagt. Immerhin wollen wir heute noch mitten in die Alpen kommen. Ich lenke die BMW auf die A5 in Richtung Süden. Knapp eine Stunde, dann sind wir schon am Grenzübergang bei Basel. Hier tue ich mal was ganz illegales, ich verzichte darauf, eine Autobahnvignette zu erwerben. Ich gehe das Risiko ein und fahre ohne Aufkleber auf der Autobahn durch die Schweiz.

Kurz nach Basel gleich noch auftanken, in der Schweiz ists ja günstiger als bei uns. Dann geht’s weiter über die A3, bis wir schließlich die Autobahn in Bad Ragaz (toller Name, hat was) verlassen. Die Temperaturen halten, was der Hochsommer verspricht. Nach den drei Stunden auf der Autobahn haben weder mein Sohn, noch ich selbst haben noch großartig Lust, die Sonne zu „genießen“.

Von der Autobahn herunter weiter in Richtung Davos. Und schon sind wir mitten in den Alpen. Es geht bergauf. Schon die Fahrt nach Davos durch das Tal ist schön, nach dem Ort die Auffahrt zum Flüelapass noch schöner. Und, Überraschung. Die unerträgliche Hitze hat abgenommen, oben hat es angenehme Temperaturen. Sowohl mein Sohn als auch ich können endlich aufatmen.

Den Pass auf der anderen Seite wieder herunter, danach einfach dem Tal folgen. Schöne Ecke um Motorrad zu fahren, das Ziel ist in greifbarer Nähe. Wir schlängeln uns die B27 entlang, haben dabei auch noch Glück. Wenig Verkehr. Bald kommt die Grenze zu Österreich in Sicht, ein gelangweilter Zöllner winkt uns glatt durch. Mein Ziel für den heutigen Nachmittag steht fest. Ich möchte gerne auf den Campingplatz bei Pfunds (Via Claudiasee). Den kenne ich schon seit einiger Zeit, ist zwar in den Augen anderer ein wenig verbesserungsbedürftig, mir gefällt er aber.

Der Campingplatz ist schnell erreicht, Anmeldung dauert keine 10 Minuten, dann werden wir auf die Zeltwiese geschickt, wir sollen uns einfach selbst ein Plätzchen suchen. Klappt doch schon mal recht gut. Mein Kleiner ist auch begeistert, hat er doch innerhalb von Sekunden den Badesee entdeckt. Während ich absattle, erklärt er mir, er werde auch gleich mithelfen, aber am besten wäre es, er würde erst mal unsere Möglichkeiten hier erkunden. Dies trägt er mit großem Ernst vor. Nach bevor ich auch nur die Stirn runzeln kann, hat er seine Motorradsachen abgelegt und rennt in seinen Shorts zum Badesee. Er hat sich ja zu der Aufgabe bekannt, hier alles zu erkunden. Papa kann ja in der Zeit schon mal das Zelt aufbauen und was es sonst so gibt…

Und Papa versteht. Ich mache mich daran alles auszuräumen, das Zelt einswchließlich Bodenplane aufzustellen, Schlafsäcke zu richten und Isomatten auszubreiten und erkunde schließlich (immer noch in Motorradleder) den restlichen Campingplatz.

Dieser ist schon ein wenig anders. Idyllisch gelegen aber irgendwie improvisiert. Das Sanitärgebäude besteht aus einem Duschcontainer, zum Geschirrwaschen hat man unter einem Pavillon eine Art Sommerküche aufgestellt, der Kiosk vor Ort ist recht übersichtlich. Passt aber trotzdem. Mir gefällt es hier. Muss ja nicht immer Luxus pur sein.

Nach einer Stunde schaffe ich es schließlich, meinen Sohn wieder zu finden (klar, mitten im See), er verspürt eher wenig Lust, sich noch auf den Weg zur Nahrungsbeschaffung zu machen. Immerhin erhalte ich die Erlaubnis, das Abendessen nach meinen Wünschen auszusuchen und zu kaufen (großzügig, oder?). Also noch kurz in den Ort und im dortigen Supermarkt das Notwendige eingekauft.

