Das Motorrad (für den Winter) einmotten

Allgemeines

Nachdem meine Frau eine alte Suzuki GSX600F erwarb, welche nach eineinhalb-jähriger Standzeit ganz massive technische Probleme aufweist, ist es doch eigentlich keine schlechte Idee, dem ordentlichen Einmotten eines Motorrads auch eine eigene Beschreibung zu widmen.

In diversen Ratgebern kann man immer wieder nachlesen, dass ein Motorrad für eine längere Standzeit im Winter eine entsprechende Vorbereitung benötigt, da ansonsten gewisse Probleme beim „Wiedererwecken“ auftreten können. Nun finden sich dazu immer wieder mehr oder weniger sinnvolle Arbeitsanleitungen dazu, welche sich in aller Regel nach Art und Umfang ganz erheblich unterscheiden.

Es stellt sich also die Frage, welche der vorgeschlagenen Arbeiten zu Beginn der Winterpause notwendig sind und welche sich eher einsparen lassen.

Zunächst sollte man sich daher fragen, wie lange die Maschine abgestellt werden soll, welche Form der Abstellplatz hat und wie alt das Motorrad ist, welches eingelagert werden soll. Ganz allgemein lässt sich feststellen, dass ältere Motorräder und längere Standzeiten mehr Aufwand brauchen und für ein Abstellen im Freien noch einige kleinere Besonderheiten zu beachten sind.

Die Minimalarbeiten

Reinigung

Egal, wie lange, wo und auf welche Art ein Fahrzeug abgestellt werden soll, ist eine Arbeit immer zu erledigen. Hierbei handelt es sich um eine richtige Reinigung des Motorrads. Ideal wäre hierfür die klassische Wäsche mit einem Schwamm, das abstrahlen mit einem Hochdruckreiniger sollte eher nur als zweitbeste Lösung zu betrachten sein. Das hat gleich zwei Gründe:

Zum einen sorgt die Reinigung von Hand zunächst einmal dafür, dass praktisch alle Teile des Motorrads mal wirklich begutachtet und angefasst werden, irgendwelche Schäden oder Problemstellen können so ganz gut ausgemacht werden.

Der zweite Vorteil der Handreinigung ist eigentlich ein Problem der Reinigung per Dampfstrahler. Durch den hohen Druck kann es durchaus dazu kommen, dass die benutzte Wasser-Seifen-Mischung in Lager, unter Dichtungen sowie in alle möglichen Stellen gedrückt wird. Und genau das sollte vermieden werden, gerade bei einer längeren Standzeit.

Nach der durchgeführten (Hand-)Reinigung ist es angeraten, die Metalloberflächen des Motorrads mit ein wenig pflegendem Öl abzureiben. Dies beugt einem Rostbefall vor und hält die Oberflächen frisch. Hier reicht übrigens schon ein wenig Nähmaschinenöl oder ähnliches, irgendwelche teuren Pflegeprodukte sind gar nicht nötig.

Zuletzt sollte man sich noch Roststellen anschauen, sind welche zu finden, einfach den Rost kurz abschleifen und mit einem Lackstift oder Grundierung behandeln. Somit kann sich solch ein Problem über eine längere Standzeit nicht vergrößern.

Kette

Vor dem längerfristigen Abstellen der Maschine sollte man sich weiterhin die Zeit für eine umfassende Kettenpflege nehmen. Die Motorradkette sollte einmal komplett gereinigt werden, einfach mit Kettenreiniger und Spülbürste und einem Lappen. Anschließend sollte die Motorradkette nachgespannt und zu guter Letzt neu eingefettet werden. Hierbei ruhig großzügig sein. Zum einfetten kann man (entgegen anderslautenden Meinungen) ruhig auch ein wenig Altöl oder ähnliches nehmen, es soll schlichtweg nur die Kette gegen Rostbefall schützen und sie über die Standzeit leichtgängig halten.

Batterie

Was auf jeden Fall noch anzuraten wäre: Gedanken machen über Art und Zustand der Batterie. Ganz konkret: Ein modernes, mit einer Gelbatterie ausgestattetes Motorrad ohne einen Verbraucher (z.B. elektronische Wegfahrsperre), kann durchaus mal fünf Monate ohne Batterieladung in der Garage stehen und springt im März dann ohne Weiteres wieder an. Steht das Motorrad draußen, vielleicht noch mit einer klassischen Fahrzeugstarterbatterie ausgestattet, sind doch ein wenig aufwendigere Arbeiten notwendig.

Eine Standartbatterie sollte bei einer Standzeit von drei Monaten oder mehr auf jeden Fall ausgebaut und gewartet werden. Zunächst also die Batterie ausbauen, dabei dann gleich noch die Kontakte an Fahrzeug und Batterie mit Polfett einfetten, falls sich dort ein „Pilzbefall“ gebildet haben sollte, diesen natürlich vorher wegputzen. Danach den Flüssigkeitsstand der Motorradbatterie prüfen, bei Bedarf gleich noch ein wenig destilliertes Wasser nachfüllen bis zur Markierung. Anschließend die Batterie an ein Ladegerät hängen und voll aufladen. Diesen Vorgang sollte man dann ungefähr alle vier Wochen wiederholen. Eine vollständige Entladung der Batterie würde einen Schaden verursachen.

Reifen

Einen Gedanken an die Motorradreifen zu verschwenden ist auch nicht verkehrt. Während man immer wieder lesen kann, dass die Reifen bei der Winterpause absolut entlastet sein sollten, halte ich dies für übertrieben. Was auf jeden Fall durchgeführt werden sollte, ist eine ordentliche Sichtkontrolle des Reifens sowie das Auffüllen des Luftdrucks bis zum Maximum. Einfach mal ordentlich den Reifen überprüfen, sollte er (vor allem was das Profil angeht) während der Winterpause noch ausgetauscht werden? Wenn ja, bietet sich in den kalten Monaten ja ausreichend Gelegenheiten.

