Motorradkette nachspannen

In letzter Zeit bin ich wieder etwas häufiger zum Fahren gekommen. Daher waren dann auch mal wieder einige kleinere Wartungsarbeiten fällig, unter anderem das Nachspannen der Motorradkette an meiner BMW. Gute Gelegenheit, eine Schritt-für-Schritt-Anleitung zum Spannen der Kette zu tippen.

Dieser kleine Guide ist recht allgemein gehalten. Die Grundlagen beim Nachspannen der Kette sind bei fast jedem Motorrad gleich, mag sein, dass sich die Details unterscheiden, aber das meiste ist selbsterklärend. Ich habe das bei meiner BMW F800GS erledigt, bei der Suzuki meiner Frau funktioniert das recht ähnlich. Wenn nötig, kann ich auch Anfragen beantworten.

Wann muss eine Kette nachgespannt werden?

Ganz klar: Wenn sie zu locker ist.

Im Ernst:

Eine zu lockere Motorradkette bemerkt man am einfachsten während der Fahrt. Wenn sie „schlägt“, d.h. wenn gewisse Lastwechselreaktionen kommen und sich mit der Zeit verstärken, wäre es angebracht, einmal die Kettenspannung zu überprüfen (siehe HIER).

Noch mal ganz kurz zum Thema Kettenspannung checken:

Am besten zu zweit an die Sache herangehen, insbesondere wenn man noch kein Gefühl für die Sache hat. Dann setzt sich einer auf die Maschine, der andere drückt die Unterseite der Motorradkette nach oben, mehr als zwei Daumenbreit sollte sich die Kette nicht nach oben drücken lassen. Modellabhängige Unterschiede zwischen einzelnen Motorradmodellen bestehen hier natürlich schon. Ein Blick ins Handbuch hilft dabei.

Und wie spanne ich die Kette am Motorrad nach?

Schritt 1:

Notwendige Werkzeuge zum Spannen der Motorradkette

Werkzeugauswahl zum Kettenspannen. Handschuhe, zwei Schraubenschlüssel und zur Sicherheit noch eine Dose WD40 (hilft gegen alles)

Werkzeuge richten.

Benötigt wird ein „großer“ Schraubenschlüssel, um die Achse am Hinterrad der Maschine zu lockern. Weiterhin braucht es einen „kleineren“ Schraubenschlüssel, um den Kettenspanner als solches zu bewegen. Zusätzlich würde ich mir noch einen Lappen sowie ein paar Handschuhe richten.

Schritt 2:

Wenn möglich, das Motorrad mal kurz reinigen. Die Kette ist immer ein wenig fettig (oder sollte es zumindest sein). Wenn möglich dann die Maschine auf den Hauptständer aufbocken, geht zwar auch auf dem Seitenständer, so wird die Sache aber ein wenig leichter.

Schritt 3:

Die Kettenspannung wird verändert, indem das Hinterrad verschoben wird. Die Hinterradachse in Richtung Motor bewegen… Kette wird locker. Hinterradachse vom Motor wegbewegen… Kette wird gespannt.

Hinterradachsmutter wird gelöst

Die Mutter der Hinterradachse ist zu lösen

Um das Hinterrad bewegen zu können, lösen wir mit dem passenden Schraubenschlüssel (bei mir wars ein 24er) die Achsmutter. Man muss die Mutter nicht ganz wegschrauben, einfach ein paar Umdrehungen öffnen reicht hier schon vollständig.

Schritt 4:

Jetzt geht’s ans eingemachte. In aller Regel haben wir, egal bei welchem Motorrad eine Schraube sowie eine Schraubensicherung (meist eine Kontermutter). So oder so, wir lösen die Kontermutter ein wenig, damit wir schrauben können. Hier kann man noch freihändig vorgehen.

Jetzt wird’s schon etwas diffiziler. Man bewege nun die Einstellschraube, Stück für Stück. Dabei kleinschrittig vorgehen und WICHTIG: Merke, wieviel gedreht wird.

Kette wird mittels Stellschraube nachgespannt

Das eigentliche Spannen der Kette mit Stellschraube

Beispiel:

Bei mir handelt es sich um eine Sechskantschraube, mit der ich die Kettenspannung verändere. Jetzt drehe ich den Schraubenschlüssel genau drei „Felder“ des Sechskantkopfes weiter. Das ganze wiederhole ich GENAU SO auf der anderen Seite. Hier nicht schlampen, sonst sitzt am Ende das Hinterrad schräg.

Merke hierbei:

Es reichen schon sehr kleine Bewegungen an der Einstellschraube, um eine recht große Wirkung zu erzielen. Nicht gleich mal drei ganze Umdrehungen machen, weniger ist oft mehr. Da das Rad frei hängt, täuscht man sich leicht mal was die Kettenspannung angeht.

Schritt 5:

nach dem Nachspannen der Kette wieder mittels Mutter sichern

Kontermutter festziehen nicht vergessen

Kontermutter festziehen. Nur so wird verhindert, dass sich da mit der Zeit wieder etwas verändert. Dabei bedenken: nicht mit Brachialgewalt auf die Schraubensicherung losgehen, handfest reicht meistens. Anschließend die Achsmutter wieder festziehen. Hier kann schon ein wenig mehr Kraft aufgewandt werden, schließlich soll das Teil auch halten. Glück hat, wer einen Drehmomentschlüssel besitzt und auch die notwendigen Anzugsdrehmomente kennt. Ansonsten, einfach festdrehen.

Schritt 6:

Kettenspannung prüfen. Und zwar richtig. Die Kette darf auf keinen Fall zu fest sitzen, eher ein wenig lockerer lassen. Das ganze mit beladenem Motorrad testen. Ist die Kette zu stark angespannt, nutzen sich Kette und Kettenrad, eventuell sogar das Ausgangslager (vorne am Getriebe) sehr stark ab.

Prüfung der Kettenspannung

Nach der Arbeit nochmals Kettenspannung prüfen. Hier ist die Kette zu stark gespannt, also wieder etwas zurückdrehen.

Also: nochmal prüfen.

Schritt 7:

Probefahrt machen. Passt alles? Wenn ja, ist gut, wenn nein, nochmals probieren.

Epilog:

Die Kette sollte nun gespannt sein. Bei mir dauerte dies etwa 15 Minuten, einschließlich Werkzeug richten und hinterher noch alles verräumen und Hände waschen. Andererseits habe ich auch eine recht „unverbaute“ Maschine. Die BMW hat auch den Vorteil, dass dort noch nichts „vermurkst“ ist, alle Schrauben und Gewinde funktionieren noch recht gut.

Und nun habe ich auch wieder Ruhe für die nächsten paar Tausend Kilometer.

Muss jemand öfter nachspannen? Oder gar nicht zwischen den Inspektionsintervallen?