Der Abend findet seinen Ausklang mit Nudeln und Soße (für mich noch zwei Dosen Bier). Vorteil von Camping in den Alpen: keine Stechmücken und angenehm kühl.

Tag 2

Der nächste Morgen bricht an, ich wache zeitig auf, Junior hat wohl beschlossen, noch ein wenig auszuschlafen. Irgendwie verkehrte Welt. Zu Hause ist es genau umgekehrt. Na ja. Ich habe zum Glück gestern auch an Frühstück gedacht.

Ich gönne mir meinen Instant-Kaffee, der Kleine schlürft seinen Schoki. Wir machen uns Gedanken über den weiteren Verlauf, ich werde gleich mal überrascht. Irgendwie hat sich mein Sohn von meiner Frau anstecken lassen: WIR wollen (aha: wir) heute erst was besichtigen. Dann wollen wir die Berge verlassen, hier ist es nämlich Abends doch zu kühl. Daher wollen wir runter ans Meer. Aber nicht nach Südfrankreich, sondern nach Italien an die Adria (woher kennt er dieses Wort?).

Nur gut, dass ich ausreichend darüber belehrt werde, was wir (also auch ich) wollen. Ich wende ein, dass die Adria jetzt nicht gerade um die Ecke liegt, dass Junior mir ursprünglich mitgeteilt hat, in die Berge zu wollen, dass ich mich auf dem Weg in die Adria nicht auskenne und nicht einmal passende Landkarten dabei habe. Nützt nur nichts. Er erinnert mich an meine Zusage. Nun gut. Ein Mann ein Wort.

Also gut. An der Adria war ich ja auch noch nie. Und auch wenn ich mich nicht auskenne, so schwer kann das nicht sein, einfach nach Südosten von uns aus, das muss dann irgendwie klappen.

Das Zelt wird in Windeseile abgebaut (diesmal bestehe ich auf aktive Hilfe), die Maschine wieder beladen, dann geht es los. Was wir anschauen könnten, habe ich auch schon überlegt und bin zu einer Lösung gekommen.

Wir brummeln noch kurz rüber nach Samnaun, tanken die BMW voll (ich schnappe noch eine Stange Zigaretten, wenn wir schon da sind), dann geht es erstmal zum Reschenpass. Unterwegs kommen wir an der Festung Nauders vorbei. Das wäre doch was, hier gibt’s ja auch Besichtigungen. Sofort angehalten (gar nicht so einfach, ist gerade eine Großbaustelle) und den Aushang geprüft. Besichtigungen gibt’s erst wieder Übermorgen. Kurz mit meinem Kapitän beratschlagt, er möchte weder hier in der Gegend warten, noch zurückkehren. Er möchte ans Meer.

Also gut, ist ja noch ein Stückchen. Wir fahren weiter zum Reschenpass. Viel Verkehr, wir kommen nur Stück für Stück an den Lkw vorbei. Oben spare ich mir das obligatorische Foto (wie oft wurde der Kirchturm im See eigentlich schon geknipst?), wir rollen weiter in Richtung Süden, Meran ist mal mein Etappenziel.

Ach ja, willkommen in Italien. Irgendwie hat sich das mein Kleiner glaube ich ein wenig anders vorgestellt. Die Temperaturen sind backofenähnlich, der Verkehr grausam (typisch italienisch mit wenig Möglichkeiten, einfach zuzufahren) und allgemein die Stimmung geknickt. Ich bin angenervt über den Masterplan „Meer“, der Kleine entsetzt über Temperaturen. Italien hat er sich ein wenig anders vorgestellt.

