Helmvisier beschlägt – was tun?

Eigentlich kennt jeder Motorradfahrer und meist auch jeder Mitfahrer das Problem, dass zu allen möglichen und unmöglichen Zeiten das Visier des Motorradhelms von innen beschlägt. Zu manchen Zeiten mag das vor allem lästig sein, bei manchen Situationen ist es jedoch geradezu gefährlich, wenn die Sicht des Motorradfahrers eingeschränkt ist.

Der theoretische Teil: warum beschlägt ein Helmvisier?

Zunächst einmal ein klein wenig Physik für Motorradfahrer.

Die Grundlage ist eigentlich recht einfach. Jeder kennt ja das Phänomen, dass das Beschlagen des Helmvisiers zunimmt bei abnehmenden Temperaturen sowie zunehmender Luftfeuchtigkeit, als am stärksten ist, wenn man seine Maschine durch einen kalten Regentag steuert.

Dies liegt daran, dass warme Luft wesentlich mehr Feuchtigkeit aufnehmen und halten kann, als kalte Luft. Atmet man nun warme Luft aus, ist sie durch die dem Körper innewohnende Feuchtigkeit mit Wasser angereichert. Die warme, wasserhaltige Luft strömt nun aus dem Mund. Sie trifft auf das erste im Weg stehende Objekt (das Helmvisier direkt vor dem Gesicht) und kühlt sich dabei ab. Da aber die nun kühlere Luft nicht mehr so viel Wasser „halten“ kann, schlägt sich das überschüssige, nicht mehr haltbare Wasser aus der ausgeatmeten Luft am erstbesten Objekt ab. Dies ist das Helmvisier, das ja auch für das Abkühlen des Helmes gesorgt hat. Das Visier beschlägt also.

Was kann man gegen beschlagene Visiere tun?

Nun kann man dieses Problem gleich auf verschiedene Arten angehen. Manche sind aufwendiger, einige kosten Geld, manche funktionieren und die eine oder andere Art, das Visier seines Motorradhelms frei zu halten basiert lediglich auf Aberglauben oder so. Auch die „Funktionsdauer, d.h. Wie lange bleibt das Visier beschlagfrei, ist höchst unterschiedlich. Sammeln wir mal:

Für Belüftung im Helm sorgen

Hört sich eigentlich recht einfach an. Wenn im Helm immer ein wenig die Luft zirkuliert, beschlägt das Visier nicht. Je nach Art und Preisklasse eines Motorradhelms ist hier eine mehr oder wenige effektive Art der Belüftung verbaut. Stellt man die Regler bei kaltem Wetter auf „offen“, strömt Luft durch den Helm und verhindert oder zumindest entschärft diese das Problem des Beschlagens des Helmvisiers.

Manchmal stößt hier auch die beste Belüftung an ihre Grenzen, da hilft nur, das Helmvisier einfach einen Fingerbreit offen zu lassen. Wer jetzt sagt „alter Hut, weiß doch jeder“, der irrt. Diesen Tipp habe ich auch schon Leuten gegeben, die jahrelang Motorrad fuhren und ganz begeistert diesen Hinweis ausprobierten.

Hausmittelchen

Es gibt mehrere Arten von mehr oder weniger improvisierten Möglichkeiten, ein Beschlagen eines Helmvisiers zu verhindern. Was meiner Meinung nach eher nicht hilft, ist es, die Innenseite des Helmvisiers mit Spucke abzureiben. Ich habe diesen Rat schon das eine oder andere Mal gehört, finde ihn aber erstens ein wenig eklig und zweitens eher unnütz. Eher zur Improvisation vor Ort mit unklarem Ergebnis geeignet.

Ein anderer Tipp besteht darin, Innenseite des Helmvisiers mit Spülmittel, respektive Seife auszureiben. Dies soll dazu führen, dass das Wasser an der Innenseite des Motorradhelms keine Oberflächenspannung aufbauen kann. Ob das wirklich so ist, kann ich natürlich nicht beurteilen, da sollte man vielleicht mal einen Physiklehrer befragen, aber ich kann durchaus bestätigen, dass der Trick als solches durchaus eine Weile lang gut klappt. Man kann durchaus mal zwei Stunden am Stück mit der vorher von innen eingeriebenen Visier fahren, ohne dass man die Sicht aus dem Helm merklich einbüßen muss durch Beschlagen. Soweit klappt es also. Jedoch sollte man nicht allzu viel erwarten, die Situation ist verbessert, jedoch nicht optimal und die Wirkung nicht anhaltend. Man muss die Behandlung mit Spülmittel immer mal wieder durchführen.

Spezialmittel: das Antibeschlagspray

Diese Methode ist ein wenig professioneller. Hierbei wird mittels chemischer Keule das Visier auf der Innenseite „imprägniert“, so dass das Wasser, wenn es sich absetzt gleich abperlt und so für freie Sicht sorgt.

Die Mittelchen wurden ursprünglich für Glasscheiben entwickelt. Hier, auf der Windschutzscheibe eines Pkw, funktionieren sie auch richtig gut. Bei Kunststoffvisieren von Motorradhelmen ist ihre Funktion ein wenig eingeschränkt, eine Funktion besteht zwar noch, aber ist nicht mehr so stark und lang anhaltend.

Andererseits ist das Mittelchen als solches recht günstig und so ein Fläschchen hält wirklich lange (etwa einen Winter hielt es bei mir vor), so dass jeder durchaus mal ausprobieren kann, ob das was ist.

Antibeschlag-Helmvisiere (Pinlock)

Hierbei handelt es sich um Helmvisiere, die schon von Haus aus mit einer bestimmten Oberflächenveredelung ausgestattet sind, sogenannte Pinlock-Visiere. Diese Visiere sind eigentlich nicht schlecht, das Beschlagen ist hier durchaus verringert, wenn auch niemals ganz abgestellt.

Mein persönlicher Eindruck von den Dingern ist auch, dass sie immer schlechter funktionieren, je schmutziger sie sind. Mag sein, dass ich mich hier irre, ich lasse mich hier gerne eines Besseren belehren.

In Anbetracht der Tatsache, dass der Aufpreis für ein solches Antibeschlag-Helmvisier nicht besonders hoch ist, kann ich auch jedem nur raten, so ein Teil mal zu probieren.

Atemabweiser

Eine weitere, viel propagierte Möglichkeit das Beschlagen des Helmvisiers zu verhindern, soll in sogenannten Atemabweisern liegen. Diese sollen helfen, die warme, feuchte Atemluft vom Visier des Motorradhelms abzuhalten.

Das Problem dabei ist, dass der Atemabweiser, wenn er wirklich funktionieren soll, eigentlich so eng wie eine Sauerstoffmaske anliegt. Da dies schon alleine aus praktischen Gründen schlecht funktionieren kann, bleibt ein Atemabweiser wohl eher auf eine Art „Hilfsfunktion“ reduziert und ist meines Erachtens eher eine unvollkommene Lösung.