Motorradkette

Die Motorradkette

Allgemeines zur Kette am Motorrad

Eines der wichtigsten und gleichzeitig am wenigsten beachteten Teile eines Motorrads ist die Kette. Sie sorgt dafür, dass die vom Motor abgegebene Leistung auch zum Hinterrad weitergeleitet wird. Dabei wirken enorme Kräfte, welche (mit möglichst wenig Spiel) sang- und klanglos weitergegeben werden, wobei die Kette im Idealfall nicht rasseln, scheppern oder schlagen sollte. Eine Motorradkette führt dabei ein hartes Leben. Sie ist Wind und Wetter, Wasser und Streusalz ungeschützt ausgesetzt, wird von vielen praktisch nicht gepflegt und soll dabei am besten noch ewig halten. Das klappt so nicht immer.

Früher gab es lediglich die Standart-Rollenkette. Ein reines Stahlteil, welches über Ritzel und Kettenrad läuft. Die ganze Kette musste mit besonderer Sorgfalt regelmäßig gereinigt, abgebaut und in ein Fettbad gelegt werden, um den „natürlichen“ Verschleiß in Grenzen zu halten. Nach einer längeren Regenfahrt war ein komplettes Einfetten fast schon Pflichtprogramm. Einfache Fahrradketten fallen beispielsweise in diese Kategorie.

Die nächste Stufe der Entwicklung sind sogenannte O-Ring Ketten (inzwischen gibt es auch X-, Z- und W-Ring-Ketten). Bei diesen Ketten ist zwischen Hülsen, Rollen und Nietbolzen eine kleine Fettpackung eingebracht. Diese O-Ringe (es handelt sich dabei um kleine Dichtungen) sorgen dann dafür, dass diese „Fettpackung“ auch genau dort bleibt, wo sie bleiben soll, dass kein Regenwasser das Fett herauswaschen kann. Ergebnis ist dann eine Motorradkette mit wesentlich höherer Laufleistung als früher. Ein Abnehmen der Kette vom Motorrad zum Einlegen in ein Fettbad kann man sich damit sparen.

Auch wenn also inzwischen die „große“ Wartung an der Motorradkette nicht mehr notwendig ist, gehören kleinere Wartungs- und Pflegearbeiten immer noch dazu. Wer glaubt, darauf verzichten zu können, der wird wohl seine Kette alle zehn- bis fünfzehntausend Kilometer auswechseln können, wobei eine einigermaßen ordentlich gewartete Kette leicht die doppelte Lebensdauer erreicht. Die regelmäßige Schmierung mit einem Scottoiler oder ähnlichem erweitert die maximale Kilometerleistung der Motorradkette noch mehr.

Welche Arbeiten sind an einer Kette denn nun notwendig? Für Die grundlegendsten Arbeiten (Schmieren und Durchhang prüfen) sind genau zwei Dinge notwendig:

Schraubenzieher und eine Dose Kettenspray

Die wichtigsten Werkzeuge für die Kettenwartung: ein Schraubenzieher und eine Dose Kettenspray

Ein Schraubenzieher (zur Vermeidung dreckiger Finger) und Kettenspray (zum Schmieren):

 

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Kette mit Kettenspray einsprühen

Das Schmieren der Motorradkette

Zunächst einmal ist die Kette regelmäßig zu schmieren. Auch wenn eine O-Ring-Kette „Fettpackungen“ im Ketteninneren aufweist, welche auch „drin“ bleiben, kann das Teil von außen doch noch rosten und gammeln. Weiterhin wird durch regelmäßiges Schmieren von außen die Geräuschentwicklung (das störende rasseln) erheblich verringert werden. Eine Schmierung mittels Kettenspray bietet sich dabei an.

Die Arbeit ist im Grunde ganz einfach. Die Maschine (soweit möglich) aufbocken, mit dem Spray aus einer Entfernung von 10-20 cm von innen (!) auf die Kette sprühen, dabei aufpassen, dass man damit nicht den Reifen einsaut. Am besten dabei mehr als einen Durchgang machen. Dann noch mal kurz von außen einsprühen, danach abwarten. Eine halbe Stunde sollte man dem Kettenfett dann schon gönnen, damit es (quasi von alleine) in alle Zwischenräume kriechen kann. Fertig.

Als kleiner Tipp:

Es ist nicht wichtig, ob man das Fett auf Felge oder Kunststoffteile bekommt, das Zeug sollte sich neutral verhalten. Sauerei kann man jedoch vermeiden, wenn man einfach ein Stück Pappe zwischen Hinterrad und Kette stellt. So saut nichts ein.

Für Geldsparer:

Auch wenn jetzt eingefleischte Motorradfahrer gleich einen Herzkoller bekommen: Man muss nicht unbedingt mit Kettenspray arbeiten. Ich habe (an einer uralt-Maschine, die ich für zwei Jahre für den Weg zur Arbeit nutzte) schon zum Schmieren der Motorradkette schlichtweg Altöl verwendet. Einfach in einen alten Becher ein wenig von der schwarzen Tunke einfüllen und dann mit einem alten Pinsel innen auf die Motorradkette auftragen. Die Kette bleibt „geschmeidig“ und sauber. Nachteil: Öl tropft immer mal wieder, die Felge ist eingesaut und man muss diese Arbeit öfters verrichten als bei Verwendung eines Kettensprays. Aber immerhin funktioniert es…

Kettendurchhang prüfen

Kettendurchhang prüfen

Kettendurchhang prüfen: einfach mal von unten mit dem Schraubenzieher dagegen drücken

Die zweite notwendige Arbeit an einer Motorradkette ist die Prüfung des Kettendurchhangs. Da eine Motorradkette immer wieder „auf Zug“ belastet wird, je nach Motorrad durch ganz enorme Kräfte, wird sie mit der Zeit immer länger. Das ist halt so. Auch wenn eine Kette heutzutage eigentlich nicht mehr einfach abreißt, kommt es bei einer zu „labberigen“ Motorradkette an der Maschine zu unschönen Reaktionen beim Gasgeben (es wird „ruckig“ beim aufziehen des Gases). Um dies zu vermeiden sollte man den Durchhang der Motorradkette immer mal wieder prüfen. Dies ist auch kein Hexenwerk.

Die Maschine sollte zunächst einmal einigermaßen gut stehen, am besten auf dem Hauptständer. Der Kettendurchhng / die Kettenspannung wird in aller Regel in belastetem Zustand gemessen. Daher wird das Motorrad belastet. Dies bedeutet, dass Fahrer (und gegebenenfalls auch Sozius) auf das Motorrad aufsteigen sollten. Dann sucht man sich die Stelle, die auf dem unteren Strang der Kette genau zwischen Ritzel und Kettenrad liegt (also zwischen Motor und Hinterrad) und drückt von unten mit dem Schraubenzieher dagegen. Motorradkette, Kettenspiel prüfenHier sollte sich die Kette um nicht mehr als zwei Zentimeter (ein Daumenbreit) nach oben bewegen lassen. Sollte sich die Kette erheblich weiter nach oben drücken lassen, sollte sie unbedingt nachgespannt werden (siehe hier).

Tipp:

Das Hinterrad übrigens ruhig mal ein wenig weiter drehen, dann die „Messung“ wiederholen. Unterscheiden sich die Ergebnisse gravierend, ist die Kette ungleichmäßig gelängt. Dann wäre ein Austausch bei Gelegenheit auch mal angebracht.