Kurz nach Meran brauche ich eine Pause. Ich bin einfach fertig, die Temperaturen von gut über 30° fordern ihren Tribut. Fabian stellt die Frage aller Frage, ich habe irgendwie schon damit gerechnet: „Wie weit ists noch? Sind wir bald da?“

Ich erkläre ihm die Realitäten (wir haben für 80 km bis hierher lockere 2,5 Stunden gebraucht), teile ihm auch meine Schätzungen mit (keine Ahnung wie weit, rechne aber damit, dass wir den ganzen Tag so unterwegs sein werden). Er setzt sich in den Schatten, runzelt die Stirn und kommt schließlich zu einer Entscheidung. Es ist ihm hier zu warm (aha, wirklich?), das Meer wäre ja schön, ist aber zu weit (kann man drüber streiten) und sowieso hat er sich das anders vorgestellt (wer nicht?). Er will wieder irgendwohin wo es nicht so warm ist. Es dauert nur eine Sekunde, dann wird mein Hals dick. Zurück in die Alpen? Nein erklärt er. Bayern wäre doch toll. Dort ists nicht so warm wie in Italien. Ich verkneife mir, ihm die Sache mit Klimazonen und Pauschalisierungen zu erklären. Er will nach Bayern? Gut, kein Problem. Tatsächlich nicht. Immerhin weiß ich, wo ich da hinfahren muss.

Wir wenden. Der Kürzeste Weg nach Bayern führt über Österreich. Ich peile den Abschnitt zwischen Mittenwald und Kochelsee als grobes Ziel an, wir brummeln los.

Tatsächlich geht es in die andere Richtung sogar recht gut voran. Ist schon ein wenig unheimlich. Acu Fabian ist zufrieden, wird es doch schnell wieder angenehmer zu fahren, sobald wir aus Südtirol raus sind. Gleich wieder rein in die Berge, rüber nach Österreich. Innsbruck ist recht schnell durchquert. Großstädte gefallen ihm so wenig wie mir, nochmals einen Berg rauf und runter und schon sind wir wieder in Deutschland, besser gesagt in Bayern.

Inzwischen haben wir heute schon beschauliche 300 km zurück gelegt bei insgesamt widrigen Umständen, der Nachmittag ist angebrochen. Macht aber nichts, immerhin haben wir beide ein konkretes Ziel vor Augen. Es dauert nicht allzu lange, dann haben wir die Ortschaft Kochel am See erreicht.

Am Bahnhof ist die typische Touristeninfotafel, es sind sogar zwei Campingplätze in der Nähe eingezeichnet. Gleich mal antelefonieren. Nummer eins erweist sich als Reinfall, kein Plätzchen für ein Zelt mit zwei Personen. Wo gibt’s denn so was? Eigentlich ist immer Platz für ein kleines Zelt. Campingplatz Nummer zwei ist auch nicht besser, hat aber für uns noch den Tipp, wir mögen doch noch ein Stückchen weiter fahren, am Riedsee (in der gleichnamigen Ortschaft) existiert noch ein Campingplatz, dort könnte noch Platz sein. Der Tag hat sich inzwischen schon hingezogen, wir beide haben schon die Schnauze voll. Ich fackle nicht lange, ein Anruf… ja Platz ist noch da… kommen sie vorbei… dann geht’s gleich weiter. Mir tut inzwischen der Allerwerteste weh.

Der Campingplatz ist schnell erreicht, ich bin positiv überrascht. Der direkt dabei liegende Badesee ist gut besucht, der Campingplatz dagegen nur sehr wenig belegt. Außer uns beiden noch eine Gruppe von jungen Leuten, die feiern, sonst nur einige Rentner-Dauercamper. Wir haben die Zeltwiese für uns alleine. Nur eines stört. Der Kiosk am Zeltplatz hat bereits zu, die angeschlossene Gaststätte würde für uns noch ein wenig offen bleiben, dann aber auch schließen. Ich stutze. Es ist gerade mal sechs Uhr abends. Ein wenig früh, um die Gaststätte zu schließen, denke ich. Aber da liege ich falsch. Außer uns beiden will hier wohl keiner bleiben und essen.