Tank

Hier scheiden sich die Geister. Soll ich das Motorrad volltanken vor dem Einmotten? Ganz klar JEIN. Zunächst ganz allgemein: Sprit wird durch langes Lagern nicht besser. Der einzige Grund, die Maschine vollzutanken vor dem Einmotten wäre, um einen Rostbefall der Tankinnenseite zu vermeiden. Besitze ich nun einen Kunststofftank (wie an meiner BMW) ist das also komplett wurscht. Bei einem Stahltank würde ich das volltanken anraten. Steht die Maschine nun nicht gerade zwei Jahre am Stück, kann man den Sprit noch ohne weiteres verwenden und hat für die erste Ausfahrt der Saison gleich nen vollen Tank.

Inzwischen gibt es aber hier eine kleine Neuigkeit. Den E10-Sprit. Dieser enthält einen höheren Anteil an Alkohol (Ethanol). Ethanol kann auf jeden Fall Wasser aufnehmen. Ich weiß jetzt jedoch nicht, ob das dann ab einem Bestimmten Punkt dazu führen kann, dass sich der Sprit im Tank aufteilt in Benzin auf der einen Seite und eine Ethanol-Wasser-Mischung auf der anderen Seite (sinnigerweise ist das dann eh unten).

Optionale oder unnütze Arbeiten

Vergaser

Immer wieder hört man davon, zur Stilllegung eines Motorrads ist das entleeren des Vergasers notwendig. Ich selbst bin da ja ein gebranntes Kind, im Vergaser von Schatzis GSX600F war nach eineinhalb-jähriger Standzeit ein grüner Schmodder. Das entleeren des Vergasers hätte da Abhilfe geschaffen.

Wer die Maschine nur über drei oder vier Monate in der Garage stehen hat, der mag auf so eine Arbeit verzichten können. Bei einer längeren Standzeit würde ich jedoch durchaus empfehlen, mit einem langen Schraubenzieher die Vergaser einigermaßen leer laufen zu lassen.

Öl

In allen möglichen Ratgebern liest man ja immer wieder, vor dem Einmotten solle noch ein Ölwechsel durchgeführt werden. Dem kann ich so nicht zustimmen. Moderne Motorenöle sind mit allen möglichen und unmöglichen Additiven „aufgerüstet“, die verhindern, dass sich aggressive Stoffkonstellationen im Motorenöl bilden. Auch Irgendwelche Verbrennungsrückstände, welche sich im Öl befinden, sollten für moderne Motoren kein Problem darstellen. Und, was auch nicht vergessen werden sollte: Auch Öl wird mit der Zeit nicht besser, wozu also noch Öl wechseln am Motorrad, wenn die Maschine dann sowieso nur in der Garage steht und das schwarze Gold nicht besser wird.

Der einzige Grund, einen Ölwechsel vor dem Einmotten durchzuführen wäre, dass die Maschine sowieso mal wieder einen nötig hätte und ich so direkt im Frühjahr wieder losfahren könnte, ohne mich um Wartung zu kümmern.

Frostschutz

Bei Motorrädern mit wassergekühlten Motoren sollte auch noch kurz über das Thema Frostschutzmittel nachgedacht werden. Steht das Motorrad in einer Garage, bei der es mit Sicherheit nicht kälter als -3° C wird, mag man ja auf so etwas verzichten können, alle anderen sollten sich jedoch noch überlegen, ein paar Schlucke Frostschutzmittel in den Kühlwasserkreislauf einzubringen.

Züge einölen

Früher konnte man das öfters lesen, heute denken viele ein wenig differenzierter über diesen Schritt nach. Brems-, Kupplungs- und Gaszüge einölen. Die Idee ist ganz einfach. Einfach ein wenig dünnflüssiges Öl / Spray IN den Zug, dann backt über den Winter nichts fest. Jedoch sind inzwischen immer mehr Fahrzeuge mit Teflon-beschichteten Zügen ausgestattet. Da wäre das absolut kontraproduktiv, diese Züge würden schlichtweg verderben. Deshalb vorher überlegen und bei Bedarf beim Händler des Vertrauens nachfragen.

Öl in den Zylinder

Früher wurde immer mal wieder empfohlen, vor dem Einmotten ein paar Tropfen Motorenöl durch das Zündkerzenloch in den Zylinder des Motors zu träufeln, sollte dort Korrosion verhindern. Kurz zusammengefasst: Unnötig. Nicht nur zum Überwintern, auch für längere Standzeiten. gibt’s heutzutage nicht mehr. Abgesehen davon: Bei den meisten Maschinen ist heutzutage bereits ein Ausbau der Zündkerzen ein größerer Eingriff. Also weglassen.

Das Abstellen des Motorrads

Letzter Schritt: eine geeignete Abstellfläche finden. Wer eine Garage hat, ist hier gut bedient. Einfach ein Tuch drüber (Leintuch oder eine Stoff-Überzug) und gut ist. Wer die Maschine draußen stehen hat, sollte wenigstens überlegen, ein wenig Plane drüber zu legen, aber nicht die gesamte Maschine damit einwickeln. Es bildet sich fast immer Kondenswasser unter so einer Motorrad-Abdeckplane, welches unweigerlich zu Rost führen würde. Deshalb eher nur eine Plane drüber um das gröbste abzuhalten und ansonsten zusehen, dass die Maschine durch den Wind entsprechend getrocknet wird.