Also noch kurz in die nächste Ortschaft und mit Nahrung eindecken. Hier finde ich ums Verrecken keinen Supermarkt, jedoch gibt es direkt in der Ortsmitte eine Art Feinkostgeschäft mit regionalen Spezialitäten. Nicht schlecht. Ich greife ein wenig tiefer in die Tasche, dafür können wir heute Abend mal wieder richtig lecker tafeln.

Der Abend klingt recht still aus. Der Kleine planscht noch ein Stündchen im See, ich gönne mir zwei Bier vor dem Zelt. Selbst die feierwütigen Youngster auf der anderen Zeltwiese sind eigentlich recht unauffällig.

Tag 3

Den heutigen Tag beginnen wir recht gemütlich. Die gestrige Tagesetappe war, was die Kilometerleistung angeht, eigentlich recht bescheiden, trotzdem waren wir durch die Hitze recht geschlaucht. Heute gehen wir es langsam an. Nach dem Frühstück planscht der Kleine noch im See, anschließend gibt er mir die Tagesbefehle. Immerhin habe ich ja versprochen, im Urlaub nur dorthin zu fahren, wo er möchte.

Wir wollen uns so nach und nach in Richtung Sinsheim halten. Dort gibt es das Technikmuseum. Das will er anschauen.

Nun gut, erst mal kein Problem. In die Richtung waren wir noch nicht, das passt. Wir trödeln den restlichen Vormittag herum und machen uns dann auf den Weg, bevor die Temperaturen zu hoch steigen.

Inzwischen stelle ich bei Junior etwas seltsames fest. Trotz der hohen Temperaturen nimmt er nichteinmal mehr seinen Helm ab. Als ich ihn bei der nächsten Pause darauf anspreche, kommt eine verblüffende Erklärung. Eigentlich wolle er ja seinen Helm abnehmen, muss aber zum wiederaufsetzen seine Handschuhe ausziehen. Die bekommt er aber ganz schlecht an. Da nimmt er lieber die Unbequemlichkeit des Helms auf sich.

Hmmm… das geht eigentlich gar nicht. Tatsächlich hat er bereits die ganze Tour durch seine Handschuhe moniert. Waren jetzt auch nicht unbedingt die Top-Modelle. Also nicht lange gefackelt. Wir sind ja in der BRD, da kann ich mit dem Smartphone ohne Probleme nach passenden Läden suchen. Kurz geguckt, der nächste Hein-Gericke-Shop ist sogar an unserem Weg. Dort eingelaufen (oh Gott, Klimaanlage), dem Verkäufer unser Anliegen erklärt, innerhalb von zehn Minuten sind wir mit einem neuen Paar Handschuhe für den Kleinen wieder rausgelaufen. Keine speziellen Kinderhandschuhe, sondern „richtige“ in Größe XS. Und auf einmal klappt das alles.

Wir brummeln weiter gemütlich quer durch Bayern, halten uns abseits von Hauptverkehrsstraßen, genießen das Gefühl, nichts besonderes geplant zu haben. Unser Weg führt uns einfach mal grob in Richtung Nordost, der Großraum Stuttgart weiträumig umfahren. Nachdem wir am Nachmittag lockere dreieinhalb Stunden hinter uns gebracht haben, haben wir beide keinen Bock mehr.

Wir suchen uns diesmal frühzeitig eine Übernachtungsmöglichkeit. In Neckarzimmern gibt es den Campingplatz Cimbria. Der auf jeden Fall luxuriöser als unsere bisherigen Unterkünfte, Fabian hat bereits den Pool dort für sich entdeckt. Hier gibt es auch eine nette Gaststätte, heute gönnen wir uns ein Abendessen, was nicht selbst gekocht ist. Wir erkunden noch ein wenig den Zeltplatz und gönnen uns dann ein wenig Ruhe. Immerhin haben wir ja für morgen konkrete Pläne.

Tag 4

Wir kriechen recht früh aus dem Bett. Bei der Rezeption habe ich gestern Abend noch ein paar Brötchen vorbestellt, wir können beim Frühstück schlemmen wie die Könige. Anschließend sehen wir zu, dass wir unseren Krempel gepackt bekommen. Das klappt inzwischen wie am Schnürchen. Wir sind ein eingespieltes Team.

Der Tag versprich heiß zu werden, daher brechen wir gleich auf. Sinsheim ist nur noch eine gute halbe Stunde entfernt, wir wollen endlich dieses Technikmuseum betreten. Wir waren hier noch nie. Ich bin daher ein wenig überrascht als ich diese Anlage sehe. Mehrere Großparkplätze umsäumen das riesige Gelände. Ich bin beeindruckt. Der Eintrittspreis (für uns beide etwas mehr als 30 €) geht eigentlich auch. Es kann also losgehen.

Oder halt. Doch nicht. Vor allem müssen wir noch unbedingt so viel wie möglich von unseren Motorradklamotten versorgen. Wir sind hier im vollen Ornat eingelaufen und die Temperaturen bewegen sich schon (immerhin ist es noch vor Mittag) auf die 30° zu, Tendenz steigend. Schließlich finden wir eine Wand mit Schließfächern. Wir rüsten erleichtert ab. Und dann wird es interessant. Jeder kennt noch „Tetris“ von früher. Das müssen wir jetzt auch spielen. Zwei Jacken, zwei Helme, den Tankrucksack, Nierengurt und Handschuhe. Alles soll in das Schließfach. Dann beginnen wir mit der Erkundung des Technikmuseums.

Was soll ich sagen. Alles recht beeindruckend, hier können wir locker einen Tag verbringen. Tun wir auch. Während Junior alles mit großen Augen bestaunt schlurfe ich ihm schwitzend hinterher. Flugzeuge auf dem Hallendach machen mich nicht so an, immerhin brennt die Sonne gnadenlos herunter. Den Kleinen hält so etwas nicht ab. Die Militariaausstellung findet er faszinierend, ich kann mich mehr mit den prähistorischen Fahrzeugen anfreunden. Und die Hallen sind immer noch nicht klimatisiert…

Am späten Nachmittag wird der Kleine schließlich unruhig. Hunger, Durst und das Gefühl, jetzt keine neuen Eindrücke mehr aufnehmen zu können, machen ihm (und wenn ich ehrlich bin, auch mir) zu schaffen. Schließlich retten wir uns ins dortige Bistro. Dann halten wir Rat.

Junior teilt mir mit, er habe jetzt genug gesehen, er möchte nach Hause. Mir ist es ehrlich gesagt wurscht, ich will nur Abkühlung, egal wie. Also ist die Entscheidung schnell gefallen, wir ziehen auf der Autobahn durch bis heim.

Kurz auf die Autobahn, zweieinhalb Stunden geradeaus, schließlich sind wir endlich angekommen. Total fertig stelle ich mich daheim endlich unter eine kalte Dusche und ziehe für mich persönlich Bilanz.

Fazit

Urlaub mit meinem Sohn: ja, jederzeit. Den Kleinen das Ziel bestimmen lassen: niemals wieder.

Insgesamt bleibt für mich die Erkenntnis, dass es besser gewesen wäre, für meinen Kleinen die Entscheidungen über das Tagesprogramm und das Ziel unserer Tour festzulegen. Schon alleine mangelnde geografische Kenntnisse machen den Versuch, den Kleinen das Ziel der Motorradreise bestimmen zu lassen, zu einem Albtraum. Hätte ich mich selbst um die komplette Tourplanung gekümmert, wäre uns das eine oder andere erspart geblieben.

Ihm selbst hat es auch nicht so gut gefallen. Er fand, die Zeit auf dem Motorrad war zu lang und zu anstrengend, die „Sehenswürdigkeiten“ zu wenige und die Temperaturen zu hoch. An letzterem kann ich auch unter besten Umständen nichts ändern, aber ein paar Attraktionen abzuklappern und ein wenig gemütlicher zu machen, das hätte ich bei entsprechender Planung durchaus hinbekommen.

Also fürs Jahr 2016 der Vorsatz: Das nächste Mal plane wieder